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Für viele Frauen ist von Anfang an alles klar und sie haben keine Probleme mit ihrem Schwangerschaftsabbruch. Sie sind selten veranlasst, uns zu schreiben. Die Berichte, die uns erreichen, kommen meist von Frauen mit gemischten Gefühlen. Sie zeigen: jede Frau befindet sich in einer andern Situation, jede empfindet anders. Einige bleiben traurig, andere fühlen vor allem Erleichterung. – Für keine ist ein Schwangerschaftsabbruch ein erfreuliches Erlebnis, er braucht aber kein Drama zu sein, es kann jeder von uns passieren. Die meisten Frauen finden ihren Entscheid auch im Nachhinein richtig, obwohl er oft schmerzlich war. Wichtig ist:
Helene
Anfang diesen Jahres habe ich gemerkt, dass mit meinem Körper etwas
nicht stimmte. Ich bin 21 und Studentin. Zu dem Zeitpunkt war ich im
Prüfungsstress und wartete auf meine Periode. Zuerst dachte ich noch
”Okay, mit dem Stress verzögert sich das alles ein bisschen”. Doch die
Prüfungen gingen vorbei und meine SS-Symptome wurden stärker. Ich war
mir schon sehr sicher, dass ich schwanger sein müsse, doch trotzdem war
das positive Testergebnis ein schwerer Schlag für mich. Ich ging sofort
zum Arzt, der mir noch einmal bestätigte… etwa 6. Woche. Ab diesem
Zeitpunkt ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Ich war von Hyperemesis
Gravidarum betroffen, einer schlimmen Form von Schwangerschaftsübelkeit.
Ich musste mich nur noch übergeben, konnte gar nichts mehr essen und 2
Wochen lang konnte ich nicht einmal Wasser trinken, ohne brechen zu
müssen. Ich verlor einiges an Gewicht. Ich war sowieso komplett
überfordert und dann auch noch das.
Ich schleppte mich zu meinen Terminen, um die Abtreibung bewilligt zu
bekommen und die 2 Wochen zogen sich unendlich in die Länge. Ich litt
Höllenqualen. Auf der einen Seite ging es mir körperlich schlecht und
ich konnte mir keine Schwangerschaft vorstellen, auf der anderen Seite
schien mir alles so unwirklich. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass ich
plötzlich in dieser Situation war.
Mein Freund war auch sehr überfordert und distanzierte sich eher von
mir. Obwohl ich definitiv kein Kind wollte – es wäre finanziell
schwierig geworden, ich wohne weit von meiner Familie entfernt, war kurz
davor an einer Essstörung erkrankt… trotz dieser Gründe tut es mir
unendlich leid und ich denke ständig ”was wäre wenn”.
Aber ich weiß, dass es eine gute Entscheidung war. Ich musste mich für
mich und meine Gesundheit, meine Zukunft entscheiden.
Den Abbruch habe ich unter Vollnarkose machen lassen und danach ging es
mir fast schlagartig besser.
Rebecca
Ich habe letzten Sommer einen Abbruch vornehmen lassen.
Naja..ich bin nun mal noch sehr jung..mein Freund(18) und ich(18) waren
damals seit einem 3/4 Jahr zusammen..(und sind es noch bis heute)….
Sommer 2015: Nun..ich hatte meine Tage noch nie regelmäßig..weshalb es
mich auch nicht wunderte, dass sie einige Tage überfällig waren. Ich
klagte nun auch seit ca. 3 Tagen über Bauchschmerzen, als meine Mutter
mir riet ich solle doch mal zum Arzt gehen.
Meine Ärztin war ratlos, da die Symptome zu keiner ihr bekannten
Krankheit passten, machte sie einen Ultraschall..und was sie mir dann
sagte riss mir den Boden unter den Füßen weg! “Herzlichen Glückwunsch!
Sie sind schwanger!”
Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen und brach in Tränen aus. Sie
wollte mir Mut machen: sprach mir gut zu und fragte mich über meinen
Beziehungsstatus aus.
Meine Antwort kennt ihr ja..ich war damals glücklich verliebt..naja sie
sagte, wir werden das schon schaffen, stellte mir die Überweisung zum
Gynäkologen aus und wünschte mir viel Glück. […] Naja..das Ergebnis
war: 11. SSW…
[…] Als ich dann abends im Bett drüber nachgrübelte, was denn nun der
“am wenigsten gefährliche Weg” sei, es meinem Freund und unseren Eltern
zu sagen, fand ich einfach keine Lösung…die nächsten Tage gingen auch
nicht weniger langsam vorbei..schlaflose Nächte und tagsüber am
einschlafen..
Nun kam der Donnerstag..Es war Nachmittag als wir uns trafen, den ganzen
Tag hatte ich überlegt, wann und wie ich es ihm sage..naja..das war echt
das schwierigste Gespräch der Welt..[…]..er war geschockt! 5 Minuten
kam erst mal kein Mucks von ihm..wir gingen weiter neben einander
her..bis er mir ins Ohr flüsterte: “Egal was passiert, ich stehe zu dir
und lasse dich nicht allein! Denn ich liebe dich!”
[…] Bei seinen Eltern setzten wir uns an einen Tisch. Ohne lang drum
herum zu reden sagte ich: ” Ich bin schwanger!” Wir sahen in geschockte
und maßlos enttäuschte Augen. Dann ging es los..Die Vorwürfe prasselten
nur so auf uns hernieder.. wir bekam ganz klar nur eine Meinung zu
hören: ABTREIBUNG!
Sein Vater bekam den Wutausbruch des Jahrtausends! Er schrie auf ihn
ein, wie blöd er doch sei, er verbaue sich seine ganze Zukunft. Ein
uneheliches Kind! Pfui! Dieses Kind sei eine Schande und wenn ich es zur
Welt bringen würde, würde er seinen Sohn vor die Tür setzen!
Ich war entsetzt..wieder zuhause wartete ich auch einen Anruf von ihm..
Als meine Mutter wenig später nach hause kam, beichtete ich ihr mein
unglückliches Problem. Sie reagierte sehr verständnisvoll..kam jedoch zu
demselben Entschluss wie seine Eltern: Dieses Kind dürfe nicht zur Welt
kommen. Fast die ganze Nacht telefonierte ich mit ihm…und je mehr wir
drüber redeten, desto weniger fanden wir Gegenargumente..
Wir waren uns immer noch nicht sicher, was wir von der Sache halten
sollten..eigentlich waren wir beide von der Idee “Baby” sehr
fasziniert..
Bei dem Gespräch bei profamilia kamen dann die harten Fakten auf den
Tisch und allmählich verblasste diese Faszination..[…]
Wir bekamen schließlich auch das OK der Krankenkasse und nun stand dem
Abbruch nichts mehr im Weg. […] Es sollte gleich den Freitag darauf
passieren..[…] Ich wachte im Aufwachraum wieder auf […] Dann kam die
Schwester und ich bekam endlich was gegen die Schmerzen. Das erste was
ich raus brachte war: “Das war falsch..” […]
Das ist am 03.07.2016 dann 1 Jahr her..Dieses Ereignis wird mich auf
ewig begleiten. Ich bereue diese Entscheidung und ich wünsche keinem
diesen Druck bei der Entscheidung. Dennoch denke ich die Entscheidung
war richtig, denn jetzt ein Kind haben..ohne Geld zu verdienen und ohne
einen Abschluss..das wäre echt schwierig geworden.
Ich bin sehr dankbar darüber, dass mein Freund diese schwere Zeit mit
mir durchgestanden hat..es war und ist auch für ihn nicht leicht. Wir
sprechen nicht so oft darüber..dann schreibe ich Briefe an das Baby im
Himmel..ich stelle mir immer vor, es schaut auf uns herab..wenn wir
abends in die Sterne sehen..gibt es immer einen ganz hellen Stern..das
ist “unser” Stern.
zum ungekürzten Text von Rebecca
Mira
Ich bin 31Jahre alt, lebe in einer stabilen Beziehung mit meinem 5 Jahre
jüngerem Freund und wir kommen aus Österreich. Wir verhüteten in den
letzten 13 Monaten erfolgreich mit der Symptothermalen Methode. Durch einen
Anwendungsfehler im letzten Zyklus kam es zu einer ungewollten
Schwangerschaft. Für uns beide war dies ein Schock. Wir möchten gerne
gemeinsame Kinder, jedoch nicht jetzt und generell sind Kinder momentan
nicht oberste Priorität. Im Herbst planen wir einen Umzug in eine neue
Stadt und für uns beide beginnt ein neues Leben mit Ausbildungen und
neuen Arbeitsplätzen. Wir stehen also vor einem Neuanfang – ein Kind
hätte unsere Pläne nicht einfacher gemacht. In den ersten Tagen mit
Gewissheit über die bestehende Schwangerschaft haben wir über einen
Abbruch gar nicht geredet, ja nicht einmal darüber nachgedacht. Erst
langsam zogen wir diese Möglichkeit in Betracht und mussten uns ziemlich
schnell eingestehen, dass ein Abbruch eine echte Alternative darstellt.
Die Entscheidungsfindung war dennoch alles andere als leicht. Wir haben
viel miteinander geredet und abgewogen, doch irgendwie kamen wir immer
zum Entschluss, dass es momentan einfach ein ungeeigneter Zeitpunkt für
uns ist.
[…] Der Eingriff war unter Vollnarkose und ich habe überhaupt nichts
gespürt oder sonst irgendwie mitbekommen. Nach ein paar Stunden konnte
ich nach Hause.[…]
Am Tag danach ging es mir hervorragend. Mir war
erstmals seit Wochen nicht mehr übel, ich konnte alles Essen und fühlte mich fit.
Die Tage darauf bekam ich jedoch einen psychischen Einbruch. Ich war
sehr traurig, weinte viel und ich hatte Schmerzen. Außerdem begann die
Nachblutung und ich fühlte mich angeschlagen. Natürlich sind diese
Erlebnisse nicht schön, jedoch glaube ich, dass Trauer in diesem Fall
sehr gesund ist und einen Verarbeitungsprozess in Gang bringt. […]
Der Abbruch ist jetzt noch sehr zeitnah und
bestimmt werden sich meine Empfindungen dazu wieder verändern. Ich
vermute jedoch, dass ich mit der Zeit fest zu meinem/unserem Entschluss
stehen kann und vielleicht irgendwann eine glückliche Mama werde.
zum ungekürzten Bericht von Mira
Carla
Ich hoffe, dass ich mit meiner Geschichte anderen
Frauen Mut mache. Denn ich glaube, es erfordert viel Mut und Kraft,
diese Entscheidung zu treffen.
Wo fange ich nur an? Ich bin jetzt 33 Jahre alt
und zum 2. Mal schwanger. Und zum 2. Mal entscheide ich mich für einen
Abbruch.
Bei der ersten Schwangerschaft war ich 30 Jahre
alt. Der Klassiker eben, eine Affaire und das Kondom hat versagt. Damals
war ich sehr geschockt, weil mir bis dato nicht wirklich bewusst war,
das mein Körper in der Lage ist zu empfangen. Klar wusste ich das vom
Kopf her, aber mit dieser Schwangerschaft wurde es real. Und für mich
war das nochmal etwas ganz anderes.
Zu diesem Zeitpunkt war ich mitten in einem
Studium, neben meinem normalen Beruf. Dazu kam noch ein grösserer
Altersunterschied. Er war gerade mal Anfang 20. Für mich war absolut
klar, dass ich dieses Kind nicht austragen will. Er weiss bis heute nichts
von dem Abbruch, denn es war eine Entscheidung, die ich nur für mich
getroffen habe.
Zum Glück konnte ich es damals noch medikamentös
lösen.
Morgen werde ich den 2. Schwangerschaftsabbruch
vornehmen lassen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Entscheidung
nochmal treffen werde und auch irgendwie muss.
Den Mann, von dem ich jetzt schwanger bin, kenne ich
seit gut einem halben Jahr und wir mögen uns. Aber lieben wir uns auch?
Als ich mitbekommen habe, dass ich wieder in anderen Umständen bin, hatte
ich mir vorgenommen, dass ich es durchziehe.
Und ich habe auch viel Glück, denn der Vater
dieses Kindes hätte voll hinter mir gestanden und würde es auch immer
noch tun. Er hat mir die Wahl überlassen und keinen Druck auf mich
ausgeübt.
Aber wenn ich allein war, kamen immer wieder diese
Zweifel auf. Will ich das wirklich? Jetzt, wo ich endlich mal wieder was
von meinem Leben habe, da mein Studium fast vorbei ist.
Wie wird sich mein Leben verändern? Für mich hätte
das bedeutet, aus der Stadt ziehen zu müssen, die ich liebe.
Sind wir bereit, uns in eine Beziehung zu zwingen,
die wir vielleicht gar nicht wollen?
Und irgendwann kam ein Abend, nachdem die
Nachricht mal verdaut war, wo wir beide ein ganz ehrliches Gespräch
hatten. Wir waren unbeeinflusst von aussen, niemand, der uns rein redete.
Das Resultat ergab, dass wir beide nicht bereit sind für diese
Verantwortung und auch beide gern den klassischen Weg gehen wollen: Erst
die Beziehung und dann das Kind und nicht anders herum. Ich will das gar nicht rechtfertigen und gebe auch offen zu, dass diese Entscheidung
eine absolut egoistische ist. Der Gedanke, dass mein Leben
sich so drastisch ändert und ich am Ende eventuell alleinerziehend bin,
hat regelrecht Panik in mir ausgelöst.
Grundsätzlich gibt es keinen Grund dafür, ich habe
einen Job, ich bin bald in keiner Ausbildung mehr und trotzdem fühlt es
sich richtig an, diese Entscheidung zu treffen.
In anderen Foren habe ich oft so
Grundsatzdiskussionen gelesen, wo andere Frauen wie mich als Mörderin
beschimpfen würden. Doch KEIN ANDERER MUSS MEIN LEBEN LEBEN, das ist nun
mal EIN FAKT. Und es ist nun mal auch so, dass wir Frauen die Kinder
austragen und von daher vertrete ich durchaus den Standpunkt, dass ich
auch über meinen Körper und mein Leben entscheiden darf.
Irgendwann möchte ich gern noch ein Kind zur Welt
bringen, wenn ich den richtigen Partner dazu finde. Und es beruhigt
mich, wenn ich hier lese, dass Frauen in meiner Altersklasse nach einem
Abbruch nochmal schwanger
geworden sind.
Es kommt wie es kommen soll. Ich versuche, da sehr positiv zu denken und blicke optimistisch in meine Zukunft.
Zoé
Mein Schwangerschaftsabbruch war Anfang des Jahres.
Für mich war die Entscheidung klar, in dem Moment wo ich den positiven
Test in der Hand hielt.
Ich möchte keine Kinder.
Ich bereue den Abbruch auch nicht.
Was für mich schwierig ist, ist dass ich meine Familie verloren habe.
Ich traute mich damals meiner Schwägerin an, mit der Bitte es für sich
zu behalten und mit niemanden darüber zu sprechen.
Sie hat sich ganze drei Stunden an ihr Versprechen gehalten.
Dann hat sie meine Eltern informiert.
Diese wollten, dass ich das Kind behalte, beschimpften mich als Mörderin.
Sätze wie “Für deinen blöden Gaul tust du alles, dein Kind bringst du um,
bring den Gaul doch zum Schlachter, dann bekommst du auch etwas Geld für
ihn” sind in den Wochen vor und nach dem Abbruch gefallen.
Niemals fragten sie, warum ich kein Kind will, im Gegenteil, es zeigt sich
mal wieder, dass meine Eltern mich nicht kennen, mit interpretierten, aus
dem Zusammenhang gerissenen Aussagen versuchten sie, mich unter Druck zu
setzen, dass ich das Kind behalten solle.
Die Beziehung ist zerbrochen und ich glaube nicht, dass sie wieder
heilt.
Was ich an der Reaktion nicht verstehe, ist dass meine Mutter mir immer
gesagt hat, “dass der Körper der Frau nur der Frau gehört, dass nur sie
alleine zu bestimmen hat, ob sie ein Kind bekommt oder nicht”.
Oder habe ich diese Aussagen auch falsch interpretiert und aus dem
Zusammenhang gerissen?
Ich weiß es nicht.
Ich habe von vielen Menschen Rückhalt bekommen, viele Menschen haben
mich unterstützt, vollkommen, wertfrei und haben mich nach den
Streitigkeiten mit meiner Familie aufgefangen.
Aber Ich fühle mich einsam, entwurzelt und ungeliebt von meiner
Familie, ich hätte meinen Eltern niemals vom Abbruch erzählt.
Ich bin wütend auf meine Schwägerin, dass sie meine Eltern informiert
hat und damit unsere Beziehung zerstört hat.
Die Beziehung die seit vielen, vielen Jahren das erste mal richtig gut
war.
Ich habe meine Familie verloren, trotzdem bereue ich meinen Entschluß
nicht und würde mich auch nicht umentscheiden.
Rosalie
Ich stehe kurz davor, einen
Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Ich tu mich mit dieser
Entscheidung unglaublich schwer, auch wenn ich weiss, dass es so wohl am
Vernünftigsten sein wird. Mein Lebensgefährte und ich haben in den
letzten sieben Jahren eine wundervolle Familie, mit drei tollen Kindern
gegründet. Unser Nesthäkchen ist gerade mal 10 Monate alt und ich bin
erneut schwanger. Das Schlimme für mich ist, dass ich weder einen
Abbruch durchführen möchte, noch fühle ich mich derzeit in der Lage,
mich aufs Neue in das Abenteuer Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit
einzulassen. Vor allem so “kurz” nach dem letzten Abenteuer. Und was
noch schlimmer ist, wir hätten es natürlich gar nicht erst soweit kommen
lassen müssen.
Ich bin weder für noch gegen Schwangerschaftsabbrüche, das ist etwas so
persönliches, dass man das Urteilen bei Seite lassen sollte. Für mich
persönlich aber war eigentlich immer klar, dass es NIE in Frage kommen
würde. Sonst hätte ich schon damals mit unserem ersten Kind diesen
Schritt tun können, da vor allem ich noch recht jung war. Und nun stelle
ich mir diese Frage doch… Es kommt mir etwas unwirklich vor und wir
sind mächtig aufgewühlt.
Ich denke mir ständig: Du hast drei Kinder willkommen geheissen, und
ihnen das Leben geschenkt. Warum jetzt nicht auch? Und da kommt dann die
Vernunft und sagt mir: Weil ihr bereits drei gesunde, tolle Kinder habt.
Weil es finanziell und auch platztechnisch eng werden würde. Weil die
körperliche Anstrengung und die daraus folgende Müdigkeit vielleicht nur
sehr schwer auszuhalten werden. Und das alles könnte zu Frust, Stress,
Unzufriedenheit werden und daraus resultiert eine unharmonische,
angespannte Beziehung mit dem Partner und zu guter Letzt ein
unharmonisches Familienleben. Und der Gedanke macht mir Angst.
Und ich denke deshalb, auch wenn ich mir über so rein gar nichts sicher
sein kann, ein Abbruch ist vielleicht besser, und wir in Kauf nehmen
müssen, auf immer mit leichten Schuldgefühlen dem ungeborenem Leben
gegenüber zu leben. Danke für dieses Forum. Auch wenn es die Zweifel und
Schuldgefühle nicht nimmt, hilft es doch zu wissen, dass andere Paare
ähnliches erleben oder erlebt haben.
Lisa
Mein Schwangerschaftsabbruch ist jetzt ca.
einen Monat her. Ich hatte gedacht, dass ich nicht schwanger werden
könnte, weil meine Schilddrüsenwerte zu schlecht waren und weil ich die
fruchtbaren Tage eigentlich! immer aufgepasst hatte… naiv ein
bisschen. Aber ich weiß eigentlich schon, dass ich Kinder möchte. Aber
ich wusste auch immer – später, noch nicht jetzt. Ich bin jetzt 26 und
eigentlich alt genug um ein Kind zu bekommen. Ich habe all diese
Erfahrungsberichte hier gelesen, die mir sehr viel gegeben haben! ich
mache mir Vorwürfe, bin traurig – wahrscheinlich am allermeisten über
mich selbst, verwirrt. Ich suche – wie eine andere Frau geschrieben hat
– auch immer nach Rechtfertigungsgründen, weil ich denke, ja eigentlich
bin ich alt genug, ja mein sogenannter Freund wollte unbedingt dieses
Kind, ja mit meinem Beruf wäre das schon gegangen. Ich bin keine 16
mehr, es ist keine Affäre oder so was. Aber das, was ich jetzt – wenn
auch ein bisschen bitter und schmerzlich – lernen kann und tagtäglich
tue, ist, dass mein Wollen, meine Wünsche, meine Pläne, meine Gefühle
auch etwas wert sind und dass es genau darum geht – um mich. Und ich
auch ein bisschen das Gefühl einer Befreiung habe, weil ich das bis
jetzt nicht geschafft habe und es in meiner Lebensgeschichte bis jetzt
ein schwieriges Thema war.
Ich habe mich auch gefreut, geschwankt und vor allem ganz ganz viel
geweint und mich furchtbar unglücklich gefühlt. Wir sind seit knapp zwei
Jahren zusammen, mit vielen Höhen und Tiefen, haben beide ab Sommer
keinen Job mehr. Wir wohnen nicht zusammen. Da mein Freund einen starken
Kinderwunsch hat, habe ich gespürt, dass für ihn dieses Kind auch eine
Menge an Beziehungs- und Lebensfragen beantworten würde. Für mich hat
sich das nicht richtig angefühlt. Ich habe ganz deutlich gespürt, dass
ich mir noch Zeit wünsche. Das einzugestehen war schwer. Ich dachte
lange, das ist ein egoistischer, nichtiger Grund. Ich hätte mir
gewünscht, dass er hinter mir steht, egal wie wir uns entscheiden. Er
hat die Entscheidung dann letztlich mitgetragen, aber nur wenn ich
“verdammt gute Gründe” dafür anbringe (für ihn gab es auch viele ungute
Gründe). Ich weiß, er ist sehr traurig jetzt. Mit ihm darüber reden geht
leider nicht. Ich habe in Kauf genommen, dass er mich deswegen verlässt
und vielleicht tut er es auch noch. Nur deswegen kann ich kein Kind
kriegen.
Aber – nichtsdestotrotz – es gibt nur einen guten Grund für Kinder – man
muss sie wollen! Und so sieht es eben aus – ich wollte nicht. Ich habe
mich zum ersten Mal in meinem Leben für mich entschieden. Und das ist
gut! Das spüre ich auch sehr deutlich.
Meine Frauenärztin hat mir Vollnarkose empfohlen und das war gut und
verlief problemlos. Ich war in einem Ambulatorium und da waren eine
Menge ganz unterschiedlicher Frauen. Ich war auch an diesem Tag sehr
zerrissen. Leider gibt es in Österreich so etwas wie pro familia nicht
und man muss auch nicht zu einem Beratungsgespräch und unabhängige (also
nicht religiöse) Beratungsstellen sind rar. Ich war vorher schon bei
einer Psychotherapeutin und sie war eine große Stütze für mich. Ich habe
in der U-Bahn Schilder “ungewollt schwanger” mit Beratungsnummer gesehen
und bei einer angerufen – die sich eben als religiös entpuppt und mir
sehr schlimme SMS schrieben hat – was man alles für Schäden nach einer
Abtreibung bekommt. Das stimmt alles nicht. Nur – wenn man eben
ambivalent ist und es schwierig ist, dann ist es das hinterher auch
noch. Man hat etwas zu verarbeiten. Meine Psychotante sagte, es gibt
keine falschen Entscheidungen und keine richtigen, wir treffen eben
Entscheidungen und leben mit den Konsequenzen. Ich denke jetzt auch viel
nach – aber anders durch diese Erfahrung – was brauche ich, um schwanger
werden. Ich zweifle an mir, aber das bringt mich auch gerade weiter. Ich
hadere mit der Beziehung, aber all das kann auch eine Chance sein. Und
darum geht es jetzt auch – diese Freiheit der Entscheidung nicht nur als
gegen das Kind zu sehen – sondern eben auch für andere Dinge, die auch
wichtig sind.
Sunny
Da ich noch mit keinem reden konnte, dachte ich mir, ich werde hier mal
einiges los.
Ich erfuhr vor ca 2 Wochen von der ungewollten Schwangerschaft. Am Abend
haben mein Mann und ich geredet und uns dagegen entschieden. Ich bin
erst 25, mit 2 Kindern (3 u. 1), er 35 und arbeitslos.
2 Wochen lang musste ich auf diesen Termin am Dienstag warten. Ich wurde
untersucht und mir wurde gesagt, dass ich in der 8. Woche sei. Ich
sollte am Ultraschallgerät nix sehen (ich glaube, das war auch gut so).
Ich bekam dort eine Tablette und sollte 2 Tage später 4 Tabletten
vaginal einführen. Ca 1.5 Std danach bekam ich Blutungen mit Klumpen. 3
Std nach der Einnahme sah ich den winzigen Embryo auf der Binde. Ich
habe um Entschuldigung gebeten. Ich mache mir Vorwürfe. Es sind jetzt 10
Std vergangen und ich weine immer noch. Dieser Tag wird unvergesslich
sein.
Aber was sollte ich machen? wir haben 2 gesunde Söhne. Unsere Ehe ist
eher nicht stabil. Wir haben oft Streit.
Ich hoffe, ich werde es irgendwie verarbeiten. Mein Mann war zuhause,
aber eine große Hilfe nicht. Nicht einmal in den Arm hat er mich
genommen.
Ich hoffe es war richtig, was ich tat.
Lilly
ich bin 36 Jahre alt und habe zwei ganz süsse Knöpfe. Seit gut einem Jahr
bin ich in einer Beziehung, die sich mittlerweile zu einem Alptraum
entwickelt hat. Am 29.3.2016 habe ich einen Test gemacht und ich habe es schon
geahnt, dass ich schwanger bin… nach einigem Überlegen hab ich es meinem
Freund gesagt, im ersten Moment haben wir uns sehr gefreut darüber… doch
nach ein paar Stunden kam die erste Ernüchterung. Er hatte abends etwas
getrunken.. und es eskalierte, wie aus dem Nichts schlug er mich, ich hab
die Welt nicht mehr verstanden.. am nächsten Tag weinte er und
entschuldigte sich, also verzieh ich ihm, da er zu dieser Zeit auch ganz
schlimme Probleme hatte… nach zwei Wochen eskalierte es so
dermaßen… er prügelte auf mich ein, drohte mir alles zu nehmen, mich umzubringen… ich erkannte ihn nicht mehr wieder.
Am nächsten Tag dasselbe wieder. Er weinte.. ihm täte alles leid, ich wäre sein
Leben… die nächsten Wochen liess ich ihn nicht mehr ran an mich.. zog mich zurück.. und habe mich nun schweren
Herzens dazu
entschlossen, das Kind doch nicht zu bekommen… übermorgen ist nun der
Termin für den Abbruch.. ich bin nur noch am Weinen, nur, ich weiß selbst:
wenn ich das Kind bekommen würde, er würde mir das Leben zur Hölle
machen, das möchte ich mir, meinen kindern und dem Krümel nicht antun. Mich
zerreisst es fast innerlich, nur, dieser Weg ist für mich das einzig
richtige… In der Klinik, wo ich es machen lasse, habe ich auch die Möglichkeit, meinen
Krümel beerdigen zu lassen und darüber bin ich sehr froh! Einen Ort zu wissen, wo mein
Krümel ist!
Bea
Ich stehe vor meinem 3. Schwangerschaftsabbruch und ich fühle mich
ein bisschen, als ob ich mir etwas von der Seele schreiben muss, damit
ich nicht ganz so ein schlechtes Gewissen habe.
Ich stelle mir immer vor, dass ich 2 Engel an meiner Seite habe, die
mich beschützen und nicht dafür hassen, was ich
gemacht habe. Ich habe einen Freund seit 6 Jahren mit dem es leider
nicht gut funktioniert. Wäre er ein starker Mann an meiner
Seite, würde ich vielleicht auch stark genug sein, ein Kind zu bekommen.
Bei ihm bin ich mir jedoch nicht sicher. Wir sind zwar seit 6 Jahren
“zusammen” aber es war immer eine On-Off Beziehung.
Vor 1 Monat ungefähr
waren wir wieder zusammen und jetzt bin ich schwanger. Ich nehme die
Pille, aber ich war krank und musste Antibiotika nehmen, deshalb hat sie
nicht mehr geschützt. Die anderen Male habe ich die Pille jedoch
wirklich vergessen. Ich will aber jetzt mit diesem Mann abschließen, für
immer. Ich hatte sehr viel Geduld mit ihm. Er hat viele schlechte Sachen
mit mir gemacht. Ich will ihm nicht die ganze Schuld geben, natürlich
gehören immer 2 dazu und ich hätte es nicht so weit kommen lassen
sollen, aber es ist unerklärlich schwer mit jemandem zusammen zu sein, den man
liebt, aber der einem nichts gutes tut, doch man macht trotzdem mit….
Meine 1. Schwangerschaft war mit 19. Die habe ich etwas seltsam
empfunden. Es ging mir sehr schlecht, also ging ich zum Notarzt ins
Krankenhaus. Er machte sofort einen Schwangerschaftstest und gab mir
Glückwünsche, obwohl ich nicht so davon begeistert war. Danach ging ich
zu profamilia. Ich verstand den Sinn der Beratung überhaupt nicht, weil
die Dame die mich hätte ‘beraten’ sollen, nur gefragt hat, ob ich bereit
bin für ein Kind und wieso ich abtreiben will. Das wars. Sie schickte
mich dann in eine Klinik extra für Abtreibungen spezialisiert. Diese kam
mir sehr sauber und professionell rüber. Die Krankenschwester dort war
fast in meinem Alter und konnte mich sehr gut beruhigen.
Die Abtreibung war mit Vollnarkose. Als ich den Arzt bei der
Vorbereitung auf die Infusion gefragt hab was er da macht, hat er mir
aber nicht geantwortet. Ich dachte ich würde die Narkose bekommen, dabei
war es nur Flüssigkeit. Dann musste ich selbst in den OP Raum gehen.
In meinen linken Arm wurde mir die Narkose verabreicht und im selben
Moment setzten sie mir eine Sauerstoffmaske auf.
Die junge Krankenschwester sagte zu mir, ich solle an was schönes denken,
woher ich komme und wo ich Urlaub machen würde.
Ich hatte nur kurz meine Augen geschlossen, schon war ich weg.
Bei meiner 2. Abtreibung musste ich zur selben Beratung gehen.
Danach ging ich in die Klinik Stapf in München. Wenn man das im Internet
googelt kommen lauter Hass-Seiten gegen den Arzt.
Er ist aber ganz nett, gibt zwar ab und zu komische
Kommentare aber ansonsten ist er ganz okay.
Seine Klinik ist echt schön. Die Wände und die Decke im OP-Saal und im
Aufwachraum sind total schön bemalt. Man
sieht alles mögliche: Dschungel, Heißluftballon, Sonne, Sterne,
Mond, Himmel, Tiere, wirklich wunderschön. Der Arzt selbst sieht ein
bisschen aus wie der Weihnachtsmann. Die Arzthelferinnen haben mich
gleich ins Herz geschlossen und wollten alles erfahren wieso ich
abtreiben möchte und wo mein Freund sei, der damals nicht mitkommen
wollte zum Termin.
Jedenfalls hab ich die Abtreibung dort medikamentös
gemacht. Der Arzt hatte mich davor gewarnt, aber ich wollte es
unbedingt. Das würde ich aber nicht nochmal machen. Ich bekam am 1. Tag eine Tablette, damit sich
der Muttermund erweitert. Am Tag darauf bekam ich eine weitere zum Schlucken, ungefähr eine halbe stunde später bekam
ich krampfartige Schmerzen wie bei einer Periode. Ich konnte gar
nicht mehr still sitzen, stand andauernd auf und lief im Zimmer hin
und her, in dem andere Patientinnen lagen, die grad von der
Narkose kamen. Ich lief ständig auf die Toilette und bekam heftigen
Durchfall und Bauchweh. Immer wieder kam
Blut, ziemlich viel. Am Ende noch so ein schwammförmiger Klumpen.
Ich lag dort von morgens bis abends.
Als es endlich vorbei war, kam mein freund mich nach einem heftigen
Streit am Telefon dann doch abholen, sogar der Arzt und die
Arzthelferinnen beschimpften ihn, weil er mich nicht abholen wollte,
obwohl
er in dem Moment der einzige war, der kommen konnte.
Die haben sich wirklich sehr für mich eingesetzt und ich danke ihnen
auch dafür. Leider habe ich mich nie bei Ihnen wieder gemeldet,
vielleicht weil ich mich geschämt hab.
Dies waren meine persönlichen Erfahrungen.
Silvia
Ich bin 30 Jahre alt und habe einen medikamentösen ss Abbruch hinter
mir. Nach einem positiven Test wurde mir die ss vom FA bestätigt. Mein
Freund und ich wussten, dass wir das Kind nicht behalten können, da wir
im Leben zur Zeit in einer sehr schwierigen Phase stecken. Am Tag der
Abtreibung war ich in der 6. ssw. Herztöne waren noch keine zu hören.
Was mich irgendwie beruhigt hat. Nachdem ich in der Klinik diverse
Papiere unterschreiben musste, bekam ich gleich 3 Tabletten Mifegyne.
Danach durfte ich nachhause. Nebenwirkungen hatte ich keine.
Zwei Tage später musste ich wieder in die Klinik, mein Freund begleitete
mich. Ich bekam vorsorglich Schmerzmittel und etwas gegen Übelkeit.
Danach musste ich 2 Tabletten Cytotec vaginal einführen. Dann sagte die
Arzthelferin, jetzt müssen wir einfach abwarten. Nach gut 30min ging es
dann los. Ich bekam wahnsinnige Schmerzen und musste auch erbrechen. Die
Arzthelferin gab mir weitere Medikamente gegen die Nebenwirkungen, da
die ersten nichts gebracht haben. Doch die Schmerzen wurden immer
heftiger, nicht zu vergleichen mit der Periode, obwohl ich bei dieser
auch starke Schmerzen habe. Aber hier war es anders. Die Schmerzen
hörten einfach nicht auf und dauernd musste ich erbrechen. Mein lieber
Freund hat sich rührend um mich gekümmert ich war froh, ihn bei mir zu
haben. Mittlerweile lag ich seit 3 Stunden in Wehen und es tat sich
nichts. Kein Tropfen Blut, nur Schmerzen, die nicht mehr auszuhalten
waren. Ich bekam Zäpfchen, eine Infusion, doch wirklich geholfen hat
hauch dies nicht. Nach diesen 3 Stunden sollte ich noch einmal 2 Cytotec
einführen, weil der Abort noch nicht kam. Aber ich hatte panische Angst
vor weiteren Schmerzen. Sie machten dann ein kurzes Ultraschall und
sagten mir, dass es nicht mehr viel braucht bis es kommt. Ich solle
zuerst nochmals Schmerzmittel und, sobald diese wirkten, nochmals 2
Cytotec nehmen. Nach 20min gab mir die Arzthelferin die Tabletten und
sagte, ich solle zuerst noch auf die Toilette, und dann merkte ich, wie
etwas aus mir heraus fällt. Endlich war es passiert. Die Ärztin hat das
Gewebestück untersucht und mir mitgeteilt, dass es das war. Ich musste
also keine weiteren Tabletten nehmen.
Nach gut 5 Stunden war alles vorbei und wir beide waren so erleichtert.
Ich durfte nachhause, hatte immer noch Schmerzen, die noch 8 Stunden
anhielten. Blutungen hatte ich wie bei der Mens noch 3 Tage. Bereuen tue
ich es nicht, weil ich weiss, dass es so am besten ist. Allein, einen
medikamentösen Abbruch würde ich nicht noch einmal machen wollen. Es war
für mich zu schlimm.
Ansonsten war ich froh meinen Schatz bei mir zu haben und ich wünsche
allen die sich für die Abtreibung entscheiden, viel Kraft und jemanden,
der in diesen Stunden bei Ihnen ist.
**********************
Auch ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch ist kein
“Spaziergang”. Einige Frauen können, wie Silvia, starke Schmerzen
leiden. Einige haben gar keine. Die meisten haben etwas Schmerzen, aber
nicht so heftig wie Silvia. (AMR)
Dina
Ich bin 44 Jahre alt, seit 2,5 Jahren mit jemanden zusammen, den man
Partner nennen sollte.
Vor 3 Jahren wurde ich arbeitslos, lernte den Menschen kennen, der auch
gleich bei mir einzog. Er lebt noch in Scheidung und hat 2 Kinder. Mit
einem davon stehen wir mehr in Kontakt, der andere hat alle Bezüge zu
seinem Vater abgebrochen. Im Juni diesen Jahres hatte ich das Glück,
eine gut bezahlte Arbeit zu bekommen. Allerdings erst mal mit einem
befristeten Arbeitsvertrag von einen Jahr.
Als ich Anfang letzter Woche immer noch nicht meine Periode bekam, blieb
ich noch gelassen, da es hieß, dass ich nicht schwanger werden könnte.
(Meine Einredung war, von Idioten werde ich auch nicht schwanger). Am
Dienstag fiel mir ein, dass ich einen Schwangerschaftstest, den ich vor
10 Jahren mal kaufte, immer noch aufgehoben hatte und machte den gleich.
Ich musste nicht lange warten und es erschienen 2 Striche. Ab da
zitterte ich am ganzen Körper und rief sofort bei meiner Frauenärztin
an. Ich bekam auch gleich einen Termin. Unterwegs machte ich mir einen
Kopf, wie, was, warum? Per Whatsapp schrieb ich meiner vertrauten
Schwester und schilderte ihr meine Lage. Es kam, dass sie sich freute,
aber möchte, dass es mir gut geht. Im Warteraum rief mein Partner an.
Ich wollte ihm erst mal nichts sagen, aber irgendwie fand ich es
verlogen, also sagte ich ihm, was los ist. Darauf kam ein Lachen und
dass er gespannt ist, was seine Ex Frau dazu sagt und dass, wenn es ein
Mädchen wird, sie sich schwarz ärgern würde. Mir blieb bei der Antwort
die Spucke weg.
Die Ärztin fragte mich nach dem Grund meines Kommens und ich schilderte
ihr meine Sachlage unter Tränen. Es war ein Gefühl der Selbstvorwürfe,
sogleich vermischt, dass ich ja schon mein möglichstes tue, um diese
Situation zu ändern. Sie untersuchte mich, bestätigte mir die
Schwangerschaft und gab mir den Kontakt von ProFamilia. Beim verlassen
der Praxis rief ich da auch an und bekam für Nachmittags auch gleich
einen Termin. Das Gespräch verlief mit vielen Tränen und keiner
Einsicht, dass ich es schaffen könnte. Zuhause war mein Partner gerade
mit Freunden dabei, an seinem Auto zu schaffen, es fand auch kein
Gespräch statt. Ich kenne es auch nicht anderes und überlegte mir
weitere Schritte. Positiv wie negativ. Am nächsten Morgen entschied ich
mich für den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch. […]
2 Wochen später:
Die Nachuntersuchung am 30.12. ergab, dass soweit alles entfernt ist.
Ob diese Entscheidung die richtige war… das steht in der Zukunft und
dafür ist jeder selbst verantwortlich. Es gibt genug Kinder, die eine
seelische Störung haben, weil die Eltern einfach nicht zusammenpassen.
Übrigens hat es der Spezi bald allen erzählt, was ich getan habe. Leider
fragt bis heute keiner warum… ! ? Ausgenommen, meine Schwester!
Ich finde, es müsste sich auch etwas an den befristeten Arbeitsverträgen
ändern, aber wahrscheinlich würden dann gar keine Frauen mehr
eingestellt.
Zum ungekürzten Bericht von Dina
Mareijke
Also, alles hat angefangen als ich vom Urlaub mit meinem Freund
zurück kam, ich hätte eigentlich am letzten Tag unseres Urlaubs meine
Tage bekommen müssen. Da ich aber zu dem Zeitpunkt keine Pille genommen
habe, war das immer plus 1-2 Tage unterschiedlich. Als dann meine Tage
nach 5 Tagen immer noch nicht kamen, bin ich langsam durchgedreht. Ich
hab mir das Schlimmste vorgestellt, und zwar dass ich schwanger sein
könnte. Mein Freund hat mir immer zugeredet und meinte, dass das schon
nicht so ist. Als ich jedoch nach 7 Tagen einen Schwangerschaftstest
gemacht hatte, fiel ich von allen Wolken. Ich war damals 16 und auf
einem Internat in Holland, mein Freund war 22. Ich wollte und ich konnte
kein Kind haben, ich war schon immer der Meinung, dass ich eh erst mit
30 oder später mein erstes Kind bekomme. Auf jeden Fall hatte ich
absolute Panik. In dem Zeitpunkt waren meine Eltern auch 2 Wochen
verreist, was hiess, dass mein Freund und ich ganz alleine auf uns
gestellt waren. Und zu dem Zeitpunkt hatte ich mir auch geschworen,
meinen Eltern kein Sterbenswörtchen zu sagen, weil diese mich schon
immer strengstens vor einer ungewollten Schwangerschaft gewarnt hatten.
Nach 7 Tagen nervenaufreibenden Ärztebesuchen und Bescheinigungen
abholen hatte ich dann doch endlich den Termin bei einem Arzt, der den
Schwangerschaftsabbruch durchführen wollte. Was auch nicht so einfach
war, mit 16 und ohne Bescheinigung der Eltern. Ich glaube als ich da auf
dem Operationstisch lag mit 5 Leuten um mich herum, die sich alle
bestimmt gedacht hatten “Mädel bist du bescheuert, dass du nicht
aufgepasst hast”, bin ich wirklich fast gestorben vor Angst und Scham.
Als ich jedoch am Ende dann im Aufwachraum lag, mit meinem Freund an
meiner Seite und meinen Eltern am Telefon, hätte ich nicht mehr
erleichtert sein können in meinem Leben, als diese Entscheidung
getroffen zu haben.
Antje
Ich bin 43 Jahre alt. Seit 15.08.1997 Mutter einer wunderschönen
Tochter.
2000 habe ich geheiratet. Im März 2003 wurde bei mir in einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt eine Schwangerschaft festgestellt.
Es war ein totaler Schock, weil ich keinerlei Anzeichen hatte (bei
meiner Tochter wusste ich ziemlich schnell, dass ich schwanger war). Ich bekam einen
neuen Termin in einer Woche. Ich wollte es meinem Mann erst mal nicht sagen,
weil ich zuerst selber damit klar kommen wollte. Leider bin ich eine
schlechte Lügnerin und mein Mann wusste sofort, dass etwas nicht stimmte, also
sagte ich es ihm. Er war geschockt, aber nach dem ersten Schock freute
er sich sogar, nochmal Papa zu werden. In seiner Freude sagte er es
einen Tag später seinen Eltern und meiner Mutter – und damit begann das
Drama. Ich bekam von allen Seiten Vorwürfe und Sätze zu hören wie ich
sei schon zu meiner Tochter eine schlechte Mutter usw. Es gipfelte
darin, dass meine Mutter mir sagte, wenn ich das Kind bekomme. bin ich
für sie gestorben. Ich war fix und fertig und war komplett überfordert
mit der Situation. Eine Freundin habe ich nicht, wo ich mich mal hätte
aussprechen können.
Nach einer Woche, wo ich nur geweint habe, war ich wieder beim
Frauenarzt. Ich war in der 10. Woche und man sah auf dem Monitor ein
kleines Pünktchen. Ich wusste, würde ich mich für das Baby entscheiden,
wäre ich komplett alleine gewesen. Mein Mann wollte plötzlich auch das
Baby nicht mehr. Ich denke mal er wurde von seiner Familie in die Mangel
genommen. Anders kann ich mir das nicht erklären. Und seine Familie war
von Anfang an gegen mich. Ich war nie die perfekte Schwiegertochter für
sie.
Jedenfalls musste ich zu einer Beratungsstelle und mir zeitgleich einen Termin in einer Tagesklinik machen. In der Tagesklinik bekam ich einen
Tag später einen Termin wo nochmal untersucht wurde. 3 Tage später bekam
einen Termin zum Abbruch für Montag und gleichzeitige Sterilisation (ich
wollte nie wieder vor so einer Entscheidung stehen). Die Tage bis Montag zogen sich hin wie Kaugummi und ich habe nur gegrübelt und geweint. Montag früh
musste ich nüchtern in der Praxis sein. Dort angekommen ging alles
ziemlich schnell…
Ich bin weinend eingeschlafen und weinend wieder aufgewacht in einem 6
Bett Zimmer. Nach gefühlter Ewigkeit durfte ich dann in Begleitung die Praxis wieder verlassen. Die Nachuntersuchung übernahm dann wieder meine Frauenärztin.
Seit diesem Tag ist nichts mehr so wie es war. Ich weine immer noch
öfter und komme mit den Schuldgefühlen einfach nicht klar. Ich habe
abgetrieben, weil ich nicht die Kraft hatte, mich gegen meine Mutter und
gegen meinen Mann und seine Familie durchzusetzen. Ich hatte so große
Angst, alleine mit 2 Kindern zu bleiben. Ich würde alles geben, um es
ungeschehen zu machen.
Ich muss damit leben – vergessen werde ich es nie. Ich bin noch mit
meinem Mann zusammen, nach viel Streit und Stress wollten wir es doch
noch mal versuchen. Es tut ihm im nachhinein genauso weh, dass er mich
damals so unter Druck gesetzt hat. Er war genauso komplett überfordert
wie ich. Zudem kam noch hinzu, dass er genau zu diesem Zeitpunkt seine
Arbeit verlor. Er hatte große Angst, dass wir es finanziell nicht
schaffen.
Sandrina
Ich bin 28 Jahre und lebe seit 3 Jahren mit meinem Freund zusammen ,
eigentlich sind wir sehr glücklich und möchten irgend wann, wenn die
Zeit reif ist, eine eigene Familie haben.
In den 3 Jahren erlebten wir viele Höhen und Tiefen, aber wir haben
immer wieder zueinander gefunden, weil wir aus unseren Tiefen gelernt
haben. Das einzige Problem, was wir oder was ich eigentlich habe ist,
dass seine Familie mich nicht akzeptiert. Wir haben irgend wann einen
großen Streit gehabt und seither ist der Wurm drin. Ich bin ein
absoluter Familienmensch und liebe Harmonie. Wenn es die nicht gibt,
wird eigentlich darüber gesprochen, nur mit dieser Familie, keine
Chance! Mein Freund sitzt zwischen den ganzen Stühlen (was mir furchtbar
leid tut). Irgend wann ist mir das alles zu viel geworden und ich wollte
eine räumliche Trennung, um Ruhe zu finden und einen neuen Fokus. Auch
das wurde in seiner Familie schwer kritisiert. Alles ging ganz schnell,
hatte eine Wohnung angeschaut und die war perfekt für mich. Doch ab da
wurde ALLES anders. Zu dem Zeitpunkt wohnten wir in einer
3-Zimmerwohnung, die musste weg. Die Beziehung zu seinen Eltern + Bruder
wurden schlimmer und schlimmer. Ich bewegte mich in einem Kreis, zumal
ich einfach nur meine Unabhängigkeit zeigen wollte. In seiner Familie
wurde alles ANDERS aufgenommen. Der Bruder sagte zu mir tiefst
verletzende Sachen, wo ich erneut überlegte: beendest du die Beziehung
zu deinem Freund oder nicht? Ich LIEBE meinen Freund abgöttisch, aber es
geht soviel kaputt durch seine Familie.
Jetzt haben wir beschlossen, alles auf NEU zu setzen und in der Wohnung
einen Neustart zu machen ohne seine Familie. Wir freuen uns sehr, doch
durch diesen ganzen psychischen Stress blieb meine Periode aus –
zumindest dachte ich das. Ich fühlte mich schon anders, meine Brüste
wurden groß und schwer, meine Gerüche waren intensiv, mein Hunger enorm
& das Weinen für Kleinigkeiten wurde auch für mich entdeckt. Nach 5
Tagen ein Test: POSITIV! In mir brach eine Welt zusammen & dennoch war
Freude mit dabei. Direkt angerufen beim FA, alles besprochen, auch dort
war der Test positiv (das war ein Freitag). MONTAG schon gleich ein
Termin bei pro Familia. In der Zeit bekam ich auch noch enorme
Magenkrämpfe, Blasenentzündung vom Feinsten. Dienstag erhielt ich den
Termin für die Abtreibung und Freitag war es dann soweit. In mir gingen
1000 Gefühle und Gedanken: wie wird dein Weg aussehen? Aber ich
entschied mich für einen Abbruch.
Am Tag danach: es ist so komisch, jetzt ist alles vorbei. Aber diese
Familie hätte mich damit noch mehr kaputt gemacht als sie es ohnehin
schon tut. Das wäre deren Bestätigung. Wichtig ist, viel zu reden und
sich den Grund immer vor Augen zu halten, warum wir Frauen uns zu dieser
Entscheidung entschlossen haben. Wir werden irgend wann bestimmt wieder
schwanger, später, das ist eine zweite Chance die wir verdient haben.
Olivia
Ich hatte im Juni eine Abtreibung. Ich bin seit 2 Jahren verheiratet und
wurde von ihm immer geschlagen. Als ich von der Schwangerschaft erfuhr,
war ich erst sehr unglücklich, wollte kein Kind mit ihm. Dann aber hatte
ich mich sehr auf das Kind gefreut. Als er mich mehrmals in der
Schwangerschaft geschlagen hatte und ich nicht mehr konnte, verließ ich
ihn und zog zu meinen Eltern. Als ich gemerkt habe, dass es überhaupt
keine Zukunft mit diesem Mann hat, habe ich mit dem Gedanken gespielt
abzutreiben. Denn ich wollte auch nichts mehr mit ihm zutun haben und
das Kind wäre auch nicht glücklich geworden. Manchmal tut es mir so weh,
frage mich ob, ich das richtige gemacht habe. Mein noch Ehemann hat bis
heute nicht gefragt, wie es mir und dem Kind geht. Ich weiss aber, bald
werde ich den Richtigen finden, der mich auch liebt und überglücklich
werden und mit ihm eine Familie gründen.
Birte
Ich habe Freitag einen Abbruch in der 9. SSW vorgenommen, nachdem ich 5
Wochen lang mit dem Gefühl aufgewacht war: Das will ich nicht!
Ich habe mir die ganze Zeit eine Fehlgeburt gewünscht, dass es alleine
wieder sich löst.
Natürlich wäre es „irgendwie” gegangen, aber „irgendwie“ war nicht
genug.
Ich bin stolz auf meine kleine 7-jährige Tochter und wir sind eine prima
Familie, auch zu dritt!
Jetzt mit fast 40 nochmal alles von vorne…????
Auch wenn ich jede Phase mit meiner Tochter genossen habe, so genieße
ich jetzt auch die Freiheiten, meine Arbeit, unsere zunehmend gute
finanzielle Situation (weil wir BEIDE arbeiten).
Jetzt nach der Lektüre auf ihrer Webseite traue ich mir mehr, mir das
einzugestehen. Erlaube ich mir mehr, mir zu erlauben, dass das als Grund
reichen darf. Ich hab mich so oft gefragt ob man 100% sicher sein muss.
Das war ich nicht. Aber das kann man vielleicht gar nicht nicht sein.
Ich hoffe, dass das Grübeln mit der Zeit verblasst und dann die
Erleichterung überwiegt.
Ada
Ich habe vor 2 Wochen eine Abtreibung mit Mifegyn durchgeführt.
Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, war ich psychisch am
Ende. Es hat nicht in mein Leben gepasst und der Mann dafür war es auch
nicht. Ich habe sogar angefangen ihn zu hassen und er widerte mich an,
obwohl er mich vergöttert hat, ich kam einfach nicht mit der Situation
klar.
Ich ging zur Krankenkasse, dann zu profamilia, um den nötigen Papierkram
für den Frauenarzt zu besorgen.
Dienstag war der erste Tag, ich habe 3 Tabletten bekommen und ging nach
Hause. Habe sie gut vertragen. 1 Tag später hatte ich bisschen Blutung.
Am Donnerstag bin ich mit einer Freundin wieder zur Gynäkologin und sie
hat mir die 2 anderen Tabletten gegeben und ich musste 1 Stunde in der
Praxis sitzen. Sie meinte, nimm ein Buch mit zur Ablenkung. Sehr lustig,
in dieser Situation kann man sicher nicht lesen.
Ich hatte Schmerzen, nach ner halben Stunde hab ich Ibuprofen bekommen
und dann musste ich brechen. Ich war kreideweiß und mir ging es
schlecht. Also alleine würde ich die ganze Sache nicht überstehen. Nach
einer Stunde waren die Krämpfe auch wieder vorbei und ich fühlte mich
erleichtert. Ich habe nur gehofft, dass auch alles rauskommt. Aber in
96% kommt auch alles raus.
Eine Woche später bei der Kontrolle war alles ok. Es blutet immer noch,
aber das ist normal.
Ich bin froh und konnte mein Leben fortsetzen.
Aber ich muss sagen, es hat mich psychisch sehr belastet, nicht
die Abtreibung, sondern die ganze Situation.
Ich finde es gut, dass es diese Möglichkeit gibt. Denn wenn eine Frau
nicht glücklich mit der Schwangerschaft ist, wird das Kind dann auch
nicht glücklich. Man sollte sich ein Kind von Herzen wünschen, dann ist
es perfekt.
Heidi
Es ist nun schon 15 Jahre her! Ich bin heute 34, verheiratet
und habe Kinder. Damals starb mein Papa mit gut 40 Jahren ganz
plötzlich. Es war ein Schock für uns alle. Wir Kinder waren alle noch
minderjährig. Kurz darauf war meine jüngere Schwester schwanger. Wir
erfuhren allerdings ziemlich spät von der Schwangerschaft, glaub ca. 6.
Monat. Als sie das Baby bekam, war sie 17. Ein Jahr später, war ich
schwanger. Ich war gerade im Maturajahr. Mein Freund war arbeitslos und
ich hatte bereits einen fixen Job nach Matura. Leider kam es zur
ungewollten Schwangerschaft, da wir zu schlampig mit verhüten waren. Als
ich bemerkte, dass ich schwanger war, stand für uns sofort fest, dass
dies im Moment nicht geht. Die ganze Zukunft vor mir, Kindesvater keine
Ausbildung, keine Arbeit. Umfeld…schwierig, da erst der Familienvater
gestorben. Ich ging zum FA und erklärte, dass wir kein Kind
wollen. Sofort hat er einen Kollegen angerufen, der dies vornehmen
soll. Dies hab ich auch gemacht. War ganz unkompliziert, ohne
Beratungsstelle. Als der Abbruch in einer Frauenarztpraxis vorgenommen
wurde, schien für uns alles wieder in Ordnung. Ich begann zu arbeiten
und machte noch Ausbildung. Sechs Jahre später bekamen wir unser erstes
Kind, ein absolutes Wunschkind. Mit demselben Mann. Allerdings hatten
wir nun ein eigenes Haus und mein Freund hat mich im 6. Monat
geheiratet. Eine Glückliche Familie. Drei Jahre später folgte noch ein
Wunschkind und mittlerweile haben wir noch einen Nachzügler, ebenfalls
Wunschkind. Muss echt sagen, dass wir immer überzeugt waren, alles
richtig gemacht zu haben. Habe auch schon viele Jahre gar nicht mehr
zurück gedacht. Kürzlich sagte meine Mutter, dass es für sie das
Schlimmste wäre, wenn eine ihrer Töchter abgetrieben hätte… (sie weiß
ja nichts davon). Das hat mich sehr beschäftigt und ich zweifle im
Moment ziemlich an unserer damaligen Entscheidung. Wobei, wenn ich
“vernünftig ‘ denke, hätten wir das alles nicht, was wir heute unseren
drei Kindern bieten können. Ich hoffe, dass ich wieder so weitermachen
kann, wie die vergangenen 15 Jahre. Diese Seite ist super, dachte,
vielleicht komm ich aus dem Strudel wieder raus, wenn ich meine
Geschichte erzähle!
Aida
Ich hatte vor 5 Wochen einen chirurgischen Schwangerschaftsabbruch
(Saugcurettage).
Ich war in einer eigentlich sehr glücklichen Beziehung, wir haben auch
über Kinder gesprochen, aber eben noch nicht jetzt! Später mal!
Leider kommt es nicht immer so, wie man es sich wünscht. Kurz vor meinem
21. Geburtstag erfuhr ich, dass ich ungewollt schwanger bin! Als ich den
positiven Test in den Händen hielt, brach ich sofort in Tränen aus und
wusste nicht, was ich tun soll. Ich wollte das Kind nicht, weil ich
einfach zu jung bin, noch kein eigenes Einkommen habe, noch bei Mama
lebe und mich einfach noch nicht bereit für ein Kind fühle! Allerdings
konnte ich mir auch nicht vorstellen abzutreiben! Mein Freund war hin
und weg von der Nachricht, hatte sich tierisch gefreut und für ihn war
es klar: Wir bekommen das Baby! Ein Gedanke, der mir Angst machte! Ich
fing an, mich ihm gegenüber anders zu verhalten, zweifelte an der
Beziehung und war mir immer sicherer, dass ich abtreiben werde. Ich
hoffte es zu verlieren, hob schwere Gegenstände, fuhr viel mit dem
Fahrrad, machte alles, um das Baby zu verlieren! Nur, damit mir diese
Entscheidung abgenommen wird. Es passierte nichts! Ich bin jung, gesund,
wieso sollt die Schwangerschaft von selbst gehen?
Ich konnte keine Bindung zum Kind aufbauen, fühlte keine Liebe zu
ihm/ihr, fühlte mich nicht als werdende Mama sondern ich fühlte mich
eher leer, verzweifelt, ich wusste keinen Ausweg!
Zum Glück hatte ich in meiner Mama eine echt große Stütze! Sie war für
mich da, ich konnte mit ihr reden. Ich entschied mich für den Abbruch,
und bekam 2 Wochen später einen Termin. Anfang 8. SSW. Ich sah das Baby
im Ultraschall, fühlte aber gar nichts! Ich wollte nur, dass es weg
gemacht wird… Der Eingriff unter Vollnarkose verging schnell und ich
hatte keine Schmerzen danach. Ich hatte 2 Wochen später immer noch
Blutungen von der Stärke einer normalen Menstruation. Ich bekam
Tabletten, damit sich meine Gebärmutter wieder zusammen zieht, und nach
1-2 Tagen waren auch die Blutungen weg.
Heute bin ich froh darüber, es getan zu haben, obwohl es Tage gibt, an
denen ich echt traurig bin und mir ausmale, wie ich als Mama wäre. Ich
denke oft darüber nach, ob es ein Mädchen oder ein Bub geworden wäre,
ich will diese Gedanken und die Trauer aber auch nicht unterdrücken! Es
gehört dazu, und es nichts Besorgnis erregendes!
Ich freue mich auf die Zukunft und hoffe, in einigen Jahren ein gesundes
Baby in den Armen halten zu können, Mama zu werden und meinen Kindern
ein schönes und glückliches Leben zu schenken! Jetzt war es eben einfach
zu früh!
Ich wünsche keiner Frau eine ungewollte Schwangerschaft, aber jeder, die
sich für einen Abbruch entscheidet, viel Kraft und alles Gute! Ihr macht
nichts Verbotenes.
Anja
Ich bin 31 Jahre alt. Mein Leben ist ein einziges
Chaos. Ich habe meinen Job verloren, bin seit 2007 in Therapie. Ich habe
viele schlimme Dinge in meinem Leben erlebt. Ich bin seit mehr als einem
Jahrzehnt psychisch nicht auf der Höhe. Und seit ca 4 Monaten habe ich
eine Liäson. Wir wollten erst einmal schauen, ob es mit uns beiden Sinn
macht, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen… Nun, es kam der Tag, an
dem uns der Unfall passierte. Ich bin sofort am nächsten Tag zum Arzt
und habe mir die Pille danach geben lassen, die ich ca. 8 Stunden nach
dem Unfall eingenommen habe. Ich hab mich in Sicherheit gewusst. Dann
kamen die ersten Symptome. Mir war schlecht, meine Brüste begannen zu
spannen. […] Ich informierte meinen Freund. Er war nicht begeistert, lief sofort zur Apotheke, holte
einen Schwangerschaftstest.[…] Ich
hatte den Test nur kurz angesehen, da war dieser auch bereits
positiv.
Wir haben stundenlang nichts gesagt. Seine einzige
Reaktion war ein Anruf bei seiner Arbeit, dass er sich für heute krank
meldet.
Mir ging alles durch den Kopf. Ein Kind??? Oh Gott! Ich kann doch nicht
mal mein eigenes Leben regeln, bin auf Grund meiner psychischen Störung
nicht mal in der Lage, arbeiten zu gehen.[…]
Einen Tag später sagte er mir klipp und klar, dass
er das Kind nicht will. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich rief
direkt beim Frauenarzt an, konnte am nächsten Tag bereits kommen. Beim
Arzt die Gewissheit: Schwanger. Ich war hin und her gerissen.[…]
Zwei Tage später wollte er mit mir reden. Er hatte
sich mit einem Freund getroffen, der selbst ungewollt Vater wurde. Er
entschuldigte sich, gab zu, dass er mich zu einer
Abtreibung überreden wollte und dass es nicht in Ordnung war, wie er
sich verhielt. Dass er mich finanziell unterstützen würde,[…] aber dass ich nicht erwarten soll, dass er
auf heile Familie machen würde oder dass er das Kind lieben würde.[…]
Ich ging zur Beratungsstelle für
Schwangerschaftsabbrüche. Für mich war es sehr hilfreich. So
hatte ich nun den Beratungsschein in der Tasche. Meine Entscheidung
stand fest. Ich wollte keine alleinerziehende Mutter sein. Ich wollte
eine heile Welt. Ich wollte richtiges Vater-Mutter-Kind. Ich fühlte mich
absolut nicht in der Lage, all dies zu stemmen.
Ich entschied mich für den medikamentösen Abbruch. […] Ich nahm die ersten 3
Tabletten Mifegyne beim Arzt ein. Nebenwirkungen hatte ich davon absolut keine. Am
nächsten Tag gab mir der Arzt vier Tabletten Cytotec mit nach
Hause. […] Ich führte wie besprochen die beiden
ersten Cytotec vaginal ein. 2 Stunden lang tat sich
überhaupt nichts. Ich hatte schon Sorge, dass ich zu den 3 Prozent
gehöre, bei denen Cytotec nicht anschlägt. Also nahm ich eine weitere Tablette. Eine weitere Stunde tat
sich nichts. Dann ging es los. Erst mal nur normale Unterleibsschmerzen,
[…] geradezu lächerlich. Von Minute zu Minute steigerten sich die Schmerzen.[…] Die
nächsten beiden Stunden waren die absolute Hölle. Ich habe nur noch gewimmert. […]
Psychisch war und ist es bis jetzt kein Problem für
mich. Ich habe es mir viel schlimmer vorgestellt, ich war aber gut
vorbereitet und habe meine Entscheidung sehr bewusst getroffen.
Ich dachte es mir so: Das Kind zu bekommen, ist für mich wirklich reiner
Selbstmord. Wenn nun jemand mit einer Waffe vor mir steht, und ich hätte auch eine Waffe, dann würde ich abdrücken. Es wäre dann Notwehr. So war die Abtreibung
für mich ebenfalls Notwehr.
[…] Nach einer weiteren Stunde setzte endlich die
Blutung ein. Schmerzen hatte ich keine mehr. Es blutete allerdings
extrem stark, aber darauf war ich vorbereitet. Ich war einfach nur
froh, dass es vorbei war. Ich habe nach weiteren 3 Stunden auch die
Frucht abgehen sehen. Ich habe nichts gefühlt, keine Trauer. Vielleicht kommt das noch. Ich weiss es nicht.
Für mich war es ein Zeichen, dass der Abbruch geglückt ist, ich war
einfach nur erleichtert.[…]
Viele beschreiben die psychische Belastung als sehr schlimm. Ich fand
das überhaupt nicht. Ich hatte mehr Probleme damit, dass ich nicht
wusste, was auf mich zukommt und wie schlimm die Schmerzen werden
können. […] Aber psychisch war es für mich
einfach eine Erleichterung. Ich werde keine alleinerziehende Mutter und
habe nun wieder die Möglichkeit, einen für mich passenden Mann zu
finden, mit dem ich zusammen das Wunder Wunschkind erleben und mich
darauf freuen kann.
Zum ungekürzten Bericht von Anja
Bea (Bericht
vom 29.5.2015)
Meine Abtreibung fand im Jahr 2008 statt. Ich komme aus Deutschland.
Ich wurde schwanger von einer Affäre. Der Klassiker: Ich war bis über
beide Ohren verliebt. Er nicht. Die Entscheidung stand sofort fest. Ich
war überhaupt nicht hin-und hergerissen. Ich wollte unter diesen
Umständen auf keinen Fall ein Kind. Alleinerziehend sein, das kam für
mich nicht in Frage.
Mein Frauenarzt hat mich darüber aufgeklärt, welche Möglichkeiten ich
habe und mir gesagt, ich solle alle diese Möglichkeiten im Kopf in Ruhe
„durchspielen“. Er war sehr nett und freundlich. Ich musste dann noch zu
einem Beratungsgespräch zu ProFamilia. Auch dieses Gespräch habe ich als
angenehm empfunden. Ich saß dort als heulendes Häufchen Elend und habe
eigentlich erwartet, dass mir dort die Entscheidung schwer gemacht wird,
aber das war ganz und gar nicht der Fall. Vielmehr war es so, dass ich
mir alles von der Seele reden durfte und mir jemand einfach nur zugehört
hat.
Ich habe mich dann einer Freundin anvertraut. Sie hat leider mit
Unverständnis reagiert. Ich habe mich ziemlich geschämt und fast nicht
getraut, mit weiteren Personen darüber zu sprechen. Ich hatte jedoch das
große Glück, dass ich es dann doch noch geschafft habe, mich einer
weiteren Person anzuvertrauen. Zu meiner Überraschung erzählte sie mir,
dass ihr das gleiche widerfahren ist und so hatte ich eine Person, mit
der ich über alles sprechen konnte und die mich ohne Wenn und Aber
verstanden hat. Das war und ist ein großes Glück und es hilft uns beiden
immer noch dann und wann, wenn uns der „Blues“ überkommt.
Abgetrieben habe ich mit der Abtreibungspille, da meine Schwangerschaft
noch nicht weit vorangeschritten war. Diese Methode war mir irgendwie
„sympathischer“ als eine Ausschabung. Ich hab die Pille in der
Arztpraxis eingenommen und die zweiten Tabletten mit nach Hause genommen
und zwei Tage später geschluckt. Ich muss dazu sagen, dass ich ganz
bewusst das alles komplett alleine durchgestanden habe. Sowohl ProFamilia,
die Frauenarztbesuche und die Tage der Abtreibung an sich (bei der Pille
dauert das ja einige Tage). Und als alles vorbei war, war ich einfach
nur erleichtert.
Ich fand die Zeit von Schwangerschaftstest bis zur eigentlichen
Abtreibung am Schlimmsten. Man liest im Internet. Überlegt, wem man sich
anvertrauen kann. Wenn man dann die Meinungen im Internet gelesen hat,
dann fängt man an sich zu schämen… Die Scham ist das, was mich am
meisten belastet hat.
Heute, viele Jahre später, kann ich aber sagen, dass ich nie an meiner
Entscheidung gezweifelt habe. Und die Scham legt man ab, je mehr Frauen
man „findet“, die die gleiche Erfahrung gemacht haben. Dann bleibt nur
noch die Traurigkeit, die mich dann und wann überkommt, dass ich diesen
Schritt überhaupt machen musste. Aber traurig sein ist ganz normal und
soll auch zugelassen werden. Schließlich ist das ja auch ein bedeutender
Schritt im Leben gewesen.
Schämt euch nicht! Es ist euer Leben! Euer Körper! Und eure
Entscheidung! Man wird weder psychisch gestört noch verbittert. Eine
Abtreibung ist sicherlich kein Sonntagsspaziergang. Aber mit den
richtigen Menschen an der Seite ist alles zu schaffen.
Ich wünsche jeder Frau, der eine Abtreibung bevorsteht, solch einen
Menschen!
Afra
Ich hatte heute morgen einen Schwangerschaftsabbruch in der Klinik Stapf
in München. Es klingt herzlos, aber mit dem Eingriff ist mir so ein
Stein von Herzen gefallen. Seit vier Wochen – seit ich von meiner
Schwangerschaft weiß – habe ich jeden einzelnen Tag geweint, oft auch
morgens, mittags, abends und zwischendurch.
Meinen Exfreund lernte ich bei einem Ferienjob in der Nähe des Wohnortes
meiner Eltern kennen. Nachdem ich mein Studium beendet hatte, zog ich
zurück zu ihnen aufs Land. Ich wollte einen Job finden, meinen Freund
heiraten und eine Familie gründen. Es ist alles ganz anders gekommen,
vor allem weil er sich als psychisch labil und ernsthaft depressiv
erwiesen hat und weil ich hier keinen Job fand. Bei jedem Streit den wir
hatten, drohte er mir Selbstmord an und ich habe immer eingelenkt und
mich fast drei Jahre verbogen, zum Teil weil ich noch nie zuvor so
verliebt war und aber auch, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte,
dass sich meinetwegen jemand etwas antun könnte.
Leider ist er auch noch fremdgegangen und hat mit unzähligen Frauen
gechattet und schmutzige Sms geschrieben. Er wollte sich aber auch keine
professionelle Hilfe suchen. Ich habe das alles irgendwann nicht mehr
ausgehalten. In einem lichten Moment trennte ich mich von ihm und bewarb
mich in einer Großstadt am anderen Ende der Republik um meinen Traumjob.
Wie das Schicksal so will, wurde ich schwanger, als wir zum letzten Mal
zusammen in Urlaub fuhren. Er hatte mich “gemein” genannt, weil ich ihn
nach der Trennung nicht mit in Urlaub nehmen wollte. Also dachte ich, es
wäre schon recht fies ihm gegenüber nach all den gemeinsamen Plänen. Die
Pille hatte ich nach der Trennung abgesetzt und kaufte zur Sicherheit
Kondome, tja – und so ist es wohl passiert.
Als ich wusste, dass etwas nicht stimmt, war ich gerade mal zu Beginn
der dritten Woche. Aber ich war ganz sicher, dass ich schwanger bin. Das
war vermutlich das Schlimmste – so genau zu merken, wie der Körper sich
verändert. Vor allem, weil ich mir oft mit genau diesem Mann eine
Familie ausgemalt hatte und mit 30 Jahren auch wirklich wusste, dass ich
Kinder haben wollte.
Mehrere Tests bestätigten den Verdacht. Die nächsten Wochen waren ein
Alptraum. Drei Tage glaube verbrachte ich im Schockzustand, es verging
nicht eine Sekunde, in der ich nicht daran dachte. Alles schien so
unwirklich. Dann war ich einfach nur traurig. Und das, obwohl ich nie
eine andere Option als Abtreibung gesehen hatte. Manchmal zwang ich mich
sogar, mir das Leben mit Kind vorzustellen, nur um sicher zu sein, dass
ich alle Seiten beleuchtet hatte. Dabei war mir schon klar, dass ich
ganz allein ohne Partner, Familie und Freunde in einer völlig fremden
Stadt kein Kind allein großziehen konnte. Die Beziehung war zu schwierig
gewesen und ich brauchte Zeit für mich. Trotzdem war ich unglücklich.
Theoretisch war ich immer für das Recht auf Abtreibung gewesen, aber
jetzt haderte ich so. Ich weinte bei jedem einzelnen Termin, bei der
Krankenkasse, der Beratungsstelle, dem Frauenarzt, auf dem Weg nach
München…
Besser wurde es, als ich 24 Stunden vor dem Eingriff die Mifegyne-Tablette
einnahm, weil damit dann schon alles entschieden ist. Die Zugfahrt nach
München am Abend war trotzdem grauenvoll, mir kam immer noch alles
schrecklich und unwirklich vor. Heute morgen in der Praxis waren dann
alle sehr nett, von dem Eingriff bekam ich nicht mehr mit als dass die
Anästhesistin zu mir sagte, jetzt würde ich gleich weg sein. Nach der
Vollnarkose wachte ich aus einem schönen Gefühl von Leere, Nichts und
Wattewolken in einem Bett im Ruheraum auf. Man hat mich mit Kaffee und
Keksen aufgepäppelt und nach einem Ultraschall durfte mich mein Bruder
mit nach Hause nehmen.
Schon in der Klinik merkte ich, wie das Lächeln in mein Leben
zurückkehrte. Mittlerweile kann ich zum ersten Mal seit Wochen wieder
frei atmen und ohne Druck an meine Zukunft denken. Es tut mir Leid, dass
ich dieser Seele keine Heimat anbieten konnte, aber sie wird eine andere
finden. Es hätte nicht gepasst und so sollte es nicht sein. Alles ist
Werden und Vergehen.
Anna
Ich weiß gar nicht genau, wo ich anfangen soll. Ich bin 25 Jahre alt.
Ich hatte am 20. Mai einen Schwangerschaftsabbruch und komme nicht damit klar.
Wir wussten nur eine Woche von unserem kleinen Engel.
Mein FA hatte eigentlich gesagt, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann,
hormonell bedingt. (Habe bereits eine 3 1/2 jährige Tochter.) Ich hatte immer wieder
stark verlängerte Zyklen, sodass ich Ende letztes Jahr 96 Tage zwischen meinen Blutungen hatte. Also habe ich mir erst mal keine Sorgen gemacht,
als meine Blutungen nicht kamen.
Am. 05. Mai bekam ich dann sturzbachartige Blutungen. Die hielten
allerdings nur ein paar Minuten an und dann hatte ich nur noch leichte Schmierblutungen.
Ich war an jenem Abend alleine zu Hause und habe sofort meinen Mann angerufen, doch er meinte, das wäre bestimmt nichts. Ich habe dann bei
meinem FA angerufen um das kontrollieren zu lassen, doch er war zu der Zeit in
Urlaub.
Ich habe dann eine Woche gewartet, doch die ganze Zeit hatte ich
extremste Unterleib- und Rückenschmerzen, regelrechte Krämpfe. Ich bin in meine
Hausarzt- Praxis gefahren, weil sie dort eine Ärztin haben, die
Gynäkologie gemacht hat. Bei einem Ultraschall kam dann heraus, dass ich schwanger
war. Sie hatte die Vermutung, dass es Zwillinge gewesen sein könnten und
ich den einen Zwilling bei den Blutungen die Woche zuvor verloren hatte, da
sich ein großer dunkler Fleck in meiner Gebärmutter befand. Sie dachte, es
könnte eine zweite Fruchthöhle sein. Ich wurde sofort mit dem
Rettungswagen ins nächste Krankenhaus gefahren und dort stellte sich heraus, dass es
ein 2,5 x 4,5 cm großes Hämatom war, das durch meine Gebärmutter wanderte.
Ich nehme wegen einer bekannten Posttraumatischen Belastungsstörung seit
knapp 3 Jahren Psychopharmaka und habe in den ersten vier Wochen der Schwangerschaft Muskelrelaxtantien nehmen müssen.
Die Ärzte sagten mir, dass das Baby schwerst behindert auf die Welt
kommen würde. Sie meinten, es würde nicht lange überleben können. Ein paar
Stunden vielleicht, höchstens aber ein paar Tage. Wir beschlossen den Abbruch
und eigentlich war das kein Problem. Doch nach dem Abbruch ging es mir
schlechter. Von Tag zu Tag bereue ich es mehr. Ich wünschte ich könnte
es ungeschehen machen, doch ich weiß jetzt, dass wenn ich die
Schwangerschaft aufrecht erhalten hätte, ich zusammen mit dem Baby gestorben wäre.
Es tut so unendlich weh.
Liebe Anna
was du da beschreibst, ist die Beendigung einer aussichtslosen, für dich
gefährlichen Schwangerschaft. Das Kind hätte eh nicht leben können. Zu
bereuen gibt es da eigentlich nichts, es gab keine andere Möglichkeit.
Du bereust, so wie ich das verstehe, nicht eigentlich den Schwangerschaftsabbruch,
sondern trauerst vielmehr, dass du nicht ein zweites Kind bekommen
konntest. Lass das nochmals genau abklären und besprich es mit deinen
Ärzten und dem Psychotherapeuten, wo du ja offenbar schon in Behandlung
warst.
Ich wünsche dir viel Mut und Kraft.
A.M. Rey
Dana, 37
Jahre alt
Ich habe heute in der 7. Woche abgetrieben. Und
bin wider Erwarten erleichtert, dass es vorbei ist. Wie es zu der
ungewollten Schwangerschaft kam? Mein jetziger Freund ist aufgrund einer
Chemotherapie (vor 20 Jahren) angeblich zeugungsunfähig. Vlt. hätte ich
dies, da es so lange her ist mal lieber hinterfragen sollen. Aber so
habe ich vor 2 Monaten den Nuvaring abgesetzt, weil ich ständig Migräne
mit Aura hatte. Das Ergebnis war dann am 1. April der positive
Schwangerschaftstest. Ich hab nur geheult, da mein Freund (49) total
gegen ein Kind war. Aber ich selbst hatte auch Zweifel.
Ich bin alleinerziehend und habe schon 2 Kinder (10 u 11). Habe einen
Vollzeitjob, bei dem ich so wenig verdiene, dass ich gerade mal die
Miete und das tägliche Brot bezahlen kann. Sonderausflüge und erst recht
Urlaube mit den Kids sind kaum möglich. Von den Ämtern erhält man 0
finanzielle Hilfe. Da verdient man dann halt 50€ zuviel, um das
Bildungspaket für die Kinder zu erhalten. Ich weiß
hinten und vorne nicht, wie ich die Klassenfahrten meiner Kids bezahlen
soll. Wie soll ich da ein 3. Kind alleine groß ziehen? Meine Gedanken
drehen sich nur darum, wie ich die Rechnungen bezahlen soll. Zumal ich
nach der zweiten SS in psychologischer Betreuung war, weil es mir
seelisch und körperlich wirklich schlecht ging. Damals hatte mich der
Kindsvater unterstützt und sich um die kleinen Scheisser gekümmert,
während Mama von einer Notaufnahme zur nächsten gewandert ist. Noch
heute leide ich vereinzelt unter Herzrhythmusstörungen, welche ich aber
gut im Griff habe. Die psychischen Probleme sind ganz weg.
Das alles noch mal durchstehen? Ich habe 2 Kinder, für die ich alleine
verantwortlich bin. Ich kann mir keine Ausfälle leisten. Und trotzdem
habe ich bis heute morgen mit mir gerungen, ob ich das Kind nicht doch
kriegen sollte. Ich liebe Kinder und mein Herz war für das Kind, aber
ich habe mich mit dem Verstand dagegen und damit für meine Gesundheit
und die Zukunft meiner zwei anderen Kinder
entschieden.
Man liest in den vielen Berichten immer, wenn man eine Abtreibung
seelisch verarbeiten will, muss man sich 100% sicher sein, ansonsten
fällt man in ein tiefes Loch. Zu den 100%: Ich habe im OP noch geweint.
War mir der Sache also alles andere als sicher. Zur OP selbst. Ich war
in einer Tagesklinik. Die Schwester und Anästhesieärztin waren wirklich
super nett und einfühlsam. Von meiner Ärztin bekam ich am Vortag 2
Vaginaltabletten mit nach Hause, welche ich 4h vor OP einführen sollte.
Diese Tabletten sollten wohl das Gewebe untenrum weicher und somit den
Eingriff leichter machen. Schmierblutungen wären normal. Bei mir hatten
die Tabletten allerdings nach 3h leichte Wehen ausgelöst. Ergebnis war,
dass ich beim Routinetoilettengang vor der OP einen Blutklumpen in der
Toilette (geistesgegenwärtig) runtergespült habe. Ich dachte, damit
hätte sich die OP dann erledigt. Aber die Ärztin hat doch die ganze
Vollnarkoseprozedur durchgezogen. Ich bin
mir nicht sicher, ob das nötig war. Das wird mir die Ärztin hoffentlich
bei der Nachuntersuchung in 2 Wochen sagen. Ansonsten war mir nach dem
Aufwachen etwas übel und schwindelig.
Jetzt 9h später geht es mir bis auf die Müdigkeit gut. Habe leichte
Unterleibsschmerzen, welche erträglich sind (nehme allerdings
Schmerztabletten). Psychische Beschwerden habe ich momentan keine. Ich
hoffe, das bleibt so. Ein komisches Gefühl, dass der Abort evtl. in der
Toilette passiert ist, bleibt. Aber ich hoffe, ich kann aus dieser
Erfahrung wieder neue Kraft tanken. Ich kann nur allen Mut
zusprechen, die sich für eine Abtreibung entscheiden. Jede Frau muss
(und kann es auch) für sich selbst entscheiden, ob sie diesen Weg gehen
will/muss. Mir haben so viele versucht reinzureden. Aber diese
Entscheidung kann man nur für sich allein treffen. Und für meine Kinder
und mich war es, denke ich, die richtige Entscheidung.
Sarah
Am 24.2.2015 liess ich meine ungewollte
Schwangerschaft in einer Gemeinschaftspraxis in der Schweiz nahe meinem
Wohnort abbrechen. Da ich seit einiger Zeit nicht mehr ernsthaft
gebunden bin und keine regelmässigen sexuellen Kontakte habe, hab ich
mich bei der Verhütung auf Kalender und Kondome verlassen, leider ohne
Erfolg.
Ich wollte eigentlich nie
Kinder und hab dennoch eine süsse, 17-jährige Tochter (Kondom war geplatzt)… und jetzt noch das.
Mit 39 Jahren war mein Kinderwunsch bereits übererfüllt. Es stand für mich schon immer fest, wie ich im Fall der Fälle reagieren
würde, sollte ich nochmals schwanger werden.
Ich bekam sehr rasch einen Termin und wurde sehr
freundlich, einfühlsam und professionell behandelt. Alles wurde mir
verständlich erklärt. Allerdings wusste ich eigentlich schon fast alles
dank dieser sehr informativen Website hier.
Ich war zuerst skeptisch der medikamentösen
Methode gegenüber und tendierte eher zur Saugmethode, doch dann
entschloss ich mich doch für die Tabletten, da ich sehr früh in der
Schwangerschaft war. Nach Einnahme der Mifegyne-Tabletten spürte ich
überhaupt gar nichts. Zwei Tage später, nach den Prostaglandintabletten,
bewegten sich die Beschwerden im erträglichen Rahmen. Schmerztabletten
genügten. Meine Freundin hat mich übrigens begleitet und blieb bei mir,
bis alles vorüber war.
Vor dem Eingriff war mir alles bereits klar,
ausser der Methode. Jetzt, hinterher, fühle ich mich erlöst und bin
überglücklich, nicht mehr schwanger zu sein. Ich werde mich bei der
Nachkontrolle beraten lassen, wie ich mich in Zukunft erfolgreich
schützen kann.
Sophie
Ich hatte 2013 einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch. Ist
mittlerweile schon knappe 2 Jahre her und leide noch immer sehr
darunter. Ich hätte mich auch nie dazu entschieden, wenn ich
nicht noch ein sehr junges Mädchen gewesen wäre. Es war kurz vor
meinem Abschluss der 9. Schulstufe, also war ich gerade erst 15
Jahre alt, hatte kein Geld und keinen Job. Natürlich lebte ich
noch mit meiner Familie zusammen, wobei ich erwähnen muss, meine
Mutter hat 7 Kinder inklusive mir, alle vom selben Vatter, und
hat ihr erstes Kind auch schon mit 16 bekommen. Mein Freund (mit dem ich heute noch glücklich
zusammen bin) war selbst erst 17 Jahre alt,
hatte jedoch schon eine Arbeit. Noch bevor ich
meine Periode hätte bekommen sollen, machte ich
einen Schwangerschaftstest, der mir schon
angezeigt hat, dass es so ist.
1 Woche habe ich es niemanden gesagt ausser
meinem Freund, wir waren beide sehr verzweifelt
und wussten nicht, was wir tun sollen. Ich bin
ein Familienmensch und liebe Kinder, ich bin die
Zweitgeborene von 7, daher hatte ich viel
Erfahrung. Wenn meine Mutter abends arbeiten war
und mein Vater Essen machte, habe ich mit meinen
12 Jahren auf meine kleine schreiende Schwester
aufgepasst und sie den ganzen Abend getragen und
gewickelt, was mich ab und zu echt fertig
gemacht hat. Aber anderseits war ich 15 und war
selber noch ein Kind. Als ich es meiner Mutter
erzählt habe, hat sie mich sehr beruhigt und
gemeint, sie hilft mir und steht hinter mir, sie
war und ist gegen Abtreibungen, es war ihr
lieber, wenn sie mit 32 Oma wird. Schlussendlich
habe ich mich in der 8. SSW zu einer Abtreibung
entschieden.
Als es dann soweit war und ich in
diesem grausamen Gebäude saß, war ich mir nicht
mehr sicher und ließ mich beraten, wobei ich
dazu sagen muss, dass sie unverschämt waren und
überhaupt kein Mitgefühl gezeigt haben. Ich hab
schrecklich geweint und die Psychologin sagte
mir nur, sie sperren in 10 Minuten zu, ich hab
nicht mehr viel Zeit… beim Ultraschall habe
ich das Herz meines Kindes pochen sehen, das war
wirklich sehr schrecklich! Meine Mutter wollte
mich noch überreden und
meinte, dass sie mich so gut als möglich
unterstützt, jedoch habe ich es trotzdem
gemacht.
Ich musste 3 Tabletten noch in der Anstalt
nehmen und zwei Tage später wieder 3 Tabletten,
die anschließend die Wehen auslösen. Die
Schmerzen waren schlimm, es war kaum
auszuhalten. Ich wollte anfangs die
Schmerztabletten, die sie mir mitgegeben hatten,
nicht nehmen, weil ich der Meinung war, ich
wollte es so, also muss ich mit den Schmerzen
zurecht kommen. Sie waren aber so heftig, dass
ich es nicht aushielt ohne Schmerztabletten.
Nach etwa 6 Stunden waren die Schmerzen vorbei.
Ich hab sehr viel geblutet und viel Gewebe
verloren. Es war schrecklich… Es dauerte
dann fast 1 Woche, bis ich den Embryo verlor.
Und seit dem Moment bereue ich es. Ich denke mir
immer, warum hab ich abgetrieben? Obwohl mir
meine Mutter sehr geholfen hätte. Weil ich kein
Geld hatte? Keinen Job? Noch ein Kind war? Ich
denke mir, wir hätten es irgendwie geschafft.
Ich bin sehr traurig darüber, dass ich es getan
habe. Ich würde es, egal wie die Situation
momentan ist, nie wieder machen. Der Gedanke, der mich wieder ein bisschen
aufstützt ist, dass ich meinem Kind nichts
hätte bieten können. Auch wenn ich es nicht
noch einmal machen würde, bin ich auch der
Meinung, dass jede Frau ein Recht dazu hat.
Ich bin jetzt im 2. Lehrjahr und arbeite in
der Apotheke. Nebenbei mache ich die Matura
dazu. Und momentan geht es mir sehr gut.
Isabel
Ich habe bereits einen fünfjährigen Sohn, den ich über alles liebe. Vor
ein paar Monaten wollte ich mir eine neue Kupferspirale legen lassen,
musste allerdings aufgrund einer Entzündung noch einen Monat warten. In
der Zwischenzeit haben wir mit Kondomen verhütet, offensichtlich nicht
sorgfältig genug. Mein Freund freute sich nach dem ersten Schock riesig,
ich überlegte einige Tage und entschied mich dann auch dafür, ich war
zwar immer schon für die Möglichkeit zu wählen, aber konnte mir einen
Abbruch nicht für mich selbst vorstellen.
Er wäre im Juni mit seinem Medizinstudium fertig
geworden und hatte angeboten in Karenz zu gehen, damit ich mein Studium
beenden konnte. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns bereits drei Jahre,
zwar eine Fernbeziehung, aber dank unserer Familien und seinem baldigen
Umzug zu uns, schien alles geklärt. Wir freuten uns 1,5 Monate lang auf
das Kind. Nach dem 8 Wochen Ultraschall, veranstaltete er sogar ein
Essen mit seinen engsten Familienmitgliedern und Freunden um die
Nachricht zu feiern. Er begann Namen auszusuchen, betonte sein
unglaubliches Glück jung Vater zu werden, es schien alles rundum perfekt
zu sein und ich war unglaublich glücklich. Bis er eines Tages,
plötzlich, in einem unerklärbaren Wutanfall explodierte, direkt vor
seinem Rückflug. Es stellte sich heraus, dass er vor Jahren psychische
Probleme hatte und sie anscheinend aufgrund der Schwangerschaft
wiederkamen. Anstatt seine Therapeutin aufzusuchen, “behandelte” er sich
allerdings selbst mit Valium, nach Bedarf. Ich erklärte ihm, dass ich
auf ihn warten würde, aber nur wenn er seine Therapeutin wieder
aufsuchen sollte und eine weitere Vertrauensperson einweihen würde. Er
drohte mir, sich nie wieder zu melden, sollte ich jemals seiner Familie
von seinen Problemen erzählen.
Am nächsten Tag bekam ich nur mehr eine Nachricht, dass ich nicht die
Person sei, für die er mich hielt und dass er dieses Kind nicht will.
Fünf Minuten später hatte er mich auf jede mögliche Art und Weise
blockiert. In den folgenden Stunden blockierten mich ebenfalls seine
gesamte Familie und Freunde, ohne dass ich mit jemandem Kontakt
aufgenommen hätte. Vermutlich werde ich nie erfahren, was er allen
erzählte.
Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits in der 11. Woche. Für mich stand
fest, dass ich das Kind behalten würde. Schließlich liebte ich es
bereits. Nach ein paar Tagen legte sich der erste Schock und es stellte
sich heraus, dass obwohl seine Familie wohlhabend ist, er gute Chancen
hatte sich vor jeglicher Verantwortung zu
drücken. Mein erster Sohn ist jede Woche für 1-2 Tage bei seinem Vater.
Krankentage teilen wir uns, Therapie und Freizeitkosten teilen wir uns,
Alimente waren nie ein Problem. Das zweite Kind hätte ich vollkommen
allein bekommen, meine Familie und Freunde hätten mich unterstützt, aber
um drei Uhr nachts wäre nur ich verantwortlich gewesen, die finanzielle
Verantwortung hätte ich, zumindest für einige Zeit, ebenfalls vollkommen
alleine getragen. Und ich hatte immer noch keine Ahnung, um was für eine
psychische Erkrankung es sich handelte. Ich war bereits in der 12.
Woche, einige Freunde und Verwandte wussten bereits von der SS. Aber
eines abends wurde mir plötzlich klar, dass es mir und meinem Sohn
gegenüber nicht fair wäre, dieses Kind zu bekommen. Es hätte zwar
bestimmt alles irgendwie funktioniert, aber mein Studium hätte ich
abbrechen müssen, Zeit für mich hätte nicht mehr existiert. Mein Leben,
mit eigenständigen Interessen, wäre nicht mehr verwirklichbar gewesen.
Und ich hätte einen jahrelangen Rechtsstreit ins Ausland führen müssen,
mit einem Mann, der jedes jemals gegebene Versprechen gebrochen hatte.
Nach einem zweistündigen Gespräch mit einer
Psychologin war ich mir sicher, dass es für mich die richtige
Entscheidung war. Ich bekam auch sehr schnell einen Termin für das
Vorgespräch bei dem einzigen Arzt, der in meinem Bundesland Abbrüche
durchführt. Die Assistentin reagierte leicht schockiert, dass ich einen
Abbruch in der 13. Woche durchführen lassen wollte. Der Arzt allerdings
reagierte sehr verständnisvoll und am nächsten Tag wurde eine Absaugung
durchgeführt. Offiziell “verlor” ich das Kind. Leider gibt es unter
meinen Freunden und Familie zu viele Gegner und es fühlte sich für mich
auch so an, als ob ich es verloren hätte. An dem Wochenende vor der OP
habe ich so viel geweint, wie noch nie in meinem Leben. Ich wusste, dass
es die richtige Entscheidung war, aber ich hielt das Warten nicht mehr
aus. Teilweise fühlte ich mich egoistisch und unglaublich schuldig. Die
Wahrheit wissen nur mein Vater, meine Schwester und 2 Freundinnen.
Meinem Exfreund könnte ich es nur per Brief mitteilen, werde darauf
allerdings verzichten.
Ohne meinen Vater wäre es nicht möglich gewesen,
in Österreich werden die Kosten (ohne med. Indikation) nicht übernommen
und belaufen sich bei meinem Arzt auf 790€ (Absaugung unter
Vollnarkose). Der Abbruch selbst war sehr schnell vorbei und es ging mir
relativ gut danach. Wir holten sogar 2 Stunden später, zu zweit, meinen
Sohn vom Kindergarten ab.
Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte,
diese Entscheidung zu treffen. Am Ende wurde mir bewusst, warum früher
Frauen zu “Engelmachern” gingen. Ich hatte am Wochenende Zeit mich zu
verabschieden und fühlte mich nach dem Eingriff hauptsächlich
erleichtert. Ich finde es grauenhaft, dass in meinem Land Gesetze von
älteren Männern beschlossen werden, welche im Endeffekt nur Frauen
betreffen. Eine Kostenübernahme von Abbrüchen wird von vielen Politikern
als “Verleitung zur Vernachlässigung von Verhütung” gesehen. Erst vor
wenigen Wochen wurde erneut beschlossen, dass Schwangerschaftsabbrüche
nicht in öffentlichen Kliniken durchgeführt werden. Ich neige zu starken
Blutungen und zum Glück ging alles gut, aber ein Krankenhaus wäre
definitiv geeigneter gewesen, als eine “normale” Gyn-Praxis. Ich hasse,
dass es ein Geheimnis ist und ich mich nicht laut beschweren kann, aber
im Moment würde ich noch keine Diskussion dazu verkraften.
Ich kann nur jedem raten, psychologische
Unterstützung anzunehmen, einfach um das Gefühl zu bekommen, dass man
für sich selbst die richtige Entscheidung trifft, denn nur das zählt am
Ende.
Marlene
Mein Schwangerschaftsabbruch ist nun über sieben Jahre her, ich weiß
noch, dass es an einem Tag im Dezember war, kurz vor meinem 20.
Geburtstag.
Ich hatte den positiven Test sofort nach Ausbleiben der Regelblutung
gemacht und die Schwangerschaft wurde mir noch am selben Tag von meinem
Frauenarzt bestätigt. Zu diesem Zeitpunkt war ich Studentin der Medizin
im 1. Semester und war gerade dabei, mich selbst neu zu entdecken. Ich
lebte noch bei meinen Eltern, der “Vater” des Embryos war zu diesem
Zeitpunkt seit vier Jahren mein Freund – meine erste große Liebe.
Für mich war sofort klar, dass ich die Schwangerschaft nicht fortsetzen
würde. Ich mochte Kinder schon damals sehr, doch mir war klar, dass das
nichts zur Sache tut. Nur, weil man eine Schwangerschaft abbricht,
bedeutet es nicht, dass man Kinder generell ablehnt – es bedeutet
lediglich, dass man zu diesem Zeitpunkt nicht Mutter werden möchte.
Mein Freund und ich waren uns sofort einig. Außerdem habe ich mich
meiner besten Freundin und meinen Eltern anvertraut, die mir alle sehr
liebevoll beistanden.
Ich vereinbarte alle nötigen Termine: Das Beratungsgespräch und
unmittelbar danach ein Vorgespräch beim Arzt sowie den Abbruch selbst.
Die Beraterin war neutral und sehr hilfreich, ich war bei Pro Familia
und kann diese Einrichtung wärmstens empfehlen.
Natürlich war ich vor dem Abbruch ein wenig aufgeregt. Mein Freund und
meine Mutter begleiteten mich und waren für mich da.
Ich war etwa in der 8. Woche, genau kann ich mich nicht erinnern; die
Ärzte und Schwestern waren sehr freundlich, ich habe mich sehr gut
aufgehoben gefühlt.
Der Abbruch selbst war ein kurzer, schneller Eingriff, danach hatte ich
etwas Schmerzen, allerdings nur leicht. Vor allem aber war da dieses
unendliche Gefühl der Erleichterung! Es war, als fiele ein Stein von
meinem Herzen!
Noch immer bin ich der festen Überzeugung, dass das zu 100 % die
richtige Entscheidung war und ich bereue es keine Sekunde – ich würde
wieder so handeln.
Mit meinem damaligen Freund bin ich noch immer zusammen, nur, dass wir
seit August 2013 sogar verheiratet sind! Kurz darauf haben wir uns
bewusst für ein Baby entschieden und so wurde im Juli 2014 unsere
zauberhafte Tochter geboren.
Mein Studium habe ich inzwischen erfolgreich abgeschlossen und ich habe
bereits eine Stelle als Assistenzärztin, die ich am 01.08.2015 antrete;
das ist möglich, weil meine Eltern mittlerweile in Rente sind und so bei
der Betreuung meiner Tochter helfen können.
Das alles wäre so nicht möglich gewesen, wenn ich mit 20 dieses
ungewollte Kind bekommen hätte. Ich bin immer wieder froh, diese
goldrichtige Entscheidung getroffen zu haben. Niemand muss Angst vor
einem Schwangerschaftsabbruch haben, es ist daran nichts Verwerfliches
oder Falsches – man muss nur absolut hinter dieser Entscheidung stehen
und sie ohne Druck von außen treffen!
Sandra
Erstmal vielen lieben Dank für all die Erfahrungsberichte. Zu wissen,
dass es anderen ähnlich geht hilft ungemein.
Ich bin jetzt 34 und liebe Kinder über alles und
war noch nie zuvor in meinem Leben schwanger. Vor gut 6 Monaten habe ich
einen tollen Mann kennengelernt, der mich auf Händen getragen hat. Nach
einiger Zeit kristallisierte sich heraus, dass er einige psychische
Probleme hat.
Nach 4 Monaten Beziehung mit auf und abs habe ich
die Pille angefangen und wurde aber trotzdem schwanger. Ein
Riesenschock, aber ich habe mich gefreut. Seine Reaktion war anfangs
positiv und er plante mit uns und dem Baby. Nach einer knappen Woche
ging es richtig heftig bergab. er fing an mich fertig zu machen, mir
böse Dinge an den Kopf zu werfen, mich massiv unter Druck zu setzen. Ich
muss dazu sagen, dass er Amerikaner ist und ich Deutsche und wir beide
in Australien leben. Das heisst ich hätte es entweder hier alleine
bekommen können, aber finanziell und ohne Familie hätte es einfach nicht
geklappt. Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, direkt nach Deutschland
zurück zu kehren.
Er hat sich nicht mehr für mich interessiert,
geschweige denn für das Kind. Er hat nichts dazu getan ausser Druck
ausgeübt. Und das obwohl er ein Kind mit mir wollte und sich dann so
verhalten hat, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nie vorgestellt
habe.
Vor 3 Wochen hatte ich dann in der 9 SSW einen Abbruch. Unter diesen Umständen war es rational und logisch die
beste Entscheidung. Ich hatte Angst vor ihm, Angst vor der Zukunft aber
ich habe dieses kleine Wesen geliebt.
Ich kann nur jedem raten sich Zeit zu lassen mit
der Entscheidung, nichts übereilen. Es ist schwer, wenn man es
eigentlich möchte, aber aus gegebenen Umständen nicht kann. Oder es
dadurch für Kind und Mutter zu enormen Nachteilen kommen kann.
Mir geht es jetzt wieder ok körperlich, meine
Blutungen haben lange gedauert und ein leichtes Ziehen im rechten
Eierstock habe ich immer noch.
Gegen den Vater des Kindes gehe ich mittlerweile
gerichtlich vor. Daran hab ich am meisten zu knabbern.
Ich denke ich hätte eine andere Entscheidung
getroffen, wenn er mich etwas mehr unterstützt hätte.
Ich wünsche niemandem so eine Erfahrung. Ich hoffe
für mich, nochmal jemanden zu treffen, mit dem ich eine richtige Familie
gründen kann.
Ich habe dem Kind einen Brief geschrieben am Tag
vor der Abtreibung und ein Ultraschallbild aufgehoben.
Denkt daran, es gibt keine richtige oder falsche
Entscheidung. Man muss irgendwann eine treffen, das ist leider der
Nachteil als Frau, weil wir damit leben müssen.
Susanne
(stark gekürzt. Ganzer Bericht hier)
Vielen Dank für diese Seite. Ich lese seit einigen Tagen hier die
Erlebnisse dieser Frauen die sich auch für einen Schwangerschaftsabbruch
entschieden haben. So wie ich. Es gibt mir Kraft, Mut und
Durchhaltevermögen bis ich meinen Termin habe.
Ich bin 36 Jahre alt. Habe schon 4 Aborte gehabt mit jeweils einer
Curettage zum Abschluss. Jetzt bin ich in der 10. Woche schwanger mit
dem Kind meiner grossen Liebe. Meinen Partner kenne ich seit 15 Jahren.
Wir verliebten uns so sehr ineinander damals vor 15 Jahren….. Er war
bereits verheiratet und erwartete ein Kind. Für mich war es klar, dass
ich die Finger von Ihm lassen muss. Sehr traurig darüber nahmen wir
Abschied. Für immer! Niemals hätten wir gedacht, dass wir uns wieder sehen
und ein Paar werden.
Jahre vergingen und ich lernte mit 27J einen Mann kennen, mit dem ich
7Jahre eine halbwegs intakte Beziehung führte. Damals liess ich alles
hinter mir und zog 100km weg von meiner Heimat. Mit 30J dann meine erste
Schwangerschaft. Sehr erfreut war ich nicht darüber und mein damaliger
Partner auch nicht. Es war nicht geplant und er war auch nicht bereit
dafür. Ich für meinen Teil verspürte nie wirklich den Herzenswunsch, ein
Kind zu bekommen. Trotz allem entschieden wir uns für das Kind.
Allmählich freuten wir uns auch auf den kleinen Knopf. In der 8. Woche
beim ersten Ultraschall sagte mir die Ärztin, dass etwas nicht stimmt mit
der Einnistung des Embryos. Für mich brach eine Welt zusammen…….Es
war eine Blasenmole. Mir war extrem übel, schwindlig und elendig zu
mute. Bald schon hatte ich einen Termin zur Curettage. Nach zwei Monaten
noch eine OP, da die Blasenmole wieder gewachsen war. Es war Horror pur.
Doch alles in allem war ich gefasst und recht ruhig. Irgendwie war ich froh und erleichtert, da ein Kind noch nicht geplant war. Und wir zuerst
sparen, unsere Beziehung klar bekommen und eine passende Wohnung
wollten. Zwei Jahre später war ich wieder schwanger. Hatte allerdings noch vor
dem ersten Ultraschall einen kompletten Abort auf der Toilette.
Ein Jahr später dann wieder einen positiven Schwangerschaftstest. Damals
wollte ich schon nicht mehr. Ich dachte, diesmal ist aber das letzte Mal.
Dann lasse ich mich unterbinden. Das Kleine war in der 10. Woche bereits
tot. Wieder eine Curettage.
Ich habe danach endgültig mit dem Thema Kinderwunsch, den ich eh nie
richtig von Herzen verspürte, abgeschlossen. Es war absolut stimmig für mich. Die Beziehung mit diesem Mann ging in
die Brüche.
Vor 15 Monaten dann, Gott wollte es so, traf ich meine damalige
Jugendliebe wieder. Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir hatten uns
wieder und ich wusste, das ist er. Der Mann mit dem möchte ich alt
werden. Auch Kinder waren auf einmal wieder Thema. Also planten wir und
wünschten uns dieses Kind sehr. Es ging ganz schnell. Ich war schwanger.
Trotz extremer Übelkeit und starken Unterleibsschmerzen war ich positiv
eingestellt. In der 13. Woche dann ein kompletter Abort. Curettage.
Im November wieder schwanger. Oh Gott! Nein! Wir
wollten doch nicht mehr. Was machen wir jetzt. Abtreibung kommt nicht in
Frage. Oder doch? als ich wieder diese starken
Schwangerschaftsbeschwerden bekam, ging es rasant abwärts mit meiner
Psyche. Starke Übelkeit, Rückenschmerzen und schlaflose Nächte plagen
mich. Ich mag meinen Partner nicht riechen, meine Hunde nicht anfassen,
nicht duschen, nicht Zähne putzen, Haare nicht mehr waschen. Ich fühle
mich mehr wie ein Tier als ein Mensch. Ich mag
nicht mehr und will nicht mehr. Ich fühle mich so schlecht wegen meiner
Entscheidung . Die Abtreibung, aber ich will es einfach nicht. Die
Schwangerschaft, das Kind, dieses Leben.
Heute war ich mit meinem Partner bei einer Beratungsstelle um alles zu
besprechen. Unser Entscheid steht fest und
wir sind echt erleichtert.
Ich freue mich auf unsere Leben, wenn alles vorbei ist. Wenn endlich Ruhe
eingekehrt ist.
Zwei Wochen später:
Ich spüre mich wieder, meinen Partner, meine
Hunde. Ich kann wieder leben, lachen und geniessen. Ich kann wieder
geben und zuhören. Ich weiss, dass es in diesem Leben noch viele
sinnvolle Aufgaben für mich geben wird, anstatt Kinder zu haben. Es ist gut so wie es ist.
Zum vollständigen Bericht von Susanne
Ella
Die Schneeflocke… Ich möchte meine Geschichte erzählen, weil ich
denke, dass es hilfreich ist und weil ich möchte, dass dieses Erlebnis
die Wichtigkeit hat, die es verdient. Ich war mit einem Mann zusammen,
bei dem ich nicht entscheiden konnte, ob es sich gut und richtig anfühlt
oder nicht und wurde schwanger. Irgendwas musste schief gelaufen sein,
wir hatten ein Kondom benutzt. Für mich war es ein Schock! Ich wusste
sofort, dass jetzt eine Entscheidung gefällt werden musste, die so viel
schwerer und wichtiger war, als alles andere davor. Meine Gedanken
gingen von links nach rechts, zurück und vor. Für mich war die Frage:
Freiheit oder gebunden sein. Ich konnte mit einer sehr guten Freundin
darüber reden, mit meinen Eltern und mit meinem Bruder und seiner Frau.
Alle hatten viel Verständnis für mich.
Am Ende war aber immer wieder klar, dass ich diese Entscheidung ganz
alleine treffen musste. Ich kam nicht weiter und so bin ich zu
Profamilia in eine Konfliktberatung. Dort wurde mir sehr geholfen. Der
Berater sagte mir, ich soll mich nicht auf Freiheit und Gebundenheit
beschränken, er gab mir das wichtigste Wort überhaupt, nämlich
Selbstbestimmung. Das heißt bestimmen darüber, was man nur für sich
selbst will. Wie stellt man sich das eigene Leben vor? Wo will man hin?
Wie will man dort hin gelangen? Also hab ich zunächst entschieden, dass
ich mit diesem Mann nicht zusammen sein will. Das war eher leicht zu
entscheiden 🙂 Der viel schwerere Part war zu entscheiden, ob ich jetzt
Mutter werden will oder nicht. Ich hab mir immer wieder mein Leben
vorgestellt, in beiden Varianten und bin dann zu dem Entschluss
gekommen, dass es so nicht richtig wäre für mich, dass es mich nicht
glücklich machen würde.
Glücklich sein wollte ich aber und ich finde noch immer, dass jeder ein
Recht darauf hat! Also habe ich einen ambulanten chirurgischen Abbruch
vornehmen lassen. Ich hatte Angst und ich war traurig. Ich war wütend,
dass es alles nicht anders passiert war. Ich war in einer Klinik, in der
ausschließlich Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden und das war
gut so. Ich hab gesehen, dass ich nicht die einzige war und das Personal
war sehr professionell und freundlich. Es war alles nicht so schlimm,
wie ich dachte.
Meinen inneren Konflikt gibt es nicht mehr. Die Seele, die zu mir
gekommen ist, habe ich Schneeflocke genannt. So wie der Schnee war sie
für einige Zeit bei mir und ist dann wieder als Wasser in das Ganze
übergegangen. Ich weiß jetzt, dass ich Kinder bekommen will und ich weiß
auch, dass es dafür eine andere Zeit gibt. Ich vertraue dem Leben und
ich bin froh, dass ich so mutig war. Ich bin auch manchmal traurig und
das ist auch gut so. Ein Abbruch ist nichts, das mich nicht berührt. Und
geliebt habe ich diese Seele von Anfang an! Trotzdem war es richtig und
gut für mich selbst. Ich wünsche allen Frauen viel Kraft und viel Mut
zur Selbstbestimmung! Fühlt in euch hinein, fühlt euch selbst!
Moralische Vorstellungen, das ist bei dieser Entscheidung nicht wichtig!
Wichtig ist, was für euch selbst richtig ist, was sich für euch richtig
anfühlt!
Eva
Werde 41 Jahre und hab einen 12-jährigen Sohn. Mit meinem Lebensgefährten
habe ich keine gemeinsamen Kinder. Vor ca 10 Monaten vermutete ich, dass
ich schwanger bin. Die Frauenärztin sagte, es sei nur eine Zyste.
Erleichtert verließ ich die Praxis. Tage danach war ich ins Grübeln gekommen. Wäre es nicht doch nett, noch ein Baby zu bekommen?! Mein Freund
hätte auch nichts dagegen. Also beschlossen wir, es bis August zu
versuchen (weil ich ja immer älter werde, deswegen bis August). Aber es
klappte nicht. Ich dachte mir, dann brauchen wir ja eh nie mehr aufpassen. Gesagt getan.
Am 28.12 Schwanger!! Erste Gedanken: ich kann es
nicht bekommen! ! Ich bin zu alt!! Am 30.12 ging ich zur Frauenärztin,
da war ich in der 5. Woche. Ich war fertig mit der Welt! Waren es die
Hormone? Mein Kopf sagte mir nur: ich will nicht schwanger sein. Meinen
Freund hab ich rausgeworfen, von meinen Freunden hab ich mich
abgewendet. Ich fuhr zu einem Privatarzt und der wollte mir nach zwei
Minuten schon die Abtreibungspille (580,-) geben. Ich kam wieder ins Grübeln, er meinte ich soll nicht
lange hin und her denken. Ich ging ohne es zu tun. Aber drei Tage später,
wegen Zeitdruck, fuhr ich zu einem anderen Arzt. Dann ging alles ganz
schnell.
Meine Erfahrung jetzt im Nachhinein: Lasst euch Zeit, man braucht gerade
wenn man hormonell auf und ab schwankt, sehr viel Zeit!!! Ich habe einen
großen Fehler gemacht und habe in meinem viel zu kurzen Wahn die falsche
Entscheidung getroffen. Lasst euch von niemandem sagen, dass ihr euch
schnell entscheiden müsst, für die Absaugmethode gehts auch noch nach
der 10. Woche. Körperlich gehts mir bis auf starke Blutungen gut, aber
psychisch bin ich fertig.
BITTE LASST EUCH ZEIT….VIEL ZEIT!!
Das ist eine schwierige Geschichte. Ein Wirrwarr von Gefühlen… Ich denke, dasselbe, was Eva andern Frauen rät, gilt auch für sie: Sie muss sich Zeit lassen, das ganze zu verarbeiten. Der Abbruch liegt nur ein paar Tage zurück und die Hormone haben sich noch nicht “normalisiert”. Vielleicht wird sie in einiger Zeit, wenn sie wieder zur Ruhe gefunden hat, fühlen, dass es doch die richtige Entscheidung war? (A.M. Rey)
Anne
Meine Abtreibung ist 4,5 Jahre her…und dennoch beschäftigt
sie mich in größeren Abständen immer wieder. Kurz nach meinem 19.
Geburtstag blieb meine Periode aus. Das letzte Ausbildungsjahr hatte
gerade begonnen und ich war absolut überfordert. ich hatte die Pille
1-2x vergessen und war ernsthaft so naiv zu glauben, dass da schon nix
passiert sei. Mit dem Vater war ich schon seit einiger Zeit nicht mehr
zusammen. Er hatte sich ca. 1 Jahr zuvor von mir getrennt. Ich konnte
mich emotional nicht von ihm lösen. Er nutzte dies aus. Wir schliefen
immer wieder miteinander und er hielt mich immer wieder mit leeren
Versprechungen hin.
Als ich den positiven Test in den Händen hielt, lachte und fluchte ich
zur gleichen Zeit. Noch nie habe ich so ein Chaos der Gefühle erlebt.
Jedoch stand für mich erst einmal fest, dass ich das Baby bekommen
möchte. Der Vater des Kindes war alles andere als begeistert. Er
beschimpfte mich und war sofort der Meinung, dass das Kind nicht von ihm
sei und er auch absolut nichts damit zu tun haben möchte. Da kamen die
ersten Zweifel in mir auf. Allein mit einem Baby…mit 19? Was wird aus
meiner Ausbildung. Die Prüfungen überschnitten sich mit dem
Geburtstermin. Es war eine schulische Ausbildung, ich bekam zu dieser
Zeit Bafög und lebte bei meinen Eltern. Je länger ich darüber nachdachte
desto sicherer war ich mir, dass ich das nicht kann, ich war einfach
nicht bereit dazu.
Zum Glück standen meine Eltern voll und ganz hinter mir.
Überraschenderweise war es mein Papa, der mich überall hin begleitete
und mir immer wieder Mut machte. Auch am OP Tag war er es, der mich ins
Krankenhaus brachte. Mit mir zusammen weinte und mich aufbaute und er
war es, der mich “danach” in Empfang genommen hat. Den Exfreund
informierte ich am Abend, als ich wieder nach Hause durfte, über die
Abtreibung. Ich traf auf Desinteresse und Verwunderung, dass das alles
überhaupt so lang gedauert hat. Seit diesem Telefonat habe ich jeglichen
Kontakt zu ihm abgebrochen.
1,5 Jahre nach der Abtreibung habe ich eine wunderschöne Tochter auf die
Welt gebracht und jetzt nach 4,5 Jahren bin ich in der 28. Woche mit
einem Jungen schwanger. Ich bin glücklich mit dem Vater beider Kinder
verheiratet und wir lieben unsere Familie. Und dennoch muss ich immer
wieder daran denken…wie alt wäre es jetzt…wie wäre es mit seinem
Vater weitergegangen… hab ich “gemordet”?…ich weiß, dass es die
richtige Entscheidung gewesen ist, aber so ein letzter Zweifel bleibt da
doch irgendwie immer…
Ich habe das Wort “gemordet” so stehen
lassen, wie Anna es geschrieben hat. In Anführungszeichen. Natürlich hat
sie NICHT gem… Sie hat sich in einer schwierigen Situation, mit einem
unmöglichen Partner entschieden, dass sie die Verantwortung für ein Kind
nicht auf sich nehmen kann, dass sie überfordert ist.
Frauen haben ein Recht, nein zu sagen zu einer solchen Schwangerschaft.
A.M. Rey
Wanda
Danke dass es diese Seite gibt, die mir viel Mut
gemacht hat, die richtige Entscheidung zu treffen. Daher möchte ich auch
gerne meine Geschichte teilen, in der Hoffnung dass sie anderen Frauen
und Familien weiterhelfen kann.
Ich habe heute den Eingriff (Absaugung) in der 10
SSW vornehmen lassen und wir fühlen eine große Erleichterung, auch
körperlich geht es mir gut. Ich hoffe, das bleibt sowohl psychisch als
auch physisch so.
Von meinem Wunschkind habe ich mich die letzten 10
Tage verabschiedet und der Gedanke daran schmerzt noch immer, aber für
die Zwillinge in meinem Bauch, als die sich das eine (weitere nach
unserer kleinen Tochter) Wunschkind herausstellte, habe ich die letzten
10 Tage keine wirklichen Gefühle entwickeln können, auch nicht
entwickeln wollen. Wir konnten uns ein Leben mit zwei kleinen weiteren
Babies, fernab von familiärer Hilfe und Unterstützung und mit dem großen
Wusch, für die große und dennoch kleine Tochter nach wie vor viel Zeit
zu finden, einfach nicht vorstellen. Zu groß war die Angst vor
Schwangerschaftskomplikationen oder einer Frühgeburt, die längere
Krankenhausaufenthalte erfordern, zu groß die Angst vor Belastung mit
zwei kleinen Babies mit ihren eigenen Bedürfnissen und einer
Zweijährigen, die andere hat und die wir über alles lieben, zu groß die
Angst, für uns als Paar überhaupt keine freie Minute mehr zu haben.
Wir haben uns nicht gegen die Zwillinge
entschieden, sondern für das Glück unserer Kleinfamilie. Ich bin
dankbar, die Möglichkeit für diese Entscheidung gehabt zu haben und zu
erfahren, dass wir als Paar auch in einer derart schwierigen Situation,
die ich mir nie vorstellen konnte, funktionieren.
Marlen
Ich bin Mitte 20 und hatte gestern meinen
medikamentösen Abbruch. Für mich stand diese Entscheidung zwar von
Anfang an fest, jedoch war es nichts desto trotz keine leichte
Entscheidung. Da ich diese Sache gerne für mich verarbeiten möchte und
hoffe, dass ich anderen Frauen in einer ähnlichen Lage weiterhelfen
kann, will ich meine Geschichte und Erfahrung gerne teilen.
Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich ein
Familienmensch bin. Ich wuchs in einer sehr behüteten Familie auf und
habe mir auch immer eine große Familie gewünscht. Früher dachte ich mir
häufig “Liebes, falls du ungeplant schwanger werden solltest, volljährig
und berufstätig bist, bekomm es einfach” – das ist jedoch sehr viel
leichter gesagt als getan.
Vor knapp 3 Jahren hat sich auf meinem rechten
Eierstock eine Zyste gebildet. Mein Frauenarzt und ich haben diese lange
Zeit beobachtet, leider hat sich diese sehr schmerzhaft bemerkbar
gemacht und wurde trotz hormoneller Behandlung nicht kleiner sondern nur
noch größer. Nachdem sie einen stolzen Durchmesser von 6 cm erreicht
hatte fiel die Entscheidung, dass die Zyste operativ entfernt werden
sollte. Zum Zeitpunkt meiner OP war unklar, ob es möglich ist, nur die
Zyste zu entfernen oder ob auch mein rechter Eierstock fürs Vaterland
fallen sollte. Allein dieser Gedanke hat in mir Panik ausgelöst, da es
auch meine Fruchtbarkeit bis zu einem gewissen Grad eingeschränkt hätte
und ich wollte immer eine Familie haben. Ich habe zu dieser Zeit viel
geweint. Mein rechter Eierstock konnte größtenteils erhalten werden und
bei anschließenden Untersuchungen bei meinem Frauenarzt meinte dieser
immer zwinkernd “Sie können noch so viele Kinder haben wie Sie möchten –
und auf die Optik des Eierstocks kommt es ja nicht an”.
Da ich mich zu dieser Zeit sehr in meine Arbeit
vertieft habe, wurde mein Kinderwunsch sehr weit nach hinten geschoben,
schließlich wollte ich mich beruflich weiterentwickeln, um einer
möglichen Zukunftsfamilie auch etwas bieten zu können. Da eines das
andere ergibt, hat sich auch lange Zeit keine Beziehung bei mir
eingespielt und nach meiner letzten, langjährigen Beziehung habe ich
auch die Pille abgesetzt.
Vor etwa 3 Monaten habe ich einen Mann
kennengelernt mit dem ich mich gut verstand, wir hatten in etwa
denselben Humor, jedoch sonst wenige Gemeinsamkeiten. Er ist ein sehr
impulsiver Mensch und liebt mit ganzem Herzen, ich persönlich habe
allerdings schon viele Enttäuschungen erfahren müssen und wollte, was
die Gefühle betrifft, einen Gang zurückschalten, damit sich alles erst
entwickeln konnte […]. Da ich nicht ohne
weiteres auf Verdacht wieder mit der Pille beginnen wollte, haben wir
vorerst mit Kondomen verhütet. Der Nachteil bei diesen ist jedoch, dass
Sie auch reißen können und genau das ist uns passiert. Bereits am
nächsten Tag beschlich mich ein unangenehmes Gefühl und als ich morgens
unter der Dusche stand, begann ich mit meinem Unterbauch zu sprechen.
“Falls sich hier gerade etwas einnisten möchte, das wird nichts mit uns
2, Schätzchen”. Das klingt wirklich sehr grausam, ich möchte jedoch
betonen, dass mir schwarzer Humor schon immer geholfen hat, manches zu
verarbeiten.
2 Wochen später erwartete ich meine Periode, jedoch blieb diese
hartnäckig aus…
Zum vollständigen Bericht von Marlen
Elke
Nun ist es über 8 Jahre her, dass ich mich für eine Abtreibung
entscheid. Ich war damals 16 und war in einer Beziehung. Unsere
Beziehung war eigentlich, wenn ich so zurück denke, eine Katastrophe. Er
hat mir viel verboten (Internet, weg gehen, Freunde, schminken etc)…
und mir wurde viel meiner Jugend kaputt gemacht durch diese Beziehung
(ich habe fast meine Familie verloren wegen ihm). Alle waren auch gegen
unsere Beziehung. Er Moslem ich Christin, zwei Religionen, die auch
nicht so zusammen passen (war bei uns zumindest so). Ich nahm das erste
mal die Pille mit 16 und das nur die 1.Packung (also 3 Monate). Wir
sagten uns, da wird nichts passieren und wenn es passiert, passiert es
nun mal. Sooooo bekam meine Periode nicht mehr, ging zum Arzt, es war ne
Horrorzeit… Anfangs wollten wir es behalten, denn wir wollten nicht,
dass uns jemand trennt. Und ein paar Stunden später, nach ein paar
Gesprächen mit meinem damaligen Partner, war die Entscheidung klar: wir
packen das nicht. Er arbeitssuchend, ich kurz vor der Ausbildung. Habe
mich für einen Abbruch entschieden. Ich hätte dem Kind nichts bieten
können.
So böse das klingt, aber es war die richtige Entscheidung. Denn ich war
zu unreif und er war nicht der Richtige. Ich wollte keine Assi Mama
werden, alleinerziehend, die ihrem Kind nichts hätte bieten können. Ich
bereue es nicht und es war für eine 16 Jährige mit falschem Umfeld die
richtige Entscheidung. Jetzt habe ich eine Ausbildung und den richtigen
Partner, mit dem ich eine Familie gründen möchte. Ich werde ihm nie
davon erzählen, es ist meine Sache und war vor seiner Zeit, und es geht
niemanden was an.
Mein Abbruch war in einer Spezialklinik, war sofort vorbei, danach habe
ich geweint, weil ich die Augen öffnete und meine Eltern waren da und
ich wusste: jetzt habe ich meine Familie wieder. Habe diese Entscheidung
nie bereut, aber man lernt draus und sieht Dinge im Leben anders.
Ich möchte unheimlich gerne Mama werden, jetzt bin ich bereit und kann
meinem Kind etwas bieten. Ich bin traurig über Menschen, die eine Frau
deshalb fertig machen, weil sie sich für eine Abtreibung entschieden
haben. Jede Frau hat ihre Gründe!
Katja
Ich bin Anfang 30 und schon 8 Jahre mit meinem
Freund zusammen. Wir haben schon vieles zusammen durchgestanden und er
war eigentlich immer für mich da. Wir haben keine perfekte Beziehung,
aber wer hat das schon. Ich hatte jahrelang immer mal wieder
Depressionen, ich kam mit einer Vergewaltigung in meiner Jugend einfach
nicht klar, habe die Gefühle so lange es ging unterdrückt, bis mich das
Ganze eingeholt und krank gemacht hat. Mein Partner hat in dieser Zeit
sicher nicht alles richtig gemacht, aber er hat es versucht und war
immer da. […] Vor 2 Wochen bekam ich Angst, ich könnte schwanger sein,
[…] Was ist, wenn die Depressionen wieder anfangen, das ist doch alles
noch gar nicht so lange her, ich weiß, wie es mir damals ging, so kann
ich kein Kind groß ziehen. […] Mein Partner hat auch gerade eine neue
Stelle angenommen, die er liebt, wegen der er aber viel unterwegs ist
und so wie es im Moment ist, hätte er finanziell den Löwenanteil
übernehmen müssen.Ich wusste aber auch, dass er hinter mir stehen würde,
wenn ich das Kind bekommen würde. So ist er eben.
Als er abends nach Hause kam, sagte ich es ihm sofort und fing an zu
weinen. Er fragte mich, warum das jetzt so schlimm sei. Ich konnte gar
nicht begreifen, dass er nicht auch die Probleme sieht, die auf uns oder
mich zukommen würden. Er sagte, wir bekommen das schon alles hin. Ich
sagte ihm, ich hätte mich schon entschieden, ich könnte das nicht. Ich
erzählte ihm von meinen Ängsten. Er sagte, es sei meine Entscheidung,
mein Körper und auch meine Zukunft, er würde aber hinter mir stehen,
egal was. […] Ich bin allein zur Beratung, […] Die nächste Woche war
seltsam. Immer wieder Gedankenexperimente, was wäre wenn, wie komme ich
mit den Konsequenzen klar. Ich legte meine Hand auf den Bauch um mich
dazu zu zwingen, was zu empfinden. Es kam nichts. Immer wieder diese
schockierende Erkenntnis, schwanger, aber das waren alles Tatsachen, die
sich nicht in meine Gefühlswelt übersetzen lassen wollten. Ich konnte
mich nicht dazu bringen, mich zu freuen. Ich konnte nur fühlen, dass ich
das nicht wollte. Wahrscheinlich auch nicht konnte. […] Ich war schon
immer der Meinung, dass jede Frau das Recht hat, darüber zu entscheiden,
ohne sich vor irgend jemandem rechtfertigen zu müssen. Die Entscheidung
ist schwer genug. Ich hatte gehofft, sie niemals treffen zu müssen.
[…] Ich werde wohl noch oft daran denken, es wird schwer sein, meine
Nichte in den Armen zu halten und nicht daran zu denken. Das heißt aber
nicht, dass ich es bereue.[…] ich werde mir erlauben, trotzdem und mit
dem glücklich zu sein und mich auf die Zukunft zu freuen, auch darauf,
irgendwann so weit zu sein, ein Kind zu wollen und dann auch Mutter zu
werden.
Zum ungekürzten, bewegenden Bericht von Katja
Mara
Ich bin 22 Jahre und in keiner festen Beziehung. Ich treffe mich
regelmässig seit ca. 4 Monaten mit einem Mann und wir haben eine sehr
schöne Romanze ohne Verpflichtung….vor ca.3 Wochen machte er mich
drauf aufmerksam, dass meine Brüste viel praller sind… und fragte ob
ich schwanger sei, aus dem nix heraus. Ich habe dabei gelacht und
meinte: bist du wahnsinnig, ich nehme die Pille, das kann nicht sein.
Meine Regelblutung kam jedoch etwas dunkler…. vor 2 Wochen fing es
dann mit der Übelkeit an und meine Brüste hörten nicht auf zu spannen,
mein Unterleib fühlte sich komisch an … Angst hatte ich, einen Test zu
machen, Angst davor dass er positiv ist… Ich habe es irgendwie
gewusst… Mit niemand ausser meiner besten Freundin sprach ich drüber.
Dann letzte Woche am Montag kam sie zu Besuch und zuckte aus dem nu
einen Test, der positiv war.. komischerweise war es kein Schock für
mich, mein Wissen hatte sich nur bestätigt … ich bin direkt zum
Frauenarzt und dann zu einer Beratungsstelle, weil mir klar war, dass
ich das Kind nicht bekommen wollte…mit meiner Romanze sprach ich nie
drüber, ich hatte Angst, dass er meine Entscheidung nicht akzeptiert
oder mich verurteilt…
Heute war mein Abbruch. Alles ist super gelaufen, die Ärzte waren sehr
nett und ich fühlte mich gut … ich bin froh, dass ich die
Schwangerschaft abgebrochen habe, ich fühlte mich dem nicht gewachsen
und mein Gefühl hat mir gesagt, dass es noch nicht an der Reihe war für
mich und ein Kind.
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