Abtreibung – Schwangerschaftsabbruch: Für das Recht auf einen freien Entscheid |
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Berichte / Meinungen
Erfahrungsberichte von FrauenIm März 1991 wurde ich, 43 Jahre alt, schwanger. Ein Arzt riet mir,
mich einem Ultraschalltest zu unterziehen und danach, sollte der Embryo
aufgrund meines Alters missgebildet sein, abtreiben zu lassen. Ich
konsultierte einen andern Arzt und liess ihn wissen, dass ich mich
keinesfalls in der Lage sähe, ein Kind zu bekommen und es seinen
Bedürfnissen gemäss zu umsorgen und aufzuziehen. Ich sei auch keinesfalls
gewillt, einen negativen gesundheitlichen Befund des Embryo abzuwarten, um
dann gewissermassen ohne Schuldgefühle abtreiben zu dürfen. Ich machte ihn
auf meinen erklärten Willen aufmerksam, kein Kind zu wollen. Mein
Lebenspartner und ich waren uns in der Entscheidung einig. Wir standen und
stehen noch heute voll im Berufsleben, das uns wichtig ist und das wir als
unsern persönlichen Beitrag zur menschlichen Gemeinschaft betrachten. Mariella Mehr, Dr.phil.h.c., Schriftstellerin Ich bin Deutsche (24-jährig) und lebe in der Schweiz.
Ich habe bereits einen einjährigen Sohn und vor kurzem habe ich erfahren,
dass ich ungewollt schwanger war. Ich nehme zwar die Pille, habe aber wohl
einmal eine vergessen. Ich rief bei meiner Frauenärztin an, weil meine
Tage unregelmässig kamen. Dass ich zunahm, hatte ich dem Essen
zugeschrieben und mir vorerst weiter keine Gedanken gemacht. Aber dann
kamen mir doch Zweifel. Da sie im Urlaub war, machte ich einen Test, der
positiv ausfiel. Daraufhin vereinbarte ich einen Termin im Spital in
unserer Umgebung. Dort wurde festgestellt, dass ich bereits schon in der
16. Woche war… Ich war schockiert. Von da an ging das Gerenne los, da es
ja auf jeden Tag ankam. Ich wurde am nächsten Tag an ein anderes Spital in
unserem Kanton verwiesen. Ich hoffte, dort würde man mir weiterhelfen.
Aber dem war nicht so. Die Antwort war: "Wir können nichts für Sie tun,
gehen Sie zur einer Beratungsstelle, wenn sie Geld brauchen". Mein persönlicher Standpunkt ist schon lange klar – auch bzw. gerade –
weil ich mich schon vor 19 Jahren damit auseinandersetzen musste. Ich habe
mich zweimal für (!) die Kinder entschieden. Trotzdem fühle ich mich
persönlich betroffen, da ich damals (in der BRD) beide Male unter einem
enormen Aussendruck seitens des Partners und beider Familien gestanden
bin, die einen Abbruch befürwortet (erwartet) haben. Als ich schwanger wurde, war ich achtzehn Jahre alt. Mein damaliger
Freund lebte in Chile, wo ich ein Jahr als Austauschschülerin verbracht
hatte. Meine Schwangerschaft bemerkte ich wenige Tage nach meiner Rückkehr
in die Schweiz. Natürlich war es ein Schock, ich wusste weder ein noch
aus, und meine Hoffnungen klammerten sich an die sehr kleine Möglichkeit
einer Scheinschwangerschaft. Meine Eltern und eine Freundin wussten
Bescheid und standen mir zur Seite. Es war klar, dass sie jede
Entscheidung meinerseits akzeptieren und unterstützen würden. Die
Frauenärztin, mit der ich Kontakt aufgenommen hatte, war eine Freundin
meiner Familie und daher auch schon eine Vertrauensperson. Sie hat sofort
einen Termin für mich gefunden und mir in Gesprächen und mit Ratschlägen
den Rücken gestützt. Für mich war es überhaupt nicht von Anfang an klar,
dass ich die Schwangerschaft abbrechen wollte. Es war ein langer Kampf mit
mir selbst, über Tage und Nächte hinweg. Für meinen damaligen Partner war
es klar, dass er das Kind unbedingt wollte, auch wenn er vorgab mir die
Entscheidung zu überlassen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass jede
Entscheidung richtig sein kann, wenn sie nur von mir getroffen wird. Es
gibt keine absolute Wahrheit, ich würde jede Möglichkeit irgendwie
meistern können. Es bringt nichts, Argumente hin und her zu denken, ich
musste nur versuchen, zu fühlen was ich in diesem Moment meines Lebens
wirklich wollte. Ich bin sehr dankbar, dass mir meine Familie und meine
Ärztin diese Freiheit gelassen haben. Auch ich gehöre zu den mindestens 700’000 Frauen in der Schweiz, welche
die Erfahrung eines Schwangerschaftsabbruchs haben. Ich bin aber auch ans
Thema gebunden durch den missglückten illegalen Abbruch, den meine Mutter
vor 50 Jahren machte. Sie musste sich dann doch mit mir abfinden. Für mich
und mein ganzes Umfeld bedeutete es viel Leid. Auch heute noch nage ich an
meiner Kindheit. Ich bin dankbar, dass ich meinen zwei Kindern sagen kann,
dass sie Wunschkinder sind. An dieser Stelle möchte ich Ihnen ein "Dankeschön" aussprechen und zwar
dafür, dass es Ihre Seite im Internet gibt. Endlich einmal keine
Hetzkampagnen von Abtreibungsgegnern, sondern Menschen und Beiträge, die
mir aus der Seele sprechen. Für mich als ungewollt Schwangere war die Frage nach dem Status des Embryos irrelevant. Natürlich war es Leben, das in meinem Bauch keimte, und die körperlichen Veränderungen waren feststellbar, ein Wunder! Andererseits hing dieses Leben total von mir ab, und diese Verantwortung auf mich zu nehmen war mir zu diesem Zeitpunkt eine zu schwere Bürde. Aus dieser persönlichen Erfahrung halte ich ein Abtreibungsverbot für unethisch, denn es kommt einem Gebärzwang gleich. Niemand anders als die Frau selbst kann entscheiden, ob die ungewollte Schwangerschaft und Mutterschaft für sie zumutbar ist oder nicht. Mein Name ist Michèle und ich bin 30 Jahre alt. Mitte Mai 2000 wurde
ich schwanger, weil ich einen Tag vergass die Pille zu nehmen. Zuerst
wollte ich das Kind behalten, aber die Beziehung zu meinem Freund
verschlechterte sich rapide, wir hatten vorher schon Probleme. Und so
entschied ich mich, ziemlich spät, erst in der 11. Woche, doch
abzutreiben. Alex Sehr geehrter Herr Ständerat, Sie sagen, dass es kaum eine Frau gebe, die nach einer Abtreibung nicht unter schweren psychischen Folgen zu leiden habe. Ich weiss nicht, mit wie vielen Frauen Sie schon gesprochen haben, die einen Abbruch an sich vornehmen liessen und welche Selektion Sie in Ihren Gesprächen vorgenommen haben. Die Frauen, die ich kenne, haben ihren Abbruch seelisch und körperlich heil hinter sich gebracht. Dazu gehört beispielsweise auch meine eigene Mutter, die 1935 als 18-Jährige in Genf abtreiben liess. Sie konnte immer frei und ohne Gewissensbisse darüber sprechen. Ihr damaliger Entscheid stimmt für sie bis heute immer noch. Anfang Februar habe ich einen Schwangerschaftsabbruch machen lassen.
Ich war sehr froh über diesen Abbruch – und bin es noch immer. Klar, auch
heute noch ist dieses Thema nicht ohne Schmerzen für mich (nicht
körperliche Schmerzen), aber ich denke, ich habe alles recht gut
überstanden. Ich habe vor etwa 40 Jahren eine Schwangerschaft abgebrochen. Ich denke, eine Frau soll sagen dürfen: "Nicht jetzt, nicht mit diesem Mann, unter diesen Voraussetzungen. Dafür wird später ein anderes Kind kommen, das es sonst nicht gegeben hätte". Ich bin in der "unangenehmen Lage", dass ich sehr wahrscheinlich schwanger bin, dies jedoch ungewollt. Ich stiess auf Ihre Website und danke Ihnen ganz herzlich für die informativen Facts – das hilft vielen Frauen… Ungewollte KinderUngewollt Die Gegner der Fristenregelung haben offenbar das Gefühl, dass alle
geretteten Kinder unendlich dankbar für ihre Existenz sind. Dies ist
bestimmt in einigen Fällen so. Ich für meinen Teil habe es nie besonders
attraktiv empfunden, wenn meine Mutter meinte, sie hätte mich doch lieber
abgetrieben. In diesen Situationen ist man als Kind schlicht und einfach
überfordert und als Teenager schien der Selbstmord eine gute Lösung. Noch
heute (ich bin 31) werde ich zeitweise für das Unglück meiner Mutter
verantwortlich gemacht. Das ist auch jetzt noch sehr erniedrigend, denn
ich habe keine Schuld an meiner Existenz. Es gibt Tage, da wäre ich
tatsächlich lieber tot. Claudia Béguin 1977 haben meine Eltern geheiratet. Anderthalb Jahre später kam ich zur Welt. Während meiner gesamten Kindheit wurde ich vor allem von meiner Mutter geschlagen und psychisch fertig gemacht. Mein Vater hat sich nie für mich eingesetzt. Mir kam es vor, als wäre ich ihm egal. Meine Mutter hatte irgendwie Hass auf mich. Mein jüngerer Bruder wurde von allen bevorzugt. Er konnte mich sogar vor unserer Mutter als Hure bezeichnen und sie sagte nichts dagegen. Hatte ich schlechte Noten in der Schule, wurde ich geschlagen. Zudem wurde ich als billige Arbeitskraft ausgebeutet. In meiner Freizeit musste ich kochen, putzen und meine Familie bedienen. In meiner Mädchenzeit war ich depressiv, hatte jahrelang schlimmste Alpträume, ständig Magen- und Herzschmerzen. Als ich in die Lehre ging, fing ich an rezeptpflichtige Beruhigungsmittel mit Alkohol zu konsumieren, um abschalten zu können. Jahre später habe ich von meiner Tante erfahren, dass meine Mutter sich von meinem Vater im ersten Ehejahr hätte scheiden lassen, wenn sie nicht schwanger gewesen wäre. Ich bin der Ansicht, dass sie mir viel Leid erspart hätte, wenn sie die Schwangerschaft abgebrochen hätte. Ich hätte eigentlich nicht auf die Welt kommen sollen. Meine Eltern hatten schon 3 Mädchen, die letzte war 7 Jahre alt und meine Mutter wollte sich scheiden lassen – und da wurde sie nochmals schwanger, vermutlich nicht unter den besten Bedingungen. Alle Versuche für einen spontanen Abort haben fehlgeschlagen. Die grosse Enttäuschung kam bei der Geburt : nochmals "nur" ein Mädchen. Also hat meine Mutter nochmals 5 Jahre gewartet und sich danach scheiden lassen. Die Beziehung zu meiner Mutter war katastrophal – ich war immer ihr Hindernis, für die Scheidung, für eine neue Beziehung, usw. Sie hatte mich nicht abgetrieben, aber weggetrieben. Mit der Volljährigkeit war ich für sie inexistent. – Das ist eine ganz kurze Zusammenfassung. Die Realität war komplexer und nicht immer einfach. Für mich war es umso wichtiger, meinen Kindern sagen zu dürfen, dass sie sehr erwünscht waren. AdoptionSusanna : Ich bin sehr glücklich über den Ausgang der Abstimmung vom 2. Juni 2002
und möchte dazu eine wahre Geschichte erzählen: Ich bin adoptiert worden. Mein grösster, tiefster seelischer Wunsch
wäre zu wissen, dass meine leibliche Mutter mir mit Freude das Leben
schenkte. Dem ist wahrscheinlich bis ziemlich sicher nicht so. Man kann
niemanden zu so Etwas wie Freude zwingen! […] Ich bekam die notwendige
Kraft, selbst glückliche Mutter zu sein aus zwei Kanälen, nämlich der
Liebe und dem Wissen, dass ich aus eigener, freier Entscheidung dieses
Kind in meinem Leben begrüsste. […] FachleuteJene Zeiten möchte ich nicht zurück! Ich bin 70, Mutter und Grossmutter, pensioniert. Eigentlich könnte ich
mich zurücklehnen. Schwangerschaften sind nicht mehr mein Thema. Ein
Schwangerschaftsabbruch ist ein Übel, ein für jede Frau gravierender
Entscheid, kostet Leid und Tränen. Es sei jede Frau dankbar, wenn sie nie
vor dem Entscheid stand. Dr.iur. Annemarie Geissbühler Keine "objektive Wahrheit“ Die Auseinandersetzung um die Abstimmung zur Fristenlösung betrifft
auch mich als Psychiater. Immer wieder sehe ich in meiner Praxis Frauen,
bei denen ich als Gutachter Stellung nehmen muss, ob eine Abtreibung
durchgeführt werden darf. Das heutige Gesetz schreibt mir die Rolle zu, in
kürzester Zeit eine Frau in der Ausnahmesituation einer unerwünschten
Schwangerschaft zu beurteilen und festzustellen, ob sie durch ein
Austragen der Schwangerschaft in erheblichem Ausmass gefährdet ist. Dr. med.
Heiner Lachenmeier, Psychiater Wir arbeiten seit Jahren mit den Spätfolgen der sogenannt ungewollten
Kinder im jugendlichen und erwachsenen Alter. Ein oft lebenslanges Erbe
begleitet sie auf ihrem chancenlosen Lebensweg. Finanziert werden diese
„ungewollten“ Kinder nicht von der Organisation „Mutter und Kind“, sondern
von den staatlichen Sozialhilfen. Die Initiative „Für Mutter und Kind“
schreibt in den Abstimmungsunterlagen: “Die Initiative will, dass keine
Frau aufgrund einer Schwangerschaft zum Sozialfall wird“. Ein christliches
Anliegen. Doch kennen ihre Mitglieder die Realität und wie lange Kinder
finanziell und emotionell von der Mutter, bzw. den Eltern abhängig sind? Lis und Eric Misteli Austragen oder abbrechen einer ungewollten Schwangerschaft? Letztlich geht es doch immer um ein Kind und dessen Entwicklungschancen. Vorrangiger Schutz für das Ungeborene verträgt sich schlecht mit der Lebenswirklichkeit jener Menschen, die es eigentlich gar nicht hätte geben sollen. Gewiss kommen viele von ihnen auch unter widrigen Bedingungen zu einem erwachsenen Dasein im Rahmen der Norm. Andere, und von denen kenne ich allzuviele, verwirklichen ihr Unerwünschtsein ein Leben lang. Dissoziale, Süchtige, Gewalttätige gehören sehr häufig zu solchen Unverwurzelten. Aber ungleich öfter entstehen aus ursprünglichen Geborgenheitsmängeln jene Beziehungsstörungen und Selbstwertkonflikte bis hin zur Depression, die im Stillen familiäres Unglück und weiteres Kinderelend nach sich ziehen. Die Schicksalshaftigkeit solcher Lebensläufe selbst über Generationen hinweg ist beeindruckend. Für mich ist es ganz klar eine Frage verantwortlicher Elternschaft, nur dann zu einem werdenden Kind ja zu sagen, wenn für sein Gedeihen ein Minimum an nötigen Voraussetzungen besteht. Niemand ausser der Schwangeren selber kann dafür Verantwortung übernehmen. Dafür brauchen wir endlich eine rechtliche Basis. Ja zur Fristenregelung. Dr.med. Hans PETER Eine Frau starb in meinen Armen Als Medizinstudent erlebte ich, wie eine türkische Frau in meinen Armen an den Folgen einer illegalen Abtreibung starb. Daher setze ich mich für die Fristenregelung ein und führe selbst Schwangerschaftsabbrüche durch. Dr. med. Claudio Bosia, Lugano Zitate / Meinungen / TexteFranziska
Greising Ich sitze im Bus, und der Bus sitzt im Stau, und mein Blick bleibt hängen an einem Plakat. Ich sehe eine Frau, sie hat es sich am Boden bequem gemacht, vor ihr krabbelt ein nacktes pummeliges Baby, und sie ist glücklich. Das sehe ich gleich. Sie hat ja sogar nicht bloss das Kind, sondern irgendwo auch einen Papa für ihr Kind. Rechts im Bild lese ich nämlich den Satz: Danke, Papa, dass du für das Leben stimmst. Ja, dieser Papa kann getrost sein Nein gegen die Fristenlösung in die Urne legen. Denn Mama und Baby zu Hause haben es gut, sie haben ihren Papa, der alle Probleme für sie beseitigt. Aber es betrifft selten die sonnige Familie aus der Vögele-Werbung, wenn eine Abtreibung zum existentiellen Thema wird. Oft, wenn eine Entscheidung zur Abtreibung real wird, ist kein Papa da für Mama und ihr angekündigtes Baby. Oder er ist da, aber es ist kein Verlass auf ihn. Oder er ist arbeitslos, krank, gewalttätig oder genauso überfordert wie die Frau. Darum rettet Papa, wenn er am 2. Juni Nein stimmt, wahrscheinlich kein Baby. Vielmehr riskiert er das Leben Tausender von Frauen, die sich trotzdem für den Schwangerschaftsabbruch entscheiden werden und die Operation ganz allein vornehmen. Weil’s in ihren Augen eben doch sein muss. Illegal. Und mit der Aussicht, auch noch strafrechtlich verfolgt zu werden. Danke, Papa, dass du für das Leben stimmst. Als ob eine Fristenregelung eine Epidemie wäre, die über Baby und Mama von ausserhalb der Erde hereinzubrechen droht. Und nur Papas Nein allein sie vor dem Angriff schützen könnte. Frauenkörper sind seit je ein beliebtes Objekt für mancherlei Angriffe und Absichten gewesen. Davon erzählen ja auch die beiden Plakate, die rein zufällig links und rechts von Mama und Baby an der Wand neben der Strasse kleben. Links wirbt eine Dunkelhaarige im perfekten Bikini für ein Top zu 19.90. Rechts eine Blonde für Schmuck, und ich weiss nicht, soll frau sie beneiden oder man sie begehren. Okay, damit haben wir leben gelernt. Der Frauenkörper wurde jedoch nicht primär für die Werbung und fürs Geschäft erdacht. Zunächst ist er so schön und anziehend, weil er der Fortpflanzung dient. Und weil ihm dazu der Mann dient, der gewonnen werden will. Mit andern Worten: der weibliche Körper ist, wie er ist, zwecks der einzigartigen Fähigkeit, Leben zu reproduzieren. Bei jedem meiner Herzschläge gebären drei Frauen irgendwo in der Welt ein Kind. Obwohl noch zahllose andere Fähigkeiten sie auszeichnen, die mit viel weniger Risiko verbunden sind, tun sie es unentgeltlich und mit aller Selbstverständlichkeit. Sie steigern dadurch die Zuwachsrate der Erdbevölkerung jährlich um 78 Millionen. Jeder zweite Mensch im Alter zwischen zwölf und fünfzig ist in der Lage, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Und fast jeder zweite Mensch zwischen zwölf und fünfzig tut es. Damit sorgen sie dafür, dass die Menschheit nicht ausstirbt. Aber jeder zweite Mensch im Alter zwischen zwölf und fünfzig ist auch jederzeit in der Lage, ungewollt schwanger zu werden. Und vielleicht möchte oder muss dieser Mensch dann darauf verzichten, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Weiss der Kuckuck, warum wir in diesem Fall das Recht haben sollen, irgend einer Frau drein zu reden. Und warum sie nicht wenigstens eine Frist und Schonzeit bekommen soll, um in dieser Situation frei und in Würde zu entscheiden. Sie hingegen kurzerhand zu entmündigen und dank ihrer Biologie zur potentiellen Kriminellen zu stempeln, das kann doch nicht Papas und Mamas Ernst sein. 11. Mai 2002 Peter Frei, Arzt Föten sind ein Wunderwerk der Natur. Ohne Mut und Freude der schwangeren Frau jedoch fehlt ihnen der Boden, auf dem sie gedeihen können. Gisèle Halimi, Vorkämpferin für den straffreien Schwangerschaftsabbruch in Frankreich: "Die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs hat das Leben der Frauen vollständig verändert. Ich denke, das Recht der Frau, sich selbst zu gehören, Herrin ihres Körpers zu sein, ist eine Vorbedingung für alle anderen Freiheitsrechte. Es ist eine Illusion, von wirtschaftlicher oder kultureller Unabhängigkeit zu sprechen, wenn eine Frau nicht zuerst sich selbst gehört und nicht mehr Sklavin des Schicksals ist." Isolde Schaad, Schriftstellerin "Selbstbestimmung in der Frage des Schwangerschaftsabbruchs ist ein
Grundrecht der Frau". Maria Becker, Schauspielerin "Ich bin der Meinung, dass jede Frau über ihre Schwangerschaft selbst
entscheiden können soll. Es darf nicht sein, dass eine Drittperson über
ihr Schicksal bestimmen kann."
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