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Christine
Damals im Jahre 1973, 16- jährig, wurde ich vergewaltigt und dabei
schwanger.
Es ist eine Erleichterung, dass ich es der
Öffentlichkeit bekannt geben darf und so diesen mich immer begleitenden
Kummer verarbeiten kann.
Die Jugendzeit war schrecklich. Mein Vater
starb (1968), als ich 12 Jahre alt war, an einer Tropenkrankheit. Er
war Chemiker, in der Forschung tätig. Meine Mama war schwer depressiv, tablettensüchtig. Geschwister hab ich keine. Ich kam in ein Internat,
wos mehr Schläge und eingesperrt werden (im Keller) gab als Liebe und
Zuneigung. Mit 15 Jahren musste ich für 1 Jahr in eine Klosterschule,
um Französisch zu lernen. Dieses Jahr gab mir den Rest. Beten, Schikane,
Misstrauen waren an der Tagesordnung.
Zurück in Basel bei meiner
Grossmutter lebend, wo ich glücklich war, nahm sich meine Mutter das
Leben. Damals war ich 16 Jahre alt. Die Kripo-Beamten holten mich aus der
Klasse. Ich musste meine Mutter identifizieren. Die Jahre bis zur Volljährigkeit
ist Geschichte. Scheisse bauen, Lehre abbrechen, ins Ausland abhauen…
Nach vielen Windungen und Umwegen, eine gescheiterte Ehe inklusive,
absolvierte ich von 1989-1991 die Hauspflegeschule in Basel. Seither
arbeite ich Teilzeit in der privaten Hauspflege auf eigene Rechnung. Es
ist wunderbar. Keiner der befiehlt, Vorschreibungen macht – nur die
Betagten und ich.
Doch holte mich die Vergangenheit ein. In der Scheidungsphase (2001) wurde eine
psychische Erkrankung diagnostiziert. Eine vererbte Form, dazu der Missbrauch. Seit
1 1/2 Jahren bin ich IV-Rentnerin. Ich – die soviel Mut, starken
Willen besitze, bin krank. Gottlob habe ich keine Medikamente, war noch
nie in einer Klinik, meistere das Leben so gut es geht.
In der Gewerkschaft bin ich nationale Vertreterin der Frauengruppe.
Da ist die Wut am rechten Ort.
Ich kannte den damals um 15 Jahre älteren Mann aus unserem
Jugendtreffpunkt. Er lockte mich zu sich nach Hause, um mir die jungen
Katzen zu zeigen. Da geschah es. Ich bemerkte nicht, dass ich schwanger
war. Meine Grossmutter, eine erfahrene gütige Frau, bemerkte die
Veränderung. Der Test bei der Frauenärztin schaffte Klarheit. Das
Spiessrutenlaufen begann. Da ich Vollweise war, bestimmte die
Vormundschaftsbehörde, dass ich abtreiben muss. Ich wurde dazu nicht
befragt, was ich möchte. Es wurde einfach gehandelt. Der Mann. wurde
festgenommen. Ich als Opfer wurde als Täterin hingestellt, schliesslich
trug ich einen kurzen Rock, und das provoziere jeden Mann. Er wurde
lediglich zu einer bedingten Strafe verurteilt. Heute ist er ein
angesehener, geachteter Geschäftsmann in unserer Stadt. Noch heute
zerplatze ich beinahe vor Wut, möchte den Mann am liebsten in aller
Öffentlichkeit ohrfeigen.
Meine Ausbildung begann ich kurz darauf. Später war mir bewusst, dass
die Abtreibung das einzig richtige für mich bedeutete. Mit knapp 17
Jahren Mutter, alleine, und der Willkür der Behörden ausgeliefert zu
sein, hätte mich zerbrochen. Damals wurden ledige Mütter mehr als schräg
angeschaut.
Heute bin ich 51 1/2 Jahre alt, kinderlos geblieben, lebe alleine und
bin zufrieden. Ihr jungen Frauen, es ist euer Körper – entscheidet
alleine darüber. Keine Behörde hat ein Recht, über euch zu entscheiden.
R.K
Als ich erfuhr schwanger zu sein, fing ich sofort an zu heulen. Ich fand
den Gedanken schrecklich, ein Kind zu bekommen. Ich dachte aber, ich
müßte es bekommen und eine Abtreibung käme für mich nicht in Frage. Von
Tag zu Tag verschlechterte sich aber mein körperlicher Zustand, auch
meine seelische Verfassung wurde zu einem Albtraum. Ich litt an
Albträumen, Panikzuständen, Rückenschmerzen (unerträgliche), Schwindel,
ständiger Übelkeit, ich nahm 5 Kilo ab. Es ging mir so schlecht, dass
ich keinen anderen Ausweg mehr sah als abzutreiben. Ich war nicht mehr
ich selber und ekelte mich vor mir selbst. Nach dem Abbruch ging es mir
rasch wieder besser und ich bin froh, bald wieder die Alte zu sein…
Ich weiß jetzt, dass ich nicht dafür gemacht bin, ein Kind zu
bekommen und damit kann ich ganz gut leben…
Stine
Ich habe im September 2006 abgetrieben und muss zugeben, dass es
definitiv die falsche Entscheidung war. Ich bin 20 Jahre alt und
Abiturientin. Ich bin wirklich ungewollt schwanger geworden und habe es
spät gemerkt, nämlich in der 7. Woche. Mein Freund hat es genau wie ich
vermutet. Ich fragte ihn, was er tun wird, wenn der Test positiv
ausfällt und er sagte, "ich bleibe bei dir und bin für euch da". Leider
ist die Praxis nie so schön wie die Theorie und als wir definitiv
wussten, dass ich schwanger bin, wurde aus dem lieben und
rücksichtsvollen Mann, den ich kannte, ein unausstehlicher Macho. Er
fasste mich nicht mehr an, küsste mich nicht mehr, ging mir aus dem Weg.
Als ich ihm sagte, dass ich das Kind behalten möchte, brach er unter
Tränen zusammen und sagte, dass er das nicht könne und ich es mir bitte
nochmals überlegen sollte. Er setzte mich psychisch so unter Druck, dass
ich keinen anderen Ausweg mehr sah als die Abtreibung. Sogar die
positive und liebevolle Reaktion meiner Eltern konnte mich nicht davon
abbringen. Ich habe auf ihn gehört und das Baby abgetrieben. Jetzt, über
ein halbes Jahr später habe ich immer noch Albträume und Depressionen
deswegen. Ich weiss, dass ich es nie hätte tun dürfen und möchte allen
Frauen raten, nur abzutreiben, wenn sie es von sich selbst aus mit
reinem Gewissen verantworten können, denn dann ist es ok. Macht es nicht
wegen einem Mann, glaubt mir, denn ich habe es getan und habe jetzt
weder Kind noch Mann, denn mit ihm möchte und kann ich nicht mehr leben.
Hört auf euer Herz und lasst euch Zeit, so abgedroschen es auch klingt!
Sabine
Ich habe mir nicht genug Zeit fürs Überlegen gelassen, aus lauter Panik,
dass dann das Kind schon zu groß sein würde, als dass ich es noch
verkraften würde, abzutreiben. Ich hatte zwei Wochen Bedenkzeit nach
ausbleibender Menstruation. Ich habe funktioniert, wie in der Uni, wenn
man sich die Hacken wund läuft, um irgendwelche Formulare zusammen zu
suchen. Für positive Gefühle meinem Bauch gegenüber habe ich mir keinen
Raum gegeben. Kein einziges Mal habe ich meinen Bauch (wo ja noch nichts
zu sehen war) angefasst. Nur im Spiegel fand ich mein Gesicht auf einmal
so schön, so schwanger… Aber ich habe weiter funktioniert wie ein
Uhrwerk und die Abtreibung gemacht. Jetzt fühle ich mich unglücklich (4
Wochen später). Leute: Lasst euch Zeit!
Jasmin 29
Ich werde meinen Schwangerschaftsabbruch nächste Woche erleben. Wider
Willen. Mein Freund möchte unter keinen Umständen ein Baby. Für mich
bricht eine Welt zusammen und ich weiß nicht, wie ich damit leben soll,
wenn das Kind erst mal weg ist. Ich fühle mich so traurig und so leer,
ich könnte nur noch weinen.
Ich habe leider keine andere Wahl. Mein Freund hat schon 2 Kinder (15
und 7), das mit 7 lebt jedoch bei der Mutter. Und ich habe einen Sohn
mit 9, der jedoch leider Autist ist. Mein Freund möchte unter keinen
Umständen ein weiteres Kind.
Ich jedoch würde es so gerne behalten. Ich kann an nichts anderes mehr
denken und bin nur noch am weinen. Wenn ich es aber behalte und mein
Freund mich vielleicht deswegen irgendwann verlässt, würde ich mit 2
Kindern (eins davon behindert) alleine dastehen. Das schaffe ich nicht.
Nicole, 18
3 Stunden ist es jetzt her. Vorher hatte ich furchtbare Panik vor dem
Eingriff. Hatte zuvor noch nie lokale Betäubungen noch
Vollnarkosen und auch keine OPs. Ich finde es wird ziemlich viel von
Frauen, die kurz vor einer Abtreibung stehen, verlangt. [Die
Beschreibung betrifft Deutschland. Anm. A.M.Rey] Kümmern um die
Papiere, zur Beratungsstelle gehen, mit den Ärzten reden. Das
Beratungsgespräch ist positiv und in meinem Sinne verlaufen, hätte es
mir anders vorgestellt. Als ich dann heute um 13.00 zu meinem Termin in
die Klinik kam, Mama und Freund im Gepäck, wurde ich abgefertigt wie im
Supermarkt. Unterlagen bitte. Ich wusst erst nicht, was genau diese Frau
jetzt von mir haben will, also hab ich nachgefragt. … Mit der
Krankenkasse gab es auch Probleme zwecks Kostenübernahme, allerdings hat
das meine Mama in die Hand genommen, wofür ich ihr dankbar bin. Das war
dann alles ziemlich schnell geklärt. Dann hatte ich erst annähernd das
Gefühl, hier zu sein, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Mag sein,
dass diese Frauen jeden Tag mit Abtreibungspatientinnen zu tun haben,
aber das nötige Herz an der ganzen Sache fehlte gänzlich. Als ich dann
nach dem Vorgespräch – das ich mir tröstlicher vorgestellt hätte – in
Tränen ausgebrochen bin, hat man mir gesagt, ich solle ruhig weinen, ich
schaffe das. Das gab mir dann mehr das Gefühl, mit Wärme und Verständnis
behandelt zu werden. Dann gings zum Umziehen. Ich war froh, mein
Lieblingsnachthemd dabei zu haben, um mich wenigstens etwas wohl zu
fühlen. Als mich die Schwester dann in den OP holte, ging alles ziemlich
schnell. Ich war froh, weil ich es einfach nicht mehr aushielt. Keine
Ahnung was auf mich zukommt – endlich damit abgefunden, kein Kind zu
bekommen…
Ich leide, zumindest im Moment, kein bisschen psychisch unter dem
Eingriff, was ich nicht gedacht hätte, da ich depressiv und auch in
psychologischer Behandlung bin. Das Aufwachen war etwas verspult, was
ich eigentlich ganz angenehm fand. Wirklich realisiert, dass ich schon
"fertig" bin, habe ich erst, als ich von der Toilette wieder kam und im
Bett lag. ca. 20 Minuten später habe ich mich langsam angezogen, zuvor
noch 2 Schmerztabletten bekommen und etwas getrunken und bin dann raus.
Was mich dort erwartet hat, war unglaublich schön und ich glaube, wenn
es anders gewesen wäre, würde es mir jetzt nicht so gut gehen. Meine
Mama, deren Freund, mein Freund, beste Freundin und bester Freund haben
auf mich gewartet.
Ich bin froh, diese Entscheidung getroffen zu haben, obwohl ich die
letzten Tage auch noch geschwankt habe. Ich freu mich aber darauf,
irgendwann ein Kind zu bekommen, eines, das ich von Anfang an als
solches ansehen kann und nicht als "Ding" in meinem Bauch oder als
"Störfaktor" für mein weiteres Leben.
Ich habe mich dazu entschlossen, da ich mit dem "Vater" gerade mal 2
Monate zusammen bin, wir beide noch in der Ausbildung sind und unbedingt
weiter machen wollen und ich einfach noch nicht gefestigt genug bin, ein
Kind zu bekommen und großzuziehen. Sich von anderen Ratschläge holen ist
okay, das habe ich zur Genüge getan. Nur hört man von diesen Leuten auch
immer nur das selbe. Man muss wirklich selbst wissen, dass man das Kind
nicht bekommen möchte und das mit seinem Gewissen vereinbaren können.
Abtreibung ist kein Verhütungsmittel, sondern die letzte Möglichkeit für
eine Frau, die nicht mehr weiter weiß. Die Zeit vor der Abtreibung, die
Zeit des Entscheidens, war die schwerste für mich. Soviel Verantwortung
tragen zu müssen, bin ich nicht gewohnt gewesen, es war eine Erfahrung,
die ich niemandem wünsche. Das wichtigste am Sex ist die Verhütung
und mit 18 zugeben zu müssen, dass man nicht verhütet hat, ist
auch nicht gerade leicht. Solche schwachen Momente hat jeder mal, aber
man sollte daraus lernen… ich hoffe, dass jede Frau, die sich zu einem
solchen Eingriff entschließt, 100-prozentig sicher ist und auch dahinter
steht, Personen hat, die zu ihr halten, egal wie sie sich entscheidet
und Durchhaltevermögen für die Zeit der Entscheidung, aber auch danach.
Es ist auszuhalten. Ich habe so entschieden, weil ich an mich gedacht
habe, das beste für mich wollte. Und ich weiß, es ist okay, an mich
gedacht zu haben.
Wilma
Seit 18 Jahren verhüte ich mit der sogenannten Kalendermethode. So haben
wir auch unsere zwei Töchter gezeugt. Vor vier Jahren wollte ich
unbedingt noch ein Kind. Mein Mann aber wollte das nicht. Also habe ich
mit dem Gedanken abgeschlossen! Nun mit 42 Jahren merkte ich vor 10
Tagen, dass ich schwanger bin. Mein Zyklus hat mir einen Streich
gespielt! Ich hatte ohne es zu wissen schon 2 Tage nach der Mens den
Eisprung! Es war ein Schock für mich! Nochmals anfangen mit 42? Es war
kein schöner Gedanke für mich, und doch, nochmals so ein süsses Baby im
Arm halten… Doch die Realität ist, dass ein Kind noch viel mehr mit
sich bringt als nur Sonnenschein. Realität ist auch, dass eine
Schwangerschaft mit 42 gewisse Risiken birgt. Realität ist auch, dass es
unser aller Leben verändert hätte, das meines Mannes, meiner zwei
Töchter (10 und 6 Jahre), und zuletzt vor allem meines. Ich war gerade
dabei, meine neu erworbene "Freiheit" zu geniessen, und mein Leben auch
nach meinen Wünschen auszurichten. So beschloss ich, das Kind nicht zu
bekommen.
Ich ging zum Arzt und erklärte ihm, dass ich das Kind nicht wollte, für
mich war es eine Laune der Natur, die nichts mit Gott zu tun hat! Er
stellte fest, dass der Embryo erst 28 Tage alt war. Also gab es die
Möglichkeit, den Abbruch medikamentös zu machen. Am andern Tag ging ich
in die Klinik und nahm 3 Tabletten ein. Doch wer glaubt, dies wäre
einfach gewesen, täuscht sich! Ich habe geweint und mit mir gerungen. Am
Ende siegte aber die Vernunft und die Negativliste, die leider länger
war als die Positivliste! Zwei Tage später wurde ich stationär im
Krankenhaus aufgenommen, wo ich zwei andere Tabletten einnehmen musste.
Ich musste auf der Wöchnerinnenabteilung unter lauter glücklichen
Müttern mit ihren süssen Babys auf den Abgang der Frucht warten. Wie
unsensibel….frei unter dem Motto, der macht es ja sowieso nichts aus.
Doch es waren die schlimmsten Stunden meines Lebens…. Wenigstens war
ich in einem Zimmer mit Gleichaltrigen, die sich unterbinden liessen
oder sich die Gebärmutter entfernen lassen mussten. Das bestärkte mich
in der Entscheidung; Gleichaltrige die sich auch entschlossen hatten, keine
Kinder mehr zu kriegen. Die Ärztin hat sich auch entschuldigt, Platzmangel.
Heute, drei Tage danach, fühl ich mich erleichtert und traurig zugleich.
Ich werde meine Entscheidung nie vergessen, sie aber auch nie bereuen.
Ich kann mich auf meine Partnerschaft, die jahrelang zu kurz kam, und
auf meine Kinder konzentrieren, die ich gewollt habe! Ich freue mich auf
unser Leben, denn so haben wir es geplant!
Ich hoffe, einigen Frauen die in meinem Alter nochmals ungewollt schwanger
werden, Mut zu machen, denn ich kenne einige die mit 40 noch ungewollt
ein Kind hatten, die damit nicht fertig wurden oder deren Beziehung in
die Brüche ging, weil es so belastend war. Wir haben für unser Recht,
selber entscheiden zu knnen, gekämpft, also sollten wir es unter
gewissen Umständen auch nützen.
Gilda
Ich bin 31 Jahre alt und habe bereits einen siebenjährigen Sohn, den ich
von Anfang an alleine groß gezogen habe. Mir begegnete im Januar 2007
der tollste Mann in meinem bisherigen Leben. Zwei Wochen später war ich
schwanger! Auch er hat bereits eine Tochter die er alleine groß zieht.
Die Kleine ist erst 1 1/2 Jahre alt.
Ich bin seit 2 Jahren Epileptikerin und nehme dafür Medikamente, diese
beeinflussen die Wirkung der Pille erheblich. Mein Neurologe meinte, das
sei minimal!!! Ich war auf jeden Fall sofort schwanger!
Für meinen Freund war sofort klar, daß er dieses Kind nicht will. Er
hatte große Ängste um unsere Zukunft, unsere Beziehung, um unsere
bereits vorhandenen Kinder….wir haben wahnsinnig viel gesprochen,
gestritten, geschwiegen und ich viel geweint. Ich liebe ihn wirklich
sehr und daher schlugen wirklich "zwei Herzen in meiner Brust". Auf der
einen Seite diese junge Beziehung, die ich nicht gefährden wollte und
auf der anderen Seite dieses "Baby", was unseres wäre.
Ich weiß aber aus der Vergangenheit und auch aus meinem Freundeskreis
und aus meiner beruflichen Erfahrung als Familientherapeutin wie
belastend und anstrengend so ein kleiner Mensch am Anfang für eine
Beziehung ist. Hält das so eine kurze, wenn auch intensive Beziehung
aus?
Ich bin sehr schnell dann zu meinem Frauenarzt, zu Profamilia….die
haben mir eine Klinik hier in München empfohlen. Ich ging zum
Vorgespräch und fühlte mich sehr unwohl in meiner Haut. da ich meinen
Sohn per Kaiserschnitt entbunden hatte, bekam ich an diesem Tag eine
Tablette mit nach Hause, die ich um 22.00 Uhr nehmen sollte, um dann am
übernächsten Tag zum eigentlichen Schwangerschaftsabbruch zu kommen.
Diese Tablette löst schon mal das Gewebe im Uterus und öffnet den
Muttermund, damit es dann leichter geht. Außerdem brauchte ich aufgrund
meiner Krankheit eine Vollnarkose. An diesem Abend haben mein Freund und
ich bis 22.05 Uhr am Telefon diskutiert und gestritten. Vielleicht gibt
es doch noch Hoffnung?….er blieb dabei und ich nahm die Tablette ein.
Und plötzlich fiel mir ein Stein vom Herzen. Drei Wochen hatte ich über
nichts anderes mehr nachgedacht, hatte dieses Thema mich Tag und Nacht
verfolgt und nun war endlich eine Entscheidung getroffen. Mir war den
nächsten Tag ganz furchtbar schlecht. Der Arzt hatte mir zu Cola und
Salzstangen geraten und das half auch super.
Der eigentliche Tag des Abbruchs ging irgendwie ganz schnell. Ich bin in
die Klinik. Die Anästhesistin sprach mit mir, sehr nett wie alles in
dieser Klinik! ich zog mich aus und wartete im Aufwachraum. Dann war ich
dran……..nach der Narkose bin ich aufgewacht und konnte genau zwei
Stunden nach der OP nach Hause gehen.
Das war gestern. Es geht mir sehr gut. Ich schone mich natürlich und
genieße wirklich dieses Gefühl, daß es vorbei ist. Ich habe dieses Kind
gehen lassen und ich weiß jetzt, es war richtig. Mein Freund hat mich
abgeholt und war die Nacht für mich da. Er war sehr erleichtert, mich
nicht völlig aufgelöst und deprimiert vorzufinden, aber auch das hätte
er sicher toll gemeistert.
Jolanda
also… bei mir war es so, dass ich schon 2 Kinder habe, sie sind 3 und
1 Jahr alt und ich bin mit meinem Freund auch erst 4 Monate zusammen….
soweit war auch alles klar.. bis ich dann so ein komisches Gefühl
hatte.. ich ging mir einen Test holen und er zeigte mir positiv an…
erst war die Sache klar für mich, weil es das Thema Abtreibung bei mir
nicht gab. Ich war immer total dagegen… mein Freund war auch nicht
sonderlich begeistert. Aber es war ja am Ende meine eigene Entscheidung
was ich mache. Je länger ich darüber nachdachte, desto unglücklicher
wurde ich… Ich bin gerade 21 und dann 3 Kinder?? Ich war immer mehr am
Ende. Ich habe mich total überfordert gefühlt, weil meine Kinder ja noch
so klein sind. Also war für mich klar, das ist eine Ausnahmesituation.
Ich ging zum Arzt und sagte ihm, dass ich eine Abtreibung möchte.. Er
war sehr lieb und verständnisvoll… er konnte mich verstehen.. also
ging ich zur Beratungsstelle.. ich hatte total Angst davor, weil ich
dachte, die machen mir da Vorwürfe.. aber es war gar nicht so, die waren
total lieb und hatten auch Verständnis für meine Entscheidung. Ich ging
dann also drei Tage später zu meinem Frauenarzt, er hat den Eingriff in
seiner Praxis vorgenommen. Mir ging es bei der Entscheidung immer
besser, weil ich dachte, ich tue das Richtige, auch wenn es nicht schön
ist. Ich ging dann also hin und ich habe eine Vollnarkose bekommen. Alle
dort waren wirklich lieb und verständnisvoll. Als ich wach wurde, war
alles vorbei. Erst weinte ich, aber ich wusste auch danach, dass es das
Richtige war. Mein Freund hat mir beigestanden und ich war erleichtert,
dass es vorbei war.
Ich bin grundsätzlich immer noch gegen Abtreibung, nur gibt es
Ausnahmen. [Jeder Fall ist eine Ausnahme! Anm. Anne-Marie Rey]
Also wenn ich einen Tip geben soll… man sollte sich seiner
Entscheidung 100% sicher sein. Dann wird auch alles wieder gut.
Lulja
Ich ging zum Frauenarzt zur Kontrolle, weil ich eine kurze Zeit Juckreiz
hatte, und ich dachte, dass ich deswegen meine Monatsblutungen nicht
bekam.
Nach einem Schwangerschaftstest erfuhr ich, dass ich in der 7. Woche
schwanger bin. Ich weinte die ganze Zeit und dachte, ich bin erst 19
Jahre. Meine Ausbildung noch nicht abgeschlossen, kein Geld für ein
Kind.
Ich bin schwanger geworden, obwohl ich immer jeden Tag die Pille
eingenommen habe. Als ich das meinem Verlobten erzählte, war er sehr
durcheinander, er wollte noch kein Kind, aber trotzdem sagte er, wenn
ich es unbedingt will, soll ich es behalten. Sonst habe ich es keinem
erzählt. Ich entschied mich für einen Abbruch und teilte das meinem
Frauenarzt mit. Ich erklärte ihm, dass es mir unmöglich sei, ein Kind
aufzuziehen. Das ist eine Aufgabe fürs ganze Leben und eine grosse
Verantwortung, es war einfach zu viel für mich. Drei Tage später hatte
ich einen Termin, um die Pille einzunehmen für einen Abbruch. Nach zwei
Tagen ging ich wieder hin, um die Frucht auszustossen. Es war
schrecklich das zu sehen und ich hatte starke Schmerzen. Ich wusste
nicht mehr, ob das richtig war, was ich getan hatte, mit den Nerven war
ich am Ende. Ich war sehr froh, dass mein Verlobter mitgekommen ist und
mir die ganze Zeit die Hand hielt und probierte, mich auf andere
Gedanken zu bringen.
Jetzt wo alles vorbei ist, denke ich oft an diese Zeit und bereue es
nicht, obwohl ich mir ab und zu vorstelle, wie es wäre jetzt mit einen
Kind.
Karina
Auch ich (32) habe einen Abbruch hinter mir. Ich hätte nie gedacht, dass
ich sowas mal erleben muß.
Als ich an einem Freitag merkte, dass meine Periode eine Woche
überfällig war, machte ich sofort einen Test. Als ich dann das Ergebnis
sah, war ich erstmal geschockt und konnte keinen klaren Gedanken mehr
fassen. Zufällig rief da gerade eine gute Freundin an und ich fing auch
schon mit Weinen an. Sie bot mir sofort Ihre Unterstützung an, sie hatte
ja schon ein 7 Jahre altes Kind und ist verheiratet. Ich machte dann
erstmal einen Termin zum Ultraschall aus. Ich hatte meinen Freund (29)
gerade kennengelernt und meine befristete Stelle lief auch aus.
Ungünstiger hätte es nicht laufen können.
Ich habe überhaupt nicht registrieren können, dass das jetzt mir
passiert ist. Die Gedanken, arbeitslos, vielleicht alleinstehend mit
einem Kind… Wie erklär ichs meinem Freund, wir waren gerade mal 2
Monate zusammen, wohnen 80 km entfernt voneinander. Es gab gar keine
andere Möglichkeit als eine Abtreibung.
Er merkte dann am Telefon, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich konnte
ihm nichts sagen, es war mir so peinlich. Am nächsten Tag fragte er
wieder, was los sei, ich sagte ihm dann, dass ich einen Test gemacht
hätte, positiv. Er war genauso geschockt. Habe ihm erklärt, dass dies
meinerseits keine Absicht war. Er bot mir an, am Dienstag zu kommen und
zum Arzt mitzugehen. Der brachte dann die endgültige Bestätigung. Ich
konnte nicht mehr, wir haben nur noch geweint. Gleich für Mittwoch
machte ich einen Termin bei einer Beratungsstelle aus. Da ging er auch
mit, dann musste er wieder zurück nach München. Ich machte am Do einen
Termin für Montag zur Abtreibung aus. Musste ja die gesetzliche
Bedenkzeit abwarten. Aber mit jedem Tag, der verging, merkte ich
auch die Veränderungen meines Körpers. Ab dem Test war mir erstmal nur
noch übel und schwindelig, ich spürte einen Kloss im Bauch, und ich
konnte nicht mehr zur Arbeit, da meine Gedanken nur noch um diese
Situation kreisten. Schaute jedem Baby nach… informierte mich im
Internet, las viele Horrorgeschichten… ich wollte doch irgendwann mal
Kinder… Aber es sollte geplant und gewollt sein.
Jeder Tag des Wartens machte es schwieriger für mich, vernünftig zu
denken.
Dann kam der Sonntag, an dem mein Freund mich abholte für die Klinik,
ebenfalls in München. Ich fühlte mich so zerrissen. Einerseits die
Vernunft, andererseits dieses unschuldige Wesen, was da heranwachsen
wollte. Als ich dann vor diesem Arzt saß, in einer normalen
Frauenarztpraxis, bekam ich Panik. Der war so kalt, so sachlich. Wie bei
einem toten Gegenstand. Unterschreiben sie hier und da… Ich zögerte
und wollte nur noch weg. Ich verschob auf Freitag und ging raus. Im Auto
meines Freundes dann die grosse Diskussion. Vernunft, etc. Er sieht in
seiner Arbeit – Psychiatrische Klinik – jeden Tag, was aus ungewollten
Kindern wird…
Also ging ich doch in diese ambulante Klinik, er zahlte die andere
Hälfte, im Warteraum nochmal ewiges Sitzen und dann ging alles ganz
schnell. Ging auf den OP-Stuhl, die Schwester fragte mich, ob ich mir da
ganz sicher sei, ich bejahte. Als ich wieder aufwachte, verspürte ich
erstmal Unterleibsschmerzen (bekam eine Tablette) und eine
Erleichterung, dieser ganze Wahnsinn war vorbei.
Als ich rauskam, umarmte mich mein Freund gleich und wir fuhren zu ihm.
Er kümmerte sich die nächsten Tage sehr um mich. Nach 5 Tagen brachte er
mich dann heim.
Das Ganze ist jetzt 14 Tage her und es gibt Momente, da bereue ich diese
Entscheidung und ich verspüre Traurigkeit.
Hätte ich bis zum nächsten Termin am Freitag gewartet, wäre ich sehr
wahrscheinlich heim gefahren und hätte nicht mehr abtreiben können. Und
vielleicht wäre daran auch die junge Beziehung zerbrochen. Wer weiss…
Evelina 22
Ich war kurz davor, mit meinem Freund, mit dem ich seit 6 Mon. zusammen
bin, in den Urlaub zu fliegen. Irgendwie quälte mich der Gedanke, ich
sei schwanger. "Hol dir bitte noch einen Schwangerschaftstest, bevor du
fliegst. Denn wir haben einmal nicht verhütet." Das machte ich auch noch
in der Notapotheke. Schwangerschaftstest positiv, ich war geschockt aber
auch froh zugleich. Denn ich liebe Kinder, ich komme selber aus einer
großen religiösen Familie. Mein Freund war zwar nicht begeistert, so
früh ein Kind zu kriegen, aber er hat mir die Entscheidung gelassen. Im
Urlaub wollte ich mir das genau überlegen, hatte ja 2 Wochen Zeit. Mir
ging es schlecht, konnte nichts essen, musste im Urlaub sogar den Doktor
holen. Doch so sehr ich Kinder liebe, habe ich mich doch für eine
Abtreibung entschieden. Ich liebe zwar meinen Freund, doch wir haben uns
öfters gestritten und ich wollte nicht später allein da stehen mit einem
Kind. Meine Schwester (verheiratet) hat einen süssen Jungen und ich
weiß, wie schwer das ist, wenn man alleine ist mit einem 1-jährigen
Kind. Es waren mehrere Gründe, auch wegen meiner Familie. Ich bin Polin
und wenn ich alleinerziehend wäre, wäre das eine Schande für meine
Eltern. So war mir klar, so weh es mir tut: Abtreibung.
Ich hatte fürchterliche Angst vor seelischen Schmerzen vor der Op. Doch
es ging schnell. Die Op ist gut verlaufen und ich hatte keine Schmerzen,
nur leichtes Ziehen, das aber nach 2 Std weg war. Ich wollte alles genau
wissen, habe sogar den Brief, den ich meiner Frauenärztin geben sollte,
vorsichtig aufgemacht und den Operationsbericht gelesen. Ich war in der
9. Woche. Viele Wörter waren auf Lateinisch, ich habe mir die durch das
Internet erklären lassen und wusste somit auch, was die Ärzte genau
gemacht haben. Naja wie es mit den seelischen Problemen aussehen wird,
wird sich noch zeigen. Irgendwie verdränge ich es, kann es nicht
glauben, dass ich das übers Herz gebracht habe. Ich hoffe Gott versteht
mich, denn ein zweites Mal möchte ich das nicht, sondern ich möchte mich
auf mein Kind freuen. Ich kann nur empfehlen, immer zu verhüten, wenn
man noch kein Kind haben möchte, denn man kann eine Abtreibung
vermeiden.
Deborah 30 Jahre alt, Single
Als ich den Schwangerschaftsabbruch vornahm, war ich 28 Jahre alt. Genau
am 27.2.2005. Damals hatte ich noch einen Freund. Die Schwangerschaft
war nicht geplant, von uns beiden nicht.
Meine Situation war sehr unangenehm. Berufsbegleitend absolvierte ich
noch die kaufmännische Schule und die kostete mich sehr viel Geld und
die Beziehung zu meinem damaligen Freund, lief auch sehr schlecht.
Ich hatte es satt, immer die Pille einzunehmen und meinem Körper diese
Hormonzufuhr zuzumuten und mein Freund beklagte sich, dass ich keine
Lust auf Sex hatte. Also ging ich zu meinem Frauenarzt und schilderte
ihm mein Problem. Ich selbst fühlte mich ein unwohl. Woher kam nur diese
Unlust? Er erklärte mir, es könnte von der Pille kommen, da diese wie
eine „Scheinschwangerschaft“ hervorruft. Also setzte ich die Pille ab
und siehe da, meine Lust kam wieder. Um weiter zu verhüten empfahl der
Arzt mir die Mirena (Hormonspirale). Ich liess sie mir einsetzen, meinem
Freund zuliebe. Er war überglücklich, mir ging’s nur mieser dabei……Ich
fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut. Also liess ich sie mir wieder
rausnehmen und überlegte, wie ich nun verhüten sollte. Ich entschied
mich für Kondom und Scheidenzäpfchen, mein Freund war einverstanden.
Eines Abends hatte ich sehr Lust mit ihm zu schlafen. Ich verlangte,
dass er sich ein Kondom überzog. Er willigte nicht ein, es sei für ihn
zu unbequem. Und so wurde ich schwanger. Meine Periode sollte um den 15.
Februar 2005 kommen, sie kam nicht. Ich eilte in die Apotheke und holte
mir einen Schwangerschaftstest. Ergebnis: positiv! Ich machte ihn zum 2.
Mal um sicher zu gehen. Wieder positiv. Rief meinen Arzt an und machte
bei ihm einen weiteren Test. Positiv! Mein einfühlender Arzt
fragte, was ich machen möchte? Behalten oder abtreiben? Ich überlegte
und ohne lange zu zögern sagte ich, abtreiben. Alles sprach gegen ein
Kind. Mein Arzt und ich vereinbarten einen 2. Termin mit Freund.
Zu Hause erzählte ich es meinem Exfreund. …er sagte, das Kind kommt
nicht in Frage, seine Karriere sei ihm wichtiger und wenn ich das Kind
behalten würde, würde er mich verlassen. Also, sehr schlechte Aussichten
für das Kind. In meinem Herzen verspürte ich eine unglaubliche Trauer.
Es tat mir sehr weh, diese Seele wieder ins Universum zu schicken.
Trotzdem, der Entscheid abzutreiben war zu diesem Zeitpunkt richtig.
Beim 2. Besuch bei meinem Arzt machten wir einen Ultraschall. Ich habe
mir dieses Lebewesen angesehen und bedankte mich innerlich, dass es in
mir sein durfte. Mein Freund wagte keinen Blick auf den Monitor. Mein
Arzt meldete mich gleich darauf im Spital an. Ich hatte mich für die
medikamentöse Abtreibung entschieden.
25. Februar 2005. Die Ärztin dort löcherte mich mit Fragen, wieso, warum
und weshalb ich abtreiben wollte. Sie versuchte mich umzustimmen und das
Kind zur Adoption freizugeben. Ich entgegnete, Kinder müssen bei
leiblichen Eltern aufwachsen und nicht bei fremden Personen! Ich wich
nicht ab von meinem Standpunkt.
Nach der Befragung und Untersuchung gab sie mir die 3 Tabletten und eine
Spritze, da ich Rhesus negativ bin. Nach der Einnahme dieser Tabletten
verspürte ich nichts.
27. Februar 2005. Um 14 Uhr brachte mich mein Freund ins Spital. 10 Min
später traf der Arzt ein und gab mir die zwei Prostaglandintabletten. Es
verging weniger als eine halbe Stunde, da fing ich auch schon an zu
bluten… Ich hatte die typischen Nebenwirkungen: Übelkeit und
Brechreiz. Ich hatte Schmerzen. Es kam mir so vor, als ob das Kind
eigentlich nicht gehen wollte… ich musste 4 Std. im Spital bleiben. Mein
Freund verliess mich und ging zu seinen Eltern, weil ihm das wichtiger
schien, dass er seine Eltern schon 1 Woche nicht mehr gesehen hatte.
Somit musste ich dies alleine durchstehen.
Die Schmerzen wurden heftiger. Der ganze Klumpen in der Gebärmutter
wollte nur raus. 1 Std. bevor ich nach Hause gehen durfte, kam mein
Freund wieder und holte mich ab. Zu Hause angekommen ging’s noch 45 Min
und dann schied ich alles aus. Die Binde war voller Blut… Daraufhin
heulte ich nur noch los für sicherlich 1,5 Std. und mein Freund wusste
nichts besseres als mir nur über den Kopf zu streicheln, statt mich in
die Arme zu nehmen und mir die nötige emotionale Unterstützung zu geben,
die ich in diesem Moment so dringend gebraucht hätte.
Am nächsten Tag war ich sehr erleichtert… Das Kind hätte mir nur
finanzielle Sorgen gebracht und zu diesem Zeitpunkt konnte ich für es
nicht sorgen und da sein Vater sowieso nicht die Verantwortung
übernehmen wollte, war es für mich das Beste. Die Beziehung zerbrach
einen Monat später.
Heute sage ich, ich habe eine schlimme Abtreibung durchgemacht. Es tut
mir heute noch weh, weil ich dies schweren Herzens tun musste und Kinder
über alles liebe. Der Entscheid war aber für mich richtig, da mein
damaliger Freund nicht zu mir gestanden ist und mir auch keine
emotionale Stütze geben konnte. Ich hatte mich von ihm nie verstanden
gefühlt und er gab mir das nicht, was ich in der Beziehung brauchte.
Einfach nur Liebe!
Dieser Seele gedenke ich jeden 27.2. mit einer Kerze, weil sie – auch
wenn nur für eine kurze Zeit – bei mir sein durfte.
Wibke
In meiner ersten intensiven Verliebtheitsphase habe ich mich ohne Kondom
entjungfern lassen, ich war damals 20, es war der Spätsommer 1995.
Einige Wochen später stellte ich morgige Übelkeit fest, ich ging zu
meinem Frauenarzt und dieser bestätigte mir, dass ich schwanger war, ca.
10 SSW.
Da ich gerade in der Ausbildung und noch am Anfang meines Lebens stand,
war mir klar, dass ich eine Abtreibung wollte. Mein damaliger Freund war
ein Taugenichts mit krimineller Energie, der auch auf keinen Fall ein
Kind wollte.
Ich bin zur Familienberatung gegangen, dies war im 1995 so eine Art
Pflichtbesuch und ich musste mich beraten lassen, da es ja durchaus auch
andere Möglichkeiten gegeben hätte (Kind bekommen und zur Adoption
freigeben – Kind bekommen und Hilfe vom Staat annehmen, Sozialämter,
etc.). Die Möglichkeiten kamen für mich jedoch nicht in Betracht, so
dass ich mich endgültig für eine Abtreibung entschied.
Der Tag der Abtreibung rückte näher, ich machte mir sämtliche Gedanken
und habe eigentlich kein ungutes Gefühl gehabt (welches von der Presse
damals kommuniziert wurde). Lediglich meine Mutter hatte am Morgen der
Abtreibung von dem "Vorfall" erfahren, da ich zu dem Zeitpunkt zu Hause
lebte und die Unterlagen für die Abtreibung auf meinem Schreibtisch habe
liegen lassen – Mütter finden so etwas sofort, Stress war
vorprogrammiert.
Nach einer morgendlichen Diskussion mit meiner Mutter bin ich dann zur
Klinik gefahren, mein Frauenarzt hat die Abtreibung selbst vorgenommen,
die Betreuung vor dem Eingriff im OP war vorbildlich, alle Beteiligten
(Anästhesist, Assistenten) waren sehr zuvorkommen und nett.
Nach dem ambulanten Eingriff bin ich in einem sog. Aufwachraum
aufgewacht und habe sofort die Erleichterung gespürt, ich hatte
glücklicherweise keine Schmerzen und keine unangenehmen Gedanken, im
Gegenteil, ich hatte ein sehr gutes Gefühl. Ich konnte zum ersten Mal
nach einigen Wochen wieder aufatmen, mein Leben weiterleben, mich um
meine Ausbildung kümmern und Lebenserfahrung sammeln. Nach dem Eingriff
habe ich umgehend die Pille genommen, die Beziehung zu meinem Freund
hielt nicht mehr lange, er verschwand aus meinem Leben. Nach diversen
Beziehungen lebe ich heute glücklich verheiratet mit einem zuverlässigen
Partner zusammen. Die menschlichen und auch finanziellen Grundlagen sind
geschaffen, um sich bewusst für ein "neues Leben" zu entscheiden.
Ab und zu denke ich schon noch an die Situation, jedoch habe ich bis
heute keinerlei Schuldgefühle oder ähnliche negativen Gedanken.
Sarah, 28 Jahre
Vor ca. 2 Wochen erfuhr ich, daß ich schwanger bin. Wie schon vor etwa 5
Jahren wiederholte sich alles, so schien es mir. Gerade eben vom Freund
verlassen, an der Schwelle zum beruflichen Aufstieg, allein und
allergisch gegen sämtliche Verhütungsmethoden. Damals ging ich – wie in
Deutschland vorgeschrieben – zum Vorgespräch, leider in eine kirchliche
Einrichtung. Man empfahl mir einen ambulanten Abbruch, nachdem ca. 1
Std. versucht wurde, mir ein Kind fast "aufzudrängen". Das finanzielle
Geschehen sei doch völlig egal……laut den Damen. Ich brachte alles
hinter mich, den Abbruch ohne Narkose nur mit einem einfachen
Schmerzmittel. Es war eine Qual mit starken Schmerzen.
Vor 2 Wochen dann die niederschmetternde Mitteilung: Wieder schwanger.
Alles, was ich schon erlebt hatte, kam wieder in meine Gedanken: die
Schmerzen, der tagelange Ausfall im Beruf, die völlig feindliche
Anti-Abbruch-Beratung….. durch einen Tip bekam ich die Möglichkeit,
die Beratung im Gesundheitsamt durchzuführen. Eine völlig nette und
aufgeschlossene Angestellte gab mir sofort, nach der Frage des Warum und
Weshalb-Geschehens die Adresse eines Frauenarztes, der mit Mifegyne
"behandelt". Nach 10 Min wünschte sie mir alles Glück der Welt und ich
könne bei Problemen jederzeit wiederkommen. Sie hätte vollstes
Verständnis für meine Situation.
Ich nahm mit dem Frauenarzt Kontakt auf, der klärte mich auf und 3 Tage
später bekam ich 3 Tbl. Mifegyne. Das Wochenende danach spürte ich
keinerlei Reaktionen meines Körpers, im Gegenteil: Ich hatte sogar
endlich wieder Hunger ;). 2 Tage später dann die Prostaglandine, mußte
in der Praxis warten. Es geschah nichts. Gegen Mittag bekam ich dann
noch einmal Prostaglandine. Wieder nichts. Der nette Doc schickte mich
dann heim und ich sollte am nächsten Tag wiederkommen. Am Abend begann
plötzlich eine Blutung, nicht einmal stark, ohne jegliche Krämpfe und
Schmerzen. Der Doc bestätigte mir am nächsten Tag, daß alles vorbei sei.
Ich konnte es nicht fassen, nach all dem, was ich im Internet gelesen
hatte an Horrorgeschichten – keinerlei Beschwerden in meinem Fall. Ich
möchte allen Frauen Mut machen, die einen Abbruch nicht umgehen können,
es auf diese Weise (solange es noch zeitlich geht) zu machen.
Susi
Ich bin glückliche Mama eines 9-Jährigen, ihn bekam ich mit 18 Jahren
und war trotz Beziehung immer alleine. Leider bin ich jetzt das 3. Mal
ungewollt schwanger und hab sehr mit meinen Schuldgefühlen zu kämpfen.
Beim ersten Abbruch (vor 2 Jahren) konnte der Frauenarzt keine
Schwangerschaft feststellen und nach 3 Tests (alle negativ, auch beim
Frauenarzt) bekam ich Medikamente für 10 Tage, danach sollte ich meine
Periode wieder bekommen. Es war aber nicht so, nach 2 Wochen hatte ich
meine Periode immer noch nicht. Ich ging zu einem Heilpraktiker und zum
Hausarzt, die mir sagten, dass etwas mit meinem Hormonhaushalt nicht
stimme. Eines Abends bekam ich starke Bauchschmerzen und eine Freundin
fuhr mich ins Krankenhaus – ich war Ende 7.Woche – ein Schock. Ich rief
meinen Freund an, mit dem ich 5 Jahre zusammen war. Er schrie mich an
und sagte, er bezahlt es, aber er will auf keinen Fall dieses Kind. Am
Anfang überlegte ich sehr viel und redete auch mit meinem Frauenarzt,
der mich auch noch aufmerksam darauf machte, dass ich dieses Medikament
genommen hatte und das Kind evtl eine Behinderung haben könnte. Meine
Entscheidung stand ein paar Tage später fest, ich hatte den Abbruch im
Krankenhaus, eine Std. danach durfte ich nach Hause und es war eine
Erleichterung für mich.
Beim 2. Mal, ein Jahr später, ist das Kondom gerissen und ich war wieder
schwanger, mein Arzt konnte wieder nichts erkennen, aber der hcg-Wert
stieg alle 2 Tage an und ich musste regelmässig zur Kontrolle. Er konnte
aber einfach nichts sehen und schickte mich mit einer Einweisung
(Verdacht auf Eileiterschwangerschaft) ins Krankenhaus. Sie konnten auch
keine Fruchtblase sehen und behielten mich im Kh. Nach 3 Tagen ging ich
auf eigene Gefahr nach Hause. Am nächsten Tag war ich wieder bei meinem
Frauenarzt, der mir versicherte, dass etwas nicht stimmte und ich ins
Krankenhaus müsse. Meine Nerven machten das alles nicht mehr mit und ich
entschied mich für den Abbruch, auch wenn ich nicht genau wusste, was
los war. Seit 5 Monaten habe ich eine neue Beziehung und stehe heute
wieder vor der Entscheidung, behalten oder nicht! Dieses Mal ist es sehr
schwer, ich fühle mich schuldig und schlecht. Wie viele hier
beschreiben, es gibt fast keinerlei Infos, wo einem nicht vorgehalten
wird, dass man einen "Menschen" tötet. Ich weiss, dass es für mich und
meinen Sohn das Beste ist, wenn ich es nicht behalte. Ich werde nächste
Woche wieder ausziehen, da mein Freund und ich uns absolut nicht mehr
verstehen.
Es ist alles so traurig, aber ich bin froh, diese Seite gefunden zu
haben…
Ich wünsche allen Frauen das Beste und wir sind bestimmt keine
schlechteren Menschen, weil wir uns für das Richtige und Beste für uns
entscheiden.
Leonor
Ich bin Peruanerin, und schreibe aus Peru. Zwar habe ich meine Kindheit
in Deutschland verlebt, arbeite aber jetzt seit 15 Jahren wieder in
meinem Heimat-Land. Ich bin nicht verheiratet und habe einen Freund,
insgesamt haben wir 4 Kinder. Obwohl wir verhütet hatten, bin ich
schwanger geworden. Das Kondom ist kaputt gegangen. In Peru ist
Abtreibung verboten, und ich selber war früher sehr skeptisch gegen
Abtreibung, da ich selber katholisch bin. Da ich aber meine
Schwangerschaft sofort bemerkt habe, sind wir zum Frauenarzt gegangen,
damit er uns helfe. Wir können uns kein fünftes Kind leisten. Aber er,
und zwei andere haben mich nur ausgeschimpft und mich als "amoralisch"
und "unverantwortlich" qualifiziert. Es war demütigend. Wir, erwachsene
Menschen, dürfen keine freie Entscheidung treffen und werden wie kleine
Kinder behandelt. Schliesslich haben wir einen Arzt gefunden, der für
250'000 chilenische Peseten (317 Euro, 485 Schweizer Franken) eine
illegale Abtreibung vornahm.
Alles wurde sehr leise besprochen und abgemacht. Nicht mal die
Sekretärin durfte es wissen. Die Abtreibung hat in seiner Praxis, sehr
früh am Morgen, stattgefunden. Es war dunkel, die Apparate waren alt,
und ich hatte Angst, krank zu werden oder zu verbluten. Zum Glück war
die Abtreibung sehr frühzeitig, sechs Wochen nach meiner letzten
Menstruation. Ich habe 5 Tage lang geblutet und habe es natürlich
niemandem erzählen können. Es wäre schön gewesen, wenn meine Mutter mit
mir da gewesen wäre. Aber niemand konnte mich begleiten, weil es ja
illegal ist. Ich habe mich sehr alleine gefühlt und hatte grosse Angst.
Aber heute fühle ich keine Angst und keine Schuld, denn ich weiss, dass
wir diese Entscheidung mit Liebe und Verantwortung trafen. Mein Partner
sagte mir: Ich möchte, dass du deine Arbeit nicht verlierst, und dass du
dein Stipendium für das Studium nicht verpasst. Ich möchte, dass du
glücklich bist. Ich sagte ihm: Ich möchte, dass wir mit unseren vier
Kindern gut leben können, dass sie alle studieren können, und dass du
nicht Überstunden arbeiten musst, um ein fünftes Kind ernähren zu
können.
Es gibt kein Post-Abtreibungs-Syndrom!! Das ist eine Erfindung der Ärzte
und der Pfarrer. Wenn eine Frau in aller Ruhe eine Entscheidung trifft,
und wenn sie, vor allem von ihrem Partner und ihrer Familie, geliebt und
verstanden wird, dann gibt es keine Schuld, sondern Liebe. Embryonen
sollten nicht wichtiger sein als eine lebende Frau, die ein
Lebensprojekt hat.
Monika
Es ist eine Woche her seit dem Abbruch. Es waren finanzielle Gründe, die
Partnerschaft ist noch sehr jung, und ich habe Angst vor der
Schwangerschaft und der Geburt. Ich bin Künstlerin und weiss nicht, wie
ich Kind und Beruf vereinbaren soll. Mein Partner hat den gleichen Beruf
wie ich und es ist schwer genug, überhaupt über die Runden zu kommen.
Ich bin 41, zum ersten Mal schwanger, und manchmal denke ich, vielleicht
war es das letzte Mal. Die Schwangerschaft war sehr unangenehm, ich habe
eigentlich den Zustand gehasst. Was schön war, war die aufkeimende Liebe
zu dem Wesen. Die Entscheidung fiel leicht, nur waren die Gefühle schwer
auszuhalten, man bekommt einen Bezug zu dem Kind. Ich bin eigentlich
gegen Abtreibungen, finde aber ungewolltes Austragen schlimmer. Ich
erlebte meine Schwangerschaft als falsch, hatte das Gefühl, das Wesen
möchte gar nicht in meinem Körper sein. Glücklicherweise führte meine
Frauenärztin den Abbruch durch, das war ein Geschenk. Die Kasse bezahlte
den Eingriff, es ging alles schnell und unbürokratisch, hier ein Lob
einmal für unsere Institutionen. Der Eingriff selbst tat schon weh. Aber
die Atmosphäre war gut. Schwanger wurde ich wegen eines verspäteten
Eisprunges. Ich habe nun Angst vor der Zukunft. Ich möchte so etwas
nicht mehr erleben. Ein Kind möchte ich aber auch nicht.
Lisa
Bei mir ist der Abbruch noch nicht vollbracht. Ich habe
in einer Woche den Termin. Tja, schwanger geworden bin ich durch einen
One-night-stand und ich hätte nie damit gerechnet. Klar ist, dass wir
keine Kondome benutzt haben. Warum auch immer. Eigentlich habe ich mich
in den Mann verliebt und versuchte auch ihn zu halten, aber als dann
durch einen Zufall – ich hatte einen Autounfall, musste geröntgt werden
– auskam, dass ich schwanger bin, hatte ich nur noch Hassgefühle gegen
ihn. Trotzdem habe ich es ihm mitgeteilt. Ich habe bereits eine Tochter,
meine familiäre Situation ist sehr chaotisch, bin noch nicht offiziell
von meinem Mann getrennt und jetzt auch noch schwanger. Habe geheult und
heule heute noch extrem viel. Die Warterei bis zum Termin ist
unerträglich. Gedanken wandern und wandern und wandern. Ich bin mir
sicher, dass ich das Richtige tue, aber ein winziger Teil in mir
versucht mir immer wieder das Gegenteil einzureden. Aber ich bin stark.
Ich bin auch froh, steht mir der "Kindesvater" zur Seite. Denn von
Freunden und Familie bekomme ich schon Verständnis, aber es tut gut,
dass er dabei ist. Ich habe Angst vor dem Eingriff, wahrscheinlich nicht
gerechtfertigt. In einer Woche ist alles vorbei. Und ich weiss, dass es
die einzig richtige Lösung ist. Allen die in der gleichen Lage sind wie
ich: Hei, das Leben geht weiter und die Welt wird sich auch für jeden
Einzelnen weiterdrehen.
Lea
Vor ca. einer Woche habe ich einen Abbruch vollziehen lassen. Ich war in
der 10. Schwangerschaftswoche. Wir haben immer mit Kondom verhütet. Als
meine Regel ausblieb, machte ich einen Test, der positiv ausfiel. Ich
ging zur Frauenärztin, kam mit ihr aber nicht wirklich klar, sie war
sich nicht sicher, ob eine Schwangerschaft bestehe. So hatte ich also
keine Gewissheit. Nach ca. zwei Wochen begann bei mir eine heftige
Übelkeit und ich liess mich in eine Klinik einweisen. Dort wurde die
Schwangerschaft endlich festgestellt. Ich hatte ambivalente Gefühle.
Ich musste einige Tage auf der Station bleiben. Tage, in denen ich voll
Zweifel war. Ich wurde von einer Frau beraten, die dort beim
Sozialdienst tätig ist. Sie hat mir das Gefühl gegeben, völlig gegen
eine Abtreibung zu sein, sagte, es sei gegen das Gesetz.
Nachdem ich aus der Klinik entlassen wurde, bin ich zu einem anderen
Frauenarzt gegangen. Dort fanden meine Argumente endlich ein
verständnisvolles Ohr. Danach ging ich zu Profamilia. Ich hatte Angst
vor Vorhaltungen und Belehrungen. Aber zu meiner grossen Erleichterung
habe ich nichts davon erlebt. Ich wurde geduldig angehört und beraten.
Über den Frauenarzt bekam ich dann einen Termin in einer Klinik. Ich
wurde über den Eingriff, die möglichen Nebenwirkungen, und die Vor- und
Nachbehandlung informiert, was mich aber nicht völlig beruhigte.
Dann bin ich morgens in die Klinik gekommen und bekam erst ein Zäpfchen,
welches ich mir selbst einführen sollte. Ich wusste, nun gibt es kein
zurück mehr. Drei Stunden ging es aber noch bis zum eigentlichen
Eingriff. Ich wurde sehr freundlich behandelt. Dennoch war ich sehr
nervös, hatte Angst vor Komplikationen.
Ich bekam eine Narkose intravenös und wachte dann wieder im Zimmer auf.
Die Narkoseärztin fragte kurz, wie es mir ginge und befand, meine
regelschmerzartigen Beschwerden seien normal. Ich war froh, keinen
Vorwurf in ihren Augen gesehen zu haben. Später bekam ich etwas zu
essen. Am Nachmittag kam der Assistenzarzt und ich fragte ihn, wie der
Eingriff verlaufen sei. Er meinte, es dauerte nur fünf Minuten und sei
normal verlaufen. Das beruhigte mich. Insgesamt war es also okay, aber
dennoch eine schwierige Situation.
Vorher war ich mir sicher, dass mein Entscheid gut begründet war. Der
Gang zu Profamilia hat mich darin bestärkt, und Freunde und Familie
haben mich unterstützt, was es mir einfacher gemacht hat.
Als ich aus der Narkose erwachte, war ich einerseits sehr erleichtert
andererseits habe ich geweint, denn diese Entscheidung habe ich nicht
mal eben so gefällt. Es war ein langer, anstrengender Prozess des Für
und Wider-Erwägens. Auch hatte mein Partner mich unter Druck gesetzt,
den Abbruch als Mord bezeichnet und mir Vorwürfe gemacht. Das hatte mich
enorm belastet. Ich habe mich deshalb von ihm getrennt, da mich seine
Einstellung tief verletzt hat.
Sehe ich heute junge Mütter mit ihren Kindern, bin ich erleichtert, denn
ich bin mir sicher, es wäre eine grosse Belastung für mich gewesen und
hätte mich total unglücklich gemacht. Und letztlich auch das Kind.
Trotzdem habe ich Schwierigkeiten, das vollkommen hinter mir zu lassen.
Vielleicht dauert es daher noch eine Weile, aber ich habe durch den
hohen Informationswert auf dieser Homepage dazugelernt, und dass ich
hier schreiben konnte hat mich erleichtert.
Jana
Es ist jetzt etwa 10 Monate her, als ich erfuhr ich sei in der 6. Woche
schwanger. Ich war 19 Jahre alt und in dem Moment dachte ich nur, dass
mein ganzes Leben vorbei sei…
Dass es zu dieser Schwangerschaft kam, war teilweise mein Verschulden.
Man sagte mir, es sei für mich so gut wie unmöglich Kinder zu bekommen
aufgrund einer Pilzerkrankung, die sich schon viel zu weit "nach oben"
gearbeitet hatte.
Ich nahm es dann mit der Verhütung nicht so genau und eines Tages ist es
dann doch passiert… Nach einigen Tagen habe ich mich doch damit
"anfreunden" können Mutter zu werden, allerdings stand niemand zu mir.
Meine Familie war absolut dagegen und sagte mir, dass ich, wenn ich mich
dafür entscheiden würde, alleine dastehen würde… Mit dem Erzeuger war
ich auch nicht mehr zusammen und wollte auch so wenig wie möglich mit
ihm zu tun haben…
Ganz alleine, in dem Alter, ohne Ausbildung, ohne finanzielle
Sicherheiten. Ich habe eingesehen, dass es keine Vorraussetzung für ein
neues Leben ist und habe mich für eine Abtreibung entschieden. Ich denke
dass es die schwerste Entscheidung ist, die man als Frau treffen kann.
Mein Kind wäre jetzt 5 Wochen alt und wenn ich drüber nachdenke, was ich
bis heute täglich mache, dann bin ich überwiegend froh über meine
Entscheidung.
Vor dem Eingriff selber braucht man keine Angst zu haben. Etwa 3-4 Std.
vorher bekam ich ein Zäpfchen, das den Muttermund öffnet (davon bekam
ich kaum etwas mit, ein leichtes Ziehen vielleicht). Die Narkose dauerte
etwa 10 Minuten und dann war auch schon alles vorbei.
Psychisch packt es jede anders…
Es fühlt sich gut an, dass ich meine Geschichte niederschreiben konnte
und zu wissen, dass sie jemand liest, der völlig neutral ist…
Sabine
Ich bin 22 Jahre alt und lebe in Bayern. Es fällt mir nicht schwer über
meinen Schwangerschaftsabbruch zu schreiben, da ich mir sicher bin die
richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich habe in der sechsten Woche
die Schwangerschaft vermutet und einen Test gemacht – positiv – ein
Schock!! Am gleichen Tag habe ich einen Termin beim Arzt abgemacht. Der
Arzt war sehr nett, was das Problem für mich allerdings nicht kleiner
machte. Ein Kind passt nicht in mein Leben – jetzt noch nicht – und ich
nicht in das Leben eines kleinen Menschen, der auf mich angewiesen
ist… Durch das Fortbestehen der Schwangerschaft hätte ich meine Arbeit
verloren, zwangsläufig auch meine Wohnung, da ich in einer Dienstwohnung
lebe. Finanziell komme ich gerade so aus, ich hätte zurück zu meinen
Eltern gehen müssen, zurück in die Unselbständigkeit. Hinzu kommt, dass
ich in dieser Zeit sehr viel getrunken und geraucht habe. Wie gesagt,
meine Entscheidung stand fest.
Am nächsten Tag ging ich zum Beratungsgespräch und erhielt einen Termin
in einer ambulanten Klinik. Ich musste die nächste Woche bis dahin
irgendwie überstehen. Das war die schlimmste Zeit, mal abgesehen von der
ständigen Übelkeit hatte ich grosse Angst vor dem Eingriff. Ich war das
reinste Nervenbündel. "Meine Kinder" (ich bin Erzieherin) hatten es
nicht leicht mit mir, da ich ständig gereizt und nervös war.
Am Tag des Eingriffs, zu dem mich zwei Freundinnen begleiteten, habe ich
mich ständig übergeben. Ich hatte ein Vorgespräch mit der Ärztin, in dem
sie mir genau erklärte wie alles ablaufen wird. Ich wurde in ein Zimmer
mit vier Betten gebracht, legte mich in eins und bekam ein
Beruhigungsmittel. Wie lange es dauerte bis ich dann in den OP gebracht
wurde, weiss ich nicht mehr.
Ich bekam das Narkosemittel, mir wurde heiss… dann bin ich in dem
selben Raum indem ich vorher gewesen bin, wieder aufgewacht. Ich habe
sehr geweint. Die Schwester brachte mir Taschentücher und sagte, ich
solle versuchen noch etwas zu schlafen – das konnte ich nicht, ich hatte
Schmerzen. Nach etwa zehn Minuten waren sie vorbei. Ich bekam jede Menge
Tee und Butterkekse. Nach ca. einer Stunde kam eine Schwester um mit mir
ein paar Schritte zu gehen und meinen Blutdruck zu messen.
Bald danach durfte ich mich anziehen und hatte noch ein Nachgespräch,
dann durfte ich nach Hause… Ich fühlte mich erleichtert, auch jetzt
noch.
Ich möchte mal Kinder haben, ganz viele – aber mit einem Mann, den ich
liebe und den richtigen Vorraussetzungen für eine Familie. Wenn ich
kleine Kinder sehe, überlege ich mir wie es wohl gewesen wäre eine Mama
zu werden, ein bisschen macht mich das schon traurig, aber ich habe ja
noch genügend Zeit das herauszufinden.
Liliana
Ich habe vor zweieinhalb Wochen erfahren, dass ich
schwanger bin. Ich hatte das Gefühl, dass meine Menstruation schon lange
her war, und meine Brüste schwollen an. Als auch noch die Übelkeit kam,
machte ich einen Test – positiv. Obwohl ich schon seit über 9 Jahren mit
meinem Freund zusammen bin, war die Nachricht ein Schock für uns beide.
Mit einem Kind hatten wir nicht gerechnet. Es begann eine qualvolle Zeit
für mich. Wegen Weihnachten waren alle Kliniken geschlossen, und meine
Frauenärztin war in den Ferien. Wir hatten also 2 Wochen Zeit, uns zu
entscheiden wie es für uns weitergehen sollte. Ich würde lügen würde ich
sagen, dass meine Entscheidung sofort fest stand. Es gab Augenblicke, da
streichelte ich mir über den Bauch und sprach mit ihm, und dann wiederum
Momente, an denen ich mir wünschte, dass alles nur ein Traum sei. Wir
sprachen sehr viel über die Möglichkeit es zu behalten, und die, es
wegmachen zu lassen. Wenn sich das Paar liebt und eine Zukunft zusammen
plant, müssen beide die Entscheidung treffen. Und so haben wir uns zur
Abtreibung entschlossen.
Nach einem Ultraschall wurden wir zu einem Beratungsgespräch gebeten.
Wir entschieden uns für die medikamentöse Methode. Mein Freund stand mir
in jeder Minute zur Seite, und das meine ich wörtlich. Das hat mir sehr
geholfen, da ich mich sonst schon sehr alleine fühlte. Nach der Einnahme
der drei Mifegyne Tabletten konnte ich nach Hause. Ich dachte für mich:
"So, jetzt gibt's kein zurück. Jetzt kann ich nur hoffen, dass es
wirklich die richtige Entscheidung war." Ich hatte eine starke Übelkeit
und psychisch war ich auch ganz angeschlagen. Mir ging alles zu langsam,
ich wollte nur, dass es vorbei ist. Der Tag zwischen den zwei Einnahmen
war der reinste Horror. Als ich am folgenden Tag das Prostaglandin
bekam, traten auch rasch die Krämpfe ein. Die Blutungen wurden stärker,
und ich wartete auf die Ausscheidung der Frucht. Als dies geschah,
wusste ich nicht was tun. Ich musterte es und dachte: "Das war's." Mein
Baby war nun keins mehr.
Heute war mein erster Tag nach der Einnahme. Ich war bereits arbeiten,
und obwohl es meine Chefin wusste, behandelte sie mich mit einer
Gleichgültigkeit…. Das gibt einem ein komisches Gefühl. Ist es nicht
mehr wichtig, wie man sich entscheidet? Gehört eine Abtreibung zum
Alltag? Für mich nicht, und ich muss sagen, dass es eine schwierige
Entscheidung war, auch wenn ich überzeugt bin, dass es die richtige war.
Die Ärzte und Schwestern waren wunderbar, so hilfsbereit und menschlich.
Das war schön, und machte den Eingriff einfacher. An alle Frauen, die
sich jetzt in diesem Moment überlegen, was sie tun müssen: Sprecht mit
einer vertrauten Person, oder mit dem Partner, und nehmt euch Zeit!
Fabienne, 37
Vor 5 Jahren wurde ich ungewollt schwanger. Ich lebte in einer festen
Beziehung und wir hatten schon 2 Töchter (18 Monate und 6 Monate alt).
Ich fühlte mich teilweise überfordert mit meinen beiden kleinen Kindern
und meine Partnerschaft war angespannt. Ich fühlte mich oft alleine und
konsumierte heimlich Alkohol. Unerwartet ein 3. Kind! Das war für mich
zu früh und zu dem Zeitpunkt zu viel. Ich klärte ab, wer mich
unterstützen, entlasten könnte. Fand keine ermutigenden Ohren und Hände.
Entschloss mich zu einem Schwangerschaftsabbruch.
Alles ging sehr schnell. Nach den nötigen Formalitäten kam der
praktische Teil, welcher in einer Klinik stattfand. Am Morgen um 7 war
der Eingriff und um 15.00 Uhr funktionierte ich wieder als Mutter für
meine beiden Töchter, als ob nichts gewesen wäre. Das schlimmste war das
Gefühl, eine Kriminelle zu sein; das war vom Personal der Klinik und von
meinem Partner gut zu spüren.
Meine Entscheidung war damals für mich richtig. Doch bis heute habe ich
meine Trauerarbeit gegenüber dem ungeborenen Geschöpf nicht
abgeschlossen. Es war ein Verdrängen von meinem schlechten Gewissen und
Angst, mich mit meinen Trauerschmerzen zu konfrontieren.
Erst jetzt, wo ich einsehe, dass ich traurig sein darf über den Verlust
und mir nicht weitere Vorwürfe machen will, hoffe ich, dass ich endlich
eine innere Ruhe finden kann. Mein Alkoholproblem habe ich seit 3 Jahren
im Griff und lebe immer noch mit demselben Mann, und meine beiden
Töchter sind inzwischen 7 und 6 Jahre alt.
Alexandra
Ich bin 35, habe vor einem halben Jahr meine eigene Firma gegründet,
lebe mit meinem Lebenspartner schon sehr lange Zeit zusammen, wir haben
gemeinsame Hobbies und ein ausgefülltes Leben und ein Kind kam für mich
und meinen Partner nicht in Frage.
Als ich dann feststellte, dass ich trotzdem schwanger war, hatte ich ca.
2 Stunden das Gefühl, ich müsste das Kind vielleicht doch behalten, da
ich ja nicht mehr die Jüngste bin und wenn nun das Schicksal meinte ich
müsste schwanger sein… Nun ja, das dauerte wie gesagt nur sehr kurze
Zeit. Sofort rief ich meine Gynäkologin in Zürich an.
Einen Tag später sass ich bei ihr in der Praxis, sie machte den
Ultraschall und ich schaute mir das Bild auch an. Das war für mich
wichtig, denn dadurch konnte ich meine Entscheidung noch einmal
überprüfen. Ich hatte weiterhin keine Zweifel an meinem Wunsch nach dem
Abbruch. Und auch die Methode war für mich klar: Medikamentöser Abbruch
mit Mifegyne. Dies weil ich ihn schon rasch durchführen konnte und mich
nicht noch länger schwanger fühlen musste bzw. ich noch sehr wenig von
der Schwangerschaft spürte.
Meine Ärztin verwies mich an ein Zürcher Spital, das diese Methode
durchführt. Einen Tag später wurde ich dort noch einmal untersucht und
führte mit der behandelnden Ärztin ein intensives und konstruktives
Gespräch.
Exakt heute vor einer Woche habe ich mit der medikamentösen Abtreibung
begonnen und drei Tabletten Mifegyne geschluckt. Die zwei Tage bis zur
Prostaglandin-Einnahme ging es mir physisch sehr gut, psychisch etwas
weniger. Und zwar nicht, weil ich meine Entscheidung bereute, sondern
weil ich nicht genau wusste, was auf mich zukommt und ich Angst vor
Schmerzen und Übelkeit hatte.
Als ich 2 Tage später im Spital dann endlich die zwei Cytotec nehmen
konnte, war ich erleichtert. Und wartete auf die Schmerzen. Doch die
kamen nicht bzw. nur moderat. Ich konnte mich im Spital frei bewegen,
essen und fühlte mich erleichtert, erleichtert und nochmals erleichtert.
Da ich vier Stunden nach der Cytotec-Einnahme lediglich eine schwache
Blutung hatte, erhielt ich noch einmal zwei Cytotec; dieses Mal vaginal.
Danach konnte ich nach Hause. Ich hatte zwar weiterhin leichte Krämpfe,
doch ich fühlte mich gut. Auch als ich dann nicht mehr nur Blut, sondern
auch Gewebe und Fruchtsack vorfand, ging es mir gut. Meines Erachtens
ist das reine Panikmache, wenn einem Ärzte, Websites,
Abtreibungsgegnerinnen,etc. weis machen wollen, man kriege eine Psychose
beim Betrachten der abgegangenen Frucht und daher sei die medikamentöse
Abreibung viel schlimmer, als die chirurgische!
Ich war zwar noch nicht bei der Nachkontrolle, doch ich fühle mich rein
gar nicht mehr schwanger und einfach nur erleichtert. Die einzige
Nebenwirkung war ein starker Durchfall, einen Tag nach der Cytotec
Einnahme. Doch ansonsten ging es mir immer gut. Ich bereue meine
Entscheidung nicht und ich fühlte mich gut betreut. Ärztinnen und
Schwestern haben sich neutral und objektiv verhalten.
Rebecca
Mein Abbruch ist 5 Jahre her. Jetzt bin ich 28. Es war eine reine
Vernunftsentscheidung, mein Herz wollte was anderes. Ich habe alles ganz
schnell hinter mich gebracht, denn ich wusste ganz genau: Wenn ich
zuwarte, entscheide ich mich anders. 2 Jahre nach der Abtreibung
verliess mich mein Freund. Er lernte eine andere Frau kennen und bekam
mit ihr eine Tochter. Unser Trennungsgrund war sein nicht vorhandener
Kinderwunsch…… Ich habe die Entscheidung schon in dem Moment bereut,
als ich in der Klinik auf dem gynäkologischen Stuhl lag und der
Anästhesist mir das Betäubungsmittel in den Arm gespritzt hat. Es tut
mir sehr weh, auch heute noch. Ich würde es am liebsten ungeschehen
machen. Leider geht es nicht. Allen Frauen, die vor der wohl
schwierigsten Entscheidung ihres Lebens stehen, möchte ich sagen: hört
auf eure innere Stimme! Lasst Euch von niemandem beeinflussen!
Miriam
Ich bin jetzt 25 Jahre alt. Ich werde heute Abend in die Klinik
fahren um eine Abtreibung zu haben. Mir geht es körperlich sehr schlecht
durch die Schwangerschaft, es ist ca. die sechste Woche. Da es meine
zweite Schwangerschaft ist, weiss ich was auf mich zukommen würde. Und
ich könnte das mir und dem Kind nicht nochmals zumuten. Mein erstes
Kind, das bald zwei Jahre alt wird, lebt nicht bei mir. Ich kann es
nicht versorgen, mir geht es sehr schlecht, ich bin psychisch sehr
krank, und habe auch keinerlei Muttergefühle, was mir selbst am meisten
leid tut.
Aufgrund dessen, dass ich Psychopharmaka einnehme, kam hormonelle
Verhütung nicht in Frage, sagte mein Frauenarzt, tja, und da die Männer
Kondome "nicht mögen", so ist es passiert, ohne Verhütung, zum zweiten
Mal.
Leider wurde mein Wunsch, mich sterilisieren zu lassen, nicht
angenommen, wegen meines Alters.
Ich danke meiner Familie, die sich liebevoll um meinen Sohn kümmert, und
hoffe mein kleines Kind, das bald gehen muss, hat es besser, da wo es
hinkommen wird.
Birgit
Als ich schwanger wurde war ich gerade mal 17 Jahre alt, ich hatte
keine Berufsausbildung, kein Einkommen, aber einen Traum im Kopf – ich
wünschte mir eine Familie – mit allem was dazugehört. Ich hatte auch
einen Freund, keinen von der Sorte, der eine Schwangere sitzen lassen
würde, einer der mit Sicherheit ein liebevoller, sorgender Vater werden
würde – SPÄTER.
Als meine Regel ausfiel und die morgendliche Übelkeit einsetzte war klar
– ich bin schwanger, also ging ich zum Frauenarzt, der mich nach einem
kurzen Gespräch auf den Untersuchungsstuhl beorderte. "Ich werde es
nicht bekommen" – mein Entschluss stand fest. Ich neige dazu Frauen zu
verurteilen, die nicht vor dem Sex über mögliche Folgen nachdenken und
wenn sie schwanger geworden sind, die Abtreibung als eine Art
Verhütungsmittel ansehen. Natürlich wächst in einer Frau ein Leben
heran. Vielleicht gibt es Frauen, die diesen Entschluss leichtfertig
fällen, doch wie leichtfertig würden sie im Falle einer Geburt mit
diesem Kind umgehen? Ist das das Wohl des Kindes?
Der Arzt beriet mich recht kühl und sachlich, was ich zuerst als herzlos
empfand. Im nachhinein hat es mich davor bewahrt, mich in das Gefühl des
zukünftigen Mutterseins hineinzusteigern. Es war keine einfache
Entscheidung. Nach den deutschen Bestimmungen musste ich zu einer
Beratungsstelle, wo man mich über die Möglichkeiten der staatlichen
Hilfe aufklärte. Ich bin froh mich an die Arbeiterwohlfahrt gewandt zu
haben und nicht an eine kirchliche Beratungsstelle. Am Tag danach kam
mein damaliger Freund in U-Haft.
Da ich erst 17 war, mussten meine Eltern unterschreiben. Mein Stiefvater
– er ist Katholik – unterschrieb wortlos, der einzige Kommentar meiner
Mutter: "Du tust das Richtige". Am Tag des Eingriffs ging alles sehr
schnell – man gab mir eine Tablette zur Beruhigung und eine, um den
Muttermund zu öffnen. Kurze Zeit später wurde ich, benebelt, in den OP
gebracht. Dort setzte ich mich auf den OP Stuhl, der Anästhesiearzt
verabreichte eine Narkosespritze und ich fühlte die Betäubung, von den
Beinen aufsteigend, wie eine leichte Decke, die jemand tröstend über
mich legt.
Im Aufwachraum weinte die Frau neben mir, ich streckte meine Hand nach
ihr aus und sie sagte: "Es musste sein", worauf ich nickte. Wohl aus
Selbstschutz ging mir ihr Eingriff näher als der eigene. Als ich wieder
zu Hause war, hatte ich leichte Schmerzen. Am folgenden Tag bat ich
meinen Stiefvater, der Besuch von seiner Mutter hatte, ob er mich ins
Krankenhaus fahren würde, falls die Krämpfe schlimmer würden. Der Spruch
meiner Stiefgrossmutter liess mich erstarren: "Wer selbst abtreiben
kann, kann auch selbst ins Krankenhaus fahren".
Einige Tage später lief das Leben weiter, der Alltag kam zurück, meine
Bekannten, die von dem Eingriff wussten, äusserten sich nie negativ, nie
wurde ich scheel angesehen oder verurteilt. Nur die Reaktion der
Stieffamilie war, mild bezeichnet negativ, ich war nicht nur das
schwarze Schaf der Familie, sondern ab jetzt auch eine Mörderin…
Ich habe weder körperlich noch seelisch Schäden durch die Abtreibung.
Und wäre ich wieder in dieser Situation, würde ich mich genauso
entscheiden. Den grössten Schaden einer Abtreibung, den die Frauen zu
tragen haben, ist die Reaktion der militanten Abtreibungsgegner, die
eine Frau wohl als ein Gebärobjekt ansehen.
Mariella
Im März 1991 wurde ich, 43 Jahre alt, schwanger. Ein Arzt riet mir, mich
einem Ultraschalltest zu unterziehen und danach, sollte der Embryo
aufgrund meines Alters missgebildet sein, abtreiben zu lassen. Ich
konsultierte einen andern Arzt und liess ihn wissen, dass ich mich
keinesfalls in der Lage sähe, ein Kind zu bekommen und es seinen
Bedürfnissen gemäss zu umsorgen und aufzuziehen. Ich sei auch
keinesfalls gewillt, einen negativen gesundheitlichen Befund des Embryo
abzuwarten, um dann gewissermassen ohne Schuldgefühle abtreiben zu
dürfen. Ich machte ihn auf meinen erklärten Willen aufmerksam, kein Kind
zu wollen. Mein Lebenspartner und ich waren uns in der Entscheidung
einig. Wir standen und stehen noch heute voll im Berufsleben, das uns
wichtig ist und das wir als unsern persönlichen Beitrag zur menschlichen
Gemeinschaft betrachten.
Was dann folgte, kann ich heute, nach über 10 Jahren, immer noch kaum
glauben. Es war entwürdigend, zynisch und unmenschlich.
Ich wurde zum psychiatrischen Gutachten zitiert. Der Test dauerte genau
4 Minuten. Der Gutachter fragte mich, ob ich an einer speziellen oder
gar erblichen Krankheit litte, was ich verneinte. Auf meine starken
Brillengläser aufmerksam geworden, erklärte er mich als sehbehindert und
notierte eine erblich bedingte Augenkrankheit, noch ehe ich ihm sagen
konnte, um was für eine Augenkrankheit es sich genau handelte. Der
Gutachter stellte mir ein Zeugnis aus, ich bezahlte ihm 530.– Franken
bar auf die Hand, was weitere 3 Minuten in Anspruch nahm. Anschliessend
wurde ich, mit der Adresse eines Schwangerschaftsabbrüche vornehmenden
Arztes versehen, entlassen.
Auf Nachfrage wurde mir von vielen Seiten versichert, es handle sich bei
dem Frauenarzt um einen umsichtigen, liberalen Menschen, dem man sich
ohne Angst anvertrauen könne. Er gehöre zu den Befürwortern der
weiblichen Selbstbestimmung. Der Termin für ein Vorgespräch war rasch
gefunden. Mein Lebenspartner und ich fanden uns ein und bekundeten
beide, den Abbruch gemeinsam durchstehen zu wollen. Der Arzt weigerte
sich mit der Begründung, dies sei meinem Lebenspartner nicht zumutbar,
auf unsern Wunsch einzugehen. Für eine andere Arztwahl fehlte die Zeit.
Also mussten wir uns dem selbstherrlichen und zynischen Entscheid des
Arztes fügen. Meinem Lebenspartner war es gerade mal gestattet, im
Warteraum auf mich zu warten.
Schliesslich lag ich auf dem Gynäkologenstuhl, die Bestecke waren
sterilisiert, der Arzt trug die obligaten Handschuhe. Einige Sekunden
vor dem Abbruch schob er den Monitor in mein Gesichtsfeld und meinte:
Sehen Sie sich doch an, was Sie da abtreiben. Bei Ihrer eigenen robusten
Gesundheit hätten Sie höchstwahrscheinlich auch ein kerngesundes Kind
zur Welt gebracht. Sie können sich also vorstellen, wie ungern ich
diesen Abbruch vornehme."
Den Abbruch selbst, auch das, was man allgemeinhin "Trauerarbeit" nennt,
habe ich unbeschadet hinter mich gebracht. Nicht aber die demütigenden,
entwürdigenden und verletzenden Begleiterscheinungen, die in mir das
Gefühl weckten, verantwortungslos, unmoralisch, ja kriminell gehandelt
zu haben. Dieses Gefühl zu überwinden, daran arbeite ich noch heute.
Eine Fristenregelung schlösse in den meisten Fällen ein derartiges,
psychisch unnötig schmerzhaftes Vorgehen aus. Die Frauen müssten sich
weniger mit Schuldgefühlen herumquälen, die Selbstbestimmung stünde
gewährleistet.
Ich plädiere deshalb für die Fristenregelung, in einer offenen,
liberalen Gesellschaft, die diese Adjektive verdient. Es kann nicht
sein, dass einerseits unter bestimmten medizinischen, oft an den Haaren
herbeigezogenen Bedingungen Abtreibung zwar erlaubt ist, Frauen aber
über den Verlauf einer solchen Abtreibung bereits am Ort des Geschehens,
aber auch für mehrere Jahre ihres Lebens stigmatisiert werden und sich
für ihren selbstbestimmten Entscheid bestraft fühlen müssen.
Mariella Mehr, Dr.phil.h.c., Schriftstellerin
Meike
Ich bin Deutsche (24-jährig) und lebe in der Schweiz. Ich habe bereits
einen einjährigen Sohn und vor kurzem habe ich erfahren, dass ich
ungewollt schwanger war. Ich nehme zwar die Pille, habe aber wohl einmal
eine vergessen. Ich rief bei meiner Frauenärztin an, weil meine Tage
unregelmässig kamen. Dass ich zunahm, hatte ich dem Essen zugeschrieben
und mir vorerst weiter keine Gedanken gemacht. Aber dann kamen mir doch
Zweifel. Da sie im Urlaub war, machte ich einen Test, der positiv
ausfiel. Daraufhin vereinbarte ich einen Termin im Spital in unserer
Umgebung. Dort wurde festgestellt, dass ich schon in der 16. Woche
war… Ich war schockiert. Von da an ging das Gerenne los, da es ja auf
jeden Tag ankam. Ich wurde am nächsten Tag an ein anderes Spital in
unserem Kanton verwiesen. Ich hoffte, dort würde man mir weiterhelfen.
Aber dem war nicht so. Die Antwort war: "Wir können nichts für Sie tun,
gehen Sie zur einer Beratungsstelle, wenn sie Geld brauchen".
Mir ging es nicht um Geld!!! Mir ging es um meinen Sohn und mich, in
dieser unerträglichen Situation. Dass mein Sohn zu kurz kam, war für die
Ärzte nicht wichtig – "Sie schaffen das schon"… – Ich hatte heftigste
Kopfschmerzen jeden Tag und nahm regelmässig "Sponstan", war müde durch
den Stress und schlief viel. Ich rief im Unispital in Zürich an. Mein
nächster Weg führte zu einer Psychiaterin, um das Gutachten zu bekommen,
so wie es nach Auskunft des Unispitals der Kanton Zürich für Abbrüche
nach der 12. Woche verlangt. Aber nach einem Streit und Tränen verliess
ich das Sprechzimmer wieder. Sie war so unfreundlich… das habe ich
noch nie erlebt. Sie malte ein Schreckensbild des Eingriffs. Kann ihr ja
egal sein – ist ja nicht IHR Leben, sondern nur meines und das meines
Sohnes.
Die Situation wurde immer unerträglicher… Etliche Anrufe zu anderen
Kliniken usw. Ich habe noch nie gesagt, ich bin am Ende – aber diesmal
war es so. Ich hab schon viel durchgemacht, aber jetzt schwirrten mir
düstere Gedanken durch den Kopf. Aber ich konnte meinen Sohn doch nicht
alleine lassen. Also machte ich mich weiter auf die Suche und landete im
Internet auf der Seite der Bloemenhove Klinik – meine letzte
Hoffnung. Ich rief dort an und es wurde sofort ein Termin
vereinbart. 5 Tage später war ich schon in Holland.
Dieser Klinik in Holland gilt mein grosser Dank! Der Abbruch ist dort
bis zur 22. Woche LEGAL! In Beratungsgesprächen dort mit den Ärzten
wurde auf MICH eingegangen, nicht wie in der Schweiz. Auch die Methode
des Abbruches in den Niederlanden kann ich nur gut heissen. In Zürich
wird mit Prostaglandin eine Fehlgeburt herbeigeführt, Spitalaufenthalt
ca. 3 Tage. In den Niederlanden wird eine Kürettage gemacht und vor der
18. Woche kann man nach 2 Stunden wieder gehen.
Ich bekam zwei Tabletten zur Weitung des Muttermundes und später wurde
der Abbruch unter Vollnarkose mit einer Kürettage durchgeführt. Der
Eingriff dauerte 10 Minuten.
Als ich aus der Narkose aufwachte, musste ich lachen… ich war so froh!
Ich hatte noch nie so ein nettes Ärzteteam erlebt… weder in der
Schweiz noch in Deutschland. Mir geht es wieder gut und ich habe wieder
Freude am Leben, die Kopfschmerzen sind weg. Es ist Quatsch, dass es
einem nach dem Abbruch schlecht geht. Ich fühle mich als ob ich ein
neues Leben, eine neue Chance bekommen habe. Bin einfach nur glücklich.
Ich verstehe einfach nicht, warum andere Länder das nicht den Frauen
überlassen??? Es ist IHR Leben… Klar lebte vor kurzem auch noch eines
in mir, aber man kann doch nicht um jeden Preis jede Schwangerschaft
austragen, wenn man sich nicht in der Lage dazu fühlt, nur weil es so
ein dummes Gesetz gibt??? Soll man darunter leiden, soll man sein Leben
zerstören?
Ich weiss, es ist erst kurze Zeit her, aber ich bin mir sicher, dass es
für mich der richtige Weg war.
Simona
Als ich schwanger wurde, war ich achtzehn Jahre alt. Mein damaliger
Freund lebte in Chile, wo ich ein Jahr als Austauschschülerin
verbrachte. Meine Schwangerschaft bemerkte ich wenige Tage nach meiner
Rückkehr in die Schweiz. Natürlich war es ein Schock, ich wusste weder
ein noch aus, und meine Hoffnungen klammerten sich an die sehr kleine
Möglichkeit einer Scheinschwangerschaft. Meine Eltern und eine Freundin
wussten Bescheid und standen mir zur Seite. Es war klar, dass sie jede
Entscheidung meinerseits akzeptieren und unterstützen würden. Die
Frauenärztin, mit der ich Kontakt aufgenommen hatte, war eine Freundin
meiner Familie und daher auch schon eine Vertrauensperson. Sie hat
sofort einen Termin für mich gefunden und mir in Gesprächen und mit
Ratschlägen den Rücken gestützt. Für mich war es überhaupt nicht von
Anfang an klar, dass ich die Schwangerschaft abbrechen wollte. Es war
ein langer Kampf mit mir selbst, über Tage und Nächte hinweg. Für meinen
damaligen Partner war es klar, dass er das Kind unbedingt wollte, auch
wenn er vorgab mir die Entscheidung zu überlassen. Irgendwann habe ich
gemerkt, dass jede Entscheidung richtig sein kann, wenn sie nur von mir
getroffen wird. Es gibt keine absolute Wahrheit, ich würde jede
Möglichkeit irgendwie meistern können. Es bringt nichts, Argumente hin
und her zu denken, ich musste nur versuchen zu fühlen, was ich in diesem
Moment meines Lebens wirklich wollte. Ich bin sehr dankbar, dass mir
meine Familie und meine Ärztin diese Freiheit gelassen haben.
Ich wusste, dass es zwei Möglichkeiten gab, meine Schwangerschaft
abzubrechen. Ich habe mich (gegen den Rat meiner Ärztin) für Mifegyne
entschieden. Ausschlaggebend waren die Erlebnisse einer betroffenen
Frau, die zwei Schwangerschaften abgebrochen hatte. Einmal unter
Totalanästhesie und einmal nur lokal. Sie hat mir erzählt, dass sie an
Ersterem im Nachhinein vielmehr zu beissen hatte, da sie überhaupt
nichts miterleben konnte. Beim zweiten Mal habe sie zwar vielleicht im
Moment mehr gelitten, da sie während des Eingriffs wach war, doch war
das für die Verarbeitung im Nachhinein sehr hilfreich.
Ich habe keine schlechten Erinnerungen an den Eingriff mit Mifegyne. Die
betreuende Person war sehr hilfreich und verständnisvoll, ich hatte bis
zur letzten Sekunde die Möglichkeit mich anders zu entscheiden. In
meinem Fall ist alles sehr unkompliziert verlaufen. Ich hatte auch keine
allzu grossen Schmerzen (etwas mehr als bei einer gewöhnlichen
Menstruation). Die Frucht konnte ich anschliessend mitnehmen und im Grab
meiner Grossmutter begraben. Das war für mich ein sehr würdiger Abschied
von meiner Schwangerschaft.
Ich bin heute 20 Jahre alt. Ich habe nie an meiner Entscheidung
gezweifelt und auch nie unter Gewissensbissen gelitten. Meine
Schwangerschaft und der anschliessende Abbruch ist eine wichtige
Erfahrung, die ich gemacht habe. Ich weiss, dass es die einzig richtige
Entscheidung war, weil sie von mir getroffen wurde.
Doris
Auch ich gehöre zu den mindestens 700'000 Frauen in der Schweiz, welche
die Erfahrung eines Schwangerschaftsabbruchs haben. Ich bin aber auch
ans Thema gebunden durch den missglückten illegalen Abbruch, den meine
Mutter vor 50 Jahren machte. Sie musste sich dann doch mit mir abfinden.
Für mich und mein ganzes Umfeld bedeutete es viel Leid. Auch heute noch
nage ich an meiner Kindheit. Ich bin dankbar, dass ich meinen zwei
Kindern sagen kann, dass sie Wunschkinder sind.
Ich finde, meine Mutter hat damals genauso verantwortungsvoll gehandelt
wie ich es vor 15 Jahren tat. Sie war sich bewusst, dass ihre
Lebenssituation ihr nicht erlauben würde, sich in den nächsten 18 – 20
Jahren auf ein 5. Kind einzustellen. Sie ist vor 19 Jahren gestorben.
Ich bedaure, dass wir diesen Brief deshalb nicht gemeinsam unterzeichnen
können.
Angela
Ich bin ein 20-jähriges Mädchen aus Frankfurt (Deutschland) und mein
Schwangerschaftsabbruch ist nun 2 Monate her.
Alles hat damit angefangen, dass ich wegen Bauchschmerzen meinen
Hausarzt aufsuchte. Der verwies mich an meinen Frauenarzt, da ihm meine
Symptome merkwürdig vorkamen. Mein Arzt teilte mir dann das "freudige
Ereignis" mit, dass ich mich in der 6. Schwangerschaftswoche befand. Ich
war erst einmal wie unter Schock und vertraute mich nur meinem Freund
und meiner besten Freundin an, die sich total auf das Baby freuten –
klar, es war ja auch nicht ihre superschwierige Entscheidung.
Nach ca. 1 Woche erzählte ich es auch meiner Mutter, sie reagierte total
geschockt und erklärte mir, dass mein Leben gelaufen wäre, wenn ich
dieses Kind behalte. Sie meinte, ich hätte gerade meine Ausbildung
abgeschlossen und würde so keine Arbeit finden.
Nach längerem Überlegen und einigen schlaflosen Nächten entschied ich
mich für die Abtreibung. Nach dem Pflichtgespräch mit Profamilia, die
ziemlich nett waren und sich meiner Entscheidung keineswegs entgegen
stellten, vereinbarte mein Frauenarzt einen Termin in einer Klinik.
Am Tag meiner Abtreibung war ich fix und fertig mit den Nerven, da ich
mir meiner Sache immer noch nicht sicher war. Ausserdem hatte ich
riesige Angst vor Schmerzen oder gar Komplikationen.
Der Eingriff, ich hab eine Absaugung vornehmen lassen, verlief OHNE
irgendwelche Probleme und Schmerzen. Ich musste erst mal in einen Raum,
wo mehrere Betten standen mit Frauen, die entweder gerade ihren Eingriff
hinter sich oder vor sich hatten. Das hat mir geholfen, da ich schon mal
fragen konnte, ob es weh tut usw. Als ich dann in den OP geschoben
wurde, waren die Pfleger sehr fürsorglich, ich bekam eine Vollnarkose
und als ich aufwachte, ging es mir einigermassen gut. Nach ein paar
Stunden durfte ich schon wieder nach Hause.
Ich hatte hinterher nicht die geringsten Komplikationen und sogar
Krämpfe und Schmerzen blieben aus. Es wird immer als der totale Horror
hingestellt und ist doch nichts weiter als ein kleiner Eingriff.
Natürlich gibt es Risiken, die gibt es jedoch bei jedem Eingriff.
Heute geht es mir physisch sehr gut, aber ich bin immer noch traurig.
Michaela
An dieser Stelle möchte ich Ihnen ein "Dankeschön" aussprechen und zwar
dafür, dass es Ihre Seite im Internet gibt. Endlich einmal keine
Hetzkampagnen von Abtreibungsgegnern, sondern Menschen und Beiträge, die
mir aus der Seele sprechen.
Ich bin eine 22-jährige Deutsche und habe vor drei Wochen eine
Abtreibung vornehmen lassen. im November 2001 hatte ich einen schweren
Autounfall und es war mir nicht möglich, das Kind auszutragen, trotz
stabiler Partnerschaft, finanzieller Unabhängigkeit usw. – da ich immer
noch sehr unter den Unfallfolgen leide, hätte ich meinem Kind zum
jetzigen Zeitpunkt einfach nicht die Mutter sein können, die ich für
meine späteren Kinder immer sein wollte. Ich persönlich bin der Meinung,
dass jedes Kind ein erwünschtes Kind sein darf und Frauen ihre Gründe
für eine Abtreibung haben. Allerdings massen sich Abtreibungsgegner –
zumeist auch noch Männer – an, über den Körper der Frau zu bestimmen.
Dies KANN und DARF nicht sein!!
Trotz der jetzigen Abtreibung werde ich in ein paar Jahren eine Mutter
sein, die ihre Mutterschaft bewusst erleben und geniessen kann.
Darum nochmals ein herzliches "Dankeschön" für Ihre Homepage, als ich
die Berichte von betroffenen Frauen und Ärzten gelesen habe, war ich
unendlich erleichtert…
Barbara
Für mich als ungewollt Schwangere war die Frage nach dem Status des
Embryos irrelevant. Natürlich war es Leben, das in meinem Bauch keimte,
und die körperlichen Veränderungen waren feststellbar, ein Wunder!
Andererseits hing dieses Leben total von mir ab, und diese Verantwortung
auf mich zu nehmen war mir zu diesem Zeitpunkt eine zu schwere Bürde.
Aus dieser persönlichen Erfahrung halte ich ein Abtreibungsverbot für
unethisch, denn es kommt einem Gebärzwang gleich. Niemand anders als die
Frau selbst kann entscheiden, ob die ungewollte Schwangerschaft und
Mutterschaft für sie zumutbar ist oder nicht.
Michèle
Mein Name ist Michèle und ich bin 30 Jahre alt. Mitte Mai 2000 wurde ich
schwanger, weil ich einen Tag vergass die Pille zu nehmen. Zuerst wollte
ich das Kind behalten, aber die Beziehung zu meinem Freund
verschlechterte sich rapide, wir hatten vorher schon Probleme. Und so
entschied ich mich, ziemlich spät, erst in der 11. Woche, doch
abzutreiben.
Mein Freund fühlte sich hintergangen, es sei schliesslich auch sein Kind
und ich nähme ihm einfach "sein" Kind weg! Aber ich machte ihm klar,
dass ich im Falle einer Trennung dann alleine da stünde und er nur die
Freuden eines Wochenendvaters hätte, aber der tägliche Stress würde an
mir haften bleiben. Er war trotzdem noch dagegen, hat aber meine
Entscheidung schliesslich akzeptiert.
Meine Gynäkologin gab mir die Adresse der Frauenklinik und dort bekam
ich sofort einen Termin für den Ultraschall und auch für den Eingriff.
Die Ansprechperson der Klinik gab mir die Adresse einer Psychiaterin und
ich hatte am gleichen Tag, an dem ich zum Ultraschall musste, den Termin
für das psychiatrische Gutachten. [Das war vor der Fristenregelung in
der Schweiz. Anm.d.Red.]
Es ist wirklich eine Farce, da musste ich noch zum Psychiater, obwohl
ich schon den Termin für den Schwangerschaftsabbruch hatte, und das
Ganze (das Gutachten) kostete auch noch 330 Franken!
Ich finde einfach, dass eine Frau keinen Psychiater braucht, wenn sie
sich die Gründe für und gegen einen Abbruch der Schwangerschaft gut
überlegt hat und feststellt, dass sie nicht bereit ist, ein Kind
aufzuziehen und es so auch für das Baby am Besten ist!
Es ist klar, dass ich noch heute, einen Monat später, manchmal traurig
bin und mir Fragen stelle, wenn andere das, was ich getan habe, als Mord
bezeichnen. Aber dass es die richtige Entscheidung war, da bin ich mir
hundertprozentig sicher.
Alex
Sehr geehrter Herr Ständerat, Sie sagen, dass es kaum eine Frau gebe,
die nach einer Abtreibung nicht unter schweren psychischen Folgen zu
leiden habe. Ich weiss nicht, mit wie vielen Frauen Sie schon gesprochen
haben, die einen Abbruch an sich vornehmen liessen und welche Selektion
Sie in Ihren Gesprächen vorgenommen haben. Die Frauen, die ich kenne,
haben ihren Abbruch seelisch und körperlich heil hinter sich gebracht.
Dazu gehört beispielsweise auch meine eigene Mutter, die 1935 als
18-Jährige in Genf abtreiben liess. Sie konnte immer frei und ohne
Gewissensbisse darüber sprechen. Ihr damaliger Entscheid stimmt für sie
bis heute immer noch.
Carla
Anfang Februar habe ich einen Schwangerschaftsabbruch machen lassen. Ich
war sehr froh über diesen Abbruch – und bin es noch immer. Klar, auch
heute noch ist dieses Thema nicht ohne Schmerzen für mich (nicht
körperliche Schmerzen), aber ich denke, ich habe alles recht gut
überstanden.
Mir half in der Zeit der Entscheidung ausserordentlich, dass mir andere
Frauen beistanden. Obwohl Abbrüche immer "die andern" machen, konnte ich
plötzlich feststellen, dass die andern meine Mutter, Freundinnen meiner
Mutter, Freundinnen von Freundinnen usw. sind. Ich habe mich deshalb
entschlossen, meinen Schwangerschaftsabbruch nicht geheim zu halten.
Warum sollte ich andern die Unterstützung, die ich bekam, nicht auch
zukommen lassen?
Was ich bei dieser offensiven Taktik bemerkt habe, ist, dass vor allem
Männer mir immer wieder eine bevorstehende Psychose prognostizieren.
Glaubt man der Männerwelt, leiden fast alle Frauen nach einem Abbruch.
Gehe ich nach den Erfahrungen meiner Mutter und ihrer Freundinnen, die
den Abbruch bereits vor einigen Jahren haben machen lassen und also mehr
Erfahrung in der Verarbeitung damit haben als Frauen in meinem Alter
(ich bin 30), sind es die wenigsten.
Margrit
Ich habe vor etwa 40 Jahren eine Schwangerschaft abgebrochen. Ich denke,
eine Frau soll sagen dürfen: "Nicht jetzt, nicht mit diesem Mann, unter
diesen Voraussetzungen. Dafür wird später ein anderes Kind kommen, das
es sonst nicht gegeben hätte".
Maria
In genau 4 Tagen werde ich meine Schwangerschaft abbrechen lassen. Ich
bin 18 Jahre alt. Ehrlich, es tut weh. Ich möchte es nicht tun, aber ich
habe keine Wahl. Ich habe im Ultraschall dieses kleine Ding gesehen, das
in mir drin ist. Ich bin nicht blöd, ich weiss, dass es noch kein Kind
ist, aber es ist schon in mir drin, es ist ein Teil von mir … aber ich
kann nichts daran ändern …
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