Letzte Aktualisierung
27.10.2004
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Erfahrungsberichte von Frauen
Tatjana
Ich weiss, dass viele Frauen gegen einen Abbruch sind. Und glaubt mir, es
ist mir nicht einfach gefallen, doch es war das einzig richtige für mich!
Mit diesem Bericht möchte ich Frauen Mut geben und sie auffordern, nicht
auf die Meinungen von anderen zu hören, sondern nach ihrem Herzen zu
entscheiden.
Ich war 16, ich habe alles gemacht, was ich nie machen wollte, wofür ich
andere Mädchen verachtet habe. Ich hatte einen Freund, den ich nicht
liebte, doch das hat mich nicht daran gehindert mit ihm zu schlafen. Nach
ca. 3 Wochen, kurz vor meinem 17. Geburtstag hab ich gemerkt, was ich ihm
eigentlich damit antue. Es war Liebe für ihn, und für mich nur ein Spiel!
Wie konnte ich so herzlos sein, ihn anlügen?! Doch dem war nicht genug,
ich habe ihn betrogen… unendliche Male hab ich mir geschworen nie
jemanden zu betrügen, doch in diesem Moment dachte ich nur, ich bin jung,
ich will meinen Spass, feiern, trinken, was andere Mädchen auch machen.
Den ganzen Monat über habe ich gespürt, mit mir ist etwas nicht in
Ordnung, ich dachte mir schon, dass ich schwanger bin, doch auf keinen
Fall wollte ich es wahrhaben. Ich musste den Monat abwarten – und
tatsächlich blieb meine Periode aus. Jeden Tag redete ich mir ein, dass
sie nur verspätet kommt, dass das normal sei. Doch mit einem
Schwangerschaftstest erhielt ich die Wahrheit – schwanger! Mit 17! Ich
konnte es nicht fassen, ich hab mich geschämt wie noch nie in meinem
ganzen Leben! Ich wollte sterben, so geschämt habe ich mich! Wollte mir
das Leben mein Benehmen zurückzahlen?
Ich hatte unendliche Angst, doch in diesem Moment standen mir meine 2
besten Freunde bei. Sie gaben mir so viel Halt. Ich hab mir gewünscht mit
jemandem zu reden, der das alles schon hinter sich hat, doch ich kannte
niemand.
Da Wochenende war konnte ich zu keinem Arzt, doch gleich Montag früh war
ich dort, die Ärzte brachten mir Verachtung entgegen, ich war so am Ende
und das am Anfang von dieser ganzen Geschichte!
Als 17 jährige hatte ich noch das Glück, dass mir die Abtreibung gezahlt
wurde, doch bis ich die Bestätigung bekam, musste ich erst zu einer
Beratungsstelle, zu einem anderen Arzt. Die Woche war einfach schrecklich
– ein Termin nach dem anderen. Doch mit der Zeit bekam ich Mut, Mut meine
Entscheidung durchzusetzen!
Bei der Klinik, wo ich die Abtreibung vornehmen liess, muss man ein paar
Tage vor dem Eingriff erscheinen. Ich ging alleine. Als ich vor dem Haus
stand und eine Frau auf mich zulief mit den Worten: Bekomm dein Kind! Du
tust Unrecht! verließ mich mein ganzer Mut! Zweifel kamen in mir hoch.
Doch die Arzthelferinnen waren so lieb und voll Sorge für mich, dass mir
klar wurde, dass mein Weg so bestimmt ist!
Als ich an diesem Abend nach Hause ging, sah ich mich um, ich sah die
schöne Landschaft, Wiesen, Bäume und ich hatte ein Gefühl wie noch nie!
Ich fühlte mich so eng verbunden zu dieser Welt, ich war glücklich leben
zu dürfen und das alles ohne an mein Kind zu denken. Ich dachte nur an die
Zeit danach, an mich! Das mag egoistisch klingen, doch das ist es auf
keinen Fall! Stellt euch vor, ich hätte das Kind bekommen, es wächst auf,
ohne Vater, ohne Geld, ohne einen sicheren Wohnplatz. Ich gehe noch zur
Schule und wie hätte ich da aufpassen sollen? Mein Kind zu jemand anderem
geben? Nein, sicherlich nicht, denn das ist das Schlimmste, was eine
Mutter machen kann, sich nicht um ihr Kind kümmern, ihre Probleme in
Drogen und Hass ausleben. Ich weiss dass ich so geendet wäre und das ist
einfach unzumutbar für ein Kind. Ich bin nicht stark genug dazu. ich bin
selber noch ein Kind, ich weiss wie wichtig die Mutter ist, wie man sie
liebt und verehrt, nein, das kann man alles keinem Kind zumuten!
Die Abtreibung an sich verlief nicht schlimm, ich hab nichts davon
gemerkt, bin eingeschlafen, aufgewacht und das wars! Ich hatte solche
Angst, doch die braucht man nicht!
Die Zeit danach wollte ich mein Leben neu beginnen. Man schafft nach so
was alles, es werden immer bessere Zeiten kommen. In dieser Zeit hab ich
so viel gelernt, Selbstständigkeit, Stärke bewiesen, und ich bin mir
selbst näher gekommen.
Ich habe am Ende noch eine Bitte an die Frauen, die mich nicht verstehen
können, die mich als Mörderin sehen: Macht es uns nicht schwerer, als es
schon ist! Jeder muss für sich entscheiden, denn nur dann ist es der
richtige Weg. Die Entscheidung einer jeden Frau ist Schicksal, Schicksal
für sie und für das ungeborene Kind. Ich sehe mein Schicksal heute nicht
mehr als eine Art Bestrafung, ich bin froh über diese Erfahrung!
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