Abtreibung – Schwangerschaftsabbruch: Für das Recht auf einen freien Entscheid

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Letzte Aktualisierung
20.11.2007
 

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Erfahrungsberichte von Frauen (Archiv-3)

Melanie (21)
Ich habe gar nichts von der Schwangerschaft gemerkt. Es gab Anzeichen, die ich hätte erkennen müssen, aber da ich immer gewissenhaft darauf achte, meine Pille (sogar um die selbe Uhrzeit) zu nehmen, mein Handy erinnert mich daran, habe ich einfach nicht damit gerechnet.
Mir schmeckten plötzlich die Zigaretten nicht mehr und an Silvester hatte ich nach ein paar Schlückchen Bowle schon genug. Aber realisiert, dass ich schwanger bin, habe ich nicht. Am Dienstag, den 24.01.06, bin ich auf dem Weg in die Berufsschule plötzlich umgekippt und hatte die ganze Woche lang Kopfschmerzen (ich hatte wohl eine leichte Gehirnerschütterung). Deshalb habe ich am 27.01.06 auch einen Tag Urlaub genommen, weil ich mich erholen wollte.
Ich bin dann spontan zum Frauenarzt. Er sagte mir, dass ich schwanger sei. Ich war geschockt. Ich bin in der Ausbildung, mein Freund studiert noch. Es war ein so schlechter Zeitpunkt für so etwas! Mein Arzt gab mir die Adresse von Profamilia, da ich sofort sagte, dass ein Abbruch nötig sein wird. Ich war mir sicher, dass mein Freund der selben Meinung sein würde. Er liebt mich, da bin ich mir sicher. Wir sind seit 4 Jahren zusammen und immer noch verliebt wie am ersten Tag, aber der Zeitpunkt… der war einfach nicht der richtige.
Abends erzählte ich meinem Freund alles. Er war geschockt, aber unendlich lieb! Wir hatten keine Wahl, das wussten wir. Von meinem Vater ist keine Unterstützung zu erwarten, er ist Pakistaner und sauer, dass ich die deutsche Lebensweise meiner Mutter angenommen habe, und meine Mutter ist durch ihr Asthma Frührentnerin und lebt 600km von mir entfernt. Bei den Eltern meines Freundes ist es so, dass seine Mutter sehr nett ist, sein Vater mich aber hasst. Wahrscheinlich bin ich nicht gut genug für seinen Sohn, der seine Diplomarbeit schreibt und dann Ingenieur ist. Ich bin nur eine „einfache“ Bürokauffrauauszubildende im ersten Lehrjahr. Na ja… wir wussten also, wir hatten keine Hilfe.
Montags war das Profamilia-Gespräch. Sie waren sehr nett und gaben mir die Adresse eines Arztes, der den Abbruch durchführen würde. Das Problem war, ich war schon in der 13.Woche. Dieser Arzt macht eigentlich keine so späten Abbrüche. Er war sehr zurückhaltend und strahlte etwas Negatives aus. Ich erhielt einen Termin für den 03.02.06. Erst mal kam der Anästhesist, erklärte mir in Ruhe die Narkose und dann holte mich eine OP-Schwester ab. Ich lag dann auf dem OP-Stuhl und der Anästhesist bereitete alles für die Narkose vor. Ich bat ihn, mir den Eingriff zu erklären, was er auch tat. Ich war so dankbar! Das letzte, an das ich mich erinnere ist, wie mein Arzt hereinkam, „hallo“ sagte, und dann wurde alles schwarz.
Nach der OP sah ich den Arzt erst wieder, nachdem ich aufstehen durfte und wir ein kurzes Nachgespräch hatten, in dem er mir sagte, dass alles „soweit ganz gut“ gelaufen sei. Er gab mir Antibiotika und etwas gegen starke Blutung mit und schon war er wieder weg. – Ich hatte keine Schmerzmittel bekommen.
Und die Schmerzen wurden sehr schlimm!!! Mein Freund hat mir seine Hand gegeben, damit ich sie drücken kann. Er tat mir echt leid, denn ich habe gedrückt und zwar fast ununterbrochen mit aller Kraft.
Ich rief in meiner Verzweiflung meinen Frauenarzt an. Er sagte mir sofort, welches Medikament mein Freund aus der Apotheke holen könnte. Die Tabletten haben die Schmerzen Gott sei Dank etwas gemildert.
Mittlerweile bereue ich den Abbruch zum Teil auch – ich weiß, das ist unverantwortlich, ich weiß, ich hätte dem Kind nichts bieten können, aber ich werde mein Kind niemals vergessen. Mein Freund und ich kaufen einen Stern, damit unser Stern für immer für uns vom Himmel strahlen kann.


Lisa, 17
Ich habe Ende Dezember gemerkt, dass ich wohl schwanger bin, wollte es aber nicht wahrhaben und verdrängte den Gedanken erst einmal. Doch mein Freund drängte mich, einen Schwangerschaftstest zu kaufen, da er sich sicher sein wollte. Ich machte diesen und hab auch nach ein paar Sekunden ein eindeutiges Ergebnis gesehen, ich war wirklich schwanger. Meinem Freund und mir war gleich klar, dass ich das Kind nicht bekommen kann, da ich erst 17 bin und in die Schule gehe und er auch erst im 1. Lehrjahr ist. Also machte ich einen Termin bei meiner Frauenärztin und die bestätigte mir das Ergebnis. Ich war in der 7. Woche. Sie sagte mir, ich müsse ein Beratungsgespräch führen (in Deutschland obligatorisch) und solle mich dann wieder melden. Ich habe mir nach dem Gespräch noch eine Woche Zeit gelassen, da ich mir dann doch nicht mehr so sicher war. Doch dann stand der Entschluss fest! Ich rief den zuständigen Arzt an und bekam auch gleich einen Termin.
Heute früh um 7.00 Uhr war es dann soweit. Ich war in der Klinik, alle waren sehr nett zu mir. Um 7.45 Uhr kam ich in den OP-Saal und bekam eine Vollnarkose. Der Eingriff selber dauerte nicht lang und ich bin gleich nach 5 Minuten wieder aufgewacht und kam in mein Zimmer, in dem auch schon mein Freund auf mich wartete. Mir ging es nach der OP sehr gut, hatte kurz Bauchschmerzen, aber die vergingen schnell wieder. Erstmal hatte ich Hunger und Durst. Mein Freund hat mir alles gebracht und war für mich da, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Es war die richtige Entscheidung und in einigen Jahren werde ich dann ein Wunschkind zur Welt bringen.
Ich bin froh, dass alles so gut verlaufen ist, denn ich hatte große Angst vor dem Eingriff, da ich gestern auf dieser Seite gelesen habe, dass viele Frauen große Schmerzen hatten. Aber jetzt bin ich glücklich und mir geht es gut.


Edith
Gespürt hatte ich schon lange, dass ich schwanger bin, dass etwas nicht stimmt mit mir. Nur wahrhaben wollte ich es nicht. Ich habe mich schuldig gefühlt und dachte, der Arzt würde mich verurteilen, wenn ich abtreiben wollte. Doch es gab keine andere Möglichkeit, denn ich wollte dieses Kind um keinen Preis, ich bin doch erst 20 und mache gerade mein Abitur und überhaupt habe ich noch keinen Bezug zu Kindern. Eher, auch wenn es sich grausam anhört, hatte ich eine Wut auf das, was da in mir heranwuchs, weil ich es nicht wollte. Es kam mir vor wie ein Schmarotzer. Ich wollte nicht mal essen, um es nicht nähren zu müssen.
Auf den letzten Drücker, kurz vor Weihnachten bin ich dann zum Arzt und ich war in der 13! Woche. Die Frage war, ob eine Abtreibung noch möglich war. Der Arzt war sehr nett und hat mir sehr geholfen, er hat mich noch am selben Tag zu ProFamilia geschickt, wo die Leute auch sehr verständnisvoll waren. Direkt danach bin ich zur aok (Versicherungskasse), um mir den Schein zu holen, was auch kein Problem war. Ich musste nach Stuttgart fahren zur Abtreibung, da es in meinem Ort so kurz vor Weihnachten nicht möglich war. Auch dort waren die Leute sehr nett und haben mich freundlich aufgenommen. Nach dem Eingriff gings mir gut und ich war erleichtert. Gesundheitliche Probleme hatte ich nicht, ausser ein paar Blutungen, keine Schmerzen, nichts, ausser dass die Last weg war.
Ich würde mir von keinem reinreden lassen und wieder abtreiben, falls ich wieder in eine solche Situation käme. Schön war auch, dass meine Mutter zu mir stand und viel Verständnis hatte sowie auch mein Freund, das ist sehr wichtig. Bereuen tue ich nichts, denn ich habe in erster Linie an meine Zukunft gedacht.


Kathleen
Es war im letzten Jahr, vor meinem Urlaub. Ich hatte ziemlich bald das sichere Gefühl, schwanger zu sein. Ich bestellte mir Kataloge für Schwangere und Babymode. Eine Woche lang war ich glücklich mit dem Gedanken, ein Baby zu bekommen. Dann überfielen mich große Zweifel: ist mein 5-jähriger Sohn der Situation gewachsen? Kann ich ihm die notwendigen Dinge fürs Leben kaufen? Werde ich jemals genug Geld haben, um auch nur zum Friseur gehen zu können – sei es auch nur ein mal im Jahr? Was wird, wenn wir die Raten für unseren Hauskredit nicht mehr aufbringen können und wir in eine kleine Wohnung ziehen müßten? Werde ich auf meiner Arbeit jemals wieder solche Chancen bekommen?…..
Alle diese Fragen hatten einen schlechten Beigeschmack, der blieb. Die Antworten waren niederschmetternd. Mir war so schlecht, dass ich nicht mehr arbeitsfähig war. – Dann sprach ich den Gedanken aus…..
Ich ging zum Arzt und danach funktionierte ich wie ein Uhrwerk. Meine Erfahrungen, die Menschen betreffend, die mit mir durch diese Hölle mußten, sind begrenzt, da nur mein Mann und meine Freundin davon wußten. Die behördlichen Stellen (Krankenkasse und Beratungsstelle pro familia) waren supernett und verständnisvoll. Mein Frauenarzt ist der beste, lieb und auch ehrlich, ohne Kompromiß.
Als ich die OP überstanden hatte (ambulant), war ich hungrig und froh, dass mir nicht mehr schlecht war. Der Katzenjammer überfiel mich nicht wirklich, ich habe einen gut funktionierenden Verdrängungsmechanismus. Ich gehe arbeiten, ich lache und weine wie sonst auch, aber ich bin und bleibe eine Mutter, die abgetrieben hat, weil sie solche Angst vor einer ungewissen Zukunft hier in Deutschland hatte. Ich würde es in der damaligen Situation wieder tun.
Ich grüße alle ganz lieb, die auch durch dieses Chaos mußten und müssen und möchte euch sagen, egal welche Entscheidung ihr trefft, IHR trefft die Entscheidung und sie ist richtig, wenn sie für Euch stimmt.


Doreen
Ich bin 25 Jahre und habe im November 2005 erfahren, dass ich trotz Pille schwanger bin und wollte es nicht wahr haben. Ich wusste es erst, als ich nach einigen Anzeichen (wie ständiges Brustziehen, Ausfall der Periode) einen Schwangerschaftstest kaufte. Dort konnte man schon nach einigen Sekunden sehen, wie der Strich in dem Feld "positiv" zum Vorschein kam. Ich habe gleich einen Termin beim Frauenarzt vereinbart, wo es mir 100 %ig bestätigt wurde. Ich war total fertig. Aber es gab so viele Dinge, die gegen ein Kind sprachen. Nachteile in meinem Leben, der Mann, von dem das Kind war, wollte es nicht. Das lag auch daran, dass wir nur eine Affäre hatten. Er ist in einer Beziehung und dies wusste ich, aber meist spielen die Gefühle ihr eigenes Spiel.
Am 30.11.2005 hatte ich einen Termin zur Voruntersuchung und am 1.12.2005 einen Termin im Krankenhaus zur ambulanten Operation. Es wurde mit der Absaugmethode durchgeführt. Ich lag vor dem Eingriff ca. 3 h in meinem Bett, hatte nichts zu lesen, keine Musik, kein TV. Einfach nur Stille und die Schatten an der Wand, die sich aus der strahlenden Sonne und den wippenden Ästen der Bäume bildeten. Ich muss sagen, es war eine schwere Entscheidung, die schwerste in meinem bisherigen Leben. Bis kurz vor dem Eingriff, habe ich überlegt, ob dies der richtige Weg ist, aber die Vernunft siegte.
Man denkt noch oft daran, z. Bsp. wie hätte das Kleine wohl ausgesehen, wären wir klar gekommen, was hätte sich in meinem Leben verändert, wäre es schöner oder schlechter geworden … ? Auch wenn man Kinder sieht, denkt man daran. Aber ich denke / hoffe, dass dies mit der Zeit vergeht. Ich habe oft geweint und mich bei meinem kleinen Stern entschuldigt. Ich weiß, dass wenn ich einmal ein Kind bekomme, dann wird es dieser Stern sein, den ich in meinen Armen halte. Er weiß dass es so das Beste war! Ich habe meine Gedanken in einem Brief niedergeschrieben und ihn mit ein paar persönlichen Dingen von mir in eine Schachtel gelegt…
Ich finde es übrigens toll, dass es so eine Seite gibt, denn ich bin auf andere Homepages gelangt, wo man in Tränen ausbricht und denkt, dass man der größte Straftäter ist. Danke!


Sonja
ja, ich dachte, dass das Leben nicht mehr weiter gehen werde, als mir mein Frauenarzt mitteilte, dass mein ungeborenes Mädchen die Trisomie 21 hat; besser bekannt als Down Syndrom… Sonja musste mit dem Kopf entscheiden. Sie hatte sich über die Schwangerschaft gefreut, aber da gab es Hindernisse… sie entschied sich zum Abbruch im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft…
weiter zur bewegenden Geschichte von Sonja


Christine
38 Jahre, mit Tochter von 15 Monaten, die immer noch gestillt wird. Bei mir ist es 10 Tage her, dass ich den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch hatte. 2 Tage vor dem Abbruchtag nahm ich beim Arzt 3 Tabletten ein, 2 Tage später gab er mir nochmals 2 Tabletten und nach 2 Stunden hatte ich heftigen Auswurf in der Toilette. Es blutete stark, auch danach. Ich war nur noch am Binden wechseln. Ich fühlte mich total erschöpft und schlief dann nur noch den restlichen Tag. Mein Kind war immer bei mir. Sie gab mir Halt. Denn ansonsten sind wir alleine. Mein Mann arbeitet im Ausland. Ich habe immer noch heftige Blutungen und wundere mich, wann es endlich besser wird. Sind nun ja schon 10 Tage her. Dazu kommt ich bin Diabetikerin und habe ein wenig Angst, dass dies für mich die falsche Methode war. Ich fühle mich generell sehr schlapp (obwohl ich eine Powerfrau bin). Ich denke der Arzt war nicht der Beste, er entliess mich ohne weiteren Rat. So suche ich nun im Internet nach Abhilfe und werde in wenigen Tagen einen anderen Arzt um Rat bitten.
Möchte noch erwähnen, ich war in der 8. SSW und ein weiteres Kind wird ausgeschlossen. Ich habe seelisch mit der Situation kein Problem, doch wenn ich um Jahre jünger wäre, keine finanziellen Sorgen hätte und keine Diabetes, dann hätte ich das Baby gewollt…

Kommentar: Diabetes ist keine Gegenindikation zu Mifegyne. Starke Blutungen bis 12 Tage können durchaus vorkommen, das ist im Rahmen des Normalen, besonders wenn es schon die 8. SSW war. Allerdings hätte der Arzt Christine besser informieren sollen. Eine Nachkontrolle ist jetzt unbedingt nötig.


Yvonne
Ich war 17 Jahre alt, als ich schwanger wurde. An einem schönen Abend liebten mein Partner und ich uns. Doch unglücklicherweise riss das Kondom. Am nächsten Morgen nahm ich sofort die Pille danach und dachte: "Jetzt kann nichts mehr passieren." Doch leider stellte sich ca. 3 Wochen danach, als meine Periode nicht einsetzte, heraus, dass ich doppelt Pech hatte. Für mich brach eine Welt zusammen. Zum Glück war meine beste Freundin bei mir, die mich tröstete. Dass ich das Kind nicht wollte, war sofort klar, denn ich besuchte noch das Gymnasium und stand finanziell und was meine Zukunft betrifft noch im Nirgendwo.
Wenn ich mal ein Kind kriege, was ich unbedingt will, denn ich bin ein Familienmensch, dann will ich meinen Kindern etwas bieten und vor allem sagen können, sie seien Wunschkinder. Ausserdem war meine Beziehung sehr instabil. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er der Mann fürs Leben sei. Auch er war für die Abtreibung. Doch er liess mich mit meinen Sorgen alleine. Ich machte deshalb Schluss und von da an verarbeitete es jeder auf seine Weise. Er war damals 20 und hatte nur Frauen, Sex, Partys im Kopf.
Mein anderes Problem war, dass ich den Mut nicht hatte, es meiner Familie zu erzählen. Ich beichtete es schliesslich meiner 5 Jahre älteren Schwester, die mich nicht wirklich in meiner Entscheidung unterstützte. Sie war dafür, dass ich das Kind austrage, doch sie akzeptierte meine Entscheidung. Schliesslich sagte ich es auch meiner Mutter, die überhaupt nicht wusste, dass ich sexuell aktiv bin. Sie fing an zu weinen, nahm mich in den Arm und sagte, sie ist für mich da, egal was ich mache, doch sie sei meiner Meinung. Sie kam dann mit in die Praxis, als es soweit war. Mein Vater weiss es bis heute nicht, ich will nicht, dass er von mir enttäuscht ist…
Ich entschied mich für die Absaugmethode. Die medikamentöse kam für mich nicht in Frage, weil erstens ich den Medikamenten nicht mehr traute (Versagen der Pille danach) und zweitens, weil ich zu einem anderen Arzt hätte gehen müssen. Meine Frauenärztinnen waren super (ich bin in einer Praxis, wo es nur Gynäkologinnen gibt). Sie haben mich spitzenmässig beraten, haben meine Meinung unterstützt, haben mir Mut gemacht etc. Das beste war, dass der Abbruch in der Praxis durchgeführt wurde. Ich hatte fürchterliche Schmerzen und war froh, dass meine Mutter bei mir war.
Obwohl ich meinen Entscheid nie bereut habe, hatte ich recht Mühe, mit der Situation fertig zu werden. Vor dem Abbruch waren alle für mich da und nachher war das Thema wie abgehakt. Meine Mutter und Schwester erwähnten es nie mehr und fragten nicht, wie es mir gehe. Auch von meinen Freundinnen hätte ich mehr erwartet. Ich weiss nicht, ob sie mich schlicht nicht daran erinnern wollten oder ob es sie peinlich berührte, mit mir darüber zu sprechen, ich fühlte mich alleingelassen. Meine schulischen Leistungen gingen zurück, ich begann öfter zu schwänzen und wurde irgendwie von Schuldgefühlen begleitet. Ich steigerte mich in eine depressive Stimmung hinein (auch andere Gründe kamen dazu). Nach 17- jährigem sorgenlosem Leben explodierte die Bombe.
Doch es wurde bald wieder besser. Heute bin ich 19, es ist also fast 2 Jahre her. Ich habe bald Maturprüfung und nehme schwache Antidepressiva. Seit ca. einem Monat bin ich wieder mit meinem damaligen Freund zusammen. Es ist Gras darüber gewachsen, wir hatten gute Gespräche und haben gemerkt, dass wir ohne einander einfach nicht können. Nach der Matur werde ich die Antidepressiva absetzen. Ich fühle mich glücklich und noch glücklicher, dass ich diese Seite entdeckt habe, denn Ihr habt meinem guten Gefühl noch den letzen Schliff gegeben. Ich bin froh, dass ich abtreiben durfte!!! Danke für die Hilfe!


Emma
Ich habe vor 2 Wochen mit Mifegyne abgetrieben und weiß bis heute nicht, wie es mir geht oder gehen sollte.
Ich bin schwanger geworden, weil ich nicht verhütet habe. Ich bin seit 5 Monaten verheiratet und wollte immer ein Kind mit diesem Mann, zumindest habe ich mir das gedacht. Er wusste nicht, dass ich nicht verhüte und dann bin ich auch gleich schwanger geworden. Als der Test positiv war, war ich überhaupt nicht froh. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass das das schönste Gefühl auf Erden sein müsse – es war es nicht. Ich bekam auf einmal Panik und begann da erst zu realisieren, was ich eigentlich gemacht hatte und was das für Konsequenzen für mich und meinen Mann haben würde. Ich konnte es mir plötzlich überhaupt nicht vorstellen, ein Kind jetzt zu bekommen. Unsere finanzielle Situation ist alles andere als rosig und der Vertrag meines Mannes läuft aus, 2 Wochen vor dem voraussichtlichen Geburtstermin. Ich wusste weder ein noch aus.
Die Reaktion meines Mannes war auch so gar nicht, wie ich ihn eingeschätzt hatte. Er liebt Kinder und ist vernarrt in seine kleine Nichte, und ich dachte immer, er würde sich genauso freuen, wenn er selbst eines bekäme, auch ungeplant. Nur war es nicht so. Es war das Gegenteil von dem was, ich erhofft bzw. erwartet hatte. Er war total negativ eingestellt, es bedeute das Ende aller seiner Träume etc. und wollte von Anfang an die Abtreibung. Ich hab es dann meiner Mutter erzählt und die hat genauso negativ reagiert, mehr noch, sie begann zu weinen, weil ich ihr leid tat, und am Ende musste ich sie aufbauen.
Ich hab immer wieder versucht mit diesem "Etwas" Kontakt aufzunehmen, aber ich hab mich nie damit verbunden gefühlt. Nach 2 Wochen der Diskussionen und Streits und nachdem ich meinem Mann mitgeteilt hatte, dass ich dieses Kind bekommen will, hab ich mich dann eher plötzlich entschlossen, doch abtreiben zu lassen. Ich war nervlich am Ende, konnte nicht mehr schlafen, kotzte die ganze Zeit und wusste einfach nicht mehr weiter. Ich bin 25 Jahre alt, verheiratet, Sozialpädagogin, habe einen Job und hätte niemals im Leben daran gedacht abzutreiben, überhaupt jemals in so eine Situation zu kommen. Dennoch hab ich mich bewusst in so eine Situation versetzt und konnte am Ende nicht damit umgehen.
Ich konnte für dieses Kind nicht kämpfen, weil ich selbst nicht wusste, ob ich es überhaupt wollte. Vielleicht wäre meine Entscheidung eine andere gewesen, wenn die Reaktionen aus meinem Umfeld positiver gewesen wären. So fühlte ich mich nur allein. Ich habe im Endeffekt alleine diese Entscheidung getroffen, doch war sie sicherlich beeinflusst.
Jetzt, nach 2 Wochen, bin ich einerseits froh, dass ich es gemacht habe, weil es wahnsinnig schwierig geworden wäre, andererseits tut es mir auch leid und ich möchte nie wieder in so eine Situation kommen. Ich wollte die Abtreibungspille nehmen, weil ich es miterleben wollte und es war gut für mich. Ich hatte nach der Einnahme des Prostaglandins sehr starke Blutungen, aber der Fruchtsack ist erst 3 Tage später abgegangen. Ich habe ihn dann in meinem Garten begraben.
Mein Mann hat mich in den ersten Tagen sehr unterstützt, doch nach ca. 1 Woche begann ich ihm starke Vorwürfe zu machen. Ich weiß noch nicht, wie es weitergehen wird und manchmal hoffe ich nur, dass ich das alles vergessen kann. Trotzdem ist es gut, die Entscheidungsfreiheit zu haben und ich werde nie wieder eine Frau verurteilen, die abtreibt.
Wie es schon in einem anderen Bericht steht: Ich werde immer schon einmal schwanger gewesen sein, aber falls ich es je wieder sein sollte, werde ich mich zu diesem Kind bekennen. Danke, dass es diese Seite gibt.


Käthe
Um diese Jahreszeit geht es mir immer schlecht. Meine Schwangerschaft jährt sich zum 3mal und ich bin noch nicht weiter.. Ich habe mir immer Kinder gewünscht, ich hätte gerne eine ganze Schar Kinder aber dazu gehört ein Mann, den man liebt und dem man vertraut. Schwanger wurde ich von einem Mann, der nicht mehr als eine Affäre war. Ich war 27 Jahre alt, wir trafen uns, gingen aus und liebten uns manchmal. Verhütet haben wir mit Kondomen, denn ich habe die Pille abgesetzt, als meine langjährige Beziehung auseinander ging. In der Neujahrsnacht meinte meine beste Freundin, dass mein Busen aussehe, als hätte ich einiges dafür bezahlt und auch mir war es schon aufgefallen, dass meine Brust gross und härter geworden war. Wir redeten die nächsten Tage einige Male darüber und am 6. Januar machte ich einen Test – ich war überzeugt, dass das Ergebnis nicht stimmen konnte. Einen Tag später hat mich der Frauenarzt getestet und, ich WAR schwanger. So wie viele hier berichten, ist auch für mich eine Welt zusammen gebrochen!! Wie konnte ich nur schwanger werden? Ich hatte nur noch Angst und in meinem Kopf hämmerte es nur noch "nicht so!" Eine Freundin von mir zieht ihr Kind alleine gross und ich wollte mir und meinem Kind nicht das gleiche antun. Einen Tag nach dem Bescheid meiner Frauenärztin hatte ich im Spital einen Untersuch und anschliessend das Gespräch. Ich fühlte mich voll überfordert und ich schämte mich so sehr. Wieder einen Tag später schluckte ich die ersten beiden Pillen und wieder 2 Tage später die nächsten beiden. Meine Freundin umsorgte mich und brachte mich nach den 4 Std. im Spital nach Hause in mein Bett. Ich wollte nur noch alleine sein und kaum hatte sie meine Wohnung verlassen, ging die Frucht in der Toilette ab. Ich weiss nicht mehr wie lange ich dastand, ich konnte es nicht glauben, was ich getan habe. Ich hatte zuwenig Zeit… bis ich realisiert habe was geschehen ist, hatte ich die Pillen bereits geschluckt.
Das heisst nicht, dass ich meinen Entscheid bereue, ich wünschte nur, ich hätte mehr Zeit gehabt. Seit diesem Eingriff hat sich so vieles verändert. Ich verjage alle Männer, hatte keinen Sex mehr. Ich bin heute noch böse auf mich, dass ich schwanger wurde und dass ich diesen Entscheid fällen musste. Ich bin froh, dass ich Menschen um mich habe, mit denen ich reden kann und ich mich auch heute noch ausweinen kann.


Katy
Ich hatte bis jetzt, Gott sei Dank, noch keinen Schwangerschaftsabbruch, jedoch musste ich leider schon die "Pille danach" nehmen. Für mich ist diese Pille noch heute mein Retter, da ich zu der Zeit 15 Jahre alt war und noch nicht mal wagte daran zu denken, ein Kind zu bekommen. Für mich persönlich war es die schlimmste Erfahrung, die ich jemals gemacht habe. Das Schlimme war nicht die Pille zu nehmen, sondern die Tatsache, dass ich möglicherweise schwanger war.
Als ich die zwei Pillen nahm, dachte ich nicht daran, was in meinem Körper passiert. Es war mir eigentlich auch egal. Ich hätte fast alles getan, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.
Zu dieser "Schwangerschaft" kam es nicht, weil ich ohne Kondom Sex hatte, sondern weil das Kondom gerissen war. Bis heute habe ich kein Vertrauen mehr in dieses Verhütungsmittel.


Tanja
Ich möchte hier meine Erlebnisse schildern, da ich selbst froh war, auf dieser Seite Berichte zu finden, die nicht mit dem Ziel der Verhinderung einer Abtreibung veröffentlicht wurden.
Ich komme aus Deutschland und bin 23 Jahre alt. Ich wurde durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren ungeplant schwanger. Da ich wegen der plötzlichen Häufung von Besenreissern (geplatzte Äderchen) vor etwa 2 Jahren die Pille absetzte, verwendeten wir zur Verhütung Kondome und ich kontrollierte meinen Zyklus mit Hilfe von Persona (Apparat zur Feststellung der "fruchtbaren" Tage). Leider verschob sich im letzten Zyklus mein Eisprung um ca. 3 Tage nach vorne. Obwohl wir ein Kondom benutzten (was wir bei den grünen Tagen vor dem Eisprung immer taten – während der roten Tage verzichteten wir auf Geschlechtsverkehr) blieben meine Tage aus, am vierten Tag holte ich einen Urintest aus der Apotheke. Der schlug auch sofort eindeutig an und ich war total geschockt und heulte erstmal richtig.
Sofort weckte ich meinen Freund und heulte ihm alles vor und sagte auch gleich, dass ich das nicht will! Wir waren uns sofort im Klaren darüber, dass wir abtreiben würden, da wir beide keine Zeit für dieses Kind haben würden. Ich würde bei Geburt des Kindes 6 Monate vor dem Examen stehen und mein Freund will das Abitur nachholen, so dass auch die finanzielle Situation äußerst schwierig würde.
Wir haben uns auch über staatliche Hilfen informiert, aber 1 zusätzliches Semester Bafög (Stipendium) und Erziehungsgeld sowie Sozialhilfe für das Kind (von der das Kindergeld wieder abgezogen wird) reichen nicht aus, um dem Kind das bieten zu können, was es verdient hätte. Wir beide wären gezwungen, irgendwie Geld dazu zu verdienen und damit wären wir wieder beim zeitlichen Faktor. Alles würde darauf hinauslaufen, dass dieses Kind nichts von seinen Eltern hätte, die doch so wichtig für seine gute Entwicklung sind.
Da der Entschluss gefasst war, ging ich direkt am nächsten Tag (Dienstag) zu meiner Frauenärztin, die die Schwangerschaft mit Ultraschall bestätigte. 5te SSW. Sie überwies mich zu einem Arzt, der in seiner Praxis ambulante Operationen durchführt. Am Donnerstag lernte ich ihn dann kennen. Er war sehr sympathisch und ging sehr entspannt mit mir um. Da ich mich für einen medikamentösen Abbruch entschieden hatte, die Beratung am Freitag stattfinden sollte, bekam ich für Montag Abend einen Termin für die ersten Medikamente.
Die Frau in der Beratungsstelle war auch sehr nett und ruhig. Wir haben mit ihr über unsere Gründe gesprochen und von ihr dann auch noch ein paar Tipps zur Verhütung bekommen, wobei uns alles, was sie dazu zu sagen hatte, schon klar war. Na ja, sie hat sich bemüht, und wer weiß, welche Leute sonst da sitzen…
Am Montag bekam ich abends nach einem Ultraschall drei Tabletten Mifegyne. Ich nahm sie im Beisein meines Freundes und wir verabschiedeten uns von der kleinen Seele, der wir sagten, sie solle in etwa vier Jahren nochmal vorbeischauen.
Ab da schaltete sich meine Psyche ein. Am nächsten Morgen ging es mir so schlecht (Übelkeit, gereizter Magen), dass ich nicht zur Uni fuhr. Mittags musste ich mich übergeben. Den ganzen Tag verbrachte ich auf dem Sofa.
Heute morgen sollte ich dann das Prostaglandin bekommen, das die Blutungen auslöst. Die Tabletten konnte ich nicht bei mir behalten. Zweimal übergab ich mich in der Praxis. Dazu bekam ich starke Bauchkrämpfe. Der Arzt sagte, die Symptome seien eindeutig psychischer Natur und riet mir, eine Stunde spazieren zu gehen und dann würden wir es noch mal versuchen.
Mir ging es aber so schlecht, dass ich nicht raus wollte und er bot dann an, die ganze Aktion abzubrechen und – wenn ich das wollte – zu operieren. Ehrlich gesagt war ich echt froh, dass diese Möglichkeit bestand. Glücklicherweise war heute OP-Tag in der Praxis und ich war noch nüchtern. Ich war als Erste dran. Als mir die Narkose gesetzt wurde und ich einschlief, dachte ich nur "Gott sei Dank!".
Alle beteiligten Personen in der Praxis waren sehr verständnisvoll, fürsorglich und ruhig. Keiner hat komisch geguckt.
Nachdem mein Kreislauf durch Infusionen wieder halbwegs hergestellt war, konnte ich nach Hause gehen. Alles ist gut gegangen, direkt nach der OP hat der Arzt nochmal geschallt und festgestellt, dass alles "weg ist". Ein paar Krämpfe hatte ich noch, die aber im Laufe des Tages stetig leichter wurden. Ich habe zu Hause sofort ca. 5 Stunden geschlafen und jetzt am Abend geht es mir gut.
Ich habe noch leichte Blutungen, aber die sollten in den nächsten Tagen verschwinden. Der Arzt sagte, dass sich alles im Rahmen halten wird, da es noch sehr klein war. Ich bin jetzt froh, dass ich alles hinter mir habe und muss sagen, dass für mich wohl von Anfang an der operative Weg besser gewesen wäre. Auch wenn ich vom Vorgang her den medikamentösen Abbruch besser finde, da er naturnaher ist.
Ich hätte auch nicht gedacht, dass mich das alles psychisch so belastet. Als Fazit für mich kann ich festhalten, dass ich eine solche Situation nicht mehr erleben möchte und mich über die nächste Schwangerschaft freuen will.
Trotzdem bin ich froh, dass ich die Möglichkeit hatte, mich gegen das Austragen zu entscheiden und bereue die Entscheidung – auch im Interesse des Kindes – nicht und danke insgeheim allen, die sich für die bestehende Gesetzesregelung zur Abtreibung eingesetzt haben!


Claudia
Seit einer Stunde lese ich die Berichte der Frauen auf diesen Seiten und es geht mir schon wesentlich besser ! Ich weiss jetzt, dass ich nicht alleine bin!… Zuvor landete ich auf den Gegnerseiten und brach mal wieder in Tränen aus, wie des öfteren in den vergangenen Tagen. Letzten Montag ging ich zum Frauenarzt – meine beste Freundin drängte mich dazu, weil sie annahm, dass ich vielleicht eine Zyste hatte, denn sie hatte festgestellt, dass ich irgendwie anders aussah… beim Arzt ist dann eine Welt für mich zusammengebrochen – Schwanger – das kann einfach nicht sein. Ich sass eine Dreiviertelstunde weinend im Behandlungszimmer und konnte es nicht fassen. Mein Arzt ist wunderbar – er hat sich unheimlich viel Zeit für mich genommen und alles in die Wege geleitet. Zwei Besuche bei pro familia, nette Menschen, die für meine Situation Verständnis aufbrachten.
Ich bin 31 Jahre jung, habe vor einer Woche meinen Lebenstraum erfüllt bekommen. Ein Freund hat mit mir einen Laden eröffnet, in dem ich sozusagen meine eigene Chefin bin und alleine arbeite. Ich bin in der 17. Woche schwanger! von einem Mann, mit dem nicht mehr als Petting gelaufen ist, den ich einmal und gottseidank nie wieder gesehen habe – es war grauenhaft – ich hatte eine Beziehung mit einer Frau zu dem Zeitpunkt als es passierte… Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich meinen Körper ignoriere und nicht das geringste bemerkt habe, ich habe alles nur auf die momentane Stresssituation mit dem Umbau des Geschäfts und die privaten Probleme geschoben – in Zukunft werde ich wohl sensibler sein und mich mehr spüren.
Dann der Termin beim Arzt, der die Abtreibung vornimmt. Ich kam mir vor wie der schlechteste Mensch auf Erden. Man sitzt vor dem Schreibtisch, es werden zig Rezepte ausgedruckt, das wird aber sehr teuer für sie… wollen sie das Kind nicht doch lieber zur Adoption freigeben? Wir haben hier mindestens 12 Stunden Arbeit mit ihnen die uns nicht bezahlt werden… das wird sehr schmerzhaft für sie, das ist ihnen ja wohl klar… unterschreiben… hier und da… bis Montag haben sie noch Zeit zu überlegen, da holen sie sich ihre Medikamente, am Mittwoch ist der Eingriff… früher ist es nicht möglich, der Anästhesist am Montag ist gegen das, was sie vorhaben… dreht sich um und geht, ohne sich zu verabschieden.
Ich weiss, dass ein Kind für mich auf keinen Fall in Frage kommt, gerade jetzt wo es endlich mal bergauf geht. Adoption ist meiner Meinung nach sehr viel schlimmer – nicht für mich, sondern für das Kind – ich habe lange überlegt und bin mir meiner Sache sicher, aber ich habe Angst, mich in die Hände dieses Menschen zu begeben, den meine Situation nicht im geringsten interessiert hat.

5 Tage später
Morgens um halb neun war der Termin angesetzt, die Stunden, bis es soweit war, wollten gar nicht vergehen. Ich war so froh, dass ich zur Unterstützung meine Mutter bei mir hatte. Auch grosse Kinder brauchen gelegentlich mal die Mama zum Händchenhalten…
Um zwölf Uhr war es endlich soweit – ich habe gezittert vor Angst. Der Narkosearzt war der einzig nette Mensch in dieser Praxis, er hat mir die Angst genommen und eine halbe Stunde Tiefschlaf geschenkt. Man bekommt wirklich gar nichts mit –
ein paar Stunden später konnte ich schon wieder nach Hause fahren… ich habe die letzten zwei Tage fast nur geschlafen. – Morgen werde ich ein wenig arbeiten gehen und mich am Wochenende von meiner besten Freundin ablenken lassen.
Schuldgefühle habe ich keine. Es war genau die richtige Entscheidung. Sollte ich in diesem Leben Kinder haben wollen, dann kann das auch noch in 10 Jahren sein – wenn der richtige Partner an meiner Seite ist und die Situation es zulässt…
Ich bin froh, diesen Schritt getan zu haben. Meine Angst davor war unberechtigt – es geht mir gut! Ich hätte mir nur einen einfühlsameren Arzt gewünscht, aber das konnte ich mir leider nicht mehr aussuchen, dafür war es schon zu spät… beim nächsten Mal weiss ich, wie es sich anfühlt, aber dann wird es so sein, dass ich mir das Kind wünsche und auch bekomme. In Zukunft werde ich besser auf mich und meinen Körper achten…


Ines
Ich bin 21 Jahre und hab am 14.09.05 erfahren, dass ich trotz Pille schwanger bin. Nachdem meine Periode 1 Woche überfällig war, machte ich einen Test, der auch gleich im Feld "schwanger" zu leuchten begann. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich habe zwar eine 4-jährige Beziehung mit meinem Freund, die super läuft, doch war ich mir nicht sicher. Am folgenden Montag ging ich gleich zum Frauenarzt. Dieser bestätigte meine Schwangerschaft in der 5. Woche. Nun ging das Grübeln los. Eigentlich hätte ich alle Voraussetzungen gehabt, ein Kind gross zu ziehen. Ich habe eine super Beziehung, die Unterstützung meiner Eltern und ich liebe Kinder über alles. Doch JETZT eine so grosse Verantwortung zu übernehmen, dazu war ich noch nicht bereit.
Ich redete mit meinem Freund und meinen Eltern. Keiner von beiden beeinflusste mich in meiner Entscheidung. Es wurde mir nur Hilfe angeboten, bei dem Kind oder nach der Abtreibung. Das gab mir viel Mut und Kraft. Ich bin dann auch gleich zu einer Beratungsstelle gegangen. Dort waren alle ziemlich freundlich. Auch hier beeinflusste mich keiner. Im Gegenteil, auch hier wurde mir Hilfe bei dem Kind oder nach der Abtreibung angeboten. Nach dem Beratungsgespräch machte ich gleich einen Termin ab bei einem Arzt, der Abtreibungen vornimmt. Ich wusste ja, dass ich jederzeit meine Entscheidung ändern konnte.
Am 28.10.05 fuhren wir (ich, meine Schwester und mein Freund) in die Klink. Ich hatte ziemlich Angst vor allem, was mich dort erwartet. An der Rezeption wurde mir ein Formular in die Hand gedrückt, das ich ausfüllen sollte. Als dies erledigt war, wurde ich aufgerufen, einer Ärztin ins Beratungszimmer zu folgen. Ich durfte eine Person mitnehmen, die aber nach dem Gespräch den Raum verlassen musste. Wir setzten uns in das kleine, gemütliche Zimmer. Als erstes kam eine Sprechstundenhilfe, die einige Dinge über mich wissen wollte, meinen gesundheitlichen und psychischen Zustand. Nach diesem Gespräch folgte das nächste mit dem durchführenden Arzt. Dieser klärte mich über den Vorgang auf und fragte mich 2 mal ob ich mir sicher bin, das Kind nicht zu behalten. Es folgte noch ein Gespräch mit der Anästhesistin. Nach gut 15 min. waren alle Gespräche erledigt. Ich verabschiedete mich von meinem Freund und wurde in ein Zimmer gebracht, in dem ich mich umziehen sollte. Danach ging’s ins Behandlungszimmer. Ab diesem Zeitpunkt bekam ich nichts mehr mit, da ich unter Vollnarkose abtreiben liess. Nach 5 min. wurde ich aus der Narkose geholt und ins Aufwachzimmer gebracht. Hier befanden sich ca. 8 Frauen, die die Abtreibung bereits hinter sich oder noch vor hatten.
Da ich so schnell wie möglich raus wollte, nahm ich meine ganze Kraft zusammen und lief etwas müde zum Ausgang, wo bereits meine Schwester und mein Freund auf mich warteten. Wir fuhren gleich nach Hause und ich war froh, dass alles vorbei war. Mir ging es prima. Ich hatte auch keine Schuldgefühle, da ich mir 100% sicher war. In der Klinik selber ging es zu wie in einer ganz normalen Praxis, alles lief sachlich ab. Es war ein Kommen und Gehen der Frauen.
Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, wenn sich Frauen zu einer Abtreibung entschliessen, sollte die Entscheidung 100% sein, dann braucht sich keine Frau irgendwelche Vorwürfe zu machen. Und es sollte sich keine Frau zu ihrer Entscheidung zwingen oder überreden lassen.


Nicola
Als ich 19 war, wurde ich von meiner ersten großen Liebe schwanger, er setzte mich brutal unter Druck, das Kind nicht zu bekommen. Ich wollte auch kein Kind, aber, streng katholisch aufgewachsen, war ein Abbruch das schlimmste für mich, und das letzte, was ich wollte. … als ich erneut schwanger wurde, bekam mein Gatte wieder einen Tobsuchtsanfall. Mir war klar, nach alledem will ich mit diesem gewalttätigen Mann nichts mehr zu tun haben…
Ich lernte einen anderen Mann kennen, obwohl ich nie wieder eine feste Beziehung eingehen wollte. Fatalerweise vertrage ich keine Pille und auch die Spirale wurde von meinem Körper ausgestoßen. Ich wurde schwanger, und ohne zu wissen, wie der Mann reagieren würde, entschied ich mich, das Kind zu bekommen, … und wir sind jetzt seit 17 Jahren ein glückliches Paar…
Jetzt bin ich 38, und nach 11 Jahren musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass die Verhütung versagt hat, …  Inmitten der Verzweiflung sagte mir eine innere Stimme, dass, wenn es doch so furchtbar für mich sei, ich das Kind nicht austragen müsse! … Ich bin froh und dankbar, dass ich in einem Land lebe, wo ich souverän entscheiden kann…
Zur Geschichte von Nicola im vollen Wortlaut


Leonor
Ich bin Peruanerin, und schreibe aus Peru. Zwar habe ich meine Kindheit in Deutschland verlebt, arbeite aber jetzt seit 15 Jahren wieder in meinem Heimat-Land. Ich bin nicht verheiratet und habe einen Freund, insgesamt haben wir 4 Kinder. Obwohl wir verhütet hatten, bin ich schwanger geworden. Das Kondom ist kaputt gegangen. In Peru ist Abtreibung verboten, und ich selber war früher sehr skeptisch gegen Abtreibung, da ich selber katholisch bin. Da ich aber meine Schwangerschaft sofort bemerkt habe, sind wir zum Frauenarzt gegangen, damit er uns helfe. Wir können uns kein fünftes Kind leisten. Aber er, und zwei andere haben mich nur ausgeschimpft und mich als "amoralisch" und "unverantwortlich" qualifiziert. Es war demütigend. Wir, erwachsene Menschen, dürfen keine freie Entscheidung treffen und werden wie kleine Kinder behandelt. Schliesslich haben wir einen Arzt gefunden, der für 250’000 chilenische Peseten (317 Euro, 485 Schweizer Franken) eine illegale Abtreibung vornahm.
Alles wurde sehr leise besprochen und abgemacht. Nicht mal die Sekretärin durfte es wissen. Die Abtreibung hat in seiner Praxis, sehr früh am Morgen, stattgefunden. Es war dunkel, die Apparate waren alt, und ich hatte Angst, krank zu werden oder zu verbluten. Zum Glück war die Abtreibung sehr frühzeitig, sechs Wochen nach meiner letzten Menstruation. Ich habe 5 Tage lang geblutet und habe es natürlich niemandem erzählen können. Es wäre schön gewesen, wenn meine Mutter mit mir da gewesen wäre. Aber niemand konnte mich begleiten, weil es ja illegal ist. Ich habe mich sehr alleine gefühlt und hatte grosse Angst.
Aber heute fühle ich keine Angst und keine Schuld, denn ich weiss, dass wir diese Entscheidung mit Liebe und Verantwortung trafen. Mein Partner sagte mir: Ich möchte, dass du deine Arbeit nicht verlierst, und dass du dein Stipendium für das Studium nicht verpasst. Ich möchte, dass du glücklich bist. Ich sagte ihm: Ich möchte, dass wir mit unseren vier Kindern gut leben können, dass sie alle studieren können, und dass du nicht Überstunden arbeiten musst, um ein fünftes Kind ernähren zu können.
Es gibt kein Post-Abtreibungs-Syndrom!! Das ist eine Erfindung der Ärzte und der Pfarrer. Wenn eine Frau in aller Ruhe eine Entscheidung trifft, und wenn sie, vor allem von ihrem Partner und ihrer Familie, geliebt und verstanden wird, dann gibt es keine Schuld, sondern Liebe. Embryonen sollten nicht wichtiger sein als eine lebende Frau, die ein Lebensprojekt hat.


Monika
Es ist eine Woche her seit dem Abbruch. Es waren finanzielle Gründe, die Partnerschaft ist noch sehr jung, und ich habe Angst vor der Schwangerschaft und der Geburt. Ich bin Künstlerin und weiss nicht, wie ich Kind und Beruf vereinbaren soll. Mein Partner hat den gleichen Beruf wie ich und es ist schwer genug, überhaupt über die Runden zu kommen. Ich bin 41, zum ersten Mal schwanger, und manchmal denke ich, vielleicht war es das letzte Mal. Die Schwangerschaft war sehr unangenehm, ich habe eigentlich den Zustand gehasst. Was schön war, war die aufkeimende Liebe zu dem Wesen. Die Entscheidung fiel leicht, nur waren die Gefühle schwer auszuhalten, man bekommt einen Bezug zu dem Kind. Ich bin eigentlich gegen Abtreibungen, finde aber ungewolltes Austragen schlimmer. Ich erlebte meine Schwangerschaft als falsch, hatte das Gefühl, das Wesen möchte gar nicht in meinem Körper sein. Glücklicherweise führte meine Frauenärztin den Abbruch durch, das war ein Geschenk. Die Kasse bezahlte den Eingriff, es ging alles schnell und unbürokratisch, hier ein Lob einmal für unsere Institutionen. Der Eingriff selbst tat schon weh. Aber die Atmosphäre war gut. Schwanger wurde ich wegen eines verspäteten Eisprunges. Ich habe nun Angst vor der Zukunft. Ich möchte so etwas nicht mehr erleben. Ein Kind möchte ich aber auch nicht.


Lisa
Bei mir ist der Abbruch noch nicht vollbracht. Ich habe in einer Woche den Termin. Tja, schwanger geworden bin ich durch einen One-night-stand und ich hätte nie damit gerechnet. Klar ist, dass wir keine Kondome benutzt haben. Warum auch immer. Eigentlich habe ich mich in den Mann verliebt und versuchte auch ihn zu halten, aber als dann durch einen Zufall – ich hatte einen Autounfall, musste geröntgt werden – auskam, dass ich schwanger bin, hatte ich nur noch Hassgefühle gegen ihn. Trotzdem habe ich es ihm mitgeteilt. Ich habe bereits eine Tochter, meine familiäre Situation ist sehr chaotisch, bin noch nicht offiziell von meinem Mann getrennt und jetzt auch noch schwanger. Habe geheult und heule heute noch extrem viel. Die Warterei bis zum Termin ist unerträglich. Gedanken wandern und wandern und wandern. Ich bin mir sicher, dass ich das Richtige tue, aber ein winziger Teil in mir versucht mir immer wieder das Gegenteil einzureden. Aber ich bin stark. Ich bin auch froh, steht mir der "Kindesvater" zur Seite. Denn von Freunden und Familie bekomme ich schon Verständnis, aber es tut gut, dass er dabei ist. Ich habe Angst vor dem Eingriff, wahrscheinlich nicht gerechtfertigt. In einer Woche ist alles vorbei. Und ich weiss, dass es die einzig richtige Lösung ist. Allen die in der gleichen Lage sind wie ich: Hei, das Leben geht weiter und die Welt wird sich auch für jeden Einzelnen weiterdrehen.


Lea
Vor ca. einer Woche habe ich einen Abbruch vollziehen lassen. Ich war in der 10. Schwangerschaftswoche. Wir haben immer mit Kondom verhütet. Als meine Regel ausblieb, machte ich einen Test, der positiv ausfiel. Ich ging zur Frauenärztin, kam mit ihr aber nicht wirklich klar, sie war sich nicht sicher, ob eine Schwangerschaft bestehe. So hatte ich also keine Gewissheit. Nach ca. zwei Wochen begann bei mir eine heftige Übelkeit und ich liess mich in eine Klinik einweisen. Dort wurde die Schwangerschaft endlich festgestellt. Ich hatte ambivalente Gefühle.
Ich musste einige Tage auf der Station bleiben. Tage, in denen ich voll Zweifel war. Ich wurde von einer Frau beraten, die dort beim Sozialdienst tätig ist. Sie hat mir das Gefühl gegeben, völlig gegen eine Abtreibung zu sein, sagte, es sei gegen das Gesetz.
Nachdem ich aus der Klinik entlassen wurde, bin ich zu einem anderen Frauenarzt gegangen. Dort fanden meine Argumente endlich ein verständnisvolles Ohr. Danach ging ich zu Profamilia. Ich hatte Angst vor Vorhaltungen und Belehrungen. Aber zu meiner grossen Erleichterung habe ich nichts davon erlebt. Ich wurde geduldig angehört und beraten. Über den Frauenarzt bekam ich dann einen Termin in einer Klinik. Ich wurde über den Eingriff, die möglichen Nebenwirkungen, und die Vor- und Nachbehandlung informiert, was mich aber nicht völlig beruhigte.
Dann bin ich morgens in die Klinik gekommen und bekam erst ein Zäpfchen, welches ich mir selbst einführen sollte. Ich wusste, nun gibt es kein zurück mehr. Drei Stunden ging es aber noch bis zum eigentlichen Eingriff. Ich wurde sehr freundlich behandelt. Dennoch war ich sehr nervös, hatte Angst vor Komplikationen.
Ich bekam eine Narkose intravenös und wachte dann wieder im Zimmer auf. Die Narkoseärztin fragte kurz, wie es mir ginge und befand, meine regelschmerzartigen Beschwerden seien normal. Ich war froh, keinen Vorwurf in ihren Augen gesehen zu haben. Später bekam ich etwas zu essen. Am Nachmittag kam der Assistenzarzt und ich fragte ihn, wie der Eingriff verlaufen sei. Er meinte, es dauerte nur fünf Minuten und sei normal verlaufen. Das beruhigte mich. Insgesamt war es also okay, aber dennoch eine schwierige Situation.
Vorher war ich mir sicher, dass mein Entscheid gut begründet war. Der Gang zu Profamilia hat mich darin bestärkt, und Freunde und Familie haben mich unterstützt, was es mir einfacher gemacht hat.
Als ich aus der Narkose erwachte, war ich einerseits sehr erleichtert andererseits habe ich geweint, denn diese Entscheidung habe ich nicht mal eben so gefällt. Es war ein langer, anstrengender Prozess des Für und Wider-Erwägens. Auch hatte mein Partner mich unter Druck gesetzt, den Abbruch als Mord bezeichnet und mir Vorwürfe gemacht. Das hatte mich enorm belastet. Ich habe mich deshalb von ihm getrennt, da mich seine Einstellung tief verletzt hat.
Sehe ich heute junge Mütter mit ihren Kindern, bin ich erleichtert, denn ich bin mir sicher, es wäre eine grosse Belastung für mich gewesen und hätte mich total unglücklich gemacht. Und letztlich auch das Kind. Trotzdem habe ich Schwierigkeiten, das vollkommen hinter mir zu lassen.
Vielleicht dauert es daher noch eine Weile, aber ich habe durch den hohen Informationswert auf dieser Homepage dazugelernt, und dass ich hier schreiben konnte hat mich erleichtert.


Jana
Es ist jetzt etwa 10 Monate her, als ich erfuhr ich sei in der 6. Woche schwanger. Ich war 19 Jahre alt und in dem Moment dachte ich nur, dass mein ganzes Leben vorbei sei…
Dass es zu dieser Schwangerschaft kam, war teilweise mein Verschulden. Man sagte mir, es sei für mich so gut wie unmöglich Kinder zu bekommen aufgrund einer Pilzerkrankung, die sich schon viel zu weit "nach oben" gearbeitet hatte.
Ich nahm es dann mit der Verhütung nicht so genau und eines Tages ist es dann doch passiert… Nach einigen Tagen habe ich mich doch damit "anfreunden" können Mutter zu werden, allerdings stand niemand zu mir. Meine Familie war absolut dagegen und sagte mir, dass ich, wenn ich mich dafür entscheiden würde, alleine dastehen würde… Mit dem Erzeuger war ich auch nicht mehr zusammen und wollte auch so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben…
Ganz alleine, in dem Alter, ohne Ausbildung, ohne finanzielle Sicherheiten. Ich habe eingesehen, dass es keine Vorraussetzung für ein neues Leben ist und habe mich für eine Abtreibung entschieden. Ich denke dass es die schwerste Entscheidung ist, die man als Frau treffen kann.
Mein Kind wäre jetzt 5 Wochen alt und wenn ich drüber nachdenke, was ich bis heute täglich mache, dann bin ich überwiegend froh über meine Entscheidung.
Vor dem Eingriff selber braucht man keine Angst zu haben. Etwa 3-4 Std. vorher bekam ich ein Zäpfchen, das den Muttermund öffnet (davon bekam ich kaum etwas mit, ein leichtes Ziehen vielleicht). Die Narkose dauerte etwa 10 Minuten und dann war auch schon alles vorbei.
Psychisch packt es jede anders…
Es fühlt sich gut an, dass ich meine Geschichte niederschreiben konnte und zu wissen, dass sie jemand liest, der völlig neutral ist…


Sabine
Ich bin 22 Jahre alt und lebe in Bayern. Es fällt mir nicht schwer über meinen Schwangerschaftsabbruch zu schreiben, da ich mir sicher bin die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich habe in der sechsten Woche die Schwangerschaft vermutet und einen Test gemacht – positiv – ein Schock!! Am gleichen Tag habe ich einen Termin beim Arzt abgemacht. Der Arzt war sehr nett, was das Problem für mich allerdings nicht kleiner machte. Ein Kind passt nicht in mein Leben – jetzt noch nicht – und ich nicht in das Leben eines kleinen Menschen, der auf mich angewiesen ist… Durch das Fortbestehen der Schwangerschaft hätte ich meine Arbeit verloren, zwangsläufig auch meine Wohnung, da ich in einer Dienstwohnung lebe. Finanziell komme ich gerade so aus, ich hätte zurück zu meinen Eltern gehen müssen, zurück in die Unselbständigkeit. Hinzu kommt, dass ich in dieser Zeit sehr viel getrunken und geraucht habe. Wie gesagt, meine Entscheidung stand fest.
Am nächsten Tag ging ich zum Beratungsgespräch und erhielt einen Termin in einer ambulanten Klinik. Ich musste die nächste Woche bis dahin irgendwie überstehen. Das war die schlimmste Zeit, mal abgesehen von der ständigen Übelkeit hatte ich grosse Angst vor dem Eingriff. Ich war das reinste Nervenbündel. "Meine Kinder" (ich bin Erzieherin) hatten es nicht leicht mit mir, da ich ständig gereizt und nervös war.
Am Tag des Eingriffs, zu dem mich zwei Freundinnen begleiteten, habe ich mich ständig übergeben. Ich hatte ein Vorgespräch mit der Ärztin, in dem sie mir genau erklärte wie alles ablaufen wird. Ich wurde in ein Zimmer mit vier Betten gebracht, legte mich in eins und bekam ein Beruhigungsmittel. Wie lange es dauerte bis ich dann in den OP gebracht wurde, weiss ich nicht mehr.
Ich bekam das Narkosemittel, mir wurde heiss… dann bin ich in dem selben Raum indem ich vorher gewesen bin, wieder aufgewacht. Ich habe sehr geweint. Die Schwester brachte mir Taschentücher und sagte, ich solle versuchen noch etwas zu schlafen – das konnte ich nicht, ich hatte Schmerzen. Nach etwa zehn Minuten waren sie vorbei. Ich bekam jede Menge Tee und Butterkekse. Nach ca. einer Stunde kam eine Schwester um mit mir ein paar Schritte zu gehen und meinen Blutdruck zu messen.
Bald danach durfte ich mich anziehen und hatte noch ein Nachgespräch, dann durfte ich nach Hause… Ich fühlte mich erleichtert, auch jetzt noch.
Ich möchte mal Kinder haben, ganz viele – aber mit einem Mann, den ich liebe und den richtigen Vorraussetzungen für eine Familie. Wenn ich kleine Kinder sehe, überlege ich mir wie es wohl gewesen wäre eine Mama zu werden, ein bisschen macht mich das schon traurig, aber ich habe ja noch genügend Zeit das herauszufinden.


Liliana
Ich habe vor zweieinhalb Wochen erfahren, dass ich schwanger bin. Ich hatte das Gefühl, dass meine Menstruation schon lange her war, und meine Brüste schwollen an. Als auch noch die Übelkeit kam, machte ich einen Test – positiv. Obwohl ich schon seit über 9 Jahren mit meinem Freund zusammen bin, war die Nachricht ein Schock für uns beide. Mit einem Kind hatten wir nicht gerechnet. Es begann eine qualvolle Zeit für mich. Wegen Weihnachten waren alle Kliniken geschlossen, und meine Frauenärztin war in den Ferien. Wir hatten also 2 Wochen Zeit, uns zu entscheiden wie es für uns weitergehen sollte. Ich würde lügen würde ich sagen, dass meine Entscheidung sofort fest stand. Es gab Augenblicke, da streichelte ich mir über den Bauch und sprach mit ihm, und dann wiederum Momente, an denen ich mir wünschte, dass alles nur ein Traum sei. Wir sprachen sehr viel über die Möglichkeit es zu behalten, und die, es wegmachen zu lassen. Wenn sich das Paar liebt und eine Zukunft zusammen plant, müssen beide die Entscheidung treffen. Und so haben wir uns zur Abtreibung entschlossen.
Nach einem Ultraschall wurden wir zu einem Beratungsgespräch gebeten. Wir entschieden uns für die medikamentöse Methode. Mein Freund stand mir in jeder Minute zur Seite, und das meine ich wörtlich. Das hat mir sehr geholfen, da ich mich sonst schon sehr alleine fühlte. Nach der Einnahme der drei Mifegyne Tabletten konnte ich nach Hause. Ich dachte für mich: "So, jetzt gibt’s kein zurück. Jetzt kann ich nur hoffen, dass es wirklich die richtige Entscheidung war." Ich hatte eine starke Übelkeit und psychisch war ich auch ganz angeschlagen. Mir ging alles zu langsam, ich wollte nur, dass es vorbei ist. Der Tag zwischen den zwei Einnahmen war der reinste Horror. Als ich am folgenden Tag das Prostaglandin bekam, traten auch rasch die Krämpfe ein. Die Blutungen wurden stärker, und ich wartete auf die Ausscheidung der Frucht. Als dies geschah, wusste ich nicht was tun. Ich musterte es und dachte: "Das war’s." Mein Baby war nun keins mehr.
Heute war mein erster Tag nach der Einnahme. Ich war bereits arbeiten, und obwohl es meine Chefin wusste, behandelte sie mich mit einer Gleichgültigkeit…. Das gibt einem ein komisches Gefühl. Ist es nicht mehr wichtig, wie man sich entscheidet? Gehört eine Abtreibung zum Alltag? Für mich nicht, und ich muss sagen, dass es eine schwierige Entscheidung war, auch wenn ich überzeugt bin, dass es die richtige war. Die Ärzte und Schwestern waren wunderbar, so hilfsbereit und menschlich. Das war schön, und machte den Eingriff einfacher. An alle Frauen, die sich jetzt in diesem Moment überlegen, was sie tun müssen: Sprecht mit einer vertrauten Person, oder mit dem Partner, und nehmt euch Zeit!


Fabienne, 37
Vor 5 Jahren wurde ich ungewollt schwanger. Ich lebte in einer festen Beziehung und wir hatten schon 2 Töchter (18 Monate und 6 Monate alt).
Ich fühlte mich teilweise überfordert mit meinen beiden kleinen Kindern und meine Partnerschaft war angespannt. Ich fühlte mich oft alleine und konsumierte heimlich Alkohol. Unerwartet ein 3. Kind! Das war für mich zu früh und zu dem Zeitpunkt zu viel. Ich klärte ab, wer mich unterstützen, entlasten könnte. Fand keine ermutigenden Ohren und Hände. Entschloss mich zu einem Schwangerschaftsabbruch.
Alles ging sehr schnell. Nach den nötigen Formalitäten kam der praktische Teil, welcher in einer Klinik stattfand. Am Morgen um 7 war der Eingriff und um 15.00 Uhr funktionierte ich wieder als Mutter für meine beiden Töchter, als ob nichts gewesen wäre. Das schlimmste war das Gefühl, eine Kriminelle zu sein; das war vom Personal der Klinik und von meinem Partner gut zu spüren.
Meine Entscheidung war damals für mich richtig. Doch bis heute habe ich meine Trauerarbeit gegenüber dem ungeborenen Geschöpf nicht abgeschlossen. Es war ein Verdrängen von meinem schlechten Gewissen und Angst, mich mit meinen Trauerschmerzen zu konfrontieren.
Erst jetzt, wo ich einsehe, dass ich traurig sein darf über den Verlust und mir nicht weitere Vorwürfe machen will, hoffe ich, dass ich endlich eine innere Ruhe finden kann. Mein Alkoholproblem habe ich seit 3 Jahren im Griff und lebe immer noch mit demselben Mann, und meine beiden Töchter sind inzwischen 7 und 6 Jahre alt.


Alexandra
Ich bin 35, habe vor einem halben Jahr meine eigene Firma gegründet, lebe mit meinem Lebenspartner schon sehr lange Zeit zusammen, wir haben gemeinsame Hobbies und ein ausgefülltes Leben und ein Kind kam für mich und meinen Partner nicht in Frage.
Als ich dann feststellte, dass ich trotzdem schwanger war, hatte ich ca. 2 Stunden das Gefühl, ich müsste das Kind vielleicht doch behalten, da ich ja nicht mehr die Jüngste bin und wenn nun das Schicksal meinte ich müsste schwanger sein… Nun ja, das dauerte wie gesagt nur sehr kurze Zeit. Sofort rief ich meine Gynäkologin in Zürich an.
Einen Tag später sass ich bei ihr in der Praxis, sie machte den Ultraschall und ich schaute mir das Bild auch an. Das war für mich wichtig, denn dadurch konnte ich meine Entscheidung noch einmal überprüfen. Ich hatte weiterhin keine Zweifel an meinem Wunsch nach dem Abbruch. Und auch die Methode war für mich klar: Medikamentöser Abbruch mit Mifegyne. Dies weil ich ihn schon rasch durchführen konnte und mich nicht noch länger schwanger fühlen musste bzw. ich noch sehr wenig von der Schwangerschaft spürte.
Meine Ärztin verwies mich an ein Zürcher Spital, das diese Methode durchführt. Einen Tag später wurde ich dort noch einmal untersucht und führte mit der behandelnden Ärztin ein intensives und konstruktives Gespräch.
Exakt heute vor einer Woche habe ich mit der medikamentösen Abtreibung begonnen und drei Tabletten Mifegyne geschluckt. Die zwei Tage bis zur Prostaglandin-Einnahme ging es mir physisch sehr gut, psychisch etwas weniger. Und zwar nicht, weil ich meine Entscheidung bereute, sondern weil ich nicht genau wusste, was auf mich zukommt und ich Angst vor Schmerzen und Übelkeit hatte.
Als ich 2 Tage später im Spital dann endlich die zwei Cytotec nehmen konnte, war ich erleichtert. Und wartete auf die Schmerzen. Doch die kamen nicht bzw. nur moderat. Ich konnte mich im Spital frei bewegen, essen und fühlte mich erleichtert, erleichtert und nochmals erleichtert.
Da ich vier Stunden nach der Cytotec-Einnahme lediglich eine schwache Blutung hatte, erhielt ich noch einmal zwei Cytotec; dieses Mal vaginal. Danach konnte ich nach Hause. Ich hatte zwar weiterhin leichte Krämpfe, doch ich fühlte mich gut. Auch als ich dann nicht mehr nur Blut, sondern auch Gewebe und Fruchtsack vorfand, ging es mir gut. Meines Erachtens ist das reine Panikmache, wenn einem Ärzte, Websites, Abtreibungsgegnerinnen,etc. weis machen wollen, man kriege eine Psychose beim Betrachten der abgegangenen Frucht und daher sei die medikamentöse Abreibung viel schlimmer, als die chirurgische!
Ich war zwar noch nicht bei der Nachkontrolle, doch ich fühle mich rein gar nicht mehr schwanger und einfach nur erleichtert. Die einzige Nebenwirkung war ein starker Durchfall, einen Tag nach der Cytotec Einnahme. Doch ansonsten ging es mir immer gut. Ich bereue meine Entscheidung nicht und ich fühlte mich gut betreut. Ärztinnen und Schwestern haben sich neutral und objektiv verhalten.


Rebecca
Mein Abbruch ist 5 Jahre her. Jetzt bin ich 28. Es war eine reine Vernunftsentscheidung, mein Herz wollte was anderes. Ich habe alles ganz schnell hinter mich gebracht, denn ich wusste ganz genau: Wenn ich zuwarte, entscheide ich mich anders. 2 Jahre nach der Abtreibung verliess mich mein Freund. Er lernte eine andere Frau kennen und bekam mit ihr eine Tochter. Unser Trennungsgrund war sein nicht vorhandener Kinderwunsch…… Ich habe die Entscheidung schon in dem Moment bereut, als ich in der Klinik auf dem gynäkologischen Stuhl lag und der Anästhesist mir das Betäubungsmittel in den Arm gespritzt hat. Es tut mir sehr weh, auch heute noch. Ich würde es am liebsten ungeschehen machen. Leider geht es nicht. Allen Frauen, die vor der wohl schwierigsten Entscheidung ihres Lebens stehen, möchte ich sagen: hört auf eure innere Stimme! Lasst Euch von niemandem beeinflussen!


Miriam
Ich bin jetzt 25 Jahre alt. Ich werde heute Abend in die Klinik fahren um eine Abtreibung zu haben. Mir geht es körperlich sehr schlecht durch die Schwangerschaft, es ist ca. die sechste Woche. Da es meine zweite Schwangerschaft ist, weiss ich was auf mich zukommen würde. Und ich könnte das mir und dem Kind nicht nochmals zumuten. Mein erstes Kind, das bald zwei Jahre alt wird, lebt nicht bei mir. Ich kann es nicht versorgen, mir geht es sehr schlecht, ich bin psychisch sehr krank, und habe auch keinerlei Muttergefühle, was mir selbst am meisten leid tut.
Aufgrund dessen, dass ich Psychopharmaka einnehme, kam hormonelle Verhütung nicht in Frage, sagte mein Frauenarzt, tja, und da die Männer Kondome "nicht mögen", so ist es passiert, ohne Verhütung, zum zweiten Mal.
Leider wurde mein Wunsch, mich sterilisieren zu lassen, nicht angenommen, wegen meines Alters.
Ich danke meiner Familie, die sich liebevoll um meinen Sohn kümmert, und hoffe mein kleines Kind, das bald gehen muss, hat es besser, da wo es hinkommen wird.


Birgit
Als ich schwanger wurde war ich gerade mal 17 Jahre alt, ich hatte keine Berufsausbildung, kein Einkommen, aber einen Traum im Kopf – ich wünschte mir eine Familie – mit allem was dazugehört. Ich hatte auch einen Freund, keinen von der Sorte, der eine Schwangere sitzen lassen würde, einer der mit Sicherheit ein liebevoller, sorgender Vater werden würde – SPÄTER.
Als meine Regel ausfiel und die morgendliche Übelkeit einsetzte war klar – ich bin schwanger, also ging ich zum Frauenarzt, der mich nach einem kurzen Gespräch auf den Untersuchungsstuhl beorderte. "Ich werde es nicht bekommen" – mein Entschluss stand fest. Ich neige dazu Frauen zu verurteilen, die nicht vor dem Sex über mögliche Folgen nachdenken und wenn sie schwanger geworden sind, die Abtreibung als eine Art Verhütungsmittel ansehen. Natürlich wächst in einer Frau ein Leben heran. Vielleicht gibt es Frauen, die diesen Entschluss leichtfertig fällen, doch wie leichtfertig würden sie im Falle einer Geburt mit diesem Kind umgehen? Ist das das Wohl des Kindes?
Der Arzt beriet mich recht kühl und sachlich, was ich zuerst als herzlos empfand. Im nachhinein hat es mich davor bewahrt, mich in das Gefühl des zukünftigen Mutterseins hineinzusteigern. Es war keine einfache Entscheidung. Nach den deutschen Bestimmungen musste ich zu einer Beratungsstelle, wo man mich über die Möglichkeiten der staatlichen Hilfe aufklärte. Ich bin froh mich an die Arbeiterwohlfahrt gewandt zu haben und nicht an eine kirchliche Beratungsstelle. Am Tag danach kam mein damaliger Freund in U-Haft.
Da ich erst 17 war, mussten meine Eltern unterschreiben. Mein Stiefvater – er ist Katholik – unterschrieb wortlos, der einzige Kommentar meiner Mutter: "Du tust das Richtige". Am Tag des Eingriffs ging alles sehr schnell – man gab mir eine Tablette zur Beruhigung und eine, um den Muttermund zu öffnen. Kurze Zeit später wurde ich, benebelt, in den OP gebracht. Dort setzte ich mich auf den OP Stuhl, der Anästhesiearzt verabreichte eine Narkosespritze und ich fühlte die Betäubung, von den Beinen aufsteigend, wie eine leichte Decke, die jemand tröstend über mich legt.
Im Aufwachraum weinte die Frau neben mir, ich streckte meine Hand nach ihr aus und sie sagte: "Es musste sein", worauf ich nickte. Wohl aus Selbstschutz ging mir ihr Eingriff näher als der eigene. Als ich wieder zu Hause war, hatte ich leichte Schmerzen. Am folgenden Tag bat ich meinen Stiefvater, der Besuch von seiner Mutter hatte, ob er mich ins Krankenhaus fahren würde, falls die Krämpfe schlimmer würden. Der Spruch meiner Stiefgrossmutter liess mich erstarren: "Wer selbst abtreiben kann, kann auch selbst ins Krankenhaus fahren".
Einige Tage später lief das Leben weiter, der Alltag kam zurück, meine Bekannten, die von dem Eingriff wussten, äusserten sich nie negativ, nie wurde ich scheel angesehen oder verurteilt. Nur die Reaktion der Stieffamilie war, mild bezeichnet negativ, ich war nicht nur das schwarze Schaf der Familie, sondern ab jetzt auch eine Mörderin…
Ich habe weder körperlich noch seelisch Schäden durch die Abtreibung. Und wäre ich wieder in dieser Situation, würde ich mich genauso entscheiden. Den grössten Schaden einer Abtreibung, den die Frauen zu tragen haben, ist die Reaktion der militanten Abtreibungsgegner, die eine Frau wohl als ein Gebärobjekt ansehen.


Mariella
Im März 1991 wurde ich, 43 Jahre alt, schwanger. Ein Arzt riet mir, mich einem Ultraschalltest zu unterziehen und danach, sollte der Embryo aufgrund meines Alters missgebildet sein, abtreiben zu lassen. Ich konsultierte einen andern Arzt und liess ihn wissen, dass ich mich keinesfalls in der Lage sähe, ein Kind zu bekommen und es seinen Bedürfnissen gemäss zu umsorgen und aufzuziehen. Ich sei auch keinesfalls gewillt, einen negativen gesundheitlichen Befund des Embryo abzuwarten, um dann gewissermassen ohne Schuldgefühle abtreiben zu dürfen. Ich machte ihn auf meinen erklärten Willen aufmerksam, kein Kind zu wollen. Mein Lebenspartner und ich waren uns in der Entscheidung einig. Wir standen und stehen noch heute voll im Berufsleben, das uns wichtig ist und das wir als unsern persönlichen Beitrag zur menschlichen Gemeinschaft betrachten.
Was dann folgte, kann ich heute, nach über 10 Jahren, immer noch kaum glauben. Es war entwürdigend, zynisch und unmenschlich.
Ich wurde zum psychiatrischen Gutachten zitiert. Der Test dauerte genau 4 Minuten. Der Gutachter fragte mich, ob ich an einer speziellen oder gar erblichen Krankheit litte, was ich verneinte. Auf meine starken Brillengläser aufmerksam geworden, erklärte er mich als sehbehindert und notierte eine erblich bedingte Augenkrankheit, noch ehe ich ihm sagen konnte, um was für eine Augenkrankheit es sich genau handelte. Der Gutachter stellte mir ein Zeugnis aus, ich bezahlte ihm 530.– Franken bar auf die Hand, was weitere 3 Minuten in Anspruch nahm. Anschliessend wurde ich, mit der Adresse eines Schwangerschaftsabbrüche vornehmenden Arztes versehen, entlassen.
Auf Nachfrage wurde mir von vielen Seiten versichert, es handle sich bei dem Frauenarzt um einen umsichtigen, liberalen Menschen, dem man sich ohne Angst anvertrauen könne. Er gehöre zu den Befürwortern der weiblichen Selbstbestimmung. Der Termin für ein Vorgespräch war rasch gefunden. Mein Lebenspartner und ich fanden uns ein und bekundeten beide, den Abbruch gemeinsam durchstehen zu wollen. Der Arzt weigerte sich mit der Begründung, dies sei meinem Lebenspartner nicht zumutbar, auf unsern Wunsch einzugehen. Für eine andere Arztwahl fehlte die Zeit. Also mussten wir uns dem selbstherrlichen und zynischen Entscheid des Arztes fügen. Meinem Lebenspartner war es gerade mal gestattet, im Warteraum auf mich zu warten.
Schliesslich lag ich auf dem Gynäkologenstuhl, die Bestecke waren sterilisiert, der Arzt trug die obligaten Handschuhe. Einige Sekunden vor dem Abbruch schob er den Monitor in mein Gesichtsfeld und meinte: Sehen Sie sich doch an, was Sie da abtreiben. Bei Ihrer eigenen robusten Gesundheit hätten Sie höchstwahrscheinlich auch ein kerngesundes Kind zur Welt gebracht. Sie können sich also vorstellen, wie ungern ich diesen Abbruch vornehme."
Den Abbruch selbst, auch das, was man allgemeinhin "Trauerarbeit" nennt, habe ich unbeschadet hinter mich gebracht. Nicht aber die demütigenden, entwürdigenden und verletzenden Begleiterscheinungen, die in mir das Gefühl weckten, verantwortungslos, unmoralisch, ja kriminell gehandelt zu haben. Dieses Gefühl zu überwinden, daran arbeite ich noch heute.
Eine Fristenregelung schlösse in den meisten Fällen ein derartiges, psychisch unnötig schmerzhaftes Vorgehen aus. Die Frauen müssten sich weniger mit Schuldgefühlen herumquälen, die Selbstbestimmung stünde gewährleistet.
Ich plädiere deshalb für die Fristenregelung, in einer offenen, liberalen Gesellschaft, die diese Adjektive verdient. Es kann nicht sein, dass einerseits unter bestimmten medizinischen, oft an den Haaren herbeigezogenen Bedingungen Abtreibung zwar erlaubt ist, Frauen aber über den Verlauf einer solchen Abtreibung bereits am Ort des Geschehens, aber auch für mehrere Jahre ihres Lebens stigmatisiert werden und sich für ihren selbstbestimmten Entscheid bestraft fühlen müssen.

Mariella Mehr, Dr.phil.h.c., Schriftstellerin


Meike
Ich bin Deutsche (24-jährig) und lebe in der Schweiz. Ich habe bereits einen einjährigen Sohn und vor kurzem habe ich erfahren, dass ich ungewollt schwanger war. Ich nehme zwar die Pille, habe aber wohl einmal eine vergessen. Ich rief bei meiner Frauenärztin an, weil meine Tage unregelmässig kamen. Dass ich zunahm, hatte ich dem Essen zugeschrieben und mir vorerst weiter keine Gedanken gemacht. Aber dann kamen mir doch Zweifel. Da sie im Urlaub war, machte ich einen Test, der positiv ausfiel. Daraufhin vereinbarte ich einen Termin im Spital in unserer Umgebung. Dort wurde festgestellt, dass ich schon in der 16. Woche war… Ich war schockiert. Von da an ging das Gerenne los, da es ja auf jeden Tag ankam. Ich wurde am nächsten Tag an ein anderes Spital in unserem Kanton verwiesen. Ich hoffte, dort würde man mir weiterhelfen. Aber dem war nicht so. Die Antwort war: "Wir können nichts für Sie tun, gehen Sie zur einer Beratungsstelle, wenn sie Geld brauchen".
Mir ging es nicht um Geld!!! Mir ging es um meinen Sohn und mich, in dieser unerträglichen Situation. Dass mein Sohn zu kurz kam, war für die Ärzte nicht wichtig – "Sie schaffen das schon"… – Ich hatte heftigste Kopfschmerzen jeden Tag und nahm regelmässig "Sponstan", war müde durch den Stress und schlief viel. Ich rief im Unispital in Zürich an. Mein nächster Weg führte zu einer Psychiaterin, um das Gutachten zu bekommen, so wie es nach Auskunft des Unispitals der Kanton Zürich für Abbrüche nach der 12. Woche verlangt. Aber nach einem Streit und Tränen verliess ich das Sprechzimmer wieder. Sie war so unfreundlich… das habe ich noch nie erlebt. Sie malte ein Schreckensbild des Eingriffs. Kann ihr ja egal sein – ist ja nicht IHR Leben, sondern nur meines und das meines Sohnes.
Die Situation wurde immer unerträglicher… Etliche Anrufe zu anderen Kliniken usw. Ich habe noch nie gesagt, ich bin am Ende – aber diesmal war es so. Ich hab schon viel durchgemacht, aber jetzt schwirrten mir düstere Gedanken durch den Kopf. Aber ich konnte meinen Sohn doch nicht alleine lassen. Also machte ich mich weiter auf die Suche und landete im Internet auf der Seite der Bloemenhove Klinik – meine letzte Hoffnung. Ich rief dort an und es wurde sofort ein Termin vereinbart. 5 Tage später war ich schon in Holland.
Dieser Klinik in Holland gilt mein grosser Dank! Der Abbruch ist dort bis zur 22. Woche LEGAL! In Beratungsgesprächen dort mit den Ärzten wurde auf MICH eingegangen, nicht wie in der Schweiz. Auch die Methode des Abbruches in den Niederlanden kann ich nur gut heissen. In Zürich wird mit Prostaglandin eine Fehlgeburt herbeigeführt, Spitalaufenthalt ca. 3 Tage. In den Niederlanden wird eine Kürettage gemacht und vor der 18. Woche kann man nach 2 Stunden wieder gehen.
Ich bekam zwei Tabletten zur Weitung des Muttermundes und später wurde der Abbruch unter Vollnarkose mit einer Kürettage durchgeführt. Der Eingriff dauerte 10 Minuten.
Als ich aus der Narkose aufwachte, musste ich lachen… ich war so froh! Ich hatte noch nie so ein nettes Ärzteteam erlebt… weder in der Schweiz noch in Deutschland. Mir geht es wieder gut und ich habe wieder Freude am Leben, die Kopfschmerzen sind weg. Es ist Quatsch, dass es einem nach dem Abbruch schlecht geht. Ich fühle mich als ob ich ein neues Leben, eine neue Chance bekommen habe. Bin einfach nur glücklich. Ich verstehe einfach nicht, warum andere Länder das nicht den Frauen überlassen??? Es ist IHR Leben… Klar lebte vor kurzem auch noch eines in mir, aber man kann doch nicht um jeden Preis jede Schwangerschaft austragen, wenn man sich nicht in der Lage dazu fühlt, nur weil es so ein dummes Gesetz gibt??? Soll man darunter leiden, soll man sein Leben zerstören?
Ich weiss, es ist erst kurze Zeit her, aber ich bin mir sicher, dass es für mich der richtige Weg war.


Simona
Als ich schwanger wurde, war ich achtzehn Jahre alt. Mein damaliger Freund lebte in Chile, wo ich ein Jahr als Austauschschülerin verbrachte. Meine Schwangerschaft bemerkte ich wenige Tage nach meiner Rückkehr in die Schweiz. Natürlich war es ein Schock, ich wusste weder ein noch aus, und meine Hoffnungen klammerten sich an die sehr kleine Möglichkeit einer Scheinschwangerschaft. Meine Eltern und eine Freundin wussten Bescheid und standen mir zur Seite. Es war klar, dass sie jede Entscheidung meinerseits akzeptieren und unterstützen würden. Die Frauenärztin, mit der ich Kontakt aufgenommen hatte, war eine Freundin meiner Familie und daher auch schon eine Vertrauensperson. Sie hat sofort einen Termin für mich gefunden und mir in Gesprächen und mit Ratschlägen den Rücken gestützt. Für mich war es überhaupt nicht von Anfang an klar, dass ich die Schwangerschaft abbrechen wollte. Es war ein langer Kampf mit mir selbst, über Tage und Nächte hinweg. Für meinen damaligen Partner war es klar, dass er das Kind unbedingt wollte, auch wenn er vorgab mir die Entscheidung zu überlassen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass jede Entscheidung richtig sein kann, wenn sie nur von mir getroffen wird. Es gibt keine absolute Wahrheit, ich würde jede Möglichkeit irgendwie meistern können. Es bringt nichts, Argumente hin und her zu denken, ich musste nur versuchen zu fühlen, was ich in diesem Moment meines Lebens wirklich wollte. Ich bin sehr dankbar, dass mir meine Familie und meine Ärztin diese Freiheit gelassen haben.
Ich wusste, dass es zwei Möglichkeiten gab, meine Schwangerschaft abzubrechen. Ich habe mich (gegen den Rat meiner Ärztin) für Mifegyne entschieden. Ausschlaggebend waren die Erlebnisse einer betroffenen Frau, die zwei Schwangerschaften abgebrochen hatte. Einmal unter Totalanästhesie und einmal nur lokal. Sie hat mir erzählt, dass sie an Ersterem im Nachhinein vielmehr zu beissen hatte, da sie überhaupt nichts miterleben konnte. Beim zweiten Mal habe sie zwar vielleicht im Moment mehr gelitten, da sie während des Eingriffs wach war, doch war das für die Verarbeitung im Nachhinein sehr hilfreich.
Ich habe keine schlechten Erinnerungen an den Eingriff mit Mifegyne. Die betreuende Person war sehr hilfreich und verständnisvoll, ich hatte bis zur letzten Sekunde die Möglichkeit mich anders zu entscheiden. In meinem Fall ist alles sehr unkompliziert verlaufen. Ich hatte auch keine allzu grossen Schmerzen (etwas mehr als bei einer gewöhnlichen Menstruation). Die Frucht konnte ich anschliessend mitnehmen und im Grab meiner Grossmutter begraben. Das war für mich ein sehr würdiger Abschied von meiner Schwangerschaft.
Ich bin heute 20 Jahre alt. Ich habe nie an meiner Entscheidung gezweifelt und auch nie unter Gewissensbissen gelitten. Meine Schwangerschaft und der anschliessende Abbruch ist eine wichtige Erfahrung, die ich gemacht habe. Ich weiss, dass es die einzig richtige Entscheidung war, weil sie von mir getroffen wurde.


Doris
Auch ich gehöre zu den mindestens 700’000 Frauen in der Schweiz, welche die Erfahrung eines Schwangerschaftsabbruchs haben. Ich bin aber auch ans Thema gebunden durch den missglückten illegalen Abbruch, den meine Mutter vor 50 Jahren machte. Sie musste sich dann doch mit mir abfinden. Für mich und mein ganzes Umfeld bedeutete es viel Leid. Auch heute noch nage ich an meiner Kindheit. Ich bin dankbar, dass ich meinen zwei Kindern sagen kann, dass sie Wunschkinder sind. 
Ich finde, meine Mutter hat damals genauso verantwortungsvoll gehandelt wie ich es vor 15 Jahren tat. Sie war sich bewusst, dass ihre Lebenssituation ihr nicht erlauben würde, sich in den nächsten 18 – 20 Jahren auf ein 5. Kind einzustellen. Sie ist vor 19 Jahren gestorben. Ich bedaure, dass wir diesen Brief deshalb nicht gemeinsam unterzeichnen können.


Maria
In genau 4 Tagen werde ich meine Schwangerschaft abbrechen lassen. Ich bin 18 Jahre alt. Ehrlich, es tut weh. Ich möchte es nicht tun, aber ich habe keine Wahl. Ich habe im Ultraschall dieses kleine Ding gesehen, das in mir drin ist. Ich bin nicht blöd, ich weiss, dass es noch kein Kind ist, aber es ist schon in mir drin, es ist ein Teil von mir … aber ich kann nichts daran ändern …


Angela
Ich bin ein 20-jähriges Mädchen aus Frankfurt (Deutschland) und mein Schwangerschaftsabbruch ist nun 2 Monate her.
Alles hat damit angefangen, dass ich wegen Bauchschmerzen meinen Hausarzt aufsuchte. Der verwies mich an meinen Frauenarzt, da ihm meine Symptome merkwürdig vorkamen. Mein Arzt teilte mir dann das "freudige Ereignis" mit, dass ich mich in der 6. Schwangerschaftswoche befand. Ich war erst einmal wie unter Schock und vertraute mich nur meinem Freund und meiner besten Freundin an, die sich total auf das Baby freuten – klar, es war ja auch nicht ihre superschwierige Entscheidung.
Nach ca. 1 Woche erzählte ich es auch meiner Mutter, sie reagierte total geschockt und erklärte mir, dass mein Leben gelaufen wäre, wenn ich dieses Kind behalte. Sie meinte, ich hätte gerade meine Ausbildung abgeschlossen und würde so keine Arbeit finden.
Nach längerem Überlegen und einigen schlaflosen Nächten entschied ich mich für die Abtreibung. Nach dem Pflichtgespräch mit Profamilia, die ziemlich nett waren und sich meiner Entscheidung keineswegs entgegen stellten, vereinbarte mein Frauenarzt einen Termin in einer Klinik.
Am Tag meiner Abtreibung war ich fix und fertig mit den Nerven, da ich mir meiner Sache immer noch nicht sicher war. Ausserdem hatte ich riesige Angst vor Schmerzen oder gar Komplikationen.
Der Eingriff, ich hab eine Absaugung vornehmen lassen, verlief OHNE irgendwelche Probleme und Schmerzen. Ich musste erst mal in einen Raum, wo mehrere Betten standen mit Frauen, die entweder gerade ihren Eingriff hinter sich oder vor sich hatten. Das hat mir geholfen, da ich schon mal fragen konnte, ob es weh tut usw. Als ich dann in den OP geschoben wurde, waren die Pfleger sehr fürsorglich, ich bekam eine Vollnarkose und als ich aufwachte, ging es mir einigermassen gut. Nach ein paar Stunden durfte ich schon wieder nach Hause.
Ich hatte hinterher nicht die geringsten Komplikationen und sogar Krämpfe und Schmerzen blieben aus. Es wird immer als der totale Horror hingestellt und ist doch nichts weiter als ein kleiner Eingriff. Natürlich gibt es Risiken, die gibt es jedoch bei jedem Eingriff.
Heute geht es mir physisch sehr gut, aber ich bin immer noch traurig.


Michaela
An dieser Stelle möchte ich Ihnen ein "Dankeschön" aussprechen und zwar dafür, dass es Ihre Seite im Internet gibt. Endlich einmal keine Hetzkampagnen von Abtreibungsgegnern, sondern Menschen und Beiträge, die mir aus der Seele sprechen.
Ich bin eine 22-jährige Deutsche und habe vor drei Wochen eine Abtreibung vornehmen lassen. im November 2001 hatte ich einen schweren Autounfall und es war mir nicht möglich, das Kind auszutragen, trotz stabiler Partnerschaft, finanzieller Unabhängigkeit usw. – da ich immer noch sehr unter den Unfallfolgen leide, hätte ich meinem Kind zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht die Mutter sein können, die ich für meine späteren Kinder immer sein wollte. Ich persönlich bin der Meinung, dass jedes Kind ein erwünschtes Kind sein darf und Frauen ihre Gründe für eine Abtreibung haben. Allerdings massen sich Abtreibungsgegner – zumeist auch noch Männer – an, über den Körper der Frau zu bestimmen. Dies KANN und DARF nicht sein!!
Trotz der jetzigen Abtreibung werde ich in ein paar Jahren eine Mutter sein, die ihre Mutterschaft bewusst erleben und geniessen kann.
Darum nochmals ein herzliches "Dankeschön" für Ihre Homepage, als ich die Berichte von betroffenen Frauen und Ärzten gelesen habe, war ich unendlich erleichtert…


Barbara
Für mich als ungewollt Schwangere war die Frage nach dem Status des Embryos irrelevant. Natürlich war es Leben, das in meinem Bauch keimte, und die körperlichen Veränderungen waren feststellbar, ein Wunder! Andererseits hing dieses Leben total von mir ab, und diese Verantwortung auf mich zu nehmen war mir zu diesem Zeitpunkt eine zu schwere Bürde. Aus dieser persönlichen Erfahrung halte ich ein Abtreibungsverbot für unethisch, denn es kommt einem Gebärzwang gleich. Niemand anders als die Frau selbst kann entscheiden, ob die ungewollte Schwangerschaft und Mutterschaft für sie zumutbar ist oder nicht.


Michèle
Mein Name ist Michèle und ich bin 30 Jahre alt. Mitte Mai 2000 wurde ich schwanger, weil ich einen Tag vergass die Pille zu nehmen. Zuerst wollte ich das Kind behalten, aber die Beziehung zu meinem Freund verschlechterte sich rapide, wir hatten vorher schon Probleme. Und so entschied ich mich, ziemlich spät, erst in der 11. Woche, doch abzutreiben.
Mein Freund fühlte sich hintergangen, es sei schliesslich auch sein Kind und ich nähme ihm einfach "sein" Kind weg! Aber ich machte ihm klar, dass ich im Falle einer Trennung dann alleine da stünde und er nur die Freuden eines Wochenendvaters hätte, aber der tägliche Stress würde an mir haften bleiben. Er war trotzdem noch dagegen, hat aber meine Entscheidung schliesslich akzeptiert.
Meine Gynäkologin gab mir die Adresse der Frauenklinik und dort bekam ich sofort einen Termin für den Ultraschall und auch für den Eingriff. Die Ansprechperson der Klinik gab mir die Adresse einer Psychiaterin und ich hatte am gleichen Tag, an dem ich zum Ultraschall musste, den Termin für das psychiatrische Gutachten. [Das war vor der Fristenregelung in der Schweiz. Anm.d.Red.]
Es ist wirklich eine Farce, da musste ich noch zum Psychiater, obwohl ich schon den Termin für den Schwangerschaftsabbruch hatte, und das Ganze (das Gutachten) kostete auch noch 330 Franken!
Ich finde einfach, dass eine Frau keinen Psychiater braucht, wenn sie sich die Gründe für und gegen einen Abbruch der Schwangerschaft gut überlegt hat und feststellt, dass sie nicht bereit ist, ein Kind aufzuziehen und es so auch für das Baby am Besten ist!
Es ist klar, dass ich noch heute, einen Monat später, manchmal traurig bin und mir Fragen stelle, wenn andere das, was ich getan habe, als Mord bezeichnen. Aber dass es die richtige Entscheidung war, da bin ich mir hundertprozentig sicher.


Alex
Sehr geehrter Herr Ständerat, Sie sagen, dass es kaum eine Frau gebe, die nach einer Abtreibung nicht unter schweren psychischen Folgen zu leiden habe. Ich weiss nicht, mit wie vielen Frauen Sie schon gesprochen haben, die einen Abbruch an sich vornehmen liessen und welche Selektion Sie in Ihren Gesprächen vorgenommen haben. Die Frauen, die ich kenne, haben ihren Abbruch seelisch und körperlich heil hinter sich gebracht. Dazu gehört beispielsweise auch meine eigene Mutter, die 1935 als 18-Jährige in Genf abtreiben liess. Sie konnte immer frei und ohne Gewissensbisse darüber sprechen. Ihr damaliger Entscheid stimmt für sie bis heute immer noch.


Carla
Anfang Februar habe ich einen Schwangerschaftsabbruch machen lassen. Ich war sehr froh über diesen Abbruch – und bin es noch immer. Klar, auch heute noch ist dieses Thema nicht ohne Schmerzen für mich (nicht körperliche Schmerzen), aber ich denke, ich habe alles recht gut überstanden.
Mir half in der Zeit der Entscheidung ausserordentlich, dass mir andere Frauen beistanden. Obwohl Abbrüche immer "die andern" machen, konnte ich plötzlich feststellen, dass die andern meine Mutter, Freundinnen meiner Mutter, Freundinnen von Freundinnen usw. sind. Ich habe mich deshalb entschlossen, meinen Schwangerschaftsabbruch nicht geheim zu halten. Warum sollte ich andern die Unterstützung, die ich bekam, nicht auch zukommen lassen?
Was ich bei dieser offensiven Taktik bemerkt habe, ist, dass vor allem Männer mir immer wieder eine bevorstehende Psychose prognostizieren. Glaubt man der Männerwelt, leiden fast alle Frauen nach einem Abbruch. Gehe ich nach den Erfahrungen meiner Mutter und ihrer Freundinnen, die den Abbruch bereits vor einigen Jahren haben machen lassen und also mehr Erfahrung in der Verarbeitung damit haben als Frauen in meinem Alter (ich bin 30), sind es die wenigsten.


Margrit
Ich habe vor etwa 40 Jahren eine Schwangerschaft abgebrochen. Ich denke, eine Frau soll sagen dürfen: "Nicht jetzt, nicht mit diesem Mann, unter diesen Voraussetzungen. Dafür wird später ein anderes Kind kommen, das es sonst nicht gegeben hätte".


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  Berichte / Meinungen
 
n Ich realisierte nicht, dass ich schwanger bin
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Jetzt noch nicht
Schwierige Entscheidung
Überfordert
Erleichtert
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Ich würde es wieder tun
Mariella Mehr
16. Woche
Mit Mifegyne
Verantwortungsvoll
Ein kleiner Eingriff
Hetzkampagnen
Entscheid der Frau
Eine Farce
Nie bereut
Ich war froh
Vor 40 Jahren
Es tut weh