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Weltweit ist nach wie vor ein Trend zur Liberalisierung der Abtreibungsgesetze festzustellen.
Heute leben etwa
Übersicht über die Gesetzgebung weltweit (Liste)
Interaktive Weltkarte
Gesetzliche Bestimmungen in allen Ländern (Kurzbeschrieb, engl.,
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Gesetzliche Bestimmungen in allen Ländern (Gesetzestexte, franz.,
span., port. oder engl.)
Zwischen 1950 und 1985 haben die meisten Industrieländer sowie eine Reihe von Entwicklungsländern ihre Abtreibungsgesetze liberalisiert. Seit 1986 bis 2010 haben weitere 35 Länder die Gesetzgebung gelockert. 15 davon haben eine Fristenregelung (strafloser Schwangerschaftsabbruch in den ersten Monaten der Schwangerschaft) eingeführt: 5 osteuropäische Länder, Belgien, Deutschland, Griechenland, die Schweiz, Portugal, Spanien, Kambodscha, die Mongolei, Nepal, und Südafrika. Kanada hat 1988 die Abtreibung vollständig aus dem Strafgesetz gestrichen. Die Teilstaaten Mexico City (Mexiko) und Westaustralien, ACT und Victoria (Australien) haben ebenfalls Fristenregelungen beschlossen bzw. Abtreibung völlig aus dem Strafgesetz gestrichen.
Einzig Polen hat von einem sehr liberalen Gesetz zu restriktiven Bestimmungen gewechselt. In Chile, El Salvador und Nicaragua sind strikte Abtreibungsverbote noch verschärft worden.
In verschiedenen Ländern der 3. Welt und Europas (England) sind Liberalisierungsbestrebungen im Gang. Andrerseits versuchen konservative Kreise, namentlich in Ländern des ehemaligen Ostblockes und in einzelnen US-Staaten, den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch mit einschränkenden Bestimmungen zu erschweren.
Gesetze sind nicht allein ausschlaggebend für den Zugang
zu einem fachgerecht durchgeführten Schwangerschaftsabbruch. Viel hängt
davon ab, wie ein Gesetz interpretiert und durchgesetzt wird, aber auch
von der öffentlichen Meinung und der Einstellung der Ärzteschaft. So
werden z. B. in Nigeria – trotz eines strikten Abtreibungsverbotes –
viele Abbrüche von Privatärzten vorgenommen. In den USA, Österreich,
Italien hingegen gibt es – trotz Fristenregelung – in weiten Teilen des
Landes keine Möglichkeit für Frauen, eine ungewollte Schwangerschaft
abzubrechen.
Quellen :
A. Rahman et al. "A Global Review of Laws on Induced Abortion, 1985 – 1997"; Int. Fam. Plann.
Perspect. 1998, 24: 56-64;
Abortion Worldwide,
Alan
Guttmacher Institute, 2009
The World's abortion laws
http://reproductiverights.org/sites/crr.civicactions.net/files/pub_fac_abortionlaws2008.pdf
Obwohl sich Paare überall auf der Welt zunehmend kleinere Familien wünschen, und obwohl vielfach sexuelle Beziehungen aufgenommen werden unter Voraussetzungen, unter welchen ein Kind nicht erwünscht ist, wird häufig keine wirksame Verhütung angewendet: Schlechter Zugang zu Verhütungsmitteln, deren schlechte Qualität, Angst vor Nebenwirkungen, Kosten, sind einige der vielen Gründe dafür. Alle Methoden haben zudem eine gewisse Versagerquote. In allen Gesellschaften kommt es daher zu ungeplanten Schwangerschaften, und ein Teil der betroffenen Frauen entscheidet sich zum Abbruch. Ihre Beweggründe – in erster Linie gesundheitliche, soziale und partnerschaftliche Probleme – gleichen sich auf der ganzen Welt.
Weltweit wird ungefähr jede fünfte Schwangerschaft abgebrochen. Das Alan Guttmacher Institute in New York schätzt die weltweite Zahl der Abtreibungen auf 44 Mio. pro Jahr (2008, gegenüber 46 Mio. im Jahr 1995). Davon werden gegen 22 Mio. in der Illegalität oft unter gefährlichen Bedingungen ausgeführt, die meisten davon in Entwicklungsländern.
Restriktive Gesetze führen nicht zu niedrigeren Abtreibungszahlen, sondern dazu, dass Abtreibungen unsachgemäss durch Nicht-Ärzte durchgeführt werden, dass Frauen sich bei Komplikationen nicht in ärztliche Behandlung zu begeben wagen und dass oft viel Zeit verstreicht, bis sie eine Abtreibungsmöglichkeit gefunden haben. Das gilt insbesondere für unbemittelte Frauen.
Wo Abtreibungen heimlich und
unsachgemäss durchgeführt werden, gefährden sie Leben und Gesundheit der
Frauen. Jedes Jahr führen Komplikationen bei illegalen Abtreibungen bei
5-8,5 Millionen Frauen zu Verletzungen und vorübergehenden oder
dauernden Behinderungen.
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) rechnete 1990 weltweit mit
etwa 70'000 Todesfällen pro Jahr infolge unsachgemäss vorgenommener
Abtreibungen. Für 2008 hat die WHO diese Schätzung auf 47'000 gesenkt
(Unsafe
abortion – Global and regional estimates).
Der Rückgang der Todesfälle fand insbesondere in Südamerika statt,
nachdem die Frauen dort mehr und mehr mit Medikamenten an Stelle von
drastischeren Methoden abtreiben. In einigen Entwicklungsländern sind
jedoch in städtischen
Frauenkliniken immer noch zwei von drei Spitalbetten von Frauen mit Komplikationen
aus verpfuschten Abtreibungen besetzt.
Die Legalisierung der Abtreibung vermeidet gesundheitliche Risiken und führt längerfristig zu einer Senkung der Abtreibungszahlen, wenn sie mit einer Politik der Prävention gekoppelt ist.
Im weltweiten Durchschnitt kommen auf 1'000 Frauen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren etwa 28 Abtreibungen (Schätzung 2008). Die Rate ist auf allen Kontinenten ähnlich hoch.
Das Alan Guttmacher Institute kommt zum Schluss: Sowohl in Entwicklungs- wie in Industrieländern können ein gutes Familienplanungsangebot und die weite Verbreitung von modernen, sicheren Verhütungsmethoden die Abtreibungszahlen senken.
Int. Fam. Plann. Persp.
1999, 25 (Suppl.) S 30-38;
Alan Guttmacher Inst.: Sharing Responsibility
– Women, Society & Abortion Worldwide, 1999;
Alan Guttmacher Institute, 2012: Induced abortion: incidence and trends worldwide from
1995 to 2008