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20.11.2007
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Erfahrungsberichte von Frauen (Archiv-3)
Melanie (21)
Ich habe gar nichts von der Schwangerschaft gemerkt. Es
gab Anzeichen, die ich hätte erkennen müssen, aber da ich immer gewissenhaft darauf achte, meine Pille (sogar um die selbe
Uhrzeit) zu nehmen, mein Handy erinnert mich daran, habe ich einfach nicht
damit gerechnet.
Mir schmeckten plötzlich die Zigaretten nicht mehr und an Silvester hatte
ich nach ein paar Schlückchen Bowle schon genug.
Aber realisiert, dass ich schwanger bin, habe ich nicht. Am Dienstag, den
24.01.06, bin ich auf dem Weg in die Berufsschule plötzlich umgekippt und
hatte die ganze Woche lang Kopfschmerzen (ich hatte wohl eine leichte
Gehirnerschütterung). Deshalb habe ich am 27.01.06 auch einen Tag Urlaub
genommen, weil ich mich erholen wollte.
Ich bin dann spontan zum Frauenarzt. Er sagte mir, dass ich schwanger sei.
Ich war geschockt. Ich bin in der Ausbildung, mein Freund studiert noch.
Es war ein so schlechter Zeitpunkt für so etwas!
Mein Arzt gab mir die Adresse von Profamilia, da ich sofort sagte, dass
ein Abbruch nötig sein wird. Ich war mir sicher, dass mein Freund der
selben Meinung sein würde. Er liebt mich, da bin ich mir sicher. Wir sind
seit 4 Jahren zusammen und immer noch verliebt wie am ersten Tag, aber der
Zeitpunkt… der war einfach nicht der richtige.
Abends erzählte ich meinem Freund alles. Er war geschockt, aber unendlich
lieb! Wir hatten keine Wahl, das wussten wir. Von meinem Vater ist keine
Unterstützung zu erwarten, er ist Pakistaner und sauer, dass ich die
deutsche Lebensweise meiner Mutter angenommen habe, und meine Mutter ist
durch ihr Asthma Frührentnerin und lebt 600km von mir entfernt. Bei den
Eltern meines Freundes ist es so, dass seine Mutter sehr nett ist,
sein Vater mich aber hasst. Wahrscheinlich bin
ich nicht gut genug für seinen Sohn, der seine
Diplomarbeit schreibt und dann Ingenieur ist. Ich bin nur eine „einfache“
Bürokauffrauauszubildende im ersten Lehrjahr. Na ja… wir wussten also,
wir hatten keine Hilfe.
Montags war das Profamilia-Gespräch. Sie waren sehr nett und gaben mir die
Adresse eines Arztes, der den Abbruch durchführen würde. Das Problem war, ich war schon in der 13.Woche. Dieser
Arzt macht eigentlich keine so späten Abbrüche. Er war sehr zurückhaltend
und strahlte etwas Negatives aus.
Ich erhielt einen Termin für den 03.02.06. Erst mal kam der Anästhesist, erklärte mir in Ruhe die
Narkose und dann holte mich eine OP-Schwester ab. Ich lag dann auf dem OP-Stuhl und der
Anästhesist bereitete alles für die Narkose vor. Ich bat ihn, mir den
Eingriff zu erklären, was er auch tat. Ich
war so dankbar! Das letzte, an das ich mich erinnere ist, wie mein
Arzt hereinkam, „hallo“ sagte, und dann wurde alles
schwarz.
Nach der OP sah ich den Arzt erst wieder, nachdem ich aufstehen durfte und
wir ein kurzes Nachgespräch hatten, in dem er mir sagte, dass alles
„soweit ganz gut“ gelaufen sei.
Er gab mir Antibiotika und etwas gegen starke Blutung mit und schon war er
wieder weg.
– Ich hatte keine Schmerzmittel bekommen.
Und die Schmerzen wurden sehr schlimm!!! Mein Freund hat mir seine Hand gegeben, damit ich sie drücken
kann. Er tat mir echt leid, denn ich habe gedrückt und zwar fast
ununterbrochen mit aller Kraft.
Ich rief in meiner Verzweiflung meinen Frauenarzt an. Er sagte mir sofort,
welches Medikament mein Freund aus der Apotheke holen könnte.
Die Tabletten haben die Schmerzen Gott sei Dank etwas gemildert.
Mittlerweile bereue ich den Abbruch zum Teil auch – ich
weiß, das ist unverantwortlich, ich weiß, ich hätte dem Kind nichts
bieten können, aber ich werde mein Kind niemals vergessen. Mein Freund und ich kaufen einen
Stern, damit unser Stern für immer für uns vom Himmel strahlen kann.
Lisa, 17
Ich habe Ende Dezember gemerkt, dass ich wohl schwanger bin, wollte es
aber nicht wahrhaben und verdrängte den Gedanken erst einmal. Doch mein
Freund drängte mich, einen Schwangerschaftstest zu kaufen, da er sich
sicher sein wollte. Ich machte diesen und hab auch nach ein paar Sekunden
ein eindeutiges Ergebnis gesehen, ich war wirklich schwanger. Meinem
Freund und mir war gleich klar, dass ich das Kind nicht bekommen kann, da
ich erst 17 bin und in die Schule gehe und er auch erst im 1. Lehrjahr
ist. Also machte ich einen Termin bei meiner Frauenärztin und die
bestätigte mir das Ergebnis. Ich war in der 7. Woche. Sie
sagte mir, ich müsse ein Beratungsgespräch führen (in Deutschland
obligatorisch) und solle mich dann wieder melden. Ich habe mir nach dem
Gespräch noch eine Woche Zeit gelassen, da ich mir dann doch nicht mehr so
sicher war. Doch dann stand der Entschluss fest! Ich rief den zuständigen
Arzt an und bekam auch gleich einen Termin.
Heute früh um 7.00 Uhr war es dann soweit. Ich war in der Klinik, alle
waren sehr nett zu mir. Um 7.45 Uhr kam ich in den OP-Saal und bekam eine
Vollnarkose. Der Eingriff selber dauerte nicht lang und ich bin gleich
nach 5 Minuten wieder aufgewacht und kam in mein Zimmer, in dem auch schon
mein Freund auf mich wartete. Mir ging es nach der OP sehr gut, hatte kurz
Bauchschmerzen, aber die vergingen schnell wieder. Erstmal hatte ich
Hunger und Durst. Mein Freund hat mir alles gebracht und war für mich da,
dafür bin ich ihm sehr dankbar. Es war die richtige Entscheidung und in
einigen Jahren werde ich dann ein Wunschkind zur Welt bringen.
Ich bin froh, dass alles so gut verlaufen ist, denn ich hatte große Angst
vor dem Eingriff, da ich gestern auf dieser Seite gelesen habe, dass viele
Frauen große Schmerzen hatten. Aber jetzt bin ich glücklich und mir geht
es gut.
Edith
Gespürt hatte ich schon lange, dass ich schwanger bin, dass etwas nicht
stimmt mit mir. Nur wahrhaben wollte ich es nicht. Ich habe mich schuldig
gefühlt und dachte, der Arzt würde mich verurteilen, wenn ich abtreiben
wollte. Doch es gab keine andere Möglichkeit, denn ich wollte dieses Kind
um keinen Preis, ich bin doch erst 20 und mache gerade mein Abitur und
überhaupt habe ich noch keinen Bezug zu Kindern. Eher, auch wenn es sich
grausam anhört, hatte ich eine Wut auf das, was da in mir heranwuchs, weil
ich es nicht wollte. Es kam mir vor wie ein Schmarotzer. Ich wollte nicht
mal essen, um es nicht nähren zu müssen.
Auf den letzten Drücker, kurz vor Weihnachten bin ich dann zum Arzt und
ich war in der 13! Woche. Die Frage war, ob eine Abtreibung noch möglich
war. Der Arzt war sehr nett und hat mir sehr geholfen, er hat mich noch am
selben Tag zu ProFamilia geschickt, wo die Leute auch sehr verständnisvoll
waren. Direkt danach bin ich zur aok (Versicherungskasse), um mir den
Schein zu holen, was auch kein Problem war. Ich musste nach Stuttgart
fahren zur Abtreibung, da es in meinem Ort so kurz vor Weihnachten nicht
möglich war. Auch dort waren die Leute sehr nett und haben mich freundlich
aufgenommen. Nach dem Eingriff gings mir gut und ich war erleichtert.
Gesundheitliche Probleme hatte ich nicht, ausser ein paar Blutungen, keine
Schmerzen, nichts, ausser dass die Last weg war.
Ich würde mir von keinem reinreden lassen und wieder abtreiben, falls ich
wieder in eine solche Situation käme. Schön war auch, dass meine Mutter zu
mir stand und viel Verständnis hatte sowie auch mein Freund, das ist sehr
wichtig. Bereuen tue ich nichts, denn ich habe in erster Linie an meine
Zukunft gedacht.
Kathleen
Es war im letzten Jahr, vor meinem Urlaub. Ich hatte ziemlich bald das
sichere Gefühl, schwanger zu sein. Ich bestellte mir Kataloge für
Schwangere und Babymode. Eine Woche lang war ich glücklich mit dem
Gedanken, ein Baby zu bekommen. Dann überfielen mich große Zweifel: ist
mein 5-jähriger Sohn der Situation gewachsen? Kann ich ihm die notwendigen
Dinge fürs Leben kaufen? Werde ich jemals genug Geld haben, um auch nur
zum Friseur gehen zu können – sei es auch nur ein mal im Jahr? Was wird,
wenn wir die Raten für unseren Hauskredit nicht mehr aufbringen können und
wir in eine kleine Wohnung ziehen müßten? Werde ich auf meiner Arbeit
jemals wieder solche Chancen bekommen?…..
Alle diese Fragen hatten einen schlechten Beigeschmack, der blieb. Die
Antworten waren niederschmetternd. Mir war so schlecht, dass ich nicht
mehr arbeitsfähig war. – Dann sprach ich den Gedanken aus…..
Ich ging zum Arzt und danach funktionierte ich wie ein Uhrwerk. Meine
Erfahrungen, die Menschen betreffend, die mit mir durch diese Hölle mußten,
sind begrenzt, da nur mein Mann und meine Freundin davon wußten. Die
behördlichen Stellen (Krankenkasse und Beratungsstelle pro familia) waren
supernett und verständnisvoll. Mein Frauenarzt ist der beste, lieb und
auch ehrlich, ohne Kompromiß.
Als ich die OP überstanden hatte (ambulant), war ich hungrig und froh,
dass mir nicht mehr schlecht war. Der Katzenjammer überfiel mich nicht
wirklich, ich habe einen gut funktionierenden Verdrängungsmechanismus. Ich
gehe arbeiten, ich lache und weine wie sonst auch, aber ich bin und bleibe
eine Mutter, die abgetrieben hat, weil sie solche Angst vor einer
ungewissen Zukunft hier in Deutschland hatte. Ich würde es in der
damaligen Situation wieder tun.
Ich grüße alle ganz lieb, die auch durch dieses Chaos mußten und müssen
und möchte euch sagen, egal welche Entscheidung ihr trefft, IHR trefft die
Entscheidung und sie ist richtig, wenn sie für Euch stimmt.
Doreen
Ich bin 25 Jahre und habe im November 2005 erfahren, dass ich trotz Pille
schwanger bin und wollte es nicht wahr haben. Ich wusste es erst, als ich
nach einigen Anzeichen (wie ständiges Brustziehen, Ausfall der Periode)
einen Schwangerschaftstest kaufte. Dort konnte man schon nach einigen
Sekunden sehen, wie der Strich in dem Feld "positiv" zum Vorschein kam.
Ich habe gleich einen Termin beim Frauenarzt vereinbart, wo es mir 100 %ig
bestätigt wurde. Ich war total fertig. Aber es gab so viele Dinge, die
gegen ein Kind sprachen. Nachteile in meinem Leben, der Mann, von dem das
Kind war, wollte es nicht. Das lag auch daran, dass wir nur eine Affäre
hatten. Er ist in einer Beziehung und dies wusste ich, aber meist spielen
die Gefühle ihr eigenes Spiel.
Am 30.11.2005 hatte ich einen Termin zur Voruntersuchung und am 1.12.2005
einen Termin im Krankenhaus zur ambulanten Operation. Es wurde mit der
Absaugmethode durchgeführt. Ich lag vor dem Eingriff ca. 3 h in meinem
Bett, hatte nichts zu lesen, keine Musik, kein TV. Einfach nur Stille und
die Schatten an der Wand, die sich aus der strahlenden Sonne und den
wippenden Ästen der Bäume bildeten. Ich muss sagen, es war eine schwere
Entscheidung, die schwerste in meinem bisherigen Leben. Bis kurz vor dem
Eingriff, habe ich überlegt, ob dies der richtige Weg ist, aber die
Vernunft siegte.
Man denkt noch oft daran, z. Bsp. wie hätte das Kleine wohl ausgesehen,
wären wir klar gekommen, was hätte sich in meinem Leben verändert, wäre es
schöner oder schlechter geworden … ? Auch wenn man Kinder sieht, denkt
man daran. Aber ich denke / hoffe, dass dies mit der Zeit vergeht. Ich
habe oft geweint und mich bei meinem kleinen Stern entschuldigt. Ich weiß,
dass wenn ich einmal ein Kind bekomme, dann wird es dieser Stern sein, den
ich in meinen Armen halte. Er weiß dass es so das Beste war! Ich habe
meine Gedanken in einem Brief niedergeschrieben und ihn mit ein paar
persönlichen Dingen von mir in eine Schachtel gelegt…
Ich finde es übrigens toll, dass es so eine Seite gibt, denn ich bin auf
andere Homepages gelangt, wo man in Tränen ausbricht und denkt, dass man
der größte Straftäter ist. Danke!
Sonja
ja, ich dachte, dass das Leben nicht mehr weiter gehen werde, als mir mein
Frauenarzt mitteilte, dass mein ungeborenes Mädchen die Trisomie 21 hat;
besser bekannt als Down Syndrom… Sonja musste mit dem Kopf
entscheiden. Sie hatte sich über die Schwangerschaft gefreut, aber da gab es
Hindernisse… sie entschied sich zum Abbruch im fortgeschrittenen Stadium
der Schwangerschaft…
weiter zur bewegenden Geschichte von Sonja
Christine
38 Jahre, mit Tochter von 15 Monaten, die immer noch gestillt wird. Bei
mir ist es 10 Tage her, dass ich den medikamentösen
Schwangerschaftsabbruch hatte. 2 Tage vor dem Abbruchtag nahm ich beim
Arzt 3 Tabletten ein, 2 Tage später gab er mir nochmals 2 Tabletten und
nach 2 Stunden hatte ich heftigen Auswurf in der Toilette. Es blutete
stark, auch danach. Ich war nur noch am Binden wechseln. Ich fühlte mich
total erschöpft und schlief dann nur noch den restlichen Tag. Mein Kind
war immer bei mir. Sie gab mir Halt. Denn ansonsten sind wir alleine. Mein
Mann arbeitet im Ausland. Ich habe immer noch heftige Blutungen und
wundere mich, wann es endlich besser wird. Sind nun ja schon 10 Tage her.
Dazu kommt ich bin Diabetikerin und habe ein wenig Angst, dass dies für
mich die falsche Methode war. Ich fühle mich generell sehr schlapp (obwohl
ich eine Powerfrau bin). Ich denke der Arzt war nicht der Beste, er
entliess mich ohne weiteren Rat. So suche ich nun im Internet nach Abhilfe
und werde in wenigen Tagen einen anderen Arzt um Rat bitten.
Möchte noch erwähnen, ich war in der 8. SSW und ein weiteres Kind wird
ausgeschlossen. Ich habe seelisch mit der Situation kein Problem, doch
wenn ich um Jahre jünger wäre, keine finanziellen Sorgen hätte und keine
Diabetes, dann hätte ich das Baby gewollt…
Kommentar: Diabetes ist keine Gegenindikation zu Mifegyne. Starke
Blutungen bis 12 Tage können durchaus vorkommen, das ist im Rahmen des
Normalen, besonders wenn es schon die 8. SSW war. Allerdings hätte der
Arzt Christine besser informieren sollen. Eine Nachkontrolle ist jetzt unbedingt nötig.
Yvonne
Ich war 17 Jahre alt, als ich schwanger wurde. An einem schönen Abend
liebten mein Partner und ich uns. Doch unglücklicherweise riss das Kondom.
Am nächsten Morgen nahm ich sofort die Pille danach und dachte: "Jetzt
kann nichts mehr passieren." Doch leider stellte sich ca. 3 Wochen danach,
als meine Periode nicht einsetzte, heraus, dass ich doppelt Pech hatte.
Für mich brach eine Welt zusammen. Zum Glück war meine beste Freundin bei
mir, die mich tröstete. Dass ich das Kind nicht wollte, war sofort klar,
denn ich besuchte noch das Gymnasium und stand finanziell und was meine
Zukunft betrifft noch im Nirgendwo.
Wenn ich mal ein Kind kriege, was ich unbedingt will, denn ich bin ein
Familienmensch, dann will ich meinen Kindern etwas bieten und vor allem
sagen können, sie seien Wunschkinder. Ausserdem war meine Beziehung sehr
instabil. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er der Mann fürs Leben
sei. Auch er war für die Abtreibung. Doch er liess mich mit meinen Sorgen
alleine. Ich machte deshalb Schluss und von da an verarbeitete es jeder
auf seine Weise. Er war damals 20 und hatte nur Frauen, Sex, Partys im
Kopf.
Mein anderes Problem war, dass ich den Mut nicht hatte, es meiner Familie
zu erzählen. Ich beichtete es schliesslich meiner 5 Jahre älteren
Schwester, die mich nicht wirklich in meiner Entscheidung unterstützte.
Sie war dafür, dass ich das Kind austrage, doch sie akzeptierte meine
Entscheidung. Schliesslich sagte ich es auch meiner Mutter, die überhaupt
nicht wusste, dass ich sexuell aktiv bin. Sie fing an zu weinen, nahm mich
in den Arm und sagte, sie ist für mich da, egal was ich mache, doch sie
sei meiner Meinung. Sie kam dann mit in die Praxis, als es soweit war.
Mein Vater weiss es bis heute nicht, ich will nicht, dass er von mir
enttäuscht ist…
Ich entschied mich für die Absaugmethode. Die medikamentöse kam für mich
nicht in Frage, weil erstens ich den Medikamenten nicht mehr traute
(Versagen der Pille danach) und zweitens, weil ich zu einem anderen Arzt
hätte gehen müssen. Meine Frauenärztinnen waren super (ich bin in einer
Praxis, wo es nur Gynäkologinnen gibt). Sie haben mich spitzenmässig
beraten, haben meine Meinung unterstützt, haben mir Mut gemacht etc. Das
beste war, dass der Abbruch in der Praxis durchgeführt wurde. Ich hatte
fürchterliche Schmerzen und war froh, dass meine Mutter bei mir war.
Obwohl ich meinen Entscheid nie bereut habe, hatte ich recht Mühe, mit der
Situation fertig zu werden. Vor dem Abbruch waren alle für mich da und
nachher war das Thema wie abgehakt. Meine Mutter und Schwester erwähnten
es nie mehr und fragten nicht, wie es mir gehe. Auch von meinen
Freundinnen hätte ich mehr erwartet. Ich weiss nicht, ob sie mich schlicht
nicht daran erinnern wollten oder ob es sie peinlich berührte, mit mir
darüber zu sprechen, ich fühlte mich alleingelassen. Meine schulischen
Leistungen gingen zurück, ich begann öfter zu schwänzen und wurde
irgendwie von Schuldgefühlen begleitet. Ich steigerte mich in eine
depressive Stimmung hinein (auch andere Gründe kamen dazu). Nach 17-
jährigem sorgenlosem Leben explodierte die Bombe.
Doch es wurde bald wieder besser. Heute bin ich 19, es ist also fast 2
Jahre her. Ich habe bald Maturprüfung und nehme schwache Antidepressiva.
Seit ca. einem Monat bin ich wieder mit meinem damaligen Freund zusammen.
Es ist Gras darüber gewachsen, wir hatten gute Gespräche und haben
gemerkt, dass wir ohne einander einfach nicht können. Nach der Matur werde
ich die Antidepressiva absetzen. Ich fühle mich glücklich und noch
glücklicher, dass ich diese Seite entdeckt habe, denn Ihr habt meinem
guten Gefühl noch den letzen Schliff gegeben. Ich bin froh, dass ich
abtreiben durfte!!! Danke für die Hilfe!
Emma
Ich habe vor 2 Wochen mit Mifegyne abgetrieben und weiß bis heute nicht,
wie es mir geht oder gehen sollte.
Ich bin schwanger geworden, weil ich nicht verhütet habe. Ich bin seit 5
Monaten verheiratet und wollte immer ein Kind mit diesem Mann, zumindest
habe ich mir das gedacht. Er wusste nicht, dass ich nicht verhüte und dann
bin ich auch gleich schwanger geworden. Als der Test positiv war, war ich
überhaupt nicht froh. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass das das
schönste Gefühl auf Erden sein müsse – es war es nicht. Ich bekam auf
einmal Panik und begann da erst zu realisieren, was ich eigentlich gemacht
hatte und was das für Konsequenzen für mich und meinen Mann haben würde.
Ich konnte es mir plötzlich überhaupt nicht vorstellen, ein Kind jetzt zu
bekommen. Unsere finanzielle Situation ist alles andere als rosig und der
Vertrag meines Mannes läuft aus, 2 Wochen vor dem voraussichtlichen
Geburtstermin. Ich wusste weder ein noch aus.
Die Reaktion meines Mannes war auch so gar nicht, wie ich ihn eingeschätzt
hatte. Er liebt Kinder und ist vernarrt in seine kleine Nichte, und ich
dachte immer, er würde sich genauso freuen, wenn er selbst eines bekäme,
auch ungeplant. Nur war es nicht so. Es war das Gegenteil von dem was, ich
erhofft bzw. erwartet hatte. Er war total negativ eingestellt, es bedeute
das Ende aller seiner Träume etc. und wollte von Anfang an die Abtreibung.
Ich hab es dann meiner Mutter erzählt und die hat genauso negativ
reagiert, mehr noch, sie begann zu weinen, weil ich ihr leid tat, und am
Ende musste ich sie aufbauen.
Ich hab immer wieder versucht mit diesem "Etwas" Kontakt aufzunehmen, aber
ich hab mich nie damit verbunden gefühlt. Nach 2 Wochen der Diskussionen
und Streits und nachdem ich meinem Mann mitgeteilt hatte, dass ich dieses
Kind bekommen will, hab ich mich dann eher plötzlich entschlossen, doch
abtreiben zu lassen. Ich war nervlich am Ende, konnte nicht mehr schlafen,
kotzte die ganze Zeit und wusste einfach nicht mehr weiter. Ich bin 25
Jahre alt, verheiratet, Sozialpädagogin, habe einen Job und hätte niemals
im Leben daran gedacht abzutreiben, überhaupt jemals in so eine Situation
zu kommen. Dennoch hab ich mich bewusst in so eine Situation versetzt und
konnte am Ende nicht damit umgehen.
Ich konnte für dieses Kind nicht kämpfen, weil ich selbst nicht wusste, ob
ich es überhaupt wollte. Vielleicht wäre meine Entscheidung eine andere
gewesen, wenn die Reaktionen aus meinem Umfeld positiver gewesen wären. So
fühlte ich mich nur allein. Ich habe im Endeffekt alleine diese
Entscheidung getroffen, doch war sie sicherlich beeinflusst.
Jetzt, nach 2 Wochen, bin ich einerseits froh, dass ich es gemacht habe,
weil es wahnsinnig schwierig geworden wäre, andererseits tut es mir auch
leid und ich möchte nie wieder in so eine Situation kommen. Ich wollte die
Abtreibungspille nehmen, weil ich es miterleben wollte und es war gut für
mich. Ich hatte nach der Einnahme des Prostaglandins sehr starke
Blutungen, aber der Fruchtsack ist erst 3 Tage später abgegangen. Ich habe
ihn dann in meinem Garten begraben.
Mein Mann hat mich in den ersten Tagen sehr unterstützt, doch nach ca. 1
Woche begann ich ihm starke Vorwürfe zu machen. Ich weiß noch nicht, wie
es weitergehen wird und manchmal hoffe ich nur, dass ich das alles
vergessen kann. Trotzdem ist es gut, die Entscheidungsfreiheit zu haben
und ich werde nie wieder eine Frau verurteilen, die abtreibt.
Wie es schon in einem anderen Bericht steht: Ich werde immer schon einmal
schwanger gewesen sein, aber falls ich es je wieder sein sollte, werde ich
mich zu diesem Kind bekennen. Danke, dass es diese Seite gibt.
Käthe
Um diese Jahreszeit geht es mir immer schlecht. Meine Schwangerschaft
jährt sich zum 3mal und ich bin noch nicht weiter.. Ich habe mir immer
Kinder gewünscht, ich hätte gerne eine ganze Schar Kinder aber dazu gehört
ein Mann, den man liebt und dem man vertraut. Schwanger wurde ich von
einem Mann, der nicht mehr als eine Affäre war. Ich war 27 Jahre alt, wir
trafen uns, gingen aus und liebten uns manchmal. Verhütet haben wir mit
Kondomen, denn ich habe die Pille abgesetzt, als meine langjährige
Beziehung auseinander ging. In der Neujahrsnacht meinte meine beste
Freundin, dass mein Busen aussehe, als hätte ich einiges dafür bezahlt und
auch mir war es schon aufgefallen, dass meine Brust gross und härter
geworden war. Wir redeten die nächsten Tage einige Male darüber und am 6.
Januar machte ich einen Test – ich war überzeugt, dass das Ergebnis nicht
stimmen konnte. Einen Tag später hat mich der Frauenarzt getestet und, ich
WAR schwanger. So wie viele hier berichten, ist auch für mich eine Welt
zusammen gebrochen!! Wie konnte ich nur schwanger werden? Ich hatte nur
noch Angst und in meinem Kopf hämmerte es nur noch "nicht so!" Eine
Freundin von mir zieht ihr Kind alleine gross und ich wollte mir und
meinem Kind nicht das gleiche antun. Einen Tag nach dem Bescheid meiner
Frauenärztin hatte ich im Spital einen Untersuch und anschliessend das
Gespräch. Ich fühlte mich voll überfordert und ich schämte mich so sehr.
Wieder einen Tag später schluckte ich die ersten beiden Pillen und wieder
2 Tage später die nächsten beiden. Meine Freundin umsorgte mich und
brachte mich nach den 4 Std. im Spital nach Hause in mein Bett. Ich wollte
nur noch alleine sein und kaum hatte sie meine Wohnung verlassen, ging die
Frucht in der Toilette ab. Ich weiss nicht mehr wie lange ich dastand, ich
konnte es nicht glauben, was ich getan habe. Ich hatte zuwenig Zeit… bis
ich realisiert habe was geschehen ist, hatte ich die Pillen bereits
geschluckt.
Das heisst nicht, dass ich meinen Entscheid bereue, ich wünschte nur, ich
hätte mehr Zeit gehabt. Seit diesem Eingriff hat sich so vieles verändert.
Ich verjage alle Männer, hatte keinen Sex mehr. Ich bin heute noch böse
auf mich, dass ich schwanger wurde und dass ich diesen Entscheid fällen
musste. Ich bin froh, dass ich Menschen um mich habe, mit denen ich reden
kann und ich mich auch heute noch ausweinen kann.
Katy
Ich hatte bis jetzt, Gott sei Dank, noch keinen Schwangerschaftsabbruch,
jedoch musste ich leider schon die "Pille danach" nehmen. Für mich ist
diese Pille noch heute mein Retter, da ich zu der Zeit 15 Jahre alt war
und noch nicht mal wagte daran zu denken, ein Kind zu bekommen. Für mich
persönlich war es die schlimmste Erfahrung, die ich jemals gemacht habe.
Das Schlimme war nicht die Pille zu nehmen, sondern die Tatsache, dass ich
möglicherweise schwanger war.
Als ich die zwei Pillen nahm, dachte ich nicht daran, was in meinem Körper
passiert. Es war mir eigentlich auch egal. Ich hätte fast alles getan, um
eine Schwangerschaft zu vermeiden.
Zu dieser "Schwangerschaft" kam es nicht, weil ich ohne Kondom Sex hatte,
sondern weil das Kondom gerissen war. Bis heute habe ich kein Vertrauen
mehr in dieses Verhütungsmittel.
Tanja
Ich möchte hier meine Erlebnisse schildern, da ich selbst froh war, auf
dieser Seite Berichte zu finden, die nicht mit dem Ziel der Verhinderung
einer Abtreibung veröffentlicht wurden.
Ich komme aus Deutschland und bin 23 Jahre alt. Ich wurde durch das
Zusammenwirken mehrerer Faktoren ungeplant schwanger. Da ich wegen der
plötzlichen Häufung von Besenreissern (geplatzte Äderchen) vor etwa 2
Jahren die Pille absetzte, verwendeten wir zur Verhütung Kondome und ich
kontrollierte meinen Zyklus mit Hilfe von Persona (Apparat zur
Feststellung der "fruchtbaren" Tage). Leider verschob sich im letzten
Zyklus mein Eisprung um ca. 3 Tage nach vorne. Obwohl wir ein Kondom
benutzten (was wir bei den grünen Tagen vor dem Eisprung immer taten –
während der roten Tage verzichteten wir auf Geschlechtsverkehr) blieben
meine Tage aus, am vierten Tag holte ich einen Urintest aus der Apotheke.
Der schlug auch sofort eindeutig an und ich war total geschockt und heulte
erstmal richtig.
Sofort weckte ich meinen Freund und heulte ihm alles vor und sagte auch
gleich, dass ich das nicht will! Wir waren uns sofort im Klaren darüber,
dass wir abtreiben würden, da wir beide keine Zeit für dieses Kind haben
würden. Ich würde bei Geburt des Kindes 6 Monate vor dem Examen stehen und
mein Freund will das Abitur nachholen, so dass auch die finanzielle
Situation äußerst schwierig würde.
Wir haben uns auch über staatliche Hilfen informiert, aber 1 zusätzliches
Semester Bafög (Stipendium) und Erziehungsgeld sowie Sozialhilfe für das
Kind (von der das Kindergeld wieder abgezogen wird) reichen nicht aus, um
dem Kind das bieten zu können, was es verdient hätte. Wir beide wären
gezwungen, irgendwie Geld dazu zu verdienen und damit wären wir wieder
beim zeitlichen Faktor. Alles würde darauf hinauslaufen, dass dieses Kind
nichts von seinen Eltern hätte, die doch so wichtig für seine gute
Entwicklung sind.
Da der Entschluss gefasst war, ging ich direkt am nächsten Tag (Dienstag)
zu meiner Frauenärztin, die die Schwangerschaft mit Ultraschall
bestätigte. 5te SSW. Sie überwies mich zu einem Arzt, der in seiner Praxis
ambulante Operationen durchführt. Am Donnerstag lernte ich ihn dann
kennen. Er war sehr sympathisch und ging sehr entspannt mit mir um. Da ich
mich für einen medikamentösen Abbruch entschieden hatte, die Beratung am
Freitag stattfinden sollte, bekam ich für Montag Abend einen Termin für
die ersten Medikamente.
Die Frau in der Beratungsstelle war auch sehr nett und ruhig. Wir haben
mit ihr über unsere Gründe gesprochen und von ihr dann auch noch ein paar
Tipps zur Verhütung bekommen, wobei uns alles, was sie dazu zu sagen
hatte, schon klar war. Na ja, sie hat sich bemüht, und wer weiß, welche
Leute sonst da sitzen…
Am Montag bekam ich abends nach einem Ultraschall drei Tabletten Mifegyne.
Ich nahm sie im Beisein meines Freundes und wir verabschiedeten uns von
der kleinen Seele, der wir sagten, sie solle in etwa vier Jahren nochmal
vorbeischauen.
Ab da schaltete sich meine Psyche ein. Am nächsten Morgen ging es mir so
schlecht (Übelkeit, gereizter Magen), dass ich nicht zur Uni fuhr. Mittags
musste ich mich übergeben. Den ganzen Tag verbrachte ich auf dem Sofa.
Heute morgen sollte ich dann das Prostaglandin bekommen, das die Blutungen
auslöst. Die Tabletten konnte ich nicht bei mir behalten. Zweimal übergab
ich mich in der Praxis. Dazu bekam ich starke Bauchkrämpfe. Der Arzt
sagte, die Symptome seien eindeutig psychischer Natur und riet mir, eine
Stunde spazieren zu gehen und dann würden wir es noch mal versuchen.
Mir ging es aber so schlecht, dass ich nicht raus wollte und er bot dann
an, die ganze Aktion abzubrechen und – wenn ich das wollte – zu operieren.
Ehrlich gesagt war ich echt froh, dass diese Möglichkeit bestand.
Glücklicherweise war heute OP-Tag in der Praxis und ich war noch nüchtern.
Ich war als Erste dran. Als mir die Narkose gesetzt wurde und ich
einschlief, dachte ich nur "Gott sei Dank!".
Alle beteiligten Personen in der Praxis waren sehr verständnisvoll,
fürsorglich und ruhig. Keiner hat komisch geguckt.
Nachdem mein Kreislauf durch Infusionen wieder halbwegs hergestellt war,
konnte ich nach Hause gehen. Alles ist gut gegangen, direkt nach der OP
hat der Arzt nochmal geschallt und festgestellt, dass alles "weg ist". Ein
paar Krämpfe hatte ich noch, die aber im Laufe des Tages stetig leichter
wurden. Ich habe zu Hause sofort ca. 5 Stunden geschlafen und jetzt am
Abend geht es mir gut.
Ich habe noch leichte Blutungen, aber die sollten in den nächsten Tagen
verschwinden. Der Arzt sagte, dass sich alles im Rahmen halten wird, da es
noch sehr klein war. Ich bin jetzt froh, dass ich alles hinter mir habe
und muss sagen, dass für mich wohl von Anfang an der operative Weg besser
gewesen wäre. Auch wenn ich vom Vorgang her den medikamentösen Abbruch
besser finde, da er naturnaher ist.
Ich hätte auch nicht gedacht, dass mich das alles psychisch so belastet.
Als Fazit für mich kann ich festhalten, dass ich eine solche Situation
nicht mehr erleben möchte und mich über die nächste Schwangerschaft freuen
will.
Trotzdem bin ich froh, dass ich die Möglichkeit hatte, mich gegen das
Austragen zu entscheiden und bereue die Entscheidung – auch im Interesse
des Kindes – nicht und danke insgeheim allen, die sich für die bestehende
Gesetzesregelung zur Abtreibung eingesetzt haben!
Claudia
Seit einer Stunde lese ich die Berichte der Frauen auf diesen Seiten und
es geht mir schon wesentlich besser ! Ich weiss jetzt, dass ich nicht
alleine bin!… Zuvor landete ich auf den Gegnerseiten und brach mal
wieder in Tränen aus, wie des öfteren in den vergangenen Tagen. Letzten
Montag ging ich zum Frauenarzt – meine beste Freundin drängte mich dazu,
weil sie annahm, dass ich vielleicht eine Zyste hatte, denn sie hatte
festgestellt, dass ich irgendwie anders aussah… beim Arzt ist dann eine
Welt für mich zusammengebrochen – Schwanger – das kann einfach nicht sein.
Ich sass eine Dreiviertelstunde weinend im Behandlungszimmer und konnte es
nicht fassen. Mein Arzt ist wunderbar – er hat sich unheimlich viel Zeit
für mich genommen und alles in die Wege geleitet. Zwei Besuche bei pro
familia, nette Menschen, die für meine Situation Verständnis aufbrachten.
Ich bin 31 Jahre jung, habe vor einer Woche meinen Lebenstraum erfüllt
bekommen. Ein Freund hat mit mir einen Laden eröffnet, in dem ich
sozusagen meine eigene Chefin bin und alleine arbeite. Ich bin in der 17.
Woche schwanger! von einem Mann, mit dem nicht mehr als Petting gelaufen
ist, den ich einmal und gottseidank nie wieder gesehen habe – es war
grauenhaft – ich hatte eine Beziehung mit einer Frau zu dem Zeitpunkt als
es passierte… Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich meinen Körper
ignoriere und nicht das geringste bemerkt habe, ich habe alles nur auf die
momentane Stresssituation mit dem Umbau des Geschäfts und die privaten
Probleme geschoben – in Zukunft werde ich wohl sensibler sein und mich
mehr spüren.
Dann der Termin beim Arzt, der die Abtreibung vornimmt. Ich kam mir vor
wie der schlechteste Mensch auf Erden. Man sitzt vor dem Schreibtisch, es
werden zig Rezepte ausgedruckt, das wird aber sehr teuer für sie… wollen
sie das Kind nicht doch lieber zur Adoption freigeben? Wir haben hier
mindestens 12 Stunden Arbeit mit ihnen die uns nicht bezahlt werden… das
wird sehr schmerzhaft für sie, das ist ihnen ja wohl klar…
unterschreiben… hier und da… bis Montag haben sie noch Zeit zu
überlegen, da holen sie sich ihre Medikamente, am Mittwoch ist der
Eingriff… früher ist es nicht möglich, der Anästhesist am Montag ist
gegen das, was sie vorhaben… dreht sich um und geht, ohne sich zu
verabschieden.
Ich weiss, dass ein Kind für mich auf keinen Fall in Frage kommt, gerade
jetzt wo es endlich mal bergauf geht. Adoption ist meiner Meinung nach
sehr viel schlimmer – nicht für mich, sondern für das Kind – ich habe
lange überlegt und bin mir meiner Sache sicher, aber ich habe Angst, mich
in die Hände dieses Menschen zu begeben, den meine Situation nicht im
geringsten interessiert hat.
5 Tage später
Morgens um halb neun war der Termin angesetzt, die Stunden, bis es soweit
war, wollten gar nicht vergehen. Ich war so froh, dass ich zur
Unterstützung meine Mutter bei mir hatte. Auch grosse Kinder brauchen
gelegentlich mal die Mama zum Händchenhalten…
Um zwölf Uhr war es endlich soweit – ich habe gezittert vor Angst. Der
Narkosearzt war der einzig nette Mensch in dieser Praxis, er hat mir die
Angst genommen und eine halbe Stunde Tiefschlaf geschenkt. Man bekommt
wirklich gar nichts mit –
ein paar Stunden später konnte ich schon wieder nach Hause fahren… ich
habe die letzten zwei Tage fast nur geschlafen. – Morgen werde ich ein
wenig arbeiten gehen und mich am Wochenende von meiner besten Freundin
ablenken lassen.
Schuldgefühle habe ich keine. Es war genau die richtige Entscheidung.
Sollte ich in diesem Leben Kinder haben wollen, dann kann das auch noch in
10 Jahren sein – wenn der richtige Partner an meiner Seite ist und die
Situation es zulässt…
Ich bin froh, diesen Schritt getan zu haben. Meine Angst davor war
unberechtigt – es geht mir gut! Ich hätte mir nur einen einfühlsameren
Arzt gewünscht, aber das konnte ich mir leider nicht mehr aussuchen, dafür
war es schon zu spät… beim nächsten Mal weiss ich, wie es sich anfühlt,
aber dann wird es so sein, dass ich mir das Kind wünsche und auch bekomme.
In Zukunft werde ich besser auf mich und meinen Körper achten…
Ines
Ich bin 21 Jahre und hab am 14.09.05 erfahren, dass ich trotz Pille
schwanger bin. Nachdem meine Periode 1 Woche überfällig war, machte ich
einen Test, der auch gleich im Feld "schwanger" zu leuchten begann. Ich
wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich habe zwar eine 4-jährige
Beziehung mit meinem Freund, die super läuft, doch war ich mir nicht
sicher. Am folgenden Montag ging ich gleich zum Frauenarzt. Dieser
bestätigte meine Schwangerschaft in der 5. Woche. Nun ging das Grübeln
los. Eigentlich hätte ich alle Voraussetzungen gehabt, ein Kind gross zu
ziehen. Ich habe eine super Beziehung, die Unterstützung meiner Eltern und
ich liebe Kinder über alles. Doch JETZT eine so grosse Verantwortung zu
übernehmen, dazu war ich noch nicht bereit.
Ich redete mit meinem Freund und meinen Eltern. Keiner von beiden
beeinflusste mich in meiner Entscheidung. Es wurde mir nur Hilfe
angeboten, bei dem Kind oder nach der Abtreibung. Das gab mir viel Mut und
Kraft. Ich bin dann auch gleich zu einer Beratungsstelle gegangen. Dort
waren alle ziemlich freundlich. Auch hier beeinflusste mich keiner. Im
Gegenteil, auch hier wurde mir Hilfe bei dem Kind oder nach der Abtreibung
angeboten. Nach dem Beratungsgespräch machte ich gleich einen Termin ab
bei einem Arzt, der Abtreibungen vornimmt. Ich wusste ja, dass ich
jederzeit meine Entscheidung ändern konnte.
Am 28.10.05 fuhren wir (ich, meine Schwester und mein Freund) in die
Klink. Ich hatte ziemlich Angst vor allem, was mich dort erwartet. An der
Rezeption wurde mir ein Formular in die Hand gedrückt, das ich ausfüllen
sollte. Als dies erledigt war, wurde ich aufgerufen, einer Ärztin ins
Beratungszimmer zu folgen. Ich durfte eine Person mitnehmen, die aber nach
dem Gespräch den Raum verlassen musste. Wir setzten uns in das kleine,
gemütliche Zimmer. Als erstes kam eine Sprechstundenhilfe, die einige
Dinge über mich wissen wollte, meinen gesundheitlichen und psychischen
Zustand. Nach diesem Gespräch folgte das nächste mit dem durchführenden
Arzt. Dieser klärte mich über den Vorgang auf und fragte mich 2 mal ob ich
mir sicher bin, das Kind nicht zu behalten. Es folgte noch ein Gespräch
mit der Anästhesistin. Nach gut 15 min. waren alle Gespräche erledigt. Ich
verabschiedete mich von meinem Freund und wurde in ein Zimmer gebracht, in
dem ich mich umziehen sollte. Danach ging’s ins Behandlungszimmer. Ab
diesem Zeitpunkt bekam ich nichts mehr mit, da ich unter Vollnarkose
abtreiben liess. Nach 5 min. wurde ich aus der Narkose geholt und ins
Aufwachzimmer gebracht. Hier befanden sich ca. 8 Frauen, die die
Abtreibung bereits hinter sich oder noch vor hatten.
Da ich so schnell wie möglich raus wollte, nahm ich meine ganze Kraft
zusammen und lief etwas müde zum Ausgang, wo bereits meine Schwester und
mein Freund auf mich warteten. Wir fuhren gleich nach Hause und ich war
froh, dass alles vorbei war. Mir ging es prima. Ich hatte auch keine
Schuldgefühle, da ich mir 100% sicher war. In der Klinik selber ging es zu
wie in einer ganz normalen Praxis, alles lief sachlich ab. Es war ein
Kommen und Gehen der Frauen.
Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, wenn sich Frauen zu einer Abtreibung
entschliessen, sollte die Entscheidung 100% sein, dann braucht sich keine
Frau irgendwelche Vorwürfe zu machen. Und es sollte sich keine Frau zu
ihrer Entscheidung zwingen oder überreden lassen.
Nicola
Als ich 19 war, wurde ich von meiner ersten großen Liebe schwanger, er
setzte mich brutal unter Druck, das Kind nicht zu bekommen. Ich wollte
auch kein Kind, aber, streng katholisch aufgewachsen, war ein Abbruch das
schlimmste für mich, und das letzte, was ich wollte. … als ich erneut
schwanger wurde, bekam mein Gatte wieder einen Tobsuchtsanfall. Mir war
klar, nach alledem will ich mit diesem gewalttätigen Mann nichts mehr zu
tun haben…
Ich lernte einen anderen Mann kennen, obwohl ich nie wieder eine feste
Beziehung eingehen wollte. Fatalerweise vertrage ich keine Pille und auch
die Spirale wurde von meinem Körper ausgestoßen. Ich wurde schwanger, und
ohne zu wissen, wie der Mann reagieren würde, entschied ich mich, das Kind
zu bekommen, … und wir sind jetzt seit 17 Jahren ein glückliches Paar…
Jetzt bin ich 38, und nach 11 Jahren musste ich zu meinem Entsetzen
feststellen, dass die Verhütung versagt hat, … Inmitten der
Verzweiflung sagte mir eine innere Stimme, dass, wenn es doch so furchtbar
für mich sei, ich das Kind nicht austragen müsse! … Ich bin froh und
dankbar, dass ich in einem Land lebe, wo ich souverän entscheiden kann…
Zur Geschichte von Nicola im vollen Wortlaut
Leonor
Ich bin Peruanerin, und schreibe aus Peru. Zwar habe ich meine Kindheit in
Deutschland verlebt, arbeite aber jetzt seit 15 Jahren wieder in meinem
Heimat-Land. Ich bin nicht verheiratet und habe einen Freund, insgesamt
haben wir 4 Kinder. Obwohl wir verhütet hatten, bin ich schwanger
geworden. Das Kondom ist kaputt gegangen. In Peru ist Abtreibung verboten,
und ich selber war früher sehr skeptisch gegen Abtreibung, da ich selber
katholisch bin. Da ich aber meine Schwangerschaft sofort bemerkt habe,
sind wir zum Frauenarzt gegangen, damit er uns helfe. Wir können uns kein
fünftes Kind leisten. Aber er, und zwei andere haben mich nur
ausgeschimpft und mich als "amoralisch" und "unverantwortlich"
qualifiziert. Es war demütigend. Wir, erwachsene Menschen, dürfen keine
freie Entscheidung treffen und werden wie kleine Kinder behandelt.
Schliesslich haben wir einen Arzt gefunden, der für 250’000 chilenische
Peseten (317 Euro, 485 Schweizer Franken) eine illegale Abtreibung
vornahm.
Alles wurde sehr leise besprochen und abgemacht. Nicht mal die Sekretärin
durfte es wissen. Die Abtreibung hat in seiner Praxis, sehr früh am
Morgen, stattgefunden. Es war dunkel, die Apparate waren alt, und ich
hatte Angst, krank zu werden oder zu verbluten. Zum Glück war die
Abtreibung sehr frühzeitig, sechs Wochen nach meiner letzten Menstruation.
Ich habe 5 Tage lang geblutet und habe es natürlich niemandem erzählen
können. Es wäre schön gewesen, wenn meine Mutter mit mir da gewesen wäre.
Aber niemand konnte mich begleiten, weil es ja illegal ist. Ich habe mich
sehr alleine gefühlt und hatte grosse Angst.
Aber heute fühle ich keine Angst und keine Schuld, denn ich weiss, dass
wir diese Entscheidung mit Liebe und Verantwortung trafen. Mein Partner
sagte mir: Ich möchte, dass du deine Arbeit nicht verlierst, und dass du
dein Stipendium für das Studium nicht verpasst. Ich möchte, dass du
glücklich bist. Ich sagte ihm: Ich möchte, dass wir mit unseren vier
Kindern gut leben können, dass sie alle studieren können, und dass du
nicht Überstunden arbeiten musst, um ein fünftes Kind ernähren zu können.
Es gibt kein Post-Abtreibungs-Syndrom!! Das ist eine Erfindung der Ärzte
und der Pfarrer. Wenn eine Frau in aller Ruhe eine Entscheidung trifft,
und wenn sie, vor allem von ihrem Partner und ihrer Familie, geliebt und
verstanden wird, dann gibt es keine Schuld, sondern Liebe. Embryonen
sollten nicht wichtiger sein als eine lebende Frau, die ein Lebensprojekt
hat.
Monika
Es ist eine Woche her seit dem Abbruch. Es waren finanzielle Gründe, die
Partnerschaft ist noch sehr jung, und ich habe Angst vor der
Schwangerschaft und der Geburt. Ich bin Künstlerin und weiss nicht, wie
ich Kind und Beruf vereinbaren soll. Mein Partner hat den gleichen Beruf
wie ich und es ist schwer genug, überhaupt über die Runden zu kommen. Ich
bin 41, zum ersten Mal schwanger, und manchmal denke ich, vielleicht war
es das letzte Mal. Die Schwangerschaft war sehr unangenehm, ich habe
eigentlich den Zustand gehasst. Was schön war, war die aufkeimende Liebe
zu dem Wesen. Die Entscheidung fiel leicht, nur waren die Gefühle schwer
auszuhalten, man bekommt einen Bezug zu dem Kind. Ich bin eigentlich gegen
Abtreibungen, finde aber ungewolltes Austragen schlimmer. Ich erlebte
meine Schwangerschaft als falsch, hatte das Gefühl, das Wesen möchte gar
nicht in meinem Körper sein. Glücklicherweise führte meine Frauenärztin
den Abbruch durch, das war ein Geschenk. Die Kasse bezahlte den Eingriff,
es ging alles schnell und unbürokratisch, hier ein Lob einmal für unsere
Institutionen. Der Eingriff selbst tat schon weh. Aber die Atmosphäre war
gut. Schwanger wurde ich wegen eines verspäteten Eisprunges. Ich habe nun
Angst vor der Zukunft. Ich möchte so etwas nicht mehr erleben. Ein Kind
möchte ich aber auch nicht.
Lisa
Bei mir ist der Abbruch noch nicht vollbracht. Ich habe in
einer Woche den Termin. Tja, schwanger geworden bin ich durch einen One-night-stand und ich hätte nie damit gerechnet. Klar ist, dass wir
keine Kondome benutzt haben. Warum auch immer. Eigentlich habe ich mich in
den Mann verliebt und versuchte auch ihn zu halten, aber als dann durch
einen Zufall – ich hatte einen Autounfall, musste geröntgt werden –
auskam, dass ich schwanger bin, hatte ich nur noch Hassgefühle gegen ihn.
Trotzdem habe ich es ihm mitgeteilt. Ich habe bereits eine Tochter, meine
familiäre Situation ist sehr chaotisch, bin noch nicht offiziell von
meinem Mann getrennt und jetzt auch noch schwanger. Habe geheult und heule
heute noch extrem viel. Die Warterei bis zum Termin ist unerträglich.
Gedanken wandern und wandern und wandern. Ich bin mir sicher, dass ich das
Richtige tue, aber ein winziger Teil in mir versucht mir immer wieder das
Gegenteil einzureden. Aber ich bin stark. Ich bin auch froh, steht mir der
"Kindesvater" zur Seite. Denn von Freunden und Familie bekomme ich schon
Verständnis, aber es tut gut, dass er dabei ist. Ich habe Angst vor dem
Eingriff, wahrscheinlich nicht gerechtfertigt. In einer Woche ist alles
vorbei. Und ich weiss, dass es die einzig richtige Lösung ist. Allen die
in der gleichen Lage sind wie ich: Hei, das Leben geht weiter und die Welt
wird sich auch für jeden Einzelnen weiterdrehen.
Lea
Vor ca. einer Woche habe ich einen Abbruch vollziehen lassen. Ich war in
der 10. Schwangerschaftswoche. Wir haben immer mit Kondom verhütet. Als
meine Regel ausblieb, machte ich einen Test, der positiv ausfiel. Ich ging
zur Frauenärztin, kam mit ihr aber nicht wirklich klar,
sie war sich nicht sicher, ob eine Schwangerschaft bestehe. So hatte
ich also keine Gewissheit. Nach ca. zwei Wochen begann bei mir eine
heftige Übelkeit und ich liess mich in eine Klinik einweisen. Dort wurde
die Schwangerschaft endlich festgestellt. Ich hatte ambivalente Gefühle.
Ich musste einige Tage auf der Station bleiben. Tage, in denen ich voll
Zweifel war. Ich wurde von einer Frau beraten, die dort beim Sozialdienst
tätig ist. Sie hat mir das Gefühl gegeben, völlig gegen eine Abtreibung zu
sein, sagte, es sei gegen das Gesetz.
Nachdem ich aus der Klinik entlassen wurde, bin ich zu einem anderen
Frauenarzt gegangen. Dort fanden meine Argumente endlich ein
verständnisvolles Ohr. Danach ging ich zu Profamilia. Ich hatte Angst vor
Vorhaltungen und Belehrungen. Aber zu meiner grossen Erleichterung habe
ich nichts davon erlebt. Ich wurde geduldig angehört und beraten. Über den
Frauenarzt bekam ich dann einen Termin in einer Klinik. Ich wurde über den
Eingriff, die möglichen Nebenwirkungen, und die Vor- und Nachbehandlung
informiert, was mich aber nicht völlig beruhigte.
Dann bin ich morgens in die Klinik gekommen und bekam erst ein Zäpfchen,
welches ich mir selbst einführen sollte. Ich wusste, nun gibt es kein
zurück mehr. Drei Stunden ging es aber noch bis zum eigentlichen Eingriff.
Ich wurde sehr freundlich behandelt. Dennoch war ich sehr nervös, hatte
Angst vor Komplikationen.
Ich bekam eine Narkose intravenös und wachte dann wieder im Zimmer auf.
Die Narkoseärztin fragte kurz, wie es mir ginge und befand, meine
regelschmerzartigen Beschwerden seien normal. Ich war froh, keinen Vorwurf
in ihren Augen gesehen zu haben. Später bekam ich etwas zu essen. Am
Nachmittag kam der Assistenzarzt und ich fragte ihn, wie der Eingriff
verlaufen sei. Er meinte, es dauerte nur fünf Minuten und sei normal
verlaufen. Das beruhigte mich. Insgesamt war es also okay, aber dennoch
eine schwierige Situation.
Vorher war ich mir sicher, dass mein Entscheid gut begründet war. Der Gang
zu Profamilia hat mich darin bestärkt, und Freunde und Familie haben mich
unterstützt, was es mir einfacher gemacht hat.
Als ich aus der Narkose erwachte, war ich einerseits sehr erleichtert
andererseits habe ich geweint, denn diese Entscheidung habe ich nicht mal
eben so gefällt. Es war ein langer, anstrengender Prozess des Für und
Wider-Erwägens. Auch hatte mein Partner mich unter Druck gesetzt, den
Abbruch als Mord bezeichnet und mir Vorwürfe gemacht. Das hatte mich enorm
belastet. Ich habe mich deshalb von ihm getrennt, da mich seine
Einstellung tief verletzt hat.
Sehe ich heute junge Mütter mit ihren Kindern, bin ich erleichtert, denn
ich bin mir sicher, es wäre eine grosse Belastung für mich gewesen und
hätte mich total unglücklich gemacht. Und letztlich auch das Kind.
Trotzdem habe ich Schwierigkeiten, das vollkommen hinter mir zu lassen.
Vielleicht dauert es daher noch eine Weile, aber ich habe durch den hohen
Informationswert auf dieser Homepage dazugelernt, und dass ich hier
schreiben konnte hat mich erleichtert.
Jana
Es ist jetzt etwa 10 Monate her, als ich erfuhr ich sei in der 6. Woche
schwanger. Ich war 19 Jahre alt und in dem Moment dachte ich nur, dass
mein ganzes Leben vorbei sei…
Dass es zu dieser Schwangerschaft kam, war teilweise mein Verschulden. Man
sagte mir, es sei für mich so gut wie unmöglich Kinder zu bekommen
aufgrund einer Pilzerkrankung, die sich schon viel zu weit "nach oben"
gearbeitet hatte.
Ich nahm es dann mit der Verhütung nicht so genau und eines Tages ist es
dann doch passiert… Nach einigen Tagen habe ich mich doch damit
"anfreunden" können Mutter zu werden, allerdings stand niemand zu mir.
Meine Familie war absolut dagegen und sagte mir, dass ich, wenn ich mich
dafür entscheiden würde, alleine dastehen würde… Mit dem Erzeuger war
ich auch nicht mehr zusammen und wollte auch so wenig wie möglich mit ihm
zu tun haben…
Ganz alleine, in dem Alter, ohne Ausbildung, ohne finanzielle
Sicherheiten. Ich habe eingesehen, dass es keine Vorraussetzung für ein
neues Leben ist und habe mich für eine Abtreibung entschieden. Ich denke
dass es die schwerste Entscheidung ist, die man als Frau treffen kann.
Mein Kind wäre jetzt 5 Wochen alt und wenn ich drüber nachdenke, was ich
bis heute täglich mache, dann bin ich überwiegend froh über meine
Entscheidung.
Vor dem Eingriff selber braucht man keine Angst zu haben. Etwa 3-4 Std.
vorher bekam ich ein Zäpfchen, das den Muttermund öffnet (davon bekam ich
kaum etwas mit, ein leichtes Ziehen vielleicht). Die Narkose dauerte etwa
10 Minuten und dann war auch schon alles vorbei.
Psychisch packt es jede anders…
Es fühlt sich gut an, dass ich meine Geschichte niederschreiben konnte und
zu wissen, dass sie jemand liest, der völlig neutral ist…
Sabine
Ich bin 22 Jahre alt und lebe in Bayern. Es fällt mir nicht schwer über
meinen Schwangerschaftsabbruch zu schreiben, da ich mir sicher bin die
richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich habe in der sechsten Woche
die Schwangerschaft vermutet und einen Test gemacht – positiv – ein
Schock!! Am gleichen Tag habe ich einen Termin beim Arzt abgemacht. Der
Arzt war sehr nett, was das Problem für mich allerdings nicht kleiner
machte. Ein Kind passt nicht in mein Leben – jetzt noch nicht – und ich
nicht in das Leben eines kleinen Menschen, der auf mich angewiesen ist…
Durch das Fortbestehen der Schwangerschaft hätte ich meine Arbeit
verloren, zwangsläufig auch meine Wohnung, da ich in einer Dienstwohnung
lebe. Finanziell komme ich gerade so aus, ich hätte zurück zu meinen
Eltern gehen müssen, zurück in die Unselbständigkeit. Hinzu kommt, dass
ich in dieser Zeit sehr viel getrunken und geraucht habe. Wie gesagt,
meine Entscheidung stand fest.
Am nächsten Tag ging ich zum Beratungsgespräch und erhielt einen Termin in
einer ambulanten Klinik. Ich musste die nächste Woche bis dahin irgendwie
überstehen. Das war die schlimmste Zeit, mal abgesehen von der ständigen
Übelkeit hatte ich grosse Angst vor dem Eingriff. Ich war das reinste
Nervenbündel. "Meine Kinder" (ich bin Erzieherin) hatten es nicht leicht
mit mir, da ich ständig gereizt und nervös war.
Am Tag des Eingriffs, zu dem mich zwei Freundinnen begleiteten, habe ich
mich ständig übergeben. Ich hatte ein Vorgespräch mit der Ärztin, in dem
sie mir genau erklärte wie alles ablaufen wird. Ich wurde in ein Zimmer
mit vier Betten gebracht, legte mich in eins und bekam ein
Beruhigungsmittel. Wie lange es dauerte bis ich dann in den OP gebracht
wurde, weiss ich nicht mehr.
Ich bekam das Narkosemittel, mir wurde heiss… dann bin ich in dem selben
Raum indem ich vorher gewesen bin, wieder aufgewacht. Ich habe sehr
geweint. Die Schwester brachte mir Taschentücher und sagte, ich solle
versuchen noch etwas zu schlafen – das konnte ich nicht, ich hatte
Schmerzen. Nach etwa zehn Minuten waren sie vorbei. Ich bekam jede Menge
Tee und Butterkekse. Nach ca. einer Stunde kam eine Schwester um mit mir
ein paar Schritte zu gehen und meinen Blutdruck zu messen.
Bald danach durfte ich mich anziehen und hatte noch ein Nachgespräch, dann
durfte ich nach Hause… Ich fühlte mich erleichtert, auch jetzt noch.
Ich möchte mal Kinder haben, ganz viele – aber mit einem Mann, den ich
liebe und den richtigen Vorraussetzungen für eine Familie. Wenn ich kleine
Kinder sehe, überlege ich mir wie es wohl gewesen wäre eine Mama zu
werden, ein bisschen macht mich das schon traurig, aber ich habe ja noch
genügend Zeit das herauszufinden.
Liliana
Ich habe vor zweieinhalb Wochen erfahren, dass ich
schwanger bin. Ich hatte das Gefühl, dass meine Menstruation schon lange
her war, und meine Brüste schwollen an. Als auch noch die Übelkeit kam,
machte ich einen Test – positiv. Obwohl ich schon seit über 9 Jahren mit
meinem Freund zusammen bin, war die Nachricht ein Schock für uns beide.
Mit einem Kind hatten wir nicht gerechnet. Es begann eine qualvolle Zeit
für mich. Wegen Weihnachten waren alle Kliniken geschlossen, und meine
Frauenärztin war in den Ferien. Wir hatten also 2 Wochen Zeit, uns zu
entscheiden wie es für uns weitergehen sollte. Ich würde lügen würde ich
sagen, dass meine Entscheidung sofort fest stand. Es gab Augenblicke, da
streichelte ich mir über den Bauch und sprach mit ihm, und dann wiederum
Momente, an denen ich mir wünschte, dass alles nur ein Traum sei. Wir
sprachen sehr viel über die Möglichkeit es zu behalten, und die, es
wegmachen zu lassen. Wenn sich das Paar liebt und eine Zukunft zusammen
plant, müssen beide die Entscheidung treffen. Und so haben wir uns zur
Abtreibung entschlossen.
Nach einem Ultraschall wurden wir zu einem Beratungsgespräch gebeten. Wir
entschieden uns für die medikamentöse Methode. Mein Freund stand mir in
jeder Minute zur Seite, und das meine ich wörtlich. Das hat mir sehr
geholfen, da ich mich sonst schon sehr alleine fühlte. Nach der Einnahme
der drei Mifegyne Tabletten konnte ich nach Hause. Ich dachte für mich:
"So, jetzt gibt’s kein zurück. Jetzt kann ich nur hoffen, dass es wirklich
die richtige Entscheidung war." Ich hatte eine starke Übelkeit und
psychisch war ich auch ganz angeschlagen. Mir ging alles zu langsam, ich
wollte nur, dass es vorbei ist. Der Tag zwischen den zwei Einnahmen war
der reinste Horror. Als ich am folgenden Tag das Prostaglandin bekam,
traten auch rasch die Krämpfe ein. Die Blutungen wurden stärker, und ich
wartete auf die Ausscheidung der Frucht. Als dies geschah, wusste ich
nicht was tun. Ich musterte es und dachte: "Das war’s." Mein Baby war nun
keins mehr.
Heute war mein erster Tag nach der Einnahme. Ich war bereits arbeiten, und
obwohl es meine Chefin wusste, behandelte sie mich mit einer
Gleichgültigkeit…. Das gibt einem ein komisches Gefühl. Ist es nicht
mehr wichtig, wie man sich entscheidet? Gehört eine Abtreibung zum Alltag?
Für mich nicht, und ich muss sagen, dass es eine schwierige Entscheidung
war, auch wenn ich überzeugt bin, dass es die richtige war. Die Ärzte und
Schwestern waren wunderbar, so hilfsbereit und menschlich. Das war schön,
und machte den Eingriff einfacher. An alle Frauen, die sich jetzt in
diesem Moment überlegen, was sie tun müssen: Sprecht mit einer vertrauten
Person, oder mit dem Partner, und nehmt euch Zeit!
Fabienne, 37
Vor 5 Jahren wurde ich ungewollt schwanger. Ich lebte in einer festen
Beziehung und wir hatten schon 2 Töchter (18 Monate und 6 Monate alt).
Ich fühlte mich teilweise überfordert mit meinen beiden kleinen Kindern
und meine Partnerschaft war angespannt. Ich fühlte mich oft alleine und
konsumierte heimlich Alkohol. Unerwartet ein 3. Kind! Das war für mich zu
früh und zu dem Zeitpunkt zu viel. Ich klärte ab, wer mich unterstützen,
entlasten könnte. Fand keine ermutigenden Ohren und Hände. Entschloss mich
zu einem Schwangerschaftsabbruch.
Alles ging sehr schnell. Nach den nötigen Formalitäten kam der praktische
Teil, welcher in einer Klinik stattfand. Am Morgen um 7 war der Eingriff
und um 15.00 Uhr funktionierte ich wieder als Mutter für meine beiden
Töchter, als ob nichts gewesen wäre. Das schlimmste war das Gefühl, eine
Kriminelle zu sein; das war vom Personal der Klinik und von meinem Partner
gut zu spüren.
Meine Entscheidung war damals für mich richtig. Doch bis heute habe ich
meine Trauerarbeit gegenüber dem ungeborenen Geschöpf nicht abgeschlossen.
Es war ein Verdrängen von meinem schlechten Gewissen und Angst, mich mit
meinen Trauerschmerzen zu konfrontieren.
Erst jetzt, wo ich einsehe, dass ich traurig sein darf über den Verlust
und mir nicht weitere Vorwürfe machen will, hoffe ich, dass ich endlich
eine innere Ruhe finden kann. Mein Alkoholproblem habe ich seit 3 Jahren
im Griff und lebe immer noch mit demselben Mann, und meine beiden Töchter
sind inzwischen 7 und 6 Jahre alt.
Alexandra
Ich bin 35, habe vor einem halben Jahr meine eigene
Firma gegründet, lebe mit meinem Lebenspartner schon sehr lange Zeit
zusammen, wir haben gemeinsame Hobbies und ein ausgefülltes Leben und ein
Kind kam für mich und meinen Partner nicht in Frage.
Als ich dann feststellte, dass ich trotzdem schwanger war, hatte ich ca. 2
Stunden das Gefühl, ich müsste das Kind vielleicht doch behalten, da ich
ja nicht mehr die Jüngste bin und wenn nun das Schicksal meinte ich müsste
schwanger sein… Nun ja, das dauerte wie gesagt nur sehr kurze Zeit.
Sofort rief ich meine Gynäkologin in Zürich an.
Einen Tag später sass ich bei ihr in der Praxis, sie machte den
Ultraschall und ich schaute mir das Bild auch an. Das war für mich
wichtig, denn dadurch konnte ich meine Entscheidung noch einmal
überprüfen. Ich hatte weiterhin keine Zweifel an meinem Wunsch nach dem
Abbruch. Und auch die Methode war für mich klar: Medikamentöser Abbruch
mit Mifegyne. Dies weil ich ihn schon rasch durchführen konnte und mich
nicht noch länger schwanger fühlen musste bzw. ich noch sehr wenig von der
Schwangerschaft spürte.
Meine Ärztin verwies mich an ein Zürcher Spital, das diese Methode
durchführt. Einen Tag später wurde ich dort noch einmal untersucht und
führte mit der behandelnden Ärztin ein intensives und konstruktives
Gespräch.
Exakt heute vor einer Woche habe ich mit der medikamentösen Abtreibung
begonnen und drei Tabletten Mifegyne geschluckt. Die zwei Tage bis zur Prostaglandin-Einnahme ging es mir physisch sehr gut, psychisch etwas
weniger. Und zwar nicht, weil ich meine Entscheidung bereute, sondern weil
ich nicht genau wusste, was auf mich zukommt und ich Angst vor Schmerzen
und Übelkeit hatte.
Als ich 2 Tage später im Spital dann endlich die zwei Cytotec nehmen
konnte, war ich erleichtert. Und wartete auf die Schmerzen. Doch die kamen
nicht bzw. nur moderat. Ich konnte mich im Spital frei bewegen, essen und
fühlte mich erleichtert, erleichtert und nochmals erleichtert.
Da ich vier Stunden nach der Cytotec-Einnahme lediglich eine schwache
Blutung hatte, erhielt ich noch einmal zwei Cytotec; dieses Mal vaginal.
Danach konnte ich nach Hause. Ich hatte zwar weiterhin leichte Krämpfe,
doch ich fühlte mich gut. Auch als ich dann nicht mehr nur Blut, sondern
auch Gewebe und Fruchtsack vorfand, ging es mir gut. Meines Erachtens
ist das reine Panikmache, wenn einem Ärzte, Websites, Abtreibungsgegnerinnen,etc. weis machen wollen, man kriege eine Psychose
beim Betrachten der abgegangenen Frucht und daher sei die medikamentöse
Abreibung viel schlimmer, als die chirurgische!
Ich war zwar noch nicht bei der Nachkontrolle, doch ich fühle mich rein
gar nicht mehr schwanger und einfach nur erleichtert. Die einzige
Nebenwirkung war ein starker Durchfall, einen Tag nach der Cytotec
Einnahme. Doch ansonsten ging es mir immer gut. Ich bereue meine
Entscheidung nicht und ich fühlte mich gut betreut. Ärztinnen und
Schwestern haben sich neutral und objektiv verhalten.
Rebecca
Mein Abbruch ist 5 Jahre her. Jetzt bin ich 28. Es war eine reine Vernunftsentscheidung, mein Herz wollte was anderes. Ich habe alles ganz
schnell hinter mich gebracht, denn ich wusste ganz genau: Wenn ich
zuwarte, entscheide ich mich anders. 2 Jahre nach der Abtreibung verliess
mich mein Freund. Er lernte eine andere Frau kennen und bekam mit ihr eine
Tochter. Unser Trennungsgrund war sein nicht vorhandener
Kinderwunsch…… Ich habe die Entscheidung schon in dem Moment bereut,
als ich in der Klinik auf dem gynäkologischen Stuhl lag und der
Anästhesist mir das Betäubungsmittel in den Arm gespritzt hat. Es tut mir
sehr weh, auch heute noch. Ich würde es am liebsten ungeschehen machen.
Leider geht es nicht. Allen Frauen, die vor der wohl schwierigsten
Entscheidung ihres Lebens stehen, möchte ich sagen: hört auf eure innere
Stimme! Lasst Euch von niemandem beeinflussen!
Miriam
Ich bin jetzt 25 Jahre alt. Ich werde heute Abend in die Klinik fahren
um eine Abtreibung
zu haben. Mir geht es körperlich sehr schlecht durch die Schwangerschaft,
es ist
ca. die sechste Woche. Da es meine zweite Schwangerschaft ist, weiss ich was
auf mich zukommen würde. Und ich könnte das mir und dem Kind nicht nochmals
zumuten. Mein erstes Kind, das bald zwei Jahre alt wird, lebt nicht bei
mir. Ich kann es nicht versorgen, mir geht es sehr schlecht, ich bin
psychisch sehr krank, und habe auch keinerlei Muttergefühle, was mir selbst
am meisten leid tut.
Aufgrund dessen, dass ich Psychopharmaka einnehme, kam hormonelle
Verhütung
nicht in Frage, sagte mein Frauenarzt, tja, und da die Männer Kondome "nicht
mögen", so ist es passiert, ohne Verhütung, zum zweiten Mal.
Leider wurde mein Wunsch, mich sterilisieren zu lassen, nicht
angenommen, wegen meines Alters.
Ich danke meiner Familie, die sich liebevoll um meinen Sohn kümmert, und
hoffe mein kleines Kind, das bald gehen muss, hat es besser, da wo es
hinkommen wird.
Birgit
Als ich schwanger wurde war ich gerade mal 17 Jahre
alt, ich hatte keine Berufsausbildung, kein Einkommen, aber einen Traum im
Kopf – ich wünschte mir eine Familie – mit allem was
dazugehört. Ich hatte auch einen Freund, keinen von der Sorte, der eine
Schwangere sitzen lassen würde, einer der mit Sicherheit ein liebevoller,
sorgender Vater werden würde – SPÄTER.
Als meine Regel ausfiel und die morgendliche Übelkeit einsetzte war klar –
ich bin schwanger, also ging ich zum Frauenarzt, der mich nach einem
kurzen Gespräch auf den Untersuchungsstuhl beorderte. "Ich werde es nicht
bekommen" – mein Entschluss stand fest. Ich neige dazu Frauen zu
verurteilen, die nicht vor dem Sex über mögliche Folgen nachdenken und
wenn sie schwanger geworden sind, die Abtreibung als eine Art
Verhütungsmittel ansehen. Natürlich wächst in einer Frau ein Leben heran. Vielleicht gibt es Frauen, die diesen Entschluss
leichtfertig fällen, doch wie leichtfertig würden sie im Falle einer
Geburt mit diesem Kind umgehen? Ist das das Wohl des Kindes?
Der Arzt beriet mich recht kühl und sachlich, was
ich zuerst als herzlos empfand. Im nachhinein hat es mich
davor bewahrt, mich in das Gefühl des zukünftigen
Mutterseins hineinzusteigern. Es war keine einfache
Entscheidung. Nach den deutschen Bestimmungen musste ich zu einer
Beratungsstelle, wo man mich über die Möglichkeiten der staatlichen Hilfe
aufklärte. Ich bin froh mich an die Arbeiterwohlfahrt gewandt zu haben und nicht an eine kirchliche
Beratungsstelle. Am Tag danach kam mein damaliger Freund in U-Haft.
Da ich erst 17 war, mussten meine Eltern unterschreiben. Mein Stiefvater – er ist
Katholik – unterschrieb wortlos, der einzige
Kommentar meiner Mutter: "Du tust das Richtige". Am Tag des Eingriffs ging alles sehr schnell – man
gab mir eine Tablette zur Beruhigung und eine, um den Muttermund zu öffnen.
Kurze Zeit später wurde ich, benebelt, in den OP gebracht. Dort setzte
ich mich auf den OP Stuhl, der Anästhesiearzt verabreichte eine
Narkosespritze und ich fühlte die Betäubung, von den Beinen aufsteigend,
wie eine leichte Decke, die jemand tröstend über mich legt.
Im Aufwachraum weinte die Frau neben mir, ich streckte meine Hand nach ihr aus und sie
sagte: "Es musste sein", worauf ich nickte. Wohl aus
Selbstschutz ging mir
ihr Eingriff näher als der eigene. Als ich wieder zu Hause war, hatte ich
leichte Schmerzen. Am folgenden
Tag bat ich meinen Stiefvater, der
Besuch von seiner Mutter hatte, ob er mich ins Krankenhaus fahren würde, falls die Krämpfe schlimmer würden.
Der Spruch meiner Stiefgrossmutter liess mich erstarren: "Wer selbst
abtreiben kann, kann auch selbst ins Krankenhaus fahren".
Einige Tage später lief das Leben weiter, der Alltag kam zurück, meine
Bekannten, die von dem Eingriff wussten, äusserten sich nie negativ, nie
wurde ich scheel angesehen oder verurteilt. Nur die Reaktion der Stieffamilie
war, mild bezeichnet negativ, ich war nicht nur das schwarze
Schaf der Familie, sondern ab jetzt auch eine Mörderin…
Ich habe weder
körperlich noch seelisch Schäden durch die Abtreibung. Und wäre ich wieder
in dieser Situation, würde ich mich genauso entscheiden.
Den grössten Schaden einer Abtreibung, den die Frauen zu tragen haben, ist
die Reaktion der militanten Abtreibungsgegner, die eine Frau wohl als ein
Gebärobjekt ansehen.
Mariella
Im März 1991 wurde ich, 43 Jahre alt, schwanger. Ein Arzt riet mir,
mich einem Ultraschalltest zu unterziehen und danach, sollte der Embryo
aufgrund meines Alters missgebildet sein, abtreiben zu lassen. Ich
konsultierte einen andern Arzt und liess ihn wissen, dass ich mich
keinesfalls in der Lage sähe, ein Kind zu bekommen und es seinen
Bedürfnissen gemäss zu umsorgen und aufzuziehen. Ich sei auch keinesfalls
gewillt, einen negativen gesundheitlichen Befund des Embryo abzuwarten, um
dann gewissermassen ohne Schuldgefühle abtreiben zu dürfen. Ich machte ihn
auf meinen erklärten Willen aufmerksam, kein Kind zu wollen. Mein
Lebenspartner und ich waren uns in der Entscheidung einig. Wir standen und
stehen noch heute voll im Berufsleben, das uns wichtig ist und das wir als
unsern persönlichen Beitrag zur menschlichen Gemeinschaft betrachten.
Was dann folgte, kann ich heute, nach über 10 Jahren, immer noch kaum
glauben. Es war entwürdigend, zynisch und unmenschlich.
Ich wurde zum psychiatrischen Gutachten zitiert. Der Test dauerte genau 4
Minuten. Der Gutachter fragte mich, ob ich an einer speziellen oder gar
erblichen Krankheit litte, was ich verneinte. Auf meine starken
Brillengläser aufmerksam geworden, erklärte er mich als sehbehindert und
notierte eine erblich bedingte Augenkrankheit, noch ehe ich ihm sagen
konnte, um was für eine Augenkrankheit es sich genau handelte. Der
Gutachter stellte mir ein Zeugnis aus, ich bezahlte ihm 530.– Franken bar
auf die Hand, was weitere 3 Minuten in Anspruch nahm. Anschliessend wurde
ich, mit der Adresse eines Schwangerschaftsabbrüche vornehmenden Arztes
versehen, entlassen.
Auf Nachfrage wurde mir von vielen Seiten versichert, es handle sich bei
dem Frauenarzt um einen umsichtigen, liberalen Menschen, dem man sich ohne
Angst anvertrauen könne. Er gehöre zu den Befürwortern der weiblichen
Selbstbestimmung. Der Termin für ein Vorgespräch war rasch gefunden. Mein
Lebenspartner und ich fanden uns ein und bekundeten beide, den Abbruch
gemeinsam durchstehen zu wollen. Der Arzt weigerte sich mit der
Begründung, dies sei meinem Lebenspartner nicht zumutbar, auf unsern
Wunsch einzugehen. Für eine andere Arztwahl fehlte die Zeit. Also mussten
wir uns dem selbstherrlichen und zynischen Entscheid des Arztes fügen.
Meinem Lebenspartner war es gerade mal gestattet, im Warteraum auf mich zu
warten.
Schliesslich lag ich auf dem Gynäkologenstuhl, die Bestecke waren
sterilisiert, der Arzt trug die obligaten Handschuhe. Einige Sekunden vor
dem Abbruch schob er den Monitor in mein Gesichtsfeld und meinte: Sehen
Sie sich doch an, was Sie da abtreiben. Bei Ihrer eigenen robusten
Gesundheit hätten Sie höchstwahrscheinlich auch ein kerngesundes Kind zur
Welt gebracht. Sie können sich also vorstellen, wie ungern ich diesen
Abbruch vornehme."
Den Abbruch selbst, auch das, was man allgemeinhin "Trauerarbeit" nennt,
habe ich unbeschadet hinter mich gebracht. Nicht aber die demütigenden,
entwürdigenden und verletzenden Begleiterscheinungen, die in mir das
Gefühl weckten, verantwortungslos, unmoralisch, ja kriminell gehandelt zu
haben. Dieses Gefühl zu überwinden, daran arbeite ich noch heute.
Eine Fristenregelung schlösse in den meisten Fällen ein derartiges,
psychisch unnötig schmerzhaftes Vorgehen aus. Die Frauen müssten sich
weniger mit Schuldgefühlen herumquälen, die Selbstbestimmung stünde
gewährleistet.
Ich plädiere deshalb für die Fristenregelung, in einer offenen, liberalen
Gesellschaft, die diese Adjektive verdient. Es kann nicht sein, dass
einerseits unter bestimmten medizinischen, oft an den Haaren
herbeigezogenen Bedingungen Abtreibung zwar erlaubt ist, Frauen aber über
den Verlauf einer solchen Abtreibung bereits am Ort des Geschehens, aber
auch für mehrere Jahre ihres Lebens stigmatisiert werden und sich für
ihren selbstbestimmten Entscheid bestraft fühlen müssen.
Mariella Mehr, Dr.phil.h.c., Schriftstellerin
Meike
Ich bin Deutsche (24-jährig) und lebe in der Schweiz.
Ich habe bereits einen einjährigen Sohn und vor kurzem habe ich erfahren,
dass ich ungewollt schwanger war. Ich nehme zwar die Pille, habe aber wohl
einmal eine vergessen. Ich rief bei meiner Frauenärztin an, weil meine
Tage unregelmässig kamen. Dass ich zunahm, hatte ich dem Essen
zugeschrieben und mir vorerst weiter keine Gedanken gemacht. Aber dann
kamen mir doch Zweifel. Da sie im Urlaub war, machte ich einen Test, der
positiv ausfiel. Daraufhin vereinbarte ich einen Termin im Spital in
unserer Umgebung. Dort wurde festgestellt, dass ich schon in der
16. Woche war… Ich war schockiert. Von da an ging das Gerenne los, da es
ja auf jeden Tag ankam. Ich wurde am nächsten Tag an ein anderes Spital in
unserem Kanton verwiesen. Ich hoffte, dort würde man mir weiterhelfen.
Aber dem war nicht so. Die Antwort war: "Wir können nichts für Sie tun,
gehen Sie zur einer Beratungsstelle, wenn sie Geld brauchen".
Mir ging es nicht um Geld!!! Mir ging es um meinen
Sohn und mich, in dieser unerträglichen Situation. Dass mein Sohn zu kurz
kam, war für die Ärzte nicht wichtig – "Sie schaffen das schon"… – Ich
hatte heftigste Kopfschmerzen jeden Tag und nahm regelmässig "Sponstan",
war müde durch den Stress und schlief viel. Ich rief im Unispital in
Zürich an. Mein nächster Weg führte zu einer Psychiaterin, um das
Gutachten zu bekommen, so wie es nach Auskunft des Unispitals der Kanton
Zürich für Abbrüche nach der 12. Woche verlangt. Aber nach einem Streit
und Tränen verliess ich das Sprechzimmer wieder. Sie war so
unfreundlich… das habe ich noch nie erlebt. Sie malte ein Schreckensbild
des Eingriffs. Kann ihr ja egal sein – ist ja nicht IHR Leben, sondern nur
meines und das meines Sohnes.
Die Situation wurde immer unerträglicher… Etliche
Anrufe zu anderen Kliniken usw. Ich habe noch nie gesagt, ich bin am Ende
– aber diesmal war es so. Ich hab schon viel durchgemacht, aber jetzt
schwirrten mir düstere Gedanken durch den Kopf. Aber ich konnte meinen
Sohn doch nicht alleine lassen. Also machte ich mich weiter auf die Suche
und landete im Internet auf der Seite der Bloemenhove Klinik – meine
letzte Hoffnung.
Ich rief dort an und es wurde sofort ein Termin
vereinbart. 5 Tage später war ich schon in Holland.
Dieser Klinik in Holland gilt mein grosser Dank! Der
Abbruch ist dort bis zur 22. Woche
LEGAL! In
Beratungsgesprächen dort mit den Ärzten wurde auf MICH eingegangen, nicht
wie in der Schweiz. Auch die Methode des Abbruches in den Niederlanden
kann ich nur gut heissen. In Zürich wird mit Prostaglandin eine Fehlgeburt
herbeigeführt, Spitalaufenthalt ca. 3 Tage. In den Niederlanden wird eine Kürettage gemacht und vor der 18. Woche kann man nach 2 Stunden wieder
gehen.
Ich bekam zwei Tabletten zur Weitung des Muttermundes
und später wurde der Abbruch unter Vollnarkose mit einer Kürettage
durchgeführt. Der Eingriff dauerte 10 Minuten.
Als ich aus der Narkose aufwachte, musste ich
lachen… ich war so froh! Ich hatte noch nie so ein nettes Ärzteteam
erlebt… weder in der Schweiz noch in Deutschland. Mir geht es wieder gut
und ich habe wieder Freude am Leben, die Kopfschmerzen sind weg. Es ist
Quatsch, dass es einem nach dem Abbruch schlecht geht. Ich fühle mich als
ob ich ein neues Leben, eine neue Chance bekommen habe. Bin einfach nur
glücklich. Ich verstehe einfach nicht, warum andere Länder das nicht den
Frauen überlassen??? Es ist IHR Leben… Klar lebte vor kurzem auch noch
eines in mir, aber man kann doch nicht um jeden Preis jede Schwangerschaft
austragen, wenn man sich nicht in der Lage dazu fühlt, nur weil es so ein
dummes Gesetz gibt??? Soll man darunter leiden, soll man sein Leben
zerstören?
Ich weiss, es ist
erst kurze Zeit her, aber ich bin mir sicher, dass es für mich der
richtige Weg war.
Simona
Als ich schwanger wurde, war ich achtzehn Jahre alt. Mein damaliger
Freund lebte in Chile, wo ich ein Jahr als Austauschschülerin verbrachte. Meine Schwangerschaft bemerkte ich wenige Tage nach meiner Rückkehr
in die Schweiz. Natürlich war es ein Schock, ich wusste weder ein noch
aus, und meine Hoffnungen klammerten sich an die sehr kleine Möglichkeit
einer Scheinschwangerschaft. Meine Eltern und eine Freundin wussten
Bescheid und standen mir zur Seite. Es war klar, dass sie jede
Entscheidung meinerseits akzeptieren und unterstützen würden. Die
Frauenärztin, mit der ich Kontakt aufgenommen hatte, war eine Freundin
meiner Familie und daher auch schon eine Vertrauensperson. Sie hat sofort
einen Termin für mich gefunden und mir in Gesprächen und mit Ratschlägen
den Rücken gestützt. Für mich war es überhaupt nicht von Anfang an klar,
dass ich die Schwangerschaft abbrechen wollte. Es war ein langer Kampf mit
mir selbst, über Tage und Nächte hinweg. Für meinen damaligen Partner war
es klar, dass er das Kind unbedingt wollte, auch wenn er vorgab mir die
Entscheidung zu überlassen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass jede
Entscheidung richtig sein kann, wenn sie nur von mir getroffen wird. Es
gibt keine absolute Wahrheit, ich würde jede Möglichkeit irgendwie
meistern können. Es bringt nichts, Argumente hin und her zu denken, ich
musste nur versuchen zu fühlen, was ich in diesem Moment meines Lebens
wirklich wollte. Ich bin sehr dankbar, dass mir meine Familie und meine
Ärztin diese Freiheit gelassen haben.
Ich wusste, dass es zwei Möglichkeiten gab, meine Schwangerschaft
abzubrechen. Ich habe mich (gegen den Rat meiner Ärztin) für Mifegyne
entschieden. Ausschlaggebend waren die Erlebnisse einer betroffenen Frau,
die zwei Schwangerschaften abgebrochen hatte. Einmal unter Totalanästhesie
und einmal nur lokal. Sie hat mir erzählt, dass sie an Ersterem im
Nachhinein vielmehr zu beissen hatte, da sie überhaupt nichts miterleben
konnte. Beim zweiten Mal habe sie zwar vielleicht im Moment mehr gelitten,
da sie während des Eingriffs wach war, doch war das für die Verarbeitung
im Nachhinein sehr hilfreich.
Ich habe keine schlechten Erinnerungen an den Eingriff mit Mifegyne. Die
betreuende Person war sehr hilfreich und verständnisvoll, ich hatte bis
zur letzten Sekunde die Möglichkeit mich anders zu entscheiden. In meinem
Fall ist alles sehr unkompliziert verlaufen. Ich hatte auch keine allzu
grossen Schmerzen (etwas mehr als bei einer gewöhnlichen Menstruation).
Die Frucht konnte ich anschliessend mitnehmen und im Grab meiner
Grossmutter begraben. Das war für mich ein sehr würdiger Abschied von
meiner Schwangerschaft.
Ich bin heute 20 Jahre alt. Ich habe nie an meiner Entscheidung gezweifelt
und auch nie unter Gewissensbissen gelitten. Meine Schwangerschaft und der
anschliessende Abbruch ist eine wichtige Erfahrung, die ich gemacht habe.
Ich weiss, dass es die einzig richtige Entscheidung war, weil sie von mir
getroffen wurde.
Doris
Auch ich gehöre zu den mindestens 700’000 Frauen in der Schweiz, welche
die Erfahrung eines Schwangerschaftsabbruchs haben. Ich bin aber auch ans
Thema gebunden durch den missglückten illegalen Abbruch, den meine Mutter
vor 50 Jahren machte. Sie musste sich dann doch mit mir abfinden. Für mich
und mein ganzes Umfeld bedeutete es viel Leid. Auch heute noch nage ich an
meiner Kindheit. Ich bin dankbar, dass ich meinen zwei Kindern sagen kann,
dass sie Wunschkinder sind.
Ich finde, meine Mutter hat damals genauso verantwortungsvoll gehandelt
wie ich es vor 15 Jahren tat. Sie war sich bewusst, dass ihre
Lebenssituation ihr nicht erlauben würde, sich in den nächsten 18 – 20
Jahren auf ein 5. Kind einzustellen. Sie ist vor 19 Jahren gestorben. Ich
bedaure, dass wir diesen Brief deshalb nicht gemeinsam unterzeichnen
können.
Maria
In genau 4 Tagen werde ich meine Schwangerschaft abbrechen lassen. Ich bin 18
Jahre alt. Ehrlich, es tut weh. Ich möchte es nicht tun, aber ich habe
keine Wahl. Ich habe im Ultraschall dieses kleine Ding gesehen, das in mir
drin ist. Ich bin nicht blöd, ich weiss, dass es noch kein Kind ist, aber
es ist schon in mir drin, es ist ein Teil von mir … aber ich kann nichts
daran ändern …
Angela
Ich bin ein 20-jähriges Mädchen aus Frankfurt (Deutschland) und mein
Schwangerschaftsabbruch ist nun 2 Monate her.
Alles hat damit angefangen, dass ich wegen Bauchschmerzen meinen Hausarzt
aufsuchte. Der verwies mich an meinen Frauenarzt, da ihm meine Symptome
merkwürdig vorkamen. Mein Arzt teilte mir dann das "freudige Ereignis"
mit, dass ich mich in der 6. Schwangerschaftswoche befand. Ich war erst
einmal wie unter Schock und vertraute mich nur meinem Freund und meiner
besten Freundin an, die sich total auf das Baby freuten – klar, es war ja
auch nicht ihre superschwierige Entscheidung.
Nach ca. 1 Woche erzählte ich es auch meiner Mutter, sie reagierte total
geschockt und erklärte mir, dass mein Leben gelaufen wäre,
wenn ich dieses Kind behalte. Sie meinte, ich hätte gerade meine
Ausbildung abgeschlossen und würde so
keine Arbeit finden.
Nach längerem Überlegen und einigen schlaflosen Nächten entschied ich mich
für die Abtreibung. Nach dem Pflichtgespräch mit Profamilia, die ziemlich
nett waren und sich meiner Entscheidung keineswegs entgegen stellten,
vereinbarte mein Frauenarzt einen Termin in einer Klinik.
Am Tag meiner Abtreibung war ich fix und fertig mit den Nerven, da ich mir
meiner Sache immer noch nicht sicher war. Ausserdem hatte ich riesige
Angst vor Schmerzen oder gar Komplikationen.
Der Eingriff, ich hab eine Absaugung vornehmen lassen, verlief OHNE
irgendwelche Probleme und Schmerzen. Ich musste erst mal in einen Raum, wo
mehrere Betten standen mit Frauen, die entweder gerade ihren Eingriff
hinter sich oder vor sich hatten. Das hat mir geholfen, da ich schon mal
fragen konnte, ob es weh tut usw. Als ich dann in den OP geschoben wurde,
waren die Pfleger sehr fürsorglich, ich bekam eine Vollnarkose und als ich
aufwachte, ging es mir einigermassen gut. Nach ein paar Stunden durfte ich
schon wieder nach Hause.
Ich hatte hinterher nicht die geringsten Komplikationen und sogar Krämpfe
und Schmerzen blieben aus. Es wird immer als der totale Horror hingestellt
und ist doch nichts weiter als ein kleiner Eingriff. Natürlich gibt es
Risiken, die gibt es jedoch bei jedem Eingriff.
Heute geht es mir physisch sehr gut, aber ich bin immer noch traurig.
Michaela
An dieser Stelle möchte ich Ihnen ein "Dankeschön" aussprechen und zwar
dafür, dass es Ihre Seite im Internet gibt. Endlich einmal keine
Hetzkampagnen von Abtreibungsgegnern, sondern Menschen und Beiträge, die
mir aus der Seele sprechen.
Ich bin eine 22-jährige Deutsche und habe vor drei Wochen eine Abtreibung
vornehmen lassen. im November 2001 hatte ich einen schweren Autounfall und
es war mir nicht möglich, das Kind auszutragen, trotz stabiler
Partnerschaft, finanzieller Unabhängigkeit usw. – da ich immer noch sehr
unter den Unfallfolgen leide, hätte ich meinem Kind zum jetzigen Zeitpunkt
einfach nicht die Mutter sein können, die ich für meine späteren Kinder
immer sein wollte. Ich persönlich bin der Meinung, dass jedes Kind ein
erwünschtes Kind sein darf und Frauen ihre Gründe für eine Abtreibung
haben. Allerdings massen sich Abtreibungsgegner – zumeist auch noch Männer
– an, über den Körper der Frau zu bestimmen. Dies KANN und DARF nicht
sein!!
Trotz der jetzigen Abtreibung werde ich in ein paar Jahren eine Mutter
sein, die ihre Mutterschaft bewusst erleben und geniessen kann.
Darum nochmals ein herzliches "Dankeschön" für Ihre Homepage, als ich die
Berichte von betroffenen Frauen und Ärzten gelesen habe, war ich
unendlich erleichtert…
Barbara
Für mich als ungewollt Schwangere war die Frage nach dem Status des
Embryos irrelevant. Natürlich war es Leben, das in meinem Bauch keimte,
und die körperlichen Veränderungen waren feststellbar, ein Wunder!
Andererseits hing dieses Leben total von mir ab, und diese Verantwortung
auf mich zu nehmen war mir zu diesem Zeitpunkt eine zu schwere Bürde. Aus
dieser persönlichen Erfahrung halte ich ein Abtreibungsverbot für
unethisch, denn es kommt einem Gebärzwang gleich. Niemand anders als die
Frau selbst kann entscheiden, ob die ungewollte Schwangerschaft und
Mutterschaft für sie zumutbar ist oder nicht.
Michèle
Mein Name ist Michèle und ich bin 30 Jahre alt. Mitte Mai 2000 wurde
ich schwanger, weil ich einen Tag vergass die Pille zu nehmen. Zuerst
wollte ich das Kind behalten, aber die Beziehung zu meinem Freund
verschlechterte sich rapide, wir hatten vorher schon Probleme. Und so
entschied ich mich, ziemlich spät, erst in der 11. Woche, doch
abzutreiben.
Mein Freund fühlte sich hintergangen, es sei schliesslich auch sein Kind
und ich nähme ihm einfach "sein" Kind weg! Aber ich machte ihm klar, dass
ich im Falle einer Trennung dann alleine da stünde und er nur die Freuden
eines Wochenendvaters hätte, aber der tägliche Stress würde an mir haften
bleiben. Er war trotzdem noch dagegen, hat aber meine Entscheidung
schliesslich akzeptiert.
Meine Gynäkologin gab mir die Adresse der Frauenklinik und dort bekam ich
sofort einen Termin für den Ultraschall und auch für den Eingriff. Die
Ansprechperson der Klinik gab mir die Adresse einer Psychiaterin und ich
hatte am gleichen Tag, an dem ich zum Ultraschall musste, den Termin für
das psychiatrische Gutachten. [Das war vor der Fristenregelung in der
Schweiz. Anm.d.Red.]
Es ist wirklich eine Farce, da musste ich noch zum Psychiater, obwohl ich
schon den Termin für den Schwangerschaftsabbruch hatte, und das Ganze (das
Gutachten) kostete auch noch 330 Franken!
Ich finde einfach, dass eine Frau keinen Psychiater braucht, wenn sie sich
die Gründe für und gegen einen Abbruch der Schwangerschaft gut überlegt
hat und feststellt, dass sie nicht bereit ist, ein Kind aufzuziehen und
es so auch für das Baby am Besten ist!
Es ist klar, dass ich noch heute, einen Monat später, manchmal traurig bin
und mir Fragen stelle, wenn andere das, was ich getan habe, als Mord
bezeichnen. Aber dass es die richtige Entscheidung war, da bin ich mir
hundertprozentig sicher.
Alex
Sehr geehrter Herr Ständerat, Sie sagen, dass es kaum eine Frau gebe,
die nach einer Abtreibung nicht unter schweren psychischen Folgen zu
leiden habe. Ich weiss nicht, mit wie vielen Frauen Sie schon gesprochen
haben, die einen Abbruch an sich vornehmen liessen und welche Selektion
Sie in Ihren Gesprächen vorgenommen haben. Die Frauen, die ich kenne,
haben ihren Abbruch seelisch und körperlich heil hinter sich gebracht.
Dazu gehört beispielsweise auch meine eigene Mutter, die 1935 als
18-Jährige in Genf abtreiben liess. Sie konnte immer frei und ohne
Gewissensbisse darüber sprechen. Ihr damaliger Entscheid stimmt für sie
bis heute immer noch.
Carla
Anfang Februar habe ich einen Schwangerschaftsabbruch machen lassen.
Ich war sehr froh über diesen Abbruch – und bin es noch immer. Klar, auch
heute noch ist dieses Thema nicht ohne Schmerzen für mich (nicht
körperliche Schmerzen), aber ich denke, ich habe alles recht gut
überstanden.
Mir half in der Zeit der Entscheidung ausserordentlich, dass mir andere
Frauen beistanden. Obwohl Abbrüche immer "die andern" machen, konnte ich
plötzlich feststellen, dass die andern meine Mutter, Freundinnen meiner
Mutter, Freundinnen von Freundinnen usw. sind. Ich habe mich deshalb
entschlossen, meinen Schwangerschaftsabbruch nicht geheim zu halten. Warum
sollte ich andern die Unterstützung, die ich bekam, nicht auch zukommen
lassen?
Was ich bei dieser offensiven Taktik bemerkt habe, ist, dass vor allem
Männer mir immer wieder eine bevorstehende Psychose prognostizieren.
Glaubt man der Männerwelt, leiden fast alle Frauen nach einem Abbruch.
Gehe ich nach den Erfahrungen meiner Mutter und ihrer Freundinnen, die den
Abbruch bereits vor einigen Jahren haben machen lassen und also mehr
Erfahrung in der Verarbeitung damit haben als Frauen in meinem Alter (ich
bin 30), sind es die wenigsten.
Margrit
Ich habe vor etwa 40 Jahren eine Schwangerschaft abgebrochen. Ich
denke, eine Frau soll sagen dürfen: "Nicht jetzt, nicht mit diesem Mann,
unter diesen Voraussetzungen. Dafür wird später ein anderes Kind kommen,
das es sonst nicht gegeben hätte".
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