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Wer bin ich? 33 Jahre, seit April in einer sehr glücklichen Beziehung,
gerade in Firmengründung.
Soweit eigentlich eine Durchschnittsdeutsche. Bis es zum Thema
Fortpflanzung kommt. Ich mag keine Kinder (haben)… Kinder von
Freunden? Sehr gerne, ich bin gerne Tante – aber auch froh, wenn die
wieder abgeholt werden. Für mich persönlich bringt ein Kind einfach zu
viele Veränderungen ins Leben, die ich für mich nicht möchte. Ich finde
Dammrisse, eingeschränkte Sexualität und eben eine 24h Aufgabe absolut
nicht erstrebenswert. Ich hab in meinem Leben viele Frösche geküsst und
bin froh und dankbar, jetzt mit meinem Ritter an meiner Seite viele
Wünsche verwirklichen zu können, und zum Glück erachten wir beide Kinder
als nichts, was wir für unser Leben möchten. Vielleicht ist die
Situation in Deutschland einfach nichts zum Kinderkriegen, aber ich
möchte nicht mehr arbeiten wegen einem Kind, um dann nix davon zu haben,
weil es eh immer fremdbetreut wird. In Skandinavien hätten wir
vielleicht sogar ein Kind bekommen, da passen die weichen Fakten
einfach viel besser….aber hier? Mit den schlechten staatlichen Schulen
und Vereinssystemen? Meine Güte, um einem Kind da einen guten Start ins
Leben zu ermöglichen und es allfällig zu fördern, zahlt man ein
Vermögen. Und das ist für uns nicht erstrebenswert.
Das macht mich in meinen Augen aber nicht zum Monster. Ich fasse gerne
Bäuche von Freundinnen an, hibbel mit ihnen etc. Aber ich habe nie
gehofft, dass mir das auch mal passiert, immer eher das Gegenteil….
10 Jahre habe ich mit der Pille Lovelle verhütet, es war keine gute
Zeit. Mit zunehmender Einnahmedauer wurde ich immer ekliger. Libido?
Nein. Null. Asexuell. Laune? Schlecht. Durchgehend. Irgendwann
abgesetzt, Beziehung war eh im Eimer, Trennung folgte und danach eine
etwas unstete Zeit mit kurzen Affären. Bei diesen habe ich mit Kondomen
verhütet. Dann kam Mr. Right. Und er hasst Kondome. Super- ich
eigentlich auch. Bei einem ONS ist es egal, da geht es eh nicht um
sexuelle Erfüllung, aber in einer vertrauensvollen, verliebten
Beziehung? Oh nee, das ist wie trockenschwimmen. Also Umstellung auf
natürliche Verhütungsmethodik, sprich Berücksichtigung des Eisprungs. Er
ist fruchtbar. Verdammt fruchtbar. Mit meiner Vorgängerin, die
uuuuunbedingt Mutter werden wollte, hat er sechs Kinder in vier
Schwangerschaften gezeugt. Sie hatte alle verloren, darüber zerbrach
unter anderem die Beziehung, denn sie ist danach etwas promiskuitiv
geworden, um es mal höflich auszudrücken. Und dann kam der Tag, an dem
ich mich so komisch gefühlt habe… meine Brüste spannten, mir war
kodderig, alles war so anders…. und da fiel mir auf, dass ich ja
überfällig bin. In dem Moment ist in mir ein Notfallprogramm angegangen,
wie Autopilot. Willst du jetzt alles, was wichtig ist, drangeben? Ein
Kind? Auf gar keinen Fall! Und er sah es genauso. Mit meiner Vorgängerin
war er jünger, 12 Jahre liiert, nie da, immer ausser Haus am arbeiten
(daher auch unsere Firmengründung, wir wollen beide mehr Zeit
miteinander verleben) und er dachte, er liefert seinen Samen ihr zuliebe
ab, und hat danach eh wenig damit zu tun, aber sie ist zufrieden und es
gibt ihr einen Anker im Leben.
Ich habe am Sonntag irgendwie gewusst/geahnt, dass ich leider Pech habe
und schwanger bin. Also am Montag Termin beim Gyn gemacht,
Beratungsstelle und Krankenkasse.
Dienstag um 13h wurde meine Befürchtung bestätigt (auch noch Zwillinge),
um 15h stand der Zwangstermin zur Beratung an. Da hatte ich das erste
Mal Bammel, wurde aber positiv überrascht. Sehr nette Beraterin, die in
17min die Must's runterspulte (die ich mir alle selber schon erarbeitet
hatte) und ganz empathisch aber ohne Gefühlsduselei abwickelte. Und
schon hielt ich meinen Schein in der Hand. Nun musste ich leider die
drei Tage abwarten, also nutzte ich dies zur Recherche. Das war schwerer
als gedacht. Leider ist das Netz voll von Fanatikerseiten und wirklich
brauchbare Infos sind rar. Nachdem der Arzt gefunden war, der den
Abbruch durchführt und die besten Bewertungen hatte, Termin vereinbart.
Dann noch zur Krankenkasse. Auch da eine nette Person vorgefunden, die
einfach nur Verständnis zeigte.
Nun hiess es Warten. Das war das Unangenehmste. Mein Partner und ich
waren uns einig, dass wir keine Kinder wollen. Jetzt nicht und später
auch nicht, es passt einfach nicht in unser Leben. Oder ist Deutschland
zu kinderfeindlich? Weiss ich nicht, jedenfalls kommt für mich eine
Degradierung zur Gebärmutter nicht in Frage.
Heute war endlich der Tag der Tage. Ich war etwas aufgeregt, wurde aber
vom Partner begleitet. Was soll ich sagen? Es geht mir blendend. Jede
Vollnarkose beim Zahnarzt ist anstrengender. Körperlich fühle ich mich
topfit (o.k., die Binden sind unangenehm und ich hoffe, die Blutung hört
bald auf). Der Arzt meinte, ich solle mich schonen und eventuell erst
abends eine leichte Suppe zu mir nehmen. Es ging mir sehr gut, ich war
wieder voll belastbar und zwar sofort. Wir haben mit Biocurrywurst und
einem Schlückchen Schampus unser neues/altes Paarsein gefeiert. Ja, wir
haben auf uns angestoßen. Nicht auf den Abbruch, sondern auf unser
Leben!
Die meiste Angst hatte ich vor dem danach, was das auf der Paarebene
macht, ob es sich negativ auf die Intimität auswirken wird. Da war mir
eine Freundin eine grosse Hilfe, die mich fragte, ob ich nach einem
technisch identischen Eingriff wie etwa einer Zystenentfernung auch so
etwas fragen würde. Recht hatte sie.
Wer sich sehr, sehr sicher ist, dass man einfach keine Schwangerschaft
will, soll bitte wissen, dass das alles nicht so schlimm ist. Man muss
leider mit einigen fremden Menschen seinen Unterleib diskutieren, aber
wir haben das Recht und die Chance in Deutschland, unser Leben zu
gestalten! Entscheidet euch so, wie IHR wollt!
Ich bin einfach nur erleichtert, entspannt und glücklich, dass dieser
Alptraum ein Ende hat. Nun wird seine Sterilisation geplant, damit wir
nie wieder so einen Stress haben müssen.
Hilfreich fand ich die Seite abtreibung.at – Gespräche mit Freundinnen
und ganz wichtig: einen starken Partner an meiner Seite zu haben, der
ähnlich denkt und das auch verbalisieren kann.
Lasst euch keine Schuldgefühle einreden, es ist eure Entscheidung, man
fällt in kein Loch, wenn man nicht will.
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Die leichte Blutung hat am Folgetag aufgehört, nach 8 Tagen sind heute
nur noch minimalste Schmierblutungen da, die aber zwischenzeitlich auch
schon mal weg waren und es hat keinerlei körperliche Schäden nach sich
gezogen. Alles ist gut. Physisch, wie psychisch. Und alles funktioniert!
Am kommenden Freitag haben wir den Termin zur Vasektomie, dann hat auch
das Thema vorübergehende Verhütung mit Kondom endlich ein Ende (nach den
erforderlichen Kontrollen).
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Wie ist die Situation aktuell? Am vergangenen Freitag hatte mein Freund
die Vasektomie, ich war dabei und habe ihm die Hand gehalten. Männer
sind da ja etwas sensibel, wenn es um ihre Kronjuwelen geht. Sonntag
Abend haben wir geguckt, ob alles funktioniert. Tut es!
Ich habe den Abbruch als absolut unaufgeregt erlebt, es war für mich ein
minimaler Eingriff, ich wollte ihn zu 100% und es war einfach nur ein
riesengrosses Gefühl der Erlösung danach. Bloss Kleinigkeiten wie das
erschlagende Angebot an Binden (die ich noch nie in meinem Leben
verwendet habe) fand ich furchtbar. Das Zellgebilde in meinem Bauch
weckte in mir keinerlei Gefühle. Es war komisch, auf dem Ultraschall das
Geblinke zu sehen, was die Gynäkologin als Herzschlag deklarierte, meine
Entscheidung aber nicht beeinflusst hat. Eine Woche nach dem Eingriff
habe ich die Frau eines Geschäftspartners kennengelernt. Mit frischem
Baby. Ein süßer kleiner rothaariger Wikinger. Und wo sie dann so ins
Plaudern kam und über die Wehen sprach, die Risse, die Schmerzen… hab
ich meinen Ritter angeschaut und wir waren uns stillschweigend einig,
dass es gut ist, dass uns das alles erspart geblieben ist!
Warum habe ich mich für den chirurgischen Eingriff entschieden? Ich
wollte eine schnelle, saubere, unemotionale Lösung des Problems. Ein
medikamentöser Abbruch hätte mich aktiv mehrere Tage beschäftigt. So war
das einzige, was mich überhaupt "körperlich" daran erinnert hat, die
Naht, da ich mir gleichzeitig noch einen Schönheitsfleck habe entfernen
lassen und dies neben der Schamlippe mit einem Stich vernäht wurde.
Sonst wäre das überhaupt nicht präsent gewesen. Hin, Betäubung, wach
werden, und wieder raus ins Leben. So hab ich es wahrgenommen. Ich fand
es unangenehm, mit G´tt und der Welt meinen Unterleib diskutieren zu
müssen (Feststellung beim Gynäkologen, Beratungsgespräch, Krankenkasse,
Telefonate auf der Suche nach einem guten Arzt, Vorgespräch beim
Operateur), die ganzen Rennereien zu haben, und überhaupt an vernünftige
Infos zu kommen, da das Netz voll von bewussten Fehlinfos ist (die
"Lebensschützer" zeigen zu gerne gefakte Bilder von weit
entwickelten, fertigen Embryos etc) und man als Kind des
Internetzeitalters ja eigentlich jeden Happen googelt. Aber findet mal
einen Arzt, der offen zugibt, dass er Schwangerschaftsabbrüche macht.
Fehlanzeige. Da muß man über Empfehlungen gehen, nach ambulanten
Operationen suchen, etc. ausländische Organisationen, die Frauen pro
Abtreibung unterstützen, mussten Adressen deutscher Ärzte vom Server
nehmen, wegen Drohungen etc. Über Komplikationen habe ich mich nicht
informiert. Die entsprechen dem normalen Menschenverstand. Klar, es ist
ein Eingriff. Aber ich kann auch beim Überqueren einer Kreuzung platt
gefahren werden.
Ich würde, wenn ich müßte, jederzeit wieder abtreiben. Aber natürlich
hoffe ich, dass das nicht noch mal nötig wird und wir den Zeitraum bis
zu seiner attestierten Unfruchtbarkeit schadlos überstehen.
Ich stehe zu meiner Entscheidung und ich habe mir geschworen, Frauen zu
helfen, die so wie ich durchs Netz tappten und nur an die falschen Infos
gelangten, bzw. auf die getroffen sind, denen der Abbruch zu schaffen
macht, weil sie ihn im Grunde ihres Herzens gar nicht wollten. Das wirkt
so, als ob das so viele wären. Sind es aber nicht, denn all diejenigen,
denen es gut geht, gehen zur Tagesordnung über und tummeln sich dazu
nicht virtuell. All den nicht-Depressiven, den glücklich
Nicht-mehr-Schwangeren begegnet man einfach nicht. Aber es gibt uns 🙂