Die Zahl der Schwangerschaftsabrüche ist gesunken
Zahlen im internationalen Vergleich

In allen Kantonen, ausser ZH und SO, werden heute die Schwangerschaftsabbrüche einer kantonalen Stelle (in der Regel Kantonsarztämter) gemeldet. Es liegen also offizielle Zahlen vor. Die gesamtschweizerische Zahl bleibt – namentlich wegen der fehlenden Statistik des Kantons Zürich – eine Schätzung. Es lassen sich aber klare Tendenzen erkennen : Von 1970 bis 1990 ist die Tendenz mit Sicherheit abnehmend. In den 90er Jahren zeichnet sich eher eine Stagnation ab, jedoch mit einer klaren Abnahme des Abtreibungstourismus, d. h. einer Verschiebung der Eingriffe von schon seit jeher liberalen Kantonen in ehemals restriktive Kantone.

Legale Schwangerschaftsabbrüche in der Schweiz
(in der Schweiz wohnhafte Frauen)

1970 1978 1980 1985 1990 1993 1995 1999 2000 2001
ZH1 8000 7000 6000 6000 4500 3700 3600 3100 3100 3100
GE 3000 2784 3526 2110 2280 1882 1699 1581 1520 1495
VD3,2 2242 1889 1712 1763 21658 21606 21433 21602 21785 21700
BE 1062 1086 1207 1159 1072 1098 1100 1174 1162 1176
BS 3 970 31162 31163 3 791 3 771 706 568 5 262 340 377
NE 725 500 456 411 420 393 369 414 389 411
BL 84 122 247 272 257 185 301 5 377 332 336
AG 94 219 444 460 434 542 572 6700 6700  6 700
GL 12 22 43 29 37 35 33 53 54 45
TI 19 346 391 538 608 675 643 662 613 666
JU 17 46 85 89 2 103 2 99 2114 2 106
SH3 12 28 56 19 65 85 82 117 118 106
SO 7 1 100 166 169 217 205 1 250 1 350 1330 1 340
GR3 20 63 69 57 79 122 162 212 204 200
TG 28 84 118 1 100 111 147 154 168 164 216
SG3 20 96 171 122 179 267 309 373 457 467
AR 14 6 16 10 8 8 16 22 23 23
LU3 6 50 28 69 64 119 107 389 389 366
FR 0 1 5 15 111 162 211 224 219 272
SZ 1 2 4 8 10 31 41 42 41
VS 1 1 15 1 90 1 90 2 211 2 236 2 229
ZG 0 0 1 2 7 19 28 64 75 104
UR 0 1 0 0 0 0 15 12 15
OW 1 0 0 0 0 0 0 0 0
NW 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0
AI 1 0 0 0 0 0 0 0 0
CH1 16317 15562 15837 14144 12986 12145 11861 12200 12378 12491
. .

 liberale Kantone

.

 weniger liberale
Kantone

.  restriktive Kantone
Anmerkungen:
1     Schätzung für SO (ab 1994), VS (bis 1995) und ZH basierend auf Spitalstatistiken und Umfragen bei der Ärzteschaft. In ZH wurde 1993 und erneut 1999 eine Befragung aller ausführenden Ärzte und aller Gutachter durchgeführt (Antwortquote von über 95%). Die früheren Schätzungen für 1995-98 wurden aufgrund der Zürcher Erhebung 1999 für diesen Kanton und für die Gesamtzahl rückwirkend nach unten angepasst.
2     JU ab 1995/96, VD ab 1990: Zahl der Anträge für Begutachtung
3     In diesen Kantonen werden die positiven Gutachten registriert (BS bis 1990, VD bis 1989, SG und SH bis 1999). Da nicht alle Frauen, die ein positives Gutachten erhalten, den Abbruch auch durchführen lassen, ist die Zahl eher zu hoch. In allen andern Kantonen handelt es sich – wo nicht anders angegeben – um die effektiv durchgeführten Schwangerschaftsabbrüche.
4     In einigen Kantonen (insb. TI, BL, ZH) gibt es eine nicht separat ausgewiesene, aber vermutlich nicht sehr grosse Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen an Frauen, die ihren Wohnsitz nicht in der Schweiz haben (z.B. Grenzgängerinnen). Die von uns geschätzte Gesamtzahl dürfte deshalb sowie gemäss Anmerkungen 2 und 3 eher zu hoch als zu niedrig liegen.
5     Im Jahr 1998 wurde in BS eine Klinik geschlossen, während in BL eine Tagesklinik eröffnet wurde. Es fand daher eine Verschiebung von der Stadt in einen Vorort statt.
6     Im Kt. AG wurden die Zahlen ab 1996 vom Kantonsarztamt jeweils gerundet.

Die Schweiz gehört zu den Ländern mit den niedrigsten Abtreibungsraten:

Legale SA auf 1000 Frauen (15 – 44 jährig)

Bulgarien (1998) 43.5

 

Wurde in den 60er Jahren
in der Schweiz mit etwa
1 Abtreibung auf 2 Geburten
gerechnet, so ist dieses
Verhältnis heute auf 1 Schwangerschaftsabbruch
auf 7-8 Geburten
zurückgegangen.

Dänemark (1999) 15.5
Deutschland (2000) 8
Grossbrit.,Vereinigtes Königreich (1997) 15.7
Finnland (1997) 9.8
Frankreich (1996) 12.9
Holland (1999) 7.4
Italien (1998) 10.0
Norwegen (1999) 15.5
Rumänien (1998) 53.8
Schweden (2000) 18.3
Schweiz (2000) 8.1
Ungarn (1998) 31.6
USA (1997) 22
Quelle:
Evolution démographique récente en Europe 1999 (Europarat)
Alan Guttmacher Institute 1999

FALSCH: "Es gibt eine hohe Dunkelziffer"

  • Die Dunkelziffer war in der Schweiz hoch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als illegale Abtreibung die häufigste Methode der Geburtenregelung war. Heute ist höchstens noch mit einer sehr geringen Dunkelziffer zu rechnen.
  • Laienabtreibungen kommen heute nicht mehr vor: Seit Jahrzehnten sind die früher häufigen Komplikationen aus verpfuschten Abtreibungen aus den Spitälern verschwunden. Seit 1973 gab es keinen Todesfall mehr. 1980-88 wurden die letzten 4 Frauen verurteilt.
  • Es ist nicht wahrscheinlich, dass Ärztinnen und Ärzte heute noch eine grössere Anzahl von Abbrüchen illegal (ohne Gutachten) vornehmen. Sie haben keine Veranlassung mehr (ebensowenig wie die Frauen), irgendein Risiko einzugehen, nachdem ein Gutachten in den meisten Kantonen – oder dann im Nachbarkanton – problemlos zu bekommen ist und die Krankenkassen sowohl das Gutachten wie den Eingriff bezahlen.

Die Abtreibungsgegner haben noch nie seriöse Zahlen oder gar Beweise für ihre gegenteiligen Behauptungen auf den Tisch gelegt.

Literatur
Dondénaz M., Gloor P.-A. et al.: L’interruption de grossesse en Suisse: chiffres de 1982 à 1986. Méd.et Hyg.47,1069-1074,1989
Dondénaz M. et al.: L’interruption de grossesse en Suisse: 1987-1990. Méd.et Hyg. 50,926-934,1992
Dondénaz M. et al.: Schwangerschaftsabbruch in der Schweiz 1991-1994. SÄZ 77,99-105,1996
Dondénaz M. et al.: Interruption de grossesse en Suisse 1966-1996, une baisse des chiffres liée à la contraception. Méd et Hyg, 56, 961-8, 1998
Gloor P.-A. et al.: L’interruption de grossesse en Suisse. PRAXIS 71,225-229,1982
Gloor P.-A. et al.: L’interruption de grossesse en Suisse. Situation d’après les données de 1979 à 1981 et évolution. Méd.et Hyg. 42, 1144-1150,1984
Gloor P.-A. et al.: Der Schwangerschaftsabbruch in der Schweiz, Entwicklung nach 1979 bis 1981. PRAXIS 74, 434-438, 1985
Höpflinger F. et al.: Sozio-Demographische Determinanten des Geburtenrückgangs. Schlussbericht an den Schweiz. Nationalfonds, 1982
Stamm H. Schwangerschaftsunterbrechung. Bibliotheca Gyn. No 55, Karger, 1970
Stamm H. et al.: Schwangerschaftsabbruch in der Schweiz 1982 bis 1986. PRAXIS 79, 229-234, 1990


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