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Zita
Alter 41 J., selbständig, Akademikerin: Heute – in der 6 SSW – habe ich
einen Abbruch in ambulanter OP durch meine Frauenärztin vornehmen
lassen. Mein Mann und ich haben einen gemeinsamen 7-jährigen Sohn, der
von uns beiden gleichermaßen geliebt und umsorgt wird. In all den Jahren
meiner beruflichen Weiterentwicklung habe ich mir ein zweites Kind
gewünscht, aber keinen Zeitdruck empfunden. Vor meinem 40. LJ habe ich
schließlich meinen Mann auf meinen zunehmend dringlicher werdenden
Wunsch angesprochen – mittlerweile war ich die Hauptverdienerin in der
Familie und meine berufliche Tätigkeit damit unerläßlich zur Sicherung
unseres Lebensstandards. Dementsprechend bat sich mein Mann Zeit aus,
seine berufliche Situation zu konsolidieren.
Als meine jüngere Schwester
Ende letzten Jahres ihr 5. Kind unter deutlich schlechteren finanziellen
Voraussetzungen bekam, verließ mich meine peinlich genaue Vorsicht bei
der Einnahme der Mini-Pille; ich hätte allerdings nie gedacht, daß ich unmittelbar schwanger werden würde, sondern ging eher davon aus, daß
das "ab 40 so gut wie nicht mehr passiert". Die ersten 30 Min. war ich
glücklich, aber als die Nachricht meinem Mann "die Kehle zuschnürte",
nahm das emotionale Chaos und die durchgeredeten Nächte seinen Lauf.
Wesentlich war für ihn, daß er bei aller Liebe zu mir, eingestehen
mußte, daß er mittlerweile – als Vater eines 7-j. Schulkindes – "nicht
noch einmal bei Null anfangen will", daß er unser gerade
wieder gewonnenes "Erwachsenenleben" nicht wieder loslassen will und
vielleicht ebenso wichtig: selbst unter erheblichem Druck steht, sich
ganz auf seine berufliche Situation konzentrieren zu müssen, aber kein
Vater sein zu wollen, der nicht am Aufwachsen seines Kindes
gleichermaßen beteiligt ist.
Wesentlich war für mich: mein Herz wünschte
sich seit Jahren ein zweites Kind, aber ebenso war damit auch das Bild
einer Familie verbunden, in der das Kind mit Freude willkommen geheißen
wird; mir wurde klar, daß ich nicht bereit wäre, ein Kind gegen den Willen meines Mannes
durchzusetzen, nicht bereit, die Variante zu riskieren, dieses Kind auch
allein aufzuziehen. Ich merkte wie in mir – trotz meiner Sehnsucht nach
einem Kind – die innere Belastung, schwanger zu sein, zunahm; bis ich
mir schließlich eingestehen mußte, daß ich nicht mehr – wie das
vielleicht bei einem 1. Kind in jüngerem Alter bei mir der Fall gewesen
wäre – bereit war, alles andere – meine Ehe, meine bisher glückliche
kleine Familie, unsere relative finanzielle wie berufliche Freiheit –
aufs Spiel zu setzen. Es war klar geworden, daß ich eine finanzielle
Drucksituation eingegangen wäre mit der unabdingbaren Voraussetzung,
dieses 2. Kind ab dem 3. Monat halbtags in eine Fremdbetreuung geben zu
müssen und dennoch als Selbständige über die nächsten Jahre finanziell
"an der Kante" entlang zu wandern. Trotz alledem flüchtete ich beim ersten
Abbruchstermin – von meinen Emotionen unerwartet überschwemmt – vom OP-Tisch! Gott sei Dank unterstützte mich die Frauenärztin sehr,
indem sie mir fürsorglich riet, mir jetzt lieber Zeit zu nehmen, da
manchmal "nur wenige Momente an Zeit zu Klarheit führen" würden. Ich
werde ihr das nie vergessen (was ich ihr auch später rückgemeldet habe),
daß sie mich unterstützt hat, einen Abbruch nicht in einem
emotional völlig ambivalenten, überfluteten Zustand durchzuführen.
Wenige Tage später hatte ich die Klarheit darin gefunden, daß nicht die
Lebenssituation und der Wunsch meines Mannes gegen meinen steht, sondern
dass es meine eigene erwachsene Entscheidung ist, meine Sehnsucht nach
einem Kind mit dem Wunsch nach einer damit verbundenen Lebensqualität
und positiven Zukunftsperspektive verbinden zu dürfen, und nicht eine
Schwangerschaft bei bestehendem Kinderwunsch austragen zu müssen, wenn
damit massive Einschnitte und Verluste meiner derzeitigen und zukünftig
gewünschten Lebensqualität verbunden sein werden. Nach dieser Entwicklung habe ich heute ruhig und unter dem Gefühl "bei mir zu sein" den
Abbruch vornehmen können, danach ein Gefühl, eine große Last fällt von
uns ab und die Freude auf ein gemeinsames Weiterleben, in dem Luft zum Atmen
bleibt…
Und doch habe ich mir natürlich die "Schuldfrage" gestellt – "unserem
Kind das Leben verweigert zu haben". Wie dankbar ich war, diese Seite
heute gefunden zu haben und dieses "Schulderlebens" frühzeitig enthoben
worden zu sein. Abschließend möchte ich alle Frauen bitten, in dieser
Lebenssituation nur Fachberatung weiter auf sich einwirken zu lassen,
wenn eindeutig ist, daß sie sich fürsorglich für das innere
Gleichgewicht der Frauen (und nicht für eine Anti-Abtreibungsideologie)
einsetzt.
Tiziana
Jetzt endlich treffe ich im Internet zum ersten Mal auf eine
neutrale Seite, die keine Hetzreden und Angriffe gegen Frauen, die
abgetrieben haben, startet!
Ich habe Oktober 2009 in der 14. SSW abtreiben lassen. Der Weg zu dieser
Entscheidung war schwierig, aber ich habe für mich das Richtige getan
und bin sehr erleichtert.
Ich bin seit mehreren Jahren mit meinem Partner zusammen und wir haben
einen dreijährigen Sohn. In einer schweren Beziehungskrise bin ich fremd
gegangen und alles stand in Frage, obwohl ich meinen Partner sehr liebe
und eigentlich mit ihm zusammen bleiben wollte.
Trotz Verhütung bin ich schwanger geworden und der "Vater des Kindes" war
also nicht mein Partner.
Für mich war das ein ganz schlimmer Schlag, weil ich meine kleine
Familie nicht verlieren wollte. Eine Bekannte hat mir gleich einen
Termin bei Donum Vitae geholt, eine Schwangerenberatungsstelle, die bei
uns in der Nähe war.
Dort wurde mir von der Sozialberaterin eher nahe gelegt, das Kind
auszutragen und eines ihrer Argumente war, dass eine Trennung einfacher
zu verkraften sei als ein Schwangerschaftsabbruch. Dabei wurde völlig aussen vor gelassen, dass ich
bereits eine Familie hatte und meinen Partner liebe und dass ich mit dem
biologischen Erzeuger keinen Kontakt wollte.
Mir wurden die üblichen Schwerfolgen von solchen Eingriffen berichtet
und ich hatte das Gefühl, dass nur das Austragen des Kindes Stärke
beweisen würde.
Es folgten harte Wochen für mich, meinen Partner und meinen Sohn.
Die Menschen in meinem Umfeld waren fast alle gegen Abtreibung,
plädierten immer "für das Leben", aber unser Leben wurde immer mehr zur
Hölle, denn jede körperliche Veränderung war für mich ein Vorwurf. Zu
dem werdenden Kind hatte ich keine Verbindung.
In der 14.ssw entschied ich mich endlich für die Abtreibung (obwohl mein
Partner bereit war, das Kind anzuerkennen) und war plötzlich frei von
Ängsten, da ich eine Alternative für mich sah. Von dem Zeitpunkt an war
ich erleichtert.
Ich fuhr mit meinem Partner in die Niederlande und unter Vollnarkose
wurde die Abtreibung durchgeführt. Ich hatte weder Schmerzen, noch
psychische Folgen, die besonders schwer gewesen wären.
Denn Trauer und die Auseinandersetzung mit solchen Umständen sind
natürlich vorhanden und meiner Meinung nach wichtig.
Ich habe mich schlecht beraten gefühlt und bin wütend auf diese
ablehnende und vorwurfsvolle Haltung, auf die man trifft, wenn man in
solch einem Konflikt steckt.
Nur wenige Leute haben sich danach für mich gefreut, dass ich mich
wieder wohl fühlen und aufbauen konnte. Die meisten zeigten
Unverständnis und Ablehnung.
Ich finde eine Beratungsstelle für ungewollte Schwangerschaften, bzw.
Abtreibungen, sollte neutral sein, nicht christlich geprägt, denn
eigentlich ist es klar, welcher Überzeugung diese Menschen sind und
eine Trennung von meinem Partner hätte ich mit Sicherheit nicht
verkraftet, weil es der Mensch ist, für den ich mich nun einmal
entschieden habe.
Doch in einer Stunde meinte diese Sozialarbeiterin, mir
gut zureden und meinen Hintergrund erforscht haben zu können.
Wir haben wieder Ruhe einkehren lassen, sind immer noch zusammen und
auch glücklich, haben dazu gelernt und haben kein schlechtes Gewissen.
Sicher wirft man nicht einfach etwas weg, auch wir haben uns von dem
"Kind" verabschiedet, aber wir (oder vor allem ich) haben nicht eine
einzige dieser "Tatsachen", die in den
Horrorberichten auftauchen, erlebt.
Und ich hoffe, dass alle Frauen, die vor der Entscheidung stehen
abzutreiben oder nicht, eine neutrale Informationsquelle bzw. Menschen
finden, die sie gut beraten, sodass sie das Gefühl haben, wirklich ihre
eigene Entscheidung treffen zu können.
Im Übrigen war ich damals in einer Klinik in Heemstede und wurde sehr
gut behandelt. Das gesamte Personal besteht nur aus Frauen, was ich
persönlich sehr angenehm fand!
Also, es sollte daran gearbeitet werden, dass betroffene Personen (nicht
nur Frauen) zu ihrer Entscheidung stehen können bzw. offen über ihren
Konflikt schreiben oder sprechen können. Denn leider ist das
Kommunikationsverhalten in den meisten Foren sehr destruktiv und
einseitig…
Nana
Silvester, da ist es wohl passiert !!! SCHEIßE –
ein Kind, jetzt.
Ich bin 23 Jahre alt und habe schon zwei Kinder. Die Entscheidung
abzutreiben war von Anfang an meinem Mann und mir klar.
Am achten Februar ist es soweit, einen tag später muss ich nach 4 Jahren
Auszeit wieder anfangen zu arbeiten.
Ein bisschen Angst hab ich schon, aber ich möchte jeder Frau, die
vielleicht in meinem Alter ist, einen Tipp geben: Lebt euer Leben und
seid euch eurer Entscheidungen sicher.
Für mich beginnt jetzt erst mal ein neues Leben und mal sehn, vielleicht
in 7 Jahren noch ein Kind.
Zwei Wochen später:
Am Montag letzte Woche war es so
weit, ich war voll aufgeregt. In der Klinik waren alle sehr nett
und der Arzt hat mich nochmals gefragt, ob ich mir sicher bin, dass
ich abbrechen will.
Ich war mir sicher, mein Mann war und
ist mir auch jetzt eine super Hilfe.
Als es vorbei war hab ich nur noch
geheult es tut auch immer noch weh. Aber ich hoffe, dass der Schmerz
irgendwann nachlässt.
Ab Dienstag war ich schon wieder
arbeiten, aber richtig Ablenkung bringt das auch nicht. Aber nach
all dem bin ich mir immer noch sicher, dass es die richtige
Entscheidung war.
Eine Freundin von mir ist Türkin und
sie sagt, bei ihnen sieht man eine Abtreibung so : Du bist zu einer falschen Zeit zu
mir gekommen, aber vielleicht ist irgendwann der richtige Zeitpunkt
da, an dem ich mich auf dich freue und du gerne wieder kommen
kannst.
Mein Herz blutet, aber wenn es Gott
gibt – und dessen bin ich mir sicher – so hoffe ich doch, dass er
mir verzeihen kann.
Julia
Ich möchte meine Erfahrungen hier niederschreiben, weil ich vor meiner
Abtreibung nach Informationen im Internet gesucht habe, und viele
"Horrormärchen" gelesen habe….
Also zu meiner Geschichte: Ich bin 21 Jahre alt und komme aus NRW. Als
ich feststellte dass ich von meinem Exfreund schwanger war, war ich Ende
der 5. SSW. Am 09.01.10 machten wir einen Test und am Montag danach
bestätigte mir meine Ärztin die Schwangerschaft.
Es war für uns beide ein Schock aber irgendwie hatte ich trotzdem
gemischte Gefühle. Wir redeten jeden Tag stundenlang, haben argumentiert
und zusammen geweint. Wir wussten wirklich nicht was wir machen sollten.
An dieser Stelle ein dickes Lob an meinen Ex, denn er hat mir immer
beigestanden und er hätte mir auch geholfen, wenn ich das Kind bekommen
hätte. Wir hingen beide schon an diesem Kind, aber wir wollten es davor
beschützen als Eltern zu versagen und ohne richtige Familie
aufzuwachsen.
Am 14.01.10 hatten wir dann einen Termin bei der Beratungsstelle. Die
Dame war sehr nett, hat mit uns beide Lösungen durchgespielt und uns
auch nicht für unser Handeln verurteilt.
Sie gab uns Adressen von verschiedenen Ärzten und Krankenhäusern. Ich
hatte mich im Vorfeld schon über die verschiedenen Abtreibungsmethoden
informiert und trotz bereits erwähnter "Horrormärchen" tendierte ich zum
Abbruch mit Mifegyne.
Es erschien mir irgendwie "natürlicher", wie wenn dieses kleine Baby mit
einem Sauger aus mir herausgerissen wird.
Also vereinbarten wir einen Termin mit einem Arzt, der sch auf
medikamentöse Abbrüche spezialisiert hatte. Auch hier war mein Ex wieder
dabei.
Den Termin hatten wir am Montag (7 SSW) und der Arzt gab mir alle
Tabletten sofort mit. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber er sagte, es
wäre für mich sicher angenehmer auch den 3. Tag des Abbruchs zu Hause zu
verbringen und nicht in der Praxis.
Also nahm ich am Dienstag die 3 Mifegyne-Tabletten. Dies fiel mir nicht
leicht, mein Körper hat sich im wahrsten Sinne des Wortes dagegen
gesträubt, ich war mir plötzlich gar nicht mehr sicher und habe es erst
Mittags geschafft, die Tabletten zu schlucken.
Dann passierte erstmal nichts. Am Donnerstag morgen sollte ich dann gut
frühstücken und die 2 Cytotec-Tabletten nehmen. Ich nahm die Tabletten
um 7 Uhr ein und eine Viertelstunde später bekam ich unglaubliche
Unterleibsschmerzen. Dagegen hatte ich Schmerzmittel. Etwas später
setzte dann die Blutung ein. Und als ich um 11 Uhr zur Toilette musste,
hatte ich das Fruchtsäckchen schon auf der Binde…. Es hat dann noch
bis 15 Uhr stärker geblutet, weil die ganze Schleimhaut noch abging.
Doch dann ließ die Blutung schon nach und auch die Schmerzen wurden
schwächer. Alles in allem war es auszuhalten. Ich bin froh dass ich mich
für diese Methode entschieden habe.
Heute (Freitag) war ich schon zur Nachuntersuchung und es ist wirklich
alles raus.
Ich möchte euch das erzählen, weil ich euch die Angst nehmen möchte, die
manche im Internet verbreiten. Klar ist es nicht angenehm, aber sollte
eine Abtreibung angenehm sein?
Ich habe mein Kleines auf dem Friedhof im Grab meiner Mutter beigesetzt,
damit ich es immer besuchen kann und es in Würde gehen konnte. Ich fühle
mich auf der einen Seite erleichtert und auf der anderen aber auch
traurig. Wir liebten unser Kind, aber wir konnten ihm keine Zukunft
bieten. Wir haben beide als Erinnerung ein Ultraschallbild behalten und
werden unser Krümelchen nie vergessen!
Franziska
Zunächst möchte ich Dank sagen für eine gleichermaßen informative wie
sachliche Seite zum Thema.
Ich habe vor zwei Wochen einen
Schwangerschaftstest gemacht, der positiv ausgefallen ist. Für mich war
es eine Katastrophe, wenngleich ich mir im Vorfeld öfter Gedanken
gemacht habe, wie es wohl wäre, ein Kind zu bekommen und ob jetzt
womöglich der richtige Zeitpunkt wäre. Ich werde 27 und das ist
landläufig schon ein gutes Alter um Kinder zu kriegen. Alles andere
passte bei mir aber überhaupt nicht. Ich habe gerade mein Masterstudium
begonnen, bin erst seit sehr kurzer Zeit in einer neuen Partnerschaft
und verfüge über kaum finanzielle Mittel, um mich zu versorgen,
geschweige denn ein Baby. Der Ausgang einer möglichen Schwangerschaft
war total ungewiss und hat mich in große Existenzängste versetzt. Als
ich dann den Test in der Hand hielt, hatten meine Gedankenspiele und
verblümten Ideen ein jähes Ende. Ich habe den ganzen Tag über bitterlich
geweint und war total verzweifelt. Ich habe dann meinem Freund davon
erzählt und ihn nach seiner Meinung gefragt. Um die sehr intensiven
Gespräche einmal abzukürzen: Wir haben gesagt, dass wir es irgendwie
schon hinbekommen. Mit dieser Einstellung sind wir dann auch zum Arzt
gegangen und haben uns zunächst für das Kind entschieden. Meine Ärztin
hat sich darüber sehr gefreut und mir für Anfang November den nächsten
Untersuchungstermin gegeben.
Warum konnte ich mich aber nicht über diese
Schwangerschaft freuen? So sehr ich auch versuchte, mit dieser neuen
Situation klar zu kommen, hatte ich doch innerlich eine tiefe Ablehnung
gegen die Vorgänge in meinem Körper und sprach dann auch relativ schnell
aus, was ich fühlte: Ich will das Kind nicht! Ich will diese
Schwangerschaft nicht! Im Gegensatz zu meinem Freund war ich mir
ziemlich sicher und beim Beratungsgespräch bei Pro Familia vertrat ich
meine Entscheidung eindeutig. Nach dem Gespräch war dann auch eine
Entscheidung ausgesprochen, nämlich die, die Schwangerschaft
abzubrechen. Original einen Tag nach dem Gespräch vertauschten sich bei
meinem Freund und mir plötzlich die Positionen. Während er sich nun
ziemlich sicher mit der Entscheidung war, das Kind nicht zu bekommen,
fing ich an zu zweifeln und entwickelte Gefühle für das kleine Wesen. So
sehr ich mir auch selbst Argumente brachte, so sehr sagte mein Herz in
einem kleinen verborgenen Winkel ja zur Schwangerschaft. Ich war bis
zuletzt hin- und hergerissen. Beide Wege machten mir Angst und mit
beiden Wegen konnte ich mich nicht identifizieren.
Trotz meiner Zweifel
habe ich gestern bei meiner Ärztin die 3 Tabletten eingenommen, die den
medikamentösen Abbruch einleiten. Die Behandlung durch meine Ärztin und
das Team war ausgezeichnet. Sie hat meine Entscheidung akzeptiert und
Verständnis gezeigt. Die Rahmenbedingungen für den Abbruch waren also
sehr gut. Ich wurde gut beraten, habe alle nötigen Informationen
bekommen. Da ich erst morgen das Prostaglandin nehme, kann ich noch
nicht sagen, wie ich den Eingriff – diesmal – verkrafte. Dieses Mal
heißt, ich hatte schon vor ungefähr 4 Jahren einen Abbruch, auch mit der
medikamentösen Variante. Damals war ich mir meiner Entscheidung aber
sehr sicher und habe nicht einen Tag gezweifelt. Ich hatte zum Thema
Schwangerschaft überhaupt keinen Bezug.
Seit gestern geht es mir emotional sehr schlecht. Bis zum Moment der
Einnahme des Medikaments war alles und nichts möglich. Danach war die
Entscheidung gefallen und ich habe eindeutig Nein gesagt zu einem Kind,
was sich doch schon einen winzig kleinen Platz in meinem Herzen
gestohlen hatte. Ich kann diese Entscheidung nicht mehr rückgängig
machen. Es wird kein Baby geben. Ich habe mir aber gestern geschworen,
nie wieder so verantwortungslos mit meinem Leben und dem eines
heranwachsenden Kindes umzugehen. Vorsorge ist besser als Nachsorge.
Wenngleich ich Gründe hatte, nicht hormonell zu verhüten, wiegen diese
eine ungewollte und ungeplante Schwangerschaft für mich nicht mehr auf.
Eine weitere Abtreibung würde ich nicht noch einmal vornehmen, egal
unter welchen Umständen ich schwanger werden würde. Nie wieder möchte
ich dieses Gefühl des Verlustes, der Trauer und Schuld erleben.
Ich finde, dass es generell ein großer Gewinn ist, sich frei für oder
gegen eine Schwangerschaft zu entscheiden. Menschen machen Fehler oder
können vielfach nicht frei und objektiv in bestimmten Situationen
handeln. Ich für meinen Teil habe aber klare Konsequenzen gezogen und
würde einen Abbruch für mich nicht mehr als einzigen Ausweg ansehen.
Christine
Ich habe mich entschieden, meine Geschichte hier nieder zu
schreiben um somit vielleicht anderen Frauen zu helfen, welche selbst
ungewollt schwanger wurden. Zudem hat mir diese Seite sehr geholfen, als
ich auf der Suche nach wirklich sachlichen Informationen war.
Da ich einen sehr regelmässigen Zyklus habe, war mir vor 2 1/2 Wochen
sofort klar, dass ich schwanger sein musste. Als dreifache Mutter waren
mir die Anzeichen einer Schwangerschaft durchaus bekannt und ein Test
bestätigte meine Befürchtung. Mir war auch gleich klar, dass ich dieses
Baby nicht austragen wollte und konnte. Zu viele Gründe sprachen
dagegen: Mein Alter (ich bin 42 Jahre alt), die Tatsache dass ich
bereits mit drei Kindern alleinerziehend bin und gerade erst eine neue
Arbeit begonnen hatte um mich von der Sozialhilfe ablösen zu können.
Zudem bestand meine neue Beziehung erst seit wenigen Monaten. Mein
Partner meinte zwar sogleich, dass er zu mir stehen würde und für mich
da sein würde, egal wie ich mich entscheide, aber dennoch kam für mich
nur ein Abbruch der Schwangerschaft in Frage. Am selben Tag vereinbarte
ich einen Termin in der Kantonalen Frauenklinik und glücklicherweise
konnte ich bereits am nächsten Tag dort vorbeigehen. Allgemeine
Untersuchungen und ein nochmaliger Schwangerschaftstest folgten, die Ärztin meinte auch
sogleich dass ich mich für meine Entscheidung nicht zu rechtfertigen
brauche und klärte mich über die Methoden eines Abbruchs auf. Ich war
froh zu hören, dass trotz meines Alters und der Tatsache, dass ich
rauche, ein Abbruch mit Mifegyne möglich sei. Auf dem
Ultraschall war jedoch noch keine Fruchtblase ersichtlich, daher wurde
eine Woche später nochmals ein Termin vereinbart, da eine
Eileiterschwangerschaft ausgeschlossen werden musste. Diese Woche des
Wartens empfand ich als sehr belastend, da ich ausser mit meinem
Partner mit niemandem über die Schwangerschaft reden wollte und konnte.
Ich empfand Wut auf mich, auf meinen Partner und machte mir und auch ihm
grosse Vorwürfe, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Ich war traurig
und hatte Angst, da ich vor 18 Jahren bereits einen
Schwangerschaftsabbruch (operativer Abbruch) erlebte, welchen ich nur
schwer verkraften konnte.
Eine Woche später wurde nochmals ein Ultraschall gemacht und immer noch
zeigte sich nichts auf dem Bildschirm…. nochmals fünf Tage des Wartens
und der Ungewissheit. Meine Stimmung schwappte von einer Ecke in die
nächste und ich liess mich krank schreiben, da ich mich auf nichts mehr
konzentrieren konnte.
Einige Tage später war dann in der Gebärmutter ein winziges
Fruchtbläschen ersichtlich und es wurde für Montag ein Termin
vereinbart, damit ich die drei Mifegyne Tabletten einnehmen konnte.
Während dem Wochenende ging es mir gar nicht gut, ich weinte viel,
konnte nicht schlafen, ass kaum und konnte mich gerade noch um meine
vierjährige Tochter kümmern. Schuldgefühle quälten mich, obwohl mir mein
Verstand ganz klar sagte, dass ich die richtige Entscheidung getroffen
hatte, war da ein Ur-Instinkt in mir, welcher dieses kleine Erbslein in
meinem Bauch beschützen wollte.
Der Montag kam und nach längerer Wartezeit fand ich mich in einem
Behandlungsraum wieder. Eine Ärztin kam und legte die drei Tabletten
Mifegyne auf den Tisch. Nach kurzem Zögern schluckte ich die Medikamente
und ging nach Hause, in mir eine grosse Leere verspürend, aber doch
wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war. Am Dienstag brachte
ich meine Kinder zu den Grosseltern, gestern hatte ich früh morgens
einen weiteren Termin um die Prostaglandine einzunehmen (Cytotec). Mein
Freund begleitete mich dieses Mal und ich war sehr froh, dass ich seine
Unterstützung nun doch annehmen konnte. Eigentlich war vorgesehen, dass
ich mich während einigen Stunden im Krankenhaus aufhalten werde, aber
ich konnte mir einfach nicht vorstellen, in einem kahlen kalten Raum auf
den Abort zu warten. Zudem war die junge Assistenzärtin zwar höflich,
aber ich hätte mir ein wenig mehr Einfühlungsvermögen gewünscht und dass
sie mich vielleicht gefragt hätte, wie ich mich fühle. So nahmen wir die Medikamente mit und ich nahm das Cytotec zuhause ein. Die
nächsten Stunden waren geprägt von vielen Tränen, einer grossen Leere,
Angst vor den Schmerzen oder eventuell schlimmen Blutungen – oder dass
ein medikamentöser Abbruch bei mir vielleicht doch nicht klappen würde.
Während fünf Stunden passierte gar nichts und ich hatte auch keine
Blutungen, danach setzte ein leichtes Ziehen im Unterleib ein. Etwas
später ging ich auf die Toilette, meine Binde war voller Blut und es
befand sich eine schwammartige ca. 2cm grosse Masse mit einem ca. 2mm
kleinen Bölleli darin auf der Binde. Es war mir klar, dass es sich dabei
um das werdende Embryo handeln musste und ich empfand Trauer,
gleichzeitig aber auch eine grosse Erleichterung und Erstaunen, dass ich
überhaupt keine Schmerzen hatte. Während den folgenden Stunden verspürte
ich noch ein Ziehen im Bauch, ähnlich wie bei einer Menstruation und
habe auch heute noch leichte Blutungen. Nach der Einnahme der Mifegyne
Tabletten, sowie auch dem Cytotec verspürte ich keinerlei Nebenwirkungen. Mein
Fazit ist, dass dies für mich die richtige Methode war, auch wenn ich es
als sehr anstrengend und belastend empfand, da sich der Abort über drei
Tage hinweg erstreckte.
Wir haben entschieden, dass wir dieses Wochenende für unser kleines
"Erbslein" ein ruhiges Plätzchen irgendwo im Wald unter einem starken
grossen Baum suchen werden und es dort beerdigen werden. Dass ich den
Abbruch nicht bereue heisst aber nicht, dass ich nicht trotzdem traurig
sein darf.
Claudine
Ich bin verheiratet und hatte bereits Kinder mit meinem Ehemann.
Letztes Jahr verliebte ich mich in einen anderen Mann. Wir haben immer
verhütet, nur in dieser einen Nacht nicht. Vor dem erwarteten
Menstruationstermin wusste ich: ich bin schwanger. Noch am selben Abend
fuhr ich zu meinem Arzt und betete ihn an mir zu helfen. Ich konnte
dieses Kind, obwohl es mit viel Liebe gezeugt wurde, nicht behalten.
Mein Verstand sagte mir ganz klar: NEIN. Mein Herz blutete, doch mein
Verstand war stärker. Das Baby hat den ersten Mifegyne-Versuch überlebt.
Man nimmt an, dass ich das Medikament zu früh eingenommen hatte. Ich hatte keine
Blutung und anstatt zu sinken stieg das Schwangerschaftshormon hcg
weiter an. Ich war geschockt! Anfang der 7. Schwangerschaftswoche hatte
ich eine erneute Ultraschalluntersuchung. Man sah jetzt die Fruchtblase.
Ich nahm in der Arztpraxis erneut die Tabletten ein. Zwei Tage später
die Cytotec-Tabletten um die Blutung auszulösen. Ich sass zufällig
zuhause auf der Toilette als das Blut kam. Es war eine kurze heftige Blutung. Ohne Schmerzen.
Als ich die Fruchtblase erblickte, fiel mir ein Stein vom Herzen.
Gleichzeitig war ich auch traurig über den Verlust. Die
Erleichterung überwog jedoch.
Ich habe es bis heute nie bereut. Dieser Mann wollte dieses Kind auch
nicht, auch wenn er gleichzeitig beteuerte wie sehr er mich liebe. Er
hat mich gedrängt, den Abbruchversuch zu wiederholen. Einige Monate nach der
Abtreibung wurde ich gewollt von meinem Ehemann schwanger. Die Geburt
steht bald bevor und ich freue mich sehr auf dieses Wunschkind. NIE IM
LEBEN hätte ich gedacht, einmal in eine solche schwierige Situation
zu kommen. Ich bin sehr dankbar, dass es Menschen gibt, die sich für dieses Recht einsetzen. DANKE.
Melanie
Ich sitze gerade im Büro und habe in zwei Stunden meinen ersten
Besprechungstermin, da ich vor einer Woche erfahren habe, dass ich
ungewollt schwanger bin. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich die Pille
vergessen hatte oder einfach zu spät genommen hab und ehrlich gesagt war
ich weder krank noch nahm ich Antibiotika.
Auf jeden Fall hätte ich vor einer Woche wieder mit der Pille anfangen
sollen, da ich aber meine Tage nicht bekommen hatte, dachte ich, bevor
ich der Frauenärztin anrufe, mach ich sicher einen Test, damit ich eine
Schwangerschaft ausschliessen kann – es kam anders!!!
4 Tests hab ich gemacht, bis ich es wirklich glauben konnte und dann
…. ich weiss es nicht mehr genau, was ich dachte oder fühlte. Panik,
Freude, Angst, ich werde Mami, und dann der Gedanke, es geht nicht, mein
Gott, es geht einfach nicht.
Ich bin erst seit einem halben Jahr mit meinem Freund zusammen. Er wohnt
in St. Gallen und ich in Basel. Ich stehe finanziell nicht so gut da,
dass ich meinen Job einfach künden könnte und zu ihm ziehen nach St.
Gallen und einen Job find ich ja kaum in meinem Umstand. Er hat Bauer
gelernt und würde hier in Basel nicht glücklich werden.
Am Anfang wollte ich einfach abtreiben und keinem etwas sagen. Das
muss ja niemand wissen, dachte ich. Es ist mein Leben und mein Körper.
Ich ging auch gleich am selben Nachmittag ins Frauenspital in Basel um
einen Termin zu vereinbaren. Die Dame am Empfang war sehr sehr nett und
verständnisvoll, als ich ihr alles schilderte. Aber der nächste freie
Termin war erst eine Woche später.
Also hab ich in dieser Woche nach und nach meine Familie und natürlich
meinen Partner eingeweiht. Die Reaktionen waren ziemlich alle identisch.
Zuerst Freude, eine Abtreibung wirst du bereuen, dann die Kopfarbeit,
pure Vernunft walten lassen und dann das Fazit: die Umstände scheinen
einfach völlig gegen euch zu sein. Finanziell, wie auch
was die Beziehung betrifft.
Wie schon gesagt, ist es finanziell nicht möglich einfach meine Arbeit
zu künden und auf Lohn und Mutterschaftsurlaub zu verzichten. Also
müsste ich in Basel weiter arbeiten und wäre während der ganzen
Schwangerschaft mehr oder weniger getrennt von meinem Partner ausser an
den Wochenenden und an denen müssten wir Untersuchungen machen, Wohnung
suchen, umziehen, Vorbereitungskurse besuchen, wenn wir wenigstens einen
Teil dieser Zeit gemeinsam erleben möchten.
Tja und dann würde ich in 8 Monaten in St. Gallen leben, das noch nicht
mein zu Hause ist, wo ich kein soziales Umfeld habe, mit einem Baby und
mit meinem Partner leben, mit dem ich noch nicht länger als 6 Tage am
Stück Zeit verbracht habe.
Ist dies ein guter Start für eine Familie? Würde diese noch junge
Beziehung einer solchen Belastung Stand halten? Würde es mich nicht von
meinem Partner distanzieren, wenn er nicht bei mir ist, während der
Schwangerschaft? Könnte er selber, für den sich nicht so viel ändert,
die Nähe und Liebe zu mir und dem kleinen aufbauen, die es braucht?
Würde er sich nicht ausgestossen fühlen?
Es sind nur einige Gedanken, die wir in stundenlangen Diskussionen in der
letzten Woche ausgetauscht haben.
Wir haben uns also gegen das Kind entschieden und ich habe vor
abzutreiben. Ich hab einfach Angst vor dem Termin, wie läuft das ab? In
welcher Woche bin ich überhaupt? Kann ich noch medikamentös abtreiben?
Oder muss ich ins Spital und den Eingriff machen?
Ich weiss auch nicht, wie der seelische Schmerz danach ist, ob er
überhaupt kommt oder ob meine Vernunft zu stark ist und sagt, es war
richtig! Vielleicht tut es auch ab und zu wieder weh, dass es so ein
blöder Zeitpunkt war, aber es könnte mir auch niemand sagen, wie der
seelische Schmerz sein könnte, wenn ich das Kind bekomme! Und wenn es
dann da wäre, ich nicht zu recht käme mit der Situation, dann würde
nicht nur ich darunter leiden und vielleicht mein Partner. Wir sind
erwachsene Menschen, die für unsere Entscheide selber verantwortlich
sind. Nein, es würde ein kleines, unschuldiges Kind mit darunter leiden.
Vielleicht müsste es eine emotionale, ungerechte und hässliche Scheidung
miterleben!
Was, wie, wo, wenn…. wenn wir das doch nur wüssten!
Wanda
Ich bin 18 Jahre alt und stehe kurz vor einer Abtreibung, meine
Entscheidung sowie der Termin sehen bereits fest.
In den ersten Tagen nachdem ich von meiner Schwangerschaft erfahren
habe, erlebte ich eher gemischte Gefühle. Einerseits freute ich mich,
andrerseits wusste ich bereits, dass ich das Kind abtreiben würde. (Ich
spreche vom "Kind", weil ich das Leben in mir nicht als Objekt
betrachte.) Es ist ein wunderschönes und erstaunliches Gefühl zu
erleben, wie sich etwas Neues, Lebendiges und … Menschliches im eigenen
Körper zu bilden beginnt. Obwohl ich weiss, dass ich das Kind nicht
behalten werde, liebe ich mein Kind sehr, was zugegebenermassen für
einige Leute paradox klingen mag. Früher war meine Meinung stets, dass
abzutreiben mir kaum zu denken geben würde. Jetzt weiss ich,
dass dies nicht der Fall ist, und dass es eine wichtige Entscheidung
ist. Ich gebe mein Kind zwar zögernd auf, doch ich bereue nichts.
Meine Freunde und der "Vater" des Kindes unterstützen mich sehr, in
seelischer wie auch in finanzieller Hinsicht. Für mich wäre es
psychisch sehr belastend, wenn ich niemanden hätte, der meine
Entscheidung akzeptiert oder versteht.
Für die Meinung, die oft von christlichen Gesellschaften ausgeht, dass
ein Abort eine Straftat gegenüber dem Leben darstellt, habe ich kein
Verständnis. Für mich ist es eine grosse Erleichterung, dass es die
Fristenregelung gibt, dass die Abtreibung in der Schweiz legal ist, dass
ich Unterstützung erfahre, und dass die Krankenkasse die Kosten für mich
übernimmt. Würde die Möglichkeit einer legalen Abtreibung nicht
bestehen, würde ich keinen Moment zögern und sie auf einem anderen Weg
vollziehen. Nur was für das Kind das beste ist, zählt. Ich würde es mit
meinem Leben beschützen, somit also das Risiko einer illegalen
Abtreibung auf mich nehmen.
Heutzutage hat in der Schweiz zum Glück jede Frau das Recht und die
Möglichkeit, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen. Wenn sie es nicht
tut, liegt es glaube ich daran, dass viele Frauen
noch Angst vor dem Eingriff haben, dass sie sich über ihre Gefühle nicht
ganz im klaren – also unsicher sind, und es liegt wahrscheinlich auch
daran, dass manche Frauen mit ihrem evtl. konservativen Umfeld nicht
offen sprechen können, oder von jenem unter Druck gesetzt werden.
Deshalb denke ich, sollte zur Schulbildung nicht nur die Sexualerziehung
durch Fachpersonen gehören, sondern auch ein Kurs in Selbstverteidigung
für junge Mädchen. Nach der Sexualkunde ist man zwar besser informiert,
aber trotzdem gibt dieses Wissen weder die Fähigkeit, über solche Dinge
offen sprechen zu können, noch den Mut, sich – wenn es sein muss – offen
gegen eine breite Meinung des eigenen Umfeldes zu behaupten. Dies ist
meine Meinung, weil ich selbst in der achten Klasse an einem solchen Kurs
teilgenommen habe und weil dieser Kurs in mir unvergessliche
Eindrücke hinterliess.
Ich wünschte, viele Frauen würden so gute Erfahrungen machen oder auch
einsehen, dass man zumindest in der Schweiz auch in vielen Fällen die
Möglichkeit hat, sein Glück selbst in die Hand zu nehmen.
Antonia
Das ist bereits mein zweiter Schwangerschaftsabbruch innerhalb von zwei
Jahren. Ich wurde mit 19 Jahren das erste Mal schwanger und war sehr
verzweifelt und fühlte mich mit allem komplett überfordert. Ich stand am
Anfang meines Studiums und hatte nicht einmal einen festen Freund. Ich
war leichtsinnig und hatte mir zu diesem Zeitpunkt über Verhütung und
mögliche Konsequenzen einfach keine Gedanken gemacht. Ich arbeitete zwar
nebenbei ein wenig, aber das Geld reichte gegen Ende des Monats sowieso
nie aus. Als ich den positiven Schwangerschaftstest sah, war für mich im
ersten Moment klar, dass ich keine Verantwortung für ein Kind übernehmen
konnte. Ich wollte kein Kind haben – also habe ich mich an den Computer
gesetzt und nach sachlichen und informativen Beiträgen zum Thema
Schwangerschaftsabbruch gesucht und bin dadurch auf diese Seite
gestossen.
Am folgenden Tag war ich beim Arzt, mit dem ich ein langes Gespräch
geführt habe und bei dem mir viel Verständnis entgegen gebracht wurde.
Ich schämte mich sehr in dieser Situation zu sein und wusste nicht, was
mich erwartet, ich hatte Angst vor mitleidigen Blicken oder vor
Verachtung, aber ich wurde ganz sachlich informiert und entschied mich
für die medikamentöse Abtreibung.
Ich hatte fast keine Schmerzen. Mein Leben ging weiter. Ich war
erleichtert und konnte normal weiterleben. Ich hatte das Gefühl, dass
man mir mein Leben zurück geschenkt hatte.
Ich liess mir die Pille verschreiben. Ich lebe jetzt in einer sehr
glücklichen festen Beziehung und vor einigen Monaten stand ich erneut
vor einem positiven Schwangerschaftstest. Ich hatte zweimal vergessen
die Pille einzunehmen. Und mein Herz fing wie wild an zu schlagen und
ich musste mich erstmal setzten und mein erster Gedanke war die Furcht
vor einem erneuten Schwangerschaftsabbruch. Also ging ich erneut zum
Arzt. Doch dieses Mal war es anders, ich war nach dem ersten Schock ganz
glücklich darüber schwanger zu sein, denn seit dem letzten Abbruch
stellte ich mir immer wieder die Frage, wie mein Leben mit einem Kind
wohl gewesen wäre. Trotzdem überfiel mich bei dem Gedanken an ein Kind
eine unbeschreibliche Angst und ich setzte mich erstmals mit den
Konsequenzen und Folgen für mein Leben und jenes meines Ungeborenen
auseinander. Wie würde ich die Kosten für ein Kind tragen? Was würde
mein Freund zu dieser Situation beitragen? Wie könnte ich zu Ende
studieren?
Diesmal ist mir die Entscheidung sehr schwer gefallen und ich hatte sehr
viele, sehr lange Gespräche, um eine rationale Entscheidung treffen zu
können. Obwohl ich immer wieder weine und sehr traurig bin über meinen
Verlust, bereue ich meine Entscheidung nicht. Ich möchte auch irgendwann
Kinder haben aber dann, wenn ich für sie aufkommen kann und eine gute
und verantwortungsvolle Mutter sein kann.
Romy
ich habe in der 14. ssw abgetrieben, damals in Holland.
Für mich stand fest, dass ich als selbstständige, zweifache Mutter es
weder meinen Kindern, noch mir und meinem Partner in der damaligen
Situation zumuten konnte, ein weiters Kind zu bekommen.
Die Erstuntersuchung erlebte ich bei einem etwa 60-jährigen Arzt, der
vehementer Abtreibungsgegner war. Er verurteilte mich für die offene
Meinung, dass für mich fest steht, dass ich dieses Kind nicht haben möchte –
die Untersuchung war eine Qual.
Ich fragte mich nur eins: Nennt dieser Mann sich FRAUENarzt ?
Er teilte mir mit, dass ich in der 10. SSW wäre und es somit für eine
Abtreibung zu spät ist (wegen der Beratung usw.)
Deshalb stand für mich fest: Ich lasse diesen Eingriff in Holland
machen.
Dort teilte man mir mit, dass der Arzt mich falsch beraten hätte… der
Eingriff wäre mit Beachtung der Frist bis Ende der 11. ssw möglich – Ich
war geschockt!
Der Eingriff an sich fand wie folgt statt: ich habe ein
Beruhigungsmittel erhalten, danach wurde der Eingriff mittels Absaugung
vorgenommen [vermutlich nach einer Lokalanästhesie. Anm. AMR]
– ich hatte wenig Schmerzen.
Das schlimmste jedoch war, als die Ärztin und eine Schwester das abgesaugte
Gewebe
neben mir – Trennwand mittels Tuch – auf Vollständigkeit untersuchten. Diese Situation verdeutlichte mir, dass es sich um einen
werdenden kleinen Menschen handelt.
Die Betreuung während und nach dem Eingriff war gut … mit viel lieben
Worten und Verständnis.
Mit den Gedanken zur Abtreibung muss ich allein klar kommen, aber ich
bereue nichts!
Ich denke manchmal an diesen Tag, aber nicht in Trauer. Es beschäftigt
eine Frau einfach.
Jede Frau, die sich gegen ihr Kind entscheidet, sollte allein entscheiden,
ob sie diesen Eingriff macht oder nicht. Denn auch sie muss mit dieser
Situation – Abtreibung oder Mutter werden – klar kommen. Es gibt für
mich nichts schlimmeres als ungeliebte Kinder!
Anna
Ich hatte schon mal einen Schwangerschaftsabbruch mit 16 Jahren, da mich
mein damaliger Freund zum Sex gezwungen hatte – ich wurde schon beim
ersten Mal schwanger und habe die Hölle durchgemacht – vor allem weil ich
mir schon immer Kinder wünschte und mir nichts Schöneres
vorstellen konnte –
aber unter den Umständen? Es war der Horror, dass ich jetzt abtreiben
wollte – erst war es ein ständiges hin und her, weil ich nicht richtig
wusste, was ich will – ich bekam schon leicht mütterliche und euphorische
Gefühle – auf der anderen Seite machte es mir nur Angst und ich spürte
schon, dass es so nicht möglich war, das Kind zu bekommen.
Heute bin ich sehr froh, dass ich das Kind nicht bekommen habe – zuerst war
es eine schwere Zeit, weil ich mir selbst Schuldgefühle
machte – aber ich weiß es wäre schlimmer, wenn ich jetzt kein Geld hätte, psychisch gestört wäre und das
Kind einen Vater hätte, der seine Mutter
damals vergewaltigt hat …
Also jetzt komme ich gut damit klar. – Ich habe mit Tabletten
abgetrieben und habe zwar ziemliche Bauchkrämpfe gehabt, aber
wurde sehr gut umsorgt und habe alles gut überstanden.
Liebe Frauen, ich will euch Mut machen, eure Lebenssituation genau
zu überdenken und in euch hinein zu hören, was ihr wirklich wollt.
Ich bin
jetzt 23 und möchte immer noch kein Kind. Ich bin sehr froh, dass ich in
meinem Leben noch die Chance habe, gute Bedingungen für ein Kind zu
schaffen – dazu gehören für mich ein gesundheitlich guter Zustand, eine
funktionierende Partnerschaft und auch eine finanzielle Basis – man muss
es selbst wirklich wollen.
Diese ganzen pseudomoralischen Spinner, die
sich Kritiker nennen und die Frauen verrückt machen, sollten
sich schämen, mit Angst und Druck andere Menschen zu manipulieren …
Es ist immer das richtig, was man mit sich selbst vereinbaren kann – man
muss sich verantworten – wenn man abtreibt, sollte man da 100% auch
dahinter stehen …
Asta
Damals hat sich mein Leben innerhalb von 4 Wochen 3 mal um 180 Grad
gewendet. Erst kam der Bescheid, dass ich für ein Auslandsemester weg
konnte. Mein Freund war todunglücklich darüber.
Dann entdeckte ich total zufällig dass ich schwanger war, nicht mal 2
Wochen nach der Befruchtung. Der erste Gedanke war Panik, ich wollte
dieses Kind nicht…. nicht jetzt. Auch die Beziehung war, und dem
musste ich ins Auge sehn, zu dem Zeitpunkt schlecht. Auch wenn wir beide
immer heiraten wollten und raus zusammen eine Zukunft aufbauen… wir
hatten einfach grade schwierige Zeiten hinter uns und wenig Zeit.
Aber Abtreibung war absolut kein Thema. Eigentlich waren wir beide immer
der Auffassung, dass wir alt genug wären, um das zu managen. Also wurden
die Eltern informiert und wir wollten sogar heiraten, denn seine
Familie war sehr katholisch und wir hatten das sowieso geplant… Die
meisten aus unsrer Umgebung haben es positiv aufgefasst, waren wir doch
das Traumpaar in den Augen der anderen.
Doch dann sollte sich alles schnell ändern… erstens weigerte sich mein
Freund, ein Semester sich karenzieren zu lassen, um mir das
Auslandsemester zu ermöglichen. Das wäre Schwachsinn und
Geldverschwendung. Dann kam seine Mutter ins Spiel – es dürfe keine
Hochzeitsfeier geben, denn wir sind Sünder und es gäbe nichts zu feiern.
Einen Tag später wollte sie nicht mehr zur Hochzeit kommen. Und mein
Freund (zu dem Zeitpunkt übrigens 24!!!!) meinte, sie hätte recht.
Keine Hochzeit. Er will mit meinen Eltern nichts zu tun haben, mit ihnen
keinerlei Kontakt. Anrufe hat er von ihnen nicht entgegengenommen, dabei
wollten sie ihm nur Mut machen… immerhin hatte auch meine Mutter
Probleme mit der Schwiegermutter.
Keine finanzielle Unterstützung von seinen Eltern, ich soll einen Kredit
aufnehmen auf die Wohnung, die ich noch nicht besitze, die meine Eltern
uns überschreiben wollten. Er wird sein Studium nicht verzögern. Dann:
ich darf mein Studium nicht verzögern, er ist gegen Stillen, wir können
uns ein Kindermädchen nehmen.
Zwei Tage später war ich bei ihm daheim und seine Mutter hat mich wüst
beschimpft: Ich habe keine Liebe in mir und wegen mir ist das Studium
von ihrem Sohn gefährdet (wir hätten noch 2 Semester zu diesem
Zeitpunkt). Ich soll auf Exerzitien ihrer religiösen Gruppe mit, um für
meine Sünden zu büßen, und dann ging das Geschimpfe weiter….
Schlussendlich war ich mit den Nerven völlig am Ende, hatte bereits 5 kg
in nur 10 Tagen abgenommen und habs dann geschafft, zu meinen Eltern zu
fahren. Letzte Versuche, mit meinem "Verlobten" zu kommunizieren sind
gescheitert. Er wollte das, was passiert ist, nicht wiederholen. Ja, er
"will" das Kind, aber mich will er so nicht.
Scheiße. Schwanger von einem radikal-Katholiken, dessen Mutter sogar
Drohungen mir gegenüber ausgesprochen hat. Nein, ich wollte dieses Kind
nicht.
Meine Eltern haben die Adresse übers Internet rausgesucht und meine Mum
hat mich begleitet. Heute würde ich vielleicht noch 2 Tage abwarten,
denn ich hatte nach der Einnahme der Tabletten panische Angst, mein
Freund würde zur Besinnung kommen und zu mir kommen… aber meine Mutter
hat mich desillusioniert und hatte auch Recht damit.
Ich war noch so früh in der Schwangerschaft, dass ich die
Abtreibungspille nehmen konnte, bei einem niedergelassenen Gynäkologen.
Das Gespräch hat mir sehr geholfen, er wusste auch ähnliche Fälle, zB
schwanger von einem Priester, Sektengeschichten und so weiter. Es war
ein persönliches und gutes, sachliches Gespräch…
Der Fruchtsack war für die SSW viel zu klein. Es war auch noch kein
Herzschlag zu sehen, obwohl er schon da sein hätte müssen. Ob alles ok
war mit dem Wurm – niemand kann es sagen. Es ist mir aber auch egal. Ich
hätte mich eher tot gehungert als dieses Kind zu bekommen.
Die Tabletten nahm ich zu Hause ein, nachdem ich in meinem Kopf mir eine
Frist gesetzt hatte, wir lange ich auf ein Lebenszeichen von meinem
Freund warte. Dann war es mir egal, die Beziehung zu Ende und ich stand
auf Neuland. Es war zwar alles kaputt, aber es war meines.
Ich war mehr als erleichtert, als ich nicht mehr schwanger war. Hatte
viele Schmerzmittel, das war gut, die Blutungen waren zwar unangenehm,
aber verkraftbar. Als dann alles vorbei war, habe ich langsam zu mir
gefunden und konnte beginnen, das Geschehene zu verarbeiten… heute das
Kind zu haben kann ich mir einfach nicht vorstellen.
Am meisten verletzt hat mich, dass mein Ex mich nachher verhöhnt hat und
nie nachgefragt hat, was denn nun mit der Schwangerschaft passiert sei.
Überhaupt hat er niemals nach meinem Befinden gefragt oder sich
erkundigt.
Und mit jedem Tag, den er sich nicht gemeldet hat, war ich sicherer, mit
der Entscheidung das Richtige getan zu haben.
Ich wollte kein Spielball einer religiös-fanatischen Familie sein,
und das bin ich auch nicht.
Mir gehts heute gut, habe eine neue Beziehung, die ich ganz zart
behandle… manchmal merke ich, wie ich unsicher bin oder Panik habe,
dass etwas Ähnliches wieder geschieht.,. aber das sind schwache Momente
und beziehen sich ausschließlich auf die schlechten Erfahrungen mit
meinem Ex und seinen Eltern.
Ich rede mit meinem Partner über die Abtreibung und ich weiß, ich würde
es wieder tun!
Durch den Tod dieses Lebens sind neue, andere Leben erst möglich
geworden… ich bin mir sicher, eines Tages Mutter zu sein!
Der Wurm hatte trotz seiner kurzen Existenz einen Lebenssinn, nämlich
mich aus dieser Seifenblasenbeziehung hinauszukatapultieren und meinen
Horizont um einiges zu erweitern. Ich bin heute wesentlich toleranter,
was das Verhalten meiner Mitmenschen betrifft, vor allem wenn ich es
nicht verstehe.
Ich mache kein Geheimnis aus dem Geschehenen, und interessanterweise
berichten viele Frauen, dass sie schon mal abgetrieben haben, wenn man
offen redet…. keine, die ich kenne, ist traumatisiert davon.
Sabine
ich danke für diese hervorragende Website!
Ich lese seit Stunden und kann immer nur voll Zustimmung mit dem Kopf
nicken.
Ich habe morgen (!) den Abbruch. Und werde mich danach auch nochmals
melden, wenn auch nicht am selben Tag, bestimmt.
Der Grund für meine Entscheidung ist, dass ich eine gewaltreiche und
kranke Beziehung hinter mir habe, in der nicht nur ich, sondern auch
meine sechsjährige Tochter (aus einer früheren Beziehung) extrem
gelitten haben.
Mein Partner war äusserst eifersüchtig, hatte kein Selbstbewusstsein,
überwachte mich, fuhr mir hinterher, machte Tür- und Telefonterror,
schlug mich blau-fleckig, stellte mich in der Öffentlichkeit bloß.
Als das Kind gezeugt wurde, war die Beziehung in den letzten Zügen. Ich
wollte mich trennen.
Als ich von der Schwangerschaft erfuhr, freute er sich riesig: Jetzt
hatte er mich für immer, jetzt war ich an ihn gebunden.
Die nächsten Wochen waren ein Alptraum. Die Hölle.
Der Gedanke, von diesem Mann ein Kind zu bekommen, bereitete mir
körperliche Schmerzen, liess mich ekeln, machte mich krank. Ich heulte
nur noch, und das nicht wegen der Hormone!
Ich war todunglücklich. Ich wünschte mir mein altes Leben zurück. Das
bunte, lustige Leben mit mir und meiner Tochter. Das Lachen.
Ich entschied mich für den Abbruch… und bekam die Hölle auf Erden zu
spüren.
Mein Ex-Partner warnte mich. Er werde mich als Mörderin in der
Öffentlichkeit denunzieren. Die Schule meiner Tochter werde das
erfahren, mein Arbeitgeber, alle Nachbarn etc etc.
Ich wurde genötigt, den Termin abzusagen.
Darauf brach ich zusammen.
Ich war ohnmächtig. Eine Marionette.
Drei Wochen lang. Ich spürte, wie die Zeit verrann.
Mein Ex-Partner drohte mir. Immens. Ich fürchtete um Leib und Leben und
um das meiner Tochter.
Doch ich habe zum letzten "Befreiungsschlag" ausgeholt.
Habe alles auf eine Karte gesetzt, mich gewehrt, mich emanzipiert.
Meine Tochter bei der Oma untergebracht. Die Polizei informiert. Meinen
Arzt angerufen.
Und nun, nach langem Kampf ist es morgen früh soweit.
Ich kann nicht sagen, wie ich mich dann fühlen werde. Doch ich denke,
ich werde frei sein. Erleichtert. Ich werde wieder ich sein.
Zwei Wochen später…
Mir geht es wunderbar. Ich hätte niemals gedacht, dass das Gefühl,
wieder "frei" zu sein, mich so umhaut. Mich so sehr einnimmt. Mich so
strahlen lässt.
Klingt das verrückt?!
Ich habe das Gefühl, mein eigenes, mein geliebtes Ich wiederbekommen zu
haben. Als sei eine enorme Last von meinen Schultern genommen worden.
Die OP an sich war klinisch, kühl. Als ich aus der Narkose aufwachte,
stand der Arzt bereits bei mir. Ich musste lächeln. Er meinte:" Schön,
dass Sie wieder lachen können!".
Ja, schön, dass ich wieder lachen kann. Diese Traurigkeit ist weg, das
Weinen ist weg.
Ich warte immer noch auf den Keulenschlag der Moral, auf die Reue, auf
eine neue Traurigkeit. Aber muss sie kommen?
Ich bin einfach dankbar, dass es Menschen gab und gibt, die mir halfen.
Die mir zuhörten, die mich verstanden. Vor allem bin ich meinem Arzt
dankbar. Der mir mein "altes" Leben wieder gegeben hat.
Muriel, 37
Am 01.02.08 hatte ich einen Schwangerschaftsabbruch, der mir noch immer
schwer zu schaffen macht. Mein Verstand sagt mir zwar immer noch, dass
es die richtige Entscheidung war, aber mein Herz denkt anders darüber.
Ich habe bereits zwei Kinder im Alter von 10 und 12 Jahren, meine
Tochter hat ADHS und war von Geburt an schwierig. Ein schwieriges Kind
war jedoch nicht der einzigste Grund, der mich zu dieser Entscheidung
bewogen hat.
Ich habe mit der Pille verhütet und sie irgendwann nicht mehr vertragen,
deshalb wurde die Verhütung übergangsweise auf Kondome umgestellt. Genau
in dieser Zeit wurde ich dann schwanger, es war ein Schock!
Mein Freund hat sich von Anfang an gefreut, nur ich konnte es nicht! Es
gab so viele Faktoren, die mich daran hinderten Freude oder Glück zu
empfinden. Im Gegenteil, ich hatte einfach nur Angst vor der Zukunft,
wie sollte es weitergehen? Mein Freund ist arbeitslos und ich habe nur
einen 6-Stunden-Job. Es ist so schon schwer genug mit den begrenzten
finanziellen Mitteln zurecht zu kommen, also wie sollte es erst mit
einem dritten Kind werden? Und dann die Angst, dass mein Freund
vielleicht nicht mehr da ist, wenn das Kind auf die Welt kommt. Er hat
Mist gebaut und hat noch eine Strafe zu verbüßen. Und was hätten die
Kinder gesagt zu einem Geschwisterchen? Ich wollte auch meinen Job nicht
verlieren, ich arbeite in einem kleinen Betrieb, da hätte mein Ausfall
eine mittlere Katastrophe bedeutet. Alles in allem, ich wollte dieses
Kind nicht.
Als ich in der 10. Woche war, bin ich dann zur Beratung gegangen. Dort
waren alle sehr nett, ich fühlte mich verstanden und die Beraterin hat
schnell gemerkt, dass meine Entscheidung bereits fest stand. Wir haben
auch über Verhütung nach dem Abbruch gesprochen, speziell über die
Kupferkette Gynefix. Darüber hatte ich mich vorab schon im Internet
informiert. Die Beraterin empfahl mir dann auch eine Praxis, die den
Abbruch durchführen würde und gleichzeitig die Kupferkette legt. Da bin
ich dann hin und die Praxis war sehr ansprechend, die Mitarbeiter sehr
freundlich. Der Abbruch wurde dann in der 11. Woche durchgeführt und die
Behandlung vor, während und nach dem Abbruch war sehr freundlich.
Niemand gab einem da das Gefühl eine Verbrecherin zu sein. Ich hatte
keinerlei Schmerzen und ich fühlte mich erleichtert! Ich war froh, diese
Last endlich los zu sein!
Dieses Gefühl hielt ungefähr 4 Wochen an, dann plagten mich Zweifel, die
Sehnsucht wissen zu wollen ob es ein Mädchen oder ein Junge gewesen
wäre, Träume über meine Familie. Ich fragte mich ob ich es nicht doch
geschafft hätte, schließlich gibt es doch Ämter die einem helfen. Mein
schlechtes Gewissen verfolgt mich, bis heute. Ich rechnete immer mit,
wie weit ich gewesen wäre. Am errechneten Termin ging es mir dann sehr
schlecht, hab heimlich geweint! Mit meinem Freund kann ich darüber nicht
reden, schließlich war ich es doch die den Abbruch wollte, also warum
sollte ich mich jetzt bei ihm ausheulen? Jetzt, wo alles zu spät ist!
Ich hab mir die Kupferkette legen lassen, weil ich mir so verdammt
sicher war, dass ich keine Kinder mehr wollte. Und nun überlege ich, sie
mir wieder entfernen zu lassen. Dabei hat sich an meiner Lebenssituation
nichts geändert.
Ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheiden werde! Das schwierigste
ist wohl, seinen Verstand und sein Herz dazu zu bringen, sich einig zu
sein.
Eva
Ich habe zwei Abtreibungen hinter mir. Die erste war relativ leicht. Ich
hatte eine kleine Tochter und wurde ein paar Monate später wieder
schwanger. Ich wollte eigentlich nie Kinder haben, aber mein Partner hat
mich gedrängt, ein Kind zu bekommen, sonst würde er mich verlassen.
Ich war mit meinem Baby total überfordert und sehr depressiv und auch
aggressiv meinem Partner gegenüber, der weder liebevoll noch hilfreich
war. Als ich wieder schwanger wurde, drängte er mich massiv zur
Abtreibung, weil er mich sonst verlassen würde. Er marschierte mit
unserer Tochter im Kinderwagen vor der Klinik auf und ab, während ich
den Eingriff vornehmen liess. (Das erste Mal, dass er auf seine Tochter
länger als drei Minuten alleine aufpasste)
Die eingesetzte Spirale war nicht sehr tauglich und ich wurde wieder mal
schwanger, aber die Spirale war von so schlechter Qualität, dass sie
sich in die Gebärmutterwand bohrte und es zum spontanen Abort kam.
Ich war dann 1 Monat ziemlich krank, weil ich dabei fast an
Blutvergiftung starb, weil ich erst ein paar Tage später, als ich die
Schmerzen nicht mehr aushielt, zum Arzt gegangen war.
Es kamen dann sehr turbulente Jahre, wo wir mal zusammen, mal getrennt
waren. In dieser Zeit wurde ich von einem Freund ungewollt schwanger und
war hin- und hergerissen, und wollte mich entscheiden, die
Schwangerschaft auszutragen und das Kind zur Adoption
freizugeben. Dies ging gesetzlich nicht, da ich verheiratet war.
Und ich fühlte mich zu dieser Zeit nicht fähig, mich von meinem Partner
endgültig zu trennen. Dieser Freund wusste nie, dass ich von ihm
schwanger wurde, da ich auf keinen Fall eine Beziehung mit ihm wollte.
Die einzige Alternative war Abtreibung und es fiel mir schwer, da ich
es geheimhielt, nachdem eine Freundin, der ich mich anvertraut hatte,
mit ihrem Partner massiv auf mich einredete, es zur Adoption
freizugeben. In der Klinik schickten sie mich zu einem Ultraschalltest
und ich war in der 11. Woche.
Die Ärztin war Abtreibungsgegnerin und wollte mich ebenfalls mit
Schuldgefühlen und sonstigen miesen Dingen bearbeiten, als ich meinte,
dass ich nicht in die Schwangerenabteilung weitergehen, sondern
einen Abtreibungstermin vereinbaren wollte.
Sie hatte das U-bild mit dem Embryo aufs pochende Herz gestellt und
quatschte minutenlang auf mich los und liess mich nicht vom Bett
aufstehen, was sehr unbequem war. Ich musste sie fast wegdrücken, um
mich aufrichten zu können. Als ich bei der Türe rausging, drehte sie mir
das Bild noch im Hinausgehen zu.
Ich dachte mir: das kann pochen so viel es will, ich kann nicht und werde
es nicht austragen, weil ich dazu nicht in der Lage bin.
Ich fühlte nach dem Eingriff eine grosse Leere in mir, aber ich war auch sehr froh,
mich zu diesem Schritt entschlossen zu haben, weil ich wusste, dass er
das Richtige war.
Ein paar Jahre später wurde ich von meinem Partner erneut schwanger und
er wollte mich "freundlicherweise" wieder zur Abtreibung zwingen, und
diesmal hatte ich endgültig die Nase voll und trennte mich nach
heftigen, demütigenden Debatten. Mit dem Slogan "Mein Bauch gehört mir" schnappte ich meine Tochter und ging davon und einer ungewissen Zukunft
entgegen.
Der erste Gedanke war Adoption, aber ich wollte die Adoptiveltern
kennenlernen, um mein Kind 1x im Jahr zu sehen – was anfangs keiner
wollte. Ich wurde darauf so wütend, dass ich beschloss, mein Kind selber
aufzuziehen, denn der Traum, dass es zu einer "liebenden Familie" kommen
würde, war endgültig geplatzt. Lauter griesgrämelige, selbstsüchtige
Adoptionsanwärter.
Ich dachte mir: "Ich bin doch keine Kuh, die ein Kalb austrägt". Ich
fühlte das Gebot: "Los, leg dein Kind hin und verschwinde". Ich behielt es
aus Trotz, weil ich sicher war, dass ich zwar viel Mist bauen würde,
aber immerhin würde es seine eigene Mutter sein, nicht eine Fremde, die
ihm ihren eigenen Mist andrehen würde.
Es war nicht einfach mit dem Widerstand meiner Tochter und meiner
Mutter. Ich beschloss auszuwandern, um Ruhe zu haben. Es war und ist
nicht einfach. Meine Tochter ist ausser Haus und mein Sohn 17. Ich bin
im klassischen Sinn keine "Vorbildmutter" aber ich glaube, dass ich es
irgendwie geschafft habe und mein Sohn ganz passabel wurde. Ich habe
beide Kinder sehr frei erzogen und selbstverantwortlich.
Da ich sehr fruchtbar bin, verhüte ich nun sehr penibel, weil ich es
seelisch nicht mehr schaffen würde, schwanger zu werden. Ich will keine
Abtreibung mehr aber auch keine Adoption. Ich freue mich auf einen
hoffentlich baldigen Wechsel, damit ich das Thema Verhütung endlich mal
vergessen kann
Kommentar zu Ihrer Seite:
Ihre Seite gefällt mir sehr gut. Speziell weil sie sehr neutral und
respektvoll geschrieben ist. Keine Hetzreden, weder für noch gegen. Es
ist unsere persönliche Angelegenheit, wie wir uns als Frauen
entscheiden. Und es ist sehr wichtig,
dabei respektvoll unterstützt zu werden. Die Entscheidung für und gegen
ist nicht immer leicht, aber sie fällt leichter, wenn da noch
"irgend jemand" ist, der das ganze klären hilft.
Kim, 22
Seit fast vier Jahren lebe ich glücklich in einer stabilen Beziehung, und
in den vier Jahren konnte man sich gut darauf verlassen, dass es keinen
Nachwuchs geben könnte, weil mein Freund als zeugungsunfähig galt. Es
war einfach nur dumm, sich darauf zu verlassen. Wir haben uns Anfang des
Jahres ein kleines Haus gekauft, und somit nicht wirklich Reserven
auf dem Konto.
Als ich auf der Arbeit wieder mal mächtig viele Überstunden machen
musste, wunderte es mich zunächst nicht, dass meine Regel ausblieb.
Doch nach zwei Wochen merkte ich, irgendwas ist anders. Wutausbrüche und
Lachanfälle lagen ganz nah aneinander. Und da war noch die maßlose
Übelkeit und dieses ziepen im Unterleib.
Dann ging einen Samstag gar nichts mehr. Ab nach Hause, "Grippe"
auskurieren.
Am nächsten Tag war immer noch keine Regel da und mein Freund wurde
schon misstrauisch. So fuhr er in die Apotheke und holte mir einen Test.
Da stand es auf dem Display: schwanger. Eindeutig. – Nein, nicht jetzt. Ich will meine eigene Existenz weiter ausbauen.
Unabhängig sein. Einfach machen, nichts großartig planen. Wir bräuchten
2 zuverlässige Autos. Und unser gerade
erworbenes Haus zu klein für 3. Verkaufen? ausziehen? Auf gar keinen
Fall! Was ist wenn es behindert wird?
Die Woche habe ich mich gleich in Begleitung meines Freundes zum Arzt
bringen lassen und mir das ganze nochmals bestätigen lassen. In der
selben Woche auch gleich zum Konfliktgespräch.
Mein Freund steht, egal wie ich mich entscheiden sollte, voll hinter mir.
Wenn ich darüber rede, nenne ich das in mir wachsende "Es", um keine
Beziehung aufzubauen.
Mit wem kann ich denn reden? Lieber mit keinem. So wird man nicht
beeinflußt.
Die einzigen, die es wissen, sind – abgesehen von den Ärzten – meine
Schwägerin, ihr Mann und meine Mutter.
Alle Familienmitglieder tratschen nicht und stehen, egal wie ich mich
entscheide, hinter mir.
Alle anderen denken, dass ich Grippe habe.
Jetzt so schnell es geht, Termin zum Abbruch holen. Bevor es zu spät ist
und ich keine Wahl mehr habe.
Am Tag des Abbruchs hatte ich ziemlich Angst. Aber alles ging ganz
schnell. Und bis jetzt ist alles gut.
Ich fühle, wie auf einmal eine Riesenlast von mir fällt. Ich fühle mich
gut, weil ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war.
Jeder ist für sein eigenes Leben verantwortlich, niemals würde ich eine
Frau, die aus was für Gründen auch immer einen
Schwangerschaftsabbruch macht, verurteilen. Weil das eigene
Leben, die eigene Zukunft ebenso wichtig sind. Und wenn jemand kein Kind möchte,
sollte das akzeptiert werden.
Susan
Ich bin heute 40 Jahre alt. Ich habe über 20 Jahre in lesbischen Beziehungen
gelebt. Als ich mich in einen Mann verliebte, war das schon komisch für
mich. Wir hatten grade mal 3 oder 4 Treffen, als ich im Jahre 2002 von
ihm schwanger wurde. Naja, naiverweise dachte ich, wird ja wohl nicht
gleich beim ersten Mal ein Volltreffer werden.
Ich hatte mich grad nach einer geeigneten Verhütungsmethode umgesehen,
als ich feststellte, dass ich bereits schwanger bin.
Mein Freund, der unpassenderweise bereits verheiratet war, sagte mir,
entweder er oder das Kind. Wenn ich das Kind bekäme, so sagte er, würde
ich ihn verlieren. Er war die Liebe meines Lebens, so dachte ich, und
ich wollte ihn nicht wieder verlieren, da ich hoffte, irgendwann steht
er zu mir und trennt sich für mich von seiner Frau.
So hatte ich die Wahl… tausche Kind gegen Mann… Während der
Schwangerschaft habe ich jegliche Berührungen mit meinem Bauch
vermieden. Ich hatte Angst, Kontakt zu meinem Kind aufzubauen. Ich hab
mich – stark von meinem Partner beeinflusst – gegen das Kind
entschieden.
Die Abtreibung erfolgte in der 12. SSW. Obwohl ich im Wartezimmer der
Praxis in Tränen ausgebrochen bin, als mein Name genannt wurde (mein
Partner war dabei), konnte ich mich nicht gegen seinen Willen wehren
Die Abtreibung war nicht schmerzhaft ( zumindest hab ich keine
Erinnerung an Schmerzen). Alles verlief
ohne Komplikationen.
Was danach kam, hat mein Leben verändert.
Nach 5 Jahren hat mein Partner mich verlassen und ich stand da – ohne
ihn, ohne unser Kind.
So habe ich begonnen, meinen Sohn ins Leben zurück zu holen. Er bekam
einen Namen und seinen Platz an meiner Seite. Er hat mich sehr lange
begleitet. Depressionen sorgten für viele Krisen. Lebensmüde Gedanken
immer in den Momenten, in denen ich feststellte, dass "David" ja gar
nicht bei mir ist, sondern im Himmel.
Als ich vor über einem Jahr kapiert habe, dass ich krank bin, hab ich mir Hilfe bei einem Psychiater gesucht. Seither mache ich
eine Therapie.
Ein großer Tumor 2005 im Bauchraum hatte eine Hysterektomie zur Folge
und somit ist meine Chance, ein Kind zu bekommen, vorüber.
Ich lebe etwas isoliert, aber beinah zufrieden…
"David" wäre heute 5 Jahre und 8 Monate… Ich liebe ihn und habe noch
immer Sehnsucht nach ihm und oftmals nach dem Tod, damit ich bei ihm
sein kann.
Aber mein Therapeut leistet ganze Arbeit und fordert mich immer auf, das
"nächste Mal" wieder zu kommen. Bin froh ihn zu haben….
Anni, 41 Jahre, 18.06.08
Im Januar bin ich mit meinen beiden Kindern nach Vancouver in Kanada
gezogen, zu der Zeit wohnte und arbeitete mein Mann schon hier. Die ersten Wochen waren für uns schwer,
keine Freunde und die Kinder hatten noch keine Genehmigung, in die Schule
zu gehen. Kurze Zeit später wurde mein Sohn von Tag zu Tag ein bisschen
mehr krank, die schlimme Phase ging bis Anfang Juni. Dazu muss ich auch
noch sagen, dass er ADHS hat und das nicht wenig. In dieser Zeit hat
sich natürlich alles um ihn gedreht, ich habe nicht mitbekommen, dass
ich die Pille nicht regelmässig nahm. Ich habe oft geweint wegen meinem Sohn, ich hätte es
bald nicht mehr länger aushalten können. Aber jetzt das Positive: meinem
Sohn ging es seit Anfang Juni merklich besser. Ich merkte dann, dass ich ca. eine Woche
überfällig war. Sofort in die Pharmacy
gefahren, gleich 2 Tests geholt, einer kann ja immer mal falsch
anzeigen, beide das gleiche Ergebnis: SCHWANGER. Und das kurz vor meinem
42. Geburtstag. Am nächsten Morgen bin ich gleich zum Hausarzt (wird
hier alles vom Hausarzt gemacht), er machte Urin- und Bluttest. Danach fragte er mich, willst Du das
Kind behalten? Ich braucht nicht überlegen, das hatte ich ja in der
letzten Nacht getan. Daraufhin gab er mir die Telefonnummer von einer
Einrichtung, welche sich "Everywoman's Health Center" nennt. Mein Termin sollte der 23.6.08 sein,
gestern rief mich eine nette Dame von dort an und sagte, morgen 09.30
Uhr ist noch was frei. Ich habe darauf hin alles sofort umgeplant, was
heute gewesen wäre und bin nach einer schlecht geschlafenen Nacht 50
Minuten zu früh dort eingetroffen.
Dieses Center war echt super.
Es kann nicht jeder da hinein [es gibt in Kanada aggressive
Abtreibungsgegner. Anm. d. Red.], die Tür ist verriegelt und es arbeiten
nur Frauen dort, man wird nicht blöd angeschaut, die Ärztin hat mich
umarmt und gesagt, ich will dir nur helfen. Es warten einige Männer auf Ihre Frauen,
manche Frauen kommen mit Freundin und andere sind allein. Jetzt habe ich
ein paar Seiten Papierkram auszufüllen und anschliessend gings
ins Zimmer der Beraterin. Sie versucht nicht, dir den Abbruch auszureden,
sondern unterstützt dich in deiner Entscheidung und hinterfragt diese
Entscheidung nochmals, erklärt dir die Methode des Abbruchs und stellt
dir Verhütungsmethoden vor. Nun kommt man in das sogenannte Ruhezimmer,
dort sind lauter kleine Kabinen mit Liegesessel und Heizkissen und ein
zweiter Stuhl sowie Zeitschriften. Ich bekomme
5 Tabletten (1x Ibuprophen und 4x Antibiotika). Dann ging es ins
Behandlungszimmer, immer 2 Schwestern an meiner Seite, diese tragen hier
keine weissen Sachen, sondern ganz normale. Im Zimmer läuft leichte
Musik, ich habe jetzt mehr Angst. Ich bekomme noch 2 kleine Tabletten
zur Beruhigung
unter die Zunge und man gab mir Bonbons wegen dem üblen Geschmack der
Tabletten. Als nächstes folgte dann der Ultraschall, den ich auf gar
keinen Fall sehen wollte. Bei mir wurde die Absaugmethode unter lokaler Betäubung
durchgeführt. Plötzlich drehte die Ärztin den Bildschirm mir zu und sagte: "Keine Angst,
das muss ich dir zeigen, es gibt kein Baby." "War ich also doch nicht
schwanger?" "Doch, aber das Baby ist nicht gewachsen, es wäre früher
oder später sowieso gegangen, mit starken Bauchkrämpfen." Irgendwie hat
mich das total beruhigt, ich habe nun
auch überhaupt kein schlechtes Gewissen mehr, was ich vorher doch ein
bisschen hatte. Vor dem
Eingriff bekam ich noch etwas in die Vene gespritzt. Ich habe absolut
nichts gemerkt und habe auch keine Sauggeräusche wahrgenommen,
dafür war ich sehr dankbar. Vor den Schmerzen hatte ich wahnsinnige
Angst, aber das Team hat es super drauf. Zum Abschluss hat man
mir die Schale mit den Resten gezeigt, es waren rötliche Fetzchen und
eine kleine Bohne – mein Böhnchen – hautfarben, nichts von "Hände, Kopf,
Füsse" o.ä. Es
konnte nicht leben, wollte nicht und durfte nicht. Danach verbrachte ich
noch vielleicht 30 Minuten mit meinem Mann im Ruheraum und dann
sind wir nach Hause gefahren, ich habe den ganzen Nachmittag geschlafen. Der Eingriff ist jetzt 6,5 Stunden
her. Mir geht es sehr gut und ich habe keinerlei Schmerzen.
Jolanda
Ich schreibe hier meine Geschichte um mir etwas von der Seele zu
schreiben. Ich bin eine 30-jährige Mutter von zwei tollen, gesunden
Kindern (11 u. 6 Jahre). Als das kleinere Kind nicht ganz 1 Jahr alt war,
wurde ich ein weiteres Mal (ungewollt) schwanger. Die Beziehung zu meinem
Freund bestand nur noch aus Lügen und Betrug. Ich liebte diesen Mann aus
ganzem Herzen, konnte aber kein Kind mehr von ihm bekommen. Zu diesem
Zeitpunkt stand für mich bereits fest, dass ich mich trennen würde. Es
ging mir so schlecht in dieser Beziehung, dass ich innerhalb von 4 Monaten
mehr als 10 Kilo abgenommen hatte. Mein Freund überließ mir die
Entscheidung, bat mich dann allerdings zu dieser Zeit auch noch, seine
Frau zu werden (was für ein Unsinn)!
Ich ging zu einem Gynäkologen
und dieser bestätigte mir, dass
ich in der 5. SSW war. Da ich ihm gleich sagte, dass ich dieses Kind nicht
bekommen möchte, gab er mir Adressen von Abbruchsmöglichkeiten. Ich komme
aus Vorarlberg (Österreich) und hier sind Abbrüche nicht ganz so leicht zu
verwirklichen. Ich ging ins Ärztehaus nach Bregenz und wollte mich dort
beraten lassen. Mit einem Termin in der Tasche sind wir dorthin gefahren
(mein damaliger Freund, das kleine Kind und ich), meine Eltern durften
nichts davon erfahren!!!! Meine Eltern sind der festen Überzeugung, dass
Abtreibung einfach nur Mord ist!! Nicht daran zu denken, was für Vorwürfe
sie mir gemacht hätten. Wir waren also dort im Wartezimmer, und anstatt
die Information einfach schnell zu bekommen, mußte ich 1,5 Stunden
warten. Ich konnte diese Warterei nicht ertragen und bin gegangen ohne
beraten worden zu sein. Ich versuchte es bei einem anderen Arzt, da ich
in Bregenz auch noch mit Abtreibungsgegnern zu kämpfen
hatte. Die beschimpften mich als Mörder und hielten mir Bilder vor die
Nase, die ich nicht sehen wollte.
Als ich den Termin bei diesem anderen Arzt hatte, war ich bereits in der 9. SSW!
Er untersuchte mich, erklärte mir wie es gemacht wird und
gab mir einen Termin den Tag darauf. Mein Freund sollte an diesem Tag
dann auf das kleinere Kind aufpassen. Er ist Türke und ließ dann
anklingen, er würde sich freuen, mit der Kleinen allein zu sein (er
brauchte auch den Reisepaß der Kleinen, um etwas mit ihr unternehmen zu
können)! Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich hatte
plötzlich Angst, er könnte mit ihr ins Ausland verschwinden, während ich
in Narkose lag. Was sollte ich tun??? Ich hatte niemanden, der auf die
Kleine aufpassen konnte. Der Große war im Kindergarten und gut versorgt,
aber was sollte ich mit der Kleinen tun??? Ich ging schweren Herzens zu
meinen Eltern, und dann kam die Überraschung: sie wollten mich
unterstützen, egal wie ich mich entscheiden würde.
Gut, jetzt hatte ich jemanden auf meiner Seite und konnte endlich mit
jemandem reden. Ich ging also am nächsten Tag zu meinem Termin, die
Kleine war bei der Oma versorgt. Oma und mein kleiner Sonnenschein haben
mich hingefahren. Meine Gefühle kann ich
nicht beschreiben, es war, als ob die ganze Welt mich erdrücken
wollte, als ob ich auf mein eigenes Begräbnis ginge. Ich weinte
und weinte. Ich mußte mich ausziehen und auf diesen gräßlichen
Stuhl sitzen, ich wurde angeschnallt, kam mir vor wie ein Stück Vieh. Als mir der Arzt erklärte, dass er mir
jetzt eine Beruhigungsspritze geben würde, kam mir eine Idee: wenn er
mir jetzt diese Spritze gibt, werde ich alles vielleicht mit weniger
Verwirrung sehen. Ich werde ruhiger sein, das Herzrasen wird weg sein,
dieser Schmerz in der Brust! Ich dachte, ich könnte mich dann gegen den
Abbruch und für das Kind entscheiden!!
Dann bin ich aufgewacht, auf einem Sofa im anderen Raum. Total
schwindlig stand ich auf, hab mich angezogen und nur noch raus. Zu meinem Glück stand
meine Mutter schon vor der Tür. Ich stolperte ins Auto und schlief
sofort wieder ein. Zuhause durfte ich bei meinen Eltern ausruhen. Ich weinte und weinte. Mir wurde bewusst, was
ich getan hatte. Ich war wütend auf den Arzt, auf mich selber. Ich war wütend
auf die ganze Welt und eigentlich war es doch allein meine Schuld. Warum
hatte ich es so weit kommen lassen?? Warum ließ mich der liebe Gott
schwanger sein, wenn ich doch 5 Stunden nach dem Verkehr "die Pille
danach" genommen hatte. Warum???????
Meine Welt brach zusammen!! Mein Freund
meldete sich nach dem Abbruch nicht bei mir, es interessierte ihn nicht,
wie es mir gegangen ist. So konnte ich zumindest mit meinen Gefühlen zu
ihm abschliessen. Ich war auch wütend auf ihn, und das hat es für mich
leichter gemacht.
Nun sind etwas mehr als 4 Jahre vergangen. Nach dieser Geschichte konnte ich keine Beziehung mehr eingehen.
Zu groß war meine Angst, wieder schwanger und verletzt zu
werden. Seit 9 Monaten hab ich jetzt wieder einen Freund, er kennt meine
Geschichte und kann mit meiner Angst umgehen. Er hilft mir, wenn ich
wieder mal meine schlechten Tage habe und diesem Kind nachweine! Er ist
für mich da und gibt mir Halt. Ich habe noch ein Ultraschallbild von diesem
kleinen Zwerg, und vor kurzem meinte mein Freund, ich sollte es
"beerdigen". Ich kann das allerdings heute noch nicht. Es ist das
einzige was, mir geblieben ist von "meinem
Kind"! Ich würde jeder Frau raten, lange zu überlegen, was sie tun
möchte. Oder besser noch: lieber doppelt zu verhüten!
Olivia
Ich war 3 Wochen in Russland an einem Kurs. Als ich nach Hause kam, bekam
ich einen viralen Infekt (RS-Virus). Der Arzt hat mir, weil ich nicht
gesund wurde, starke Antibiotika verschrieben. Dies warf mein Zyklus
total durcheinander. D.h. ich hatte, während ich krank war, meine Periode
und 10 Tage später wieder (Zyklus sonst 33 Tage). Da es nicht einfach
Schmierblutungen waren, sondern Blutmengen wie bei einer normalen
Periode, fing ich bei meiner "natürlichen" Verhütung wieder bei Null an
zu zählen. Dies war, wie sich herausstellte, falsch. Muss hier noch
anfügen, dass ich (28) noch nie so Zwischenblutungen hatte und auch
nicht wusste, dass Medikamente dies auslösen können.
Ich arbeite als Helikoptermechanikerin. Wir hatten in meiner Firma am Montag 5.März 07 einen unserer Helikopter verloren (8 Arbeitskollegen
sind dabei gestorben). 3 Tage später erfuhr ich, dass ich schwanger war.
Ich stand im absoluten Chaos. Ich kann es nicht genau beschreiben, das
Gefühl, ich war so verloren. Mein Freund stand aber hinter mir, egal wie
ich mich entscheiden würde. Meine Frauenärztin wollte mich nicht so
schnell entscheiden lassen und schickte mich wieder nach Hause. Ich
musste in den darauf folgenden Tagen manchmal sogar 2 Beerdigungen an
einem Tag hinter mich bringen. Die Eltern meiner diversen Mitarbeiter
waren die Leute, die mir am meisten Leid taten. Ich konnte mich nicht
dazu entscheiden, nachdem so viele Leute gestorben waren, dieses Kind
auszutragen.
Der Entscheid stand nicht sofort fest. Vor allem als die Frauenärztin
merkte, dass ich kämpfte, wartete sie ab. Ich diskutierte über Tage mit meinen
engsten Freunden, was das ganze nicht leichter machte, da es da auch
jemand dabei hatte, der zu dem Zeitpunkt erfahren hatte, dass er Vater
werden würde./>
Die Frauenärztin war sehr nett. Nach dem 4ten Besuch meldete sie mich
im Spital an. Dort habe ich leider nicht sehr gute Erfahrungen
gemacht. Als ich dorthin kam, musste ich zuerst in den Ultraschall,
dort musste ich an der Rezeption vor einer Horde Angestellter mitteilen,
dass ich einen Ultraschall machen müsse, da niemand wusste weshalb, musste ich erzählen, dass ich hier sei wegen einer Abtreibung. Da
verstummte das Geschwätz, es war mir so peinlich. Nach der
Untersuchung wurde ich auf ein Zimmer gebracht und dort erklärte mir
eine ganz nette Schwester, dass ich jetzt eine Tablette bekomme und danach nach Hause dürfe, aber zuerst komme noch ein Arzt. Ich musste 4
Stunden in diesem Zimmer auf den Arzt warten, ich weiss nicht, ob dies so
geplant war um mich umzustimmen. Nach ewiger Zeit kam ein junger Arzt
total gestresst rein, fragte mich mit kurzem Atem, ob ich Fragen habe, als
ich verneinte, fragte er mich, ob ich ein Formular unterschreiben
würde, wo ich erlaube, dass sie meinen Embryo für medizinische
Forschungszwecke verwenden. Ich war
geschockt… Ich weiss nicht, vielleicht bin ich naiv. Fragt man so was? Und dies nach 4 Stunden
warten, wo man sich sowieso 1000 Mal die Frage stellt, ob man nicht
doch lieber nach Hause sollte. Ich unterschrieb total benommen das Formular
und schluckte die Tablette. Ich packte meine Sachen, nahm den Zug und
fuhr nach Hause.
Nach ca. 4 Stunden ging es los, sehr starke Blutungen setzten ein. Ich sass nur da und wartete die
2 Tage ab. Ich
schlief nicht, sass nur da, aus Angst
etwas falsch gemacht zu haben. Am 2ten Tag ging ich ins Spital und bekam
ein Kontraktionsmittel, wovon ich starke Schmerzen hatte, wobei ich
nicht weiss, ob dies mehr psychisch war, weil ich nicht los lassen
wollte. Ich bekam Schmerzmittel. Nach
3 Stunden, weinend auf dem Klo, schied mein Körper den Embryo aus. Ich muss
ehrlich sagen, dass ich mich noch heute schäme. Eine Schwester sass die ganze Zeit bei mir im Klo, während ich Durchfall hatte und
erbrach. Die wird auch gedacht haben! Ich weiss nicht mal ihren Namen.. sie
war einfach da.
Es ist nicht so, dass ich jeden Tag dran denke. Ich hatte Mühe, als diverse Babies
in meinem Bekanntenkreis auf die Welt kamen und all die Menschen sich so fest
darüber freuten. Ich traue meinem Körper nicht mehr, obwohl er mich noch
nie so belogen hat, wie in jenen Tagen. Aber ich muss ehrlich sagen, dass
ich denke, dass der Entscheid damals richtig war. Würde ich heute aber
schwanger werden, würde ich anders entscheiden.
Iris
Ich bin 29 Jahre alt und habe einen 6jährigen Sohn. Wir sind allein seit
einigen Jahren und kürzlich hat es auch mich erwischt. Bei einer
lockeren Affäre ist es passiert… ich wurde schwanger. Ich muss ehrlich
gestehen, dass ich es mit der Verhütung habe schleifen lassen. Ich hatte
die kindliche Einstellung, dass mir das schon nicht passieren würde. Nun
ja, ich wurde eines Besseren belehrt. Anfänglich hatte ich… von
Hormonen und dem Herzen gesteuert… nur den Gedanken an ein "für das
Kind". Innerhalb recht kurzer Zeit mischte sich die Vernunft ein. Ich
allein mit 2 Kindern? Finanziell und sozial wäre es für uns der absolute
Abstieg gewesen… vor Allem kämpfe ich seit einiger Zeit massiv um
einen Arbeitsvertrag. Der Entschluss für den Abbruch stand bald fest.
Zweifel liess ich nicht mehr zu, hatte ich doch schon genug gegrübelt.
Kurz vor dem Eingriff machte ich mich auf den Weg, um im Netz eine Seite
zu finden, die mir Mut macht… mich in meiner Entscheidung unterstützt.
Fehlanzeige. Ich bin nur auf Propagandaseiten gestossen, in denen
Menschen wie ich als Mörder dargestellt werden… bis ich auf diese
Seite kam. Nach und nach schaffte es diese Seite, mir mein schlechtes
Gefühl wieder zu nehmen und vor 5 Tagen war es dann so weit. Der
Eingriff an sich war nicht aufregend und schnell erledigt. Am Tag danach
meldete sich dann zum ersten Mal mein Gewissen. Nicht weil ich es
bereute, sondern weil plötzlich merkwürdige Bilder in meinem Kopf
auftauchten. Ausserdem reagiere ich momentan recht empfindlich auf
schwangere Frauen und junge Mütter… ja fühle mich regelrecht verfolgt.
Dann wiederum sehe ich mein Kind an….mein Kind, dem ich ein Leben in
Armut erspart habe und mein Kind, für das ich auch weiterhin ganz da
sein kann und dann weiss ich, dass meine Entscheidung richtig war. Anbei
möchte ich noch bemerken, dass man als Alleinerziehende sowieso schon
einem Wahnsinnsdruck ausgesetzt ist. Bei mir kommen noch chronische
Schmerzen hinzu, die demnächst einer aufwendigen Therapie bedürfen. Es wären nicht nur die Kinder auf der Strecke
geblieben, sondern ganz besonders ich. Vermutlich werde ich noch öfter
traurig sein, aber ich bin unglaublich dankbar für die Möglichkeit, dass
ich mein Leben doch nochmal in eine lebenswerte Richtung habe lenken
dürfen und aus diesem wirklich dummen Fehler werde ich ganz bestimmt
lernen… und wer weiss, vielleicht werde ich eines Tages ein Baby im
Arm halten von einem Mann, der mich liebt und mich nicht allein lässt.
Ich wünsche euch alles erdenklich Gute!!!
Anna,
16.1.08
Mein erster Abbruch war vor 9 Jahren, ich war damals 19… war selbst
schuld. Ich wusste,
dass ich meinen Job verlieren werde (schon vor der Schwangerschaft),
dass mein Freund nicht bei mir bleiben würde, dass ich völlig unfähig
bin mit Geld umzugehen usw. usw. Was ich nicht wußte: Wie es mit meiner
Zukunft weiter geht. Also Abbruch! Die Entscheidung fiel nicht leicht,
ich traf sie, sofern das
in dem Alter möglich ist, sehr bewußt. Der Abbruch war für mich eine
Befreiung. Die darauf folgenden Tage waren der Horror. Denn mir sagte
niemand etwas über mögliche psychische Folgen: tagsüber war ich am
rumgackern, nachts hatte ich Todesangst. Ich habe mich selbst nicht mehr
wieder erkannt, was noch mehr Panik hervorrief. 14 Tage später war ich
wieder ich selbst. Ursache: Der Verstand war klar, aber das Herz, alle
Emotionen … die waren mit dem Verstand, der Vernunft nicht im
Einklang. Die Psyche hat ihre eigenen Methoden damit umzugehen, sie
sucht sich ihren Weg, um damit zurecht zu kommen. Heute weiß ich das.
Und heut hat es mich wieder getroffen. Bin also zum 2. mal schwanger. Dieses
Mal war ich nicht schuld: falsche Einsetzung des Stäbchens vom Arzt.
Klar, kann man sich über den Arzt aufregen… aber vorrangig muss man
den FAKT SEHN. SCHWANGER! Und das zum 2. Mal. Was nu????
Als der Test positiv war, fühlte ich nichts… bis heute hält dieses
Gefühl an, ich empfinde für das was da ist einfach nichts. Keine Freude,
keine Trauer… einfach nichts! Mein Partner und ich haben uns gegen ein
Kind entschieden. Für mich gehört für eine Zeugung der Mann dazu, für
eine ungewollte Zeugung ebenfalls, und somit darf er ja wohl auch seine
Meinung zum Thema abgeben. Die Frau hat die letzte Entscheidung, das
liegt in der Natur der Sache. Bei einer intakten!!!!!! Beziehung sollten
aber beide etwas dazu sagen können.
Er ist arbeitslos, ich Studentin (arbeite nebenbei im Familienbereich), der Schuldenberg
durchs Studium sehr hoch (werde am Ende des Studiums 35.000 zurückzahlen
müssen), mit einem Kind, ohne Job???? Undenkbar für mich. Der Abbruch
fällt mir keineswegs leicht, ich möchte Kinder haben. Und sicherlich
gibt es nie den richtigen Zeitpunkt für ein Kind…. nur extrem
ungünstige, wie bei mir jetzt.
Habe nur Angst, dass wieder diese Depressionen kommen. Der Abbruch
erfolgt mit RU 486 und nächste Woche Montag ist es soweit. Ich bin sehr
ängstlich, was die Schmerzen angeht. Blutungen, Wehen und Schmerzen bis
zum Umfallen?????
Einige Tage später
Schritt 1. Die Mifegyne-Tabletten vertrage ich, Gott sei Dank, sehr gut.
Und interessanter Weise gehts mir nicht nur körperlich, sondern auch
emotional ganz gut.
Für diejenigen, die es ganz genau wissen wollen: Mein Mann fährt mich
zur Tagesklinik. Eine Schwester bittet mich in das Untersuchungszimmer.
Sie drückt 3 Tabletten, die ziemlich groß sind, aus der 'Packung. Vor
mir steht warmer Hagebuttentee. Ich finde das sehr lieb von der
Schwester.
Sie reicht mir die 3 Tabletten. Da liegen sie nun in meiner Hand und ich
denke: JA! Das ist die richtige Entscheidung. Runter damit. Bleibe mit
meinem Mann noch 30 Minuten, um zu sehen, wie ich sie vertrage. Alles ok,
ab nach Hause, Blumen gießen, Post holen… alles ist irgendwie schön
normal. Ich merke, wie ich wieder ich selbst werde und fühle mich
einfach nur befreit!
Mal sehn, was am Mittwoch
dann passiert. Aber für mich ists jetzt schon abgeschlossen – Fruchtsack
ist am absterben.
Also was das immer so aufgebauscht wird…?! Nicht nachvollziehbar.
Tag 2, leichtes Ziehen im
Unterleib. Aber nicht schmerzhaft. Leichte Blutungen haben soeben
eingesetzt und irgendwie erleichtert mich diese Tatsache. Das bewusste
Miterleben des Abbruchs vertrage ich sehr gut. Ich fühl mich fit und
wohl. Packe meine Tasche für morgen: 6 Stunden muss ich in der
Tagesklinik bleiben. Naja, es gibt sicher Schöneres. Hoffe nur, dass die
Wehen nicht extrem schmerzhaft werden.
(Das ist mein Erlebtes und muss nicht bei jedem so sein! Es ist keine
Meinung, sondern ein Empfinden!)
3. Tag
Die ungeschminkte
Wahrheit… und nichts als die Wahrheit
6 Uhr: ich stehe auf, der letzte Schritt steht mir bevor. Ich bin
gelassen. Mein Mann fährt mich, darf leider nicht beim eigentlichen
Geschehen dabei sein (Hygiene)
7.30: Tagesklinik und ich hab ein Zimmer für mich allein. Das find ich
sehr angenehm
7.31: Schlucke 2 Tabletten, beziehe mein Bett, schlüpf hinein und na
hoppla… gehts denn schon los? Bekomme Krämpfe… aber durchaus
erträglich. Denke nur: raus… es muss alles raus (das klingt
kaltherzig, ist aber für mich ein Fruchtsack und nicht mehr!)
8.00: erster Gang zum Klo, die Schwester wartet draußen. Sind das meine
Innereien oder was? Hm, der Anblick schockiert mich nicht. Die Schwester
schaut sichs an: Alles raus.
Irgendwo las ich, es seien kleine Brocken… ne, bei mir nicht!
12 Uhr: ich darf heim, mein Mann wartet seit 7.30 tapfer im Wartebereich
der Praxis. Schön! Wir machen einen Spaziergang, gaaaaaanz langsam. Ich
schlürfe Kaffee und genieße die warme Sonne. Wir reden über das
Geschehene und wie es mir geht… wie es ihm geht. Ich fühl mich wohl.
Er fühlt sich wohl. Es ist endlich von mir gefallen, der Druck, der
Ausnahmezustand. Ich bin wieder ich selbst.
5. Februar
Ich habe bewusst entschieden und bereue es nicht.
Monique
Ich habe am 4.1.2008 in Wismar (Deutschland) einen
Schwangerschaftsabbruch gehabt! Habe die Pille genommen, hatte aber eine
Magen-Darm-Grippe eine Woche lang – ja sicher ist es klar, wenn man
Durchfall hat und spucken muss, dass die Pille dann weg ist, aber daran
hatte ich überhaupt nicht gedacht!
Habe den Abbruch gemacht, weil ich einen kleinen Sohn habe, 3 Jahre alt,
und er ist hyperaktiv, musste schon 3 Therapien machen, und ich fühle
mich einem weiteren Kind überhaupt nicht gewachsen. Ich liebe meinen
Kleinen sehr, aber ich wusste nicht, ob ich ein zweites Kind auch lieben
könnte und ob ich das alles schaffe und der Papa will auch keine Kinder
mehr!
Ja mein Arzt hat mich echt super behandelt, ist ein netter Mensch und
hat mir Mut gemacht und alles erklärt, kam danach sogar noch in den
Aufwachraum und hat mich gefragt, wie es mir geht und gesagt, dass alles
gut ist. Es war ein Freitag und Samstag früh hat er bei mir zuhause
angerufen und gefragt, ob es mir gut geht und wenn was ist, soll ich ihn
anrufen!
Bei dem Eingriff (Saugmethode mit Vollnarkose ) habe ich nichts gemerkt
und danach, na ja, körperlich gar keine Schmerzen, aber seelisch, gleich
wie ich wach wurde!
Nun fühle ich mich erleichtert, aber auch traurig und leer, habe wie ich
wach geworden bin, geweint und konnte nicht aufhören, wusste aber nicht
wirklich warum. Auch heute weine ich noch oft, ich bereue es auch, aber
trotzdem weiss ich, dass es für unsere Familie besser war. Aber ich muss
auch sagen, ich würde es nie wieder tun – auch wenn's keine Schmerzen
waren, aber die Seele tut doch weh, was ich nie gedacht hätte!
DANN NOCH BILDER UND VIDEOS IM INTERNET, DIE ICH HEUTE GEFUNDEN HABE,
MACHTEN MICH TRAURIG UND SAUER AUF MICH SELBST, BIS ICH AUF DIESE SEITE
KAM UND DIE WAHRHEIT SEHEN DURFTE, WIE DIE FÖTEN ENTWICKELT SIND IN DEN
ANFANGSWOCHEN.
Helena
Als erstes bin ich nun mal sehr froh, dass es so vielen Frauen ganz
ähnlich geht, denn ich mache mir die größten Vorwürfe über mich und mein
herzloses Verhalten, aber manchmal geht es leider nicht anders…
Ich bin 39 und Mutter von zwei Kindern 15 und 5. Mit 21 geheiratet, 3
Jahre später das erste Kind und 5 Jahre später die Scheidung. Bis da
alles normal und bis dort habe ich auch immer über ungewollte
Schwangerschaften gemault, denn jede "gescheite" Frau weiss wie man
schwanger wird… Nun, ich sollte auf diese Art und Weise bestraft und
belehrt werden.
Im Mai 2000 wurde ich trotz Pille schwanger (ein Tag zu spät genommen).
Mein Freund sagte sofort NEIN, ich ja und nach 6 Wochen kam es zu einer
Fehlgeburt. Erste ungewollte Schwangerschaft hat sich von allein
erledigt. 4 Monate später wieder ungewollt schwanger (hatte die Pille
abgesetzt und schlecht aufgepasst). Drei Monate lang habe ich meinen
Freund dazu überreden wollen, dass wir das Kind bekommen… er sagte,
nur wenn ich die ganze Verantwortung allein übernehme. Also der erste
Abbruch in meinem Leben. In einem Ambulatorium in der Hauptstadt, ich
und er haben halb halb bezahlt, mit Vollnarkose, wo mich zwei
Teufelinnen vor der Spritze festgehalten haben. Das letzte was ich in
der Panik sagte, war "bitte wartet noch" und da spürte ich schon die
Nadel in meinem Arm. Es fühlte sich an, als hätten sie mir einen
Stahldraht durch den Arm gesteckt und ihn Richtung Kopf geschoben. Eine
Sekunde später war alles weg. Als ich wieder aufwachte, war das erste
was ich gespürt habe, höllische Bauchschmerzen. Ich fühlte mich todkrank
und wollte nur schlafen. Da kam eine Frau, die genauso gut eine
Gefängniswärterin sein könnte und sagte: aufstehen und anziehen.
Einige Monate später mußte ich ins Krankenhaus, weil ich immer noch an
Bauchschmerzen litt und Schmerzen beim Stuhllassen hatte. Keine Ahnung
was die da mit mir gemacht hatten… 1,5 Jahr später wieder ungewollt
schwanger. Dieses Kind (meine Tochter heute) habe ich auch ohne den
Vater bekommen, weil ich viel zu viel Angst vor der Abtreibung hatte.
3/4 Jahr nach der Geburt meiner Tochter wieder ungewollt schwanger. Ich
muß dazu sagen, immer vom gleichen Mann. Er wollte keine Kinder, war nie
da und wenn er kam, machte er mich schwanger… Ich ging verzweifelt
durch die Straßen, den Kinderwagen schiebend und weinte (der
Verantwortliche war weg und wusste es nicht einmal). Da stand auf einmal
ein Mann vor mir mit einer Tafel in der Hand, der gegen Abtreibungen
demonstrierte. Er war meine Rettung!!! Ich fragte, warum er da steht und
er sagte, weil da nebenan ein Arzt ist, der Abtreibungen vornimmt. Genau
dort ging ich am nächsten Tag hin und bin diese Schwangerschaft auf eine
unwahrscheinlich angenehme heimelige Art los geworden, die ich nie
vergessen werde. Nur mit örtlicher Betäubung und davor und danach ganz
ohne Schmerzen.
Nun, ich dachte, weg mit diesem Freund auf nimmer Wiedersehen und das
wird mir NIE WIEDER passieren… dachte ich. Heute, 5 Jahre später, habe
ich seit 1Jahr einen Freund, der keinen anderen Wunsch hat, als ein Kind
zu haben. Gestern habe ich zum 3. Mal eine Abtreibung unternommen, ohne
ihn zu fragen, weil wir die letzten Monate viel Streit hatten und ich
Angst hatte, wieder allein da zu sitzen mit drei Kindern von drei
verschiedenen Vätern…
MEIN Freund ist zerstört, weil ich das gemacht habe und ich weine den
ganzen Tag. Ich wusste gar nicht, dass ihn das so verletzen würde,
nachdem keiner meiner Männer sich je gefreut hatte.
Nina
Im April 2008 hatte ich meinen Schwangerschaftsabbruch, operativ. Obwohl
ich heute immer noch sicher bin, dass es der richtige Entscheid ist,
bricht es mir an manchen Tagen fast das Herz. Der Zeitpunkt für diese
Schwangerschaft war absolut falsch, ich war unglücklich im Job und nicht
bereit für dieses Kind, den Entscheid für den Abbruch habe ich mit
meinem Partner gemeinsam getroffen.
Als ich den positiven Test in der Hand hielt, konnte ich die Tatsache
schwanger zu sein gar nicht realisieren, als wäre ich ein Roboter, rief
ich am Tag darauf den Frauenarzt an.
Ich wankte zwischen Freude und Panik. Der Entscheid abzutreiben war
relativ schnell klar, aber alles andere als leicht. Wirklich bewusst
wurde mir das alles erst nach der Abtreibung. Hätte ich vor dem Eingriff
all die Gefühle an mich heran gelassen, ich weiss nicht, ob ich den
Eingriff durchgezogen hätte.
Die Behandlung bei meinem Frauenarzt war wirklich gut, leider konnte er
den Eingriff nicht selbst durchführen, daher musste ich in ein anderes
Spital gehen, ich fühlte mich schlecht
aufgehoben. Begleitung erhielt ich gar keine. Mein Partner war die ganze
Zeit an meiner Seite, was mir sehr viel Kraft gab, von ärztlicher Seite
her jedoch kam nichts. Nach dem Engriff habe ich mich selbst um eine
Therapie gekümmert. Ich fühlte mich alleine gelassen, es gibt kaum
ein Angebot für Frauen nach einer Abtreibung.
Ich musste nach dem Eingriff eine Woche lang Tabletten einnehmen. Am letzen Einnahmetag
löste sich dann ein Gewebeklumpe von 2-3 cm… Schmerzen hatte ich nie, wenigstens etwas.
Wie waren die Gefühle… da war Wut, Trauer, Erleichterung, auch gab
und gibt es Tage an denen ich dies bereue…
Ich habe viel geweint und Tagebuch geführt.
Als ich mich für die Abtreibung entschied, habe ich mir vorgenommen
bewusst durch die Sache durchzugehen. Heute knapp zwei Wochen vor dem
errechneten Geburtstermin gehts mir einigermassen gut, aber da ist seid
kurzem das Gefühl, unbedingt wieder schwanger werden zu wollen. Mir fehlt
mein Baby, ich sehne mich danach dieses Würmchen zu sehen, zu fühlen und
zu riechen. Und trotzdem, es war der richtige Entscheid.
Melanie (21)
Ich habe gar nichts von der Schwangerschaft gemerkt. Es gab Anzeichen,
die ich hätte erkennen müssen, aber da ich immer gewissenhaft darauf
achte, meine Pille (sogar um die selbe Uhrzeit) zu nehmen, mein Handy
erinnert mich daran, habe ich einfach nicht damit gerechnet.
Mir schmeckten plötzlich die Zigaretten nicht mehr und an Silvester
hatte ich nach ein paar Schlückchen Bowle schon genug. Aber realisiert,
dass ich schwanger bin, habe ich nicht. Am Dienstag, den 24.01.06, bin
ich auf dem Weg in die Berufsschule plötzlich umgekippt und hatte die
ganze Woche lang Kopfschmerzen (ich hatte wohl eine leichte
Gehirnerschütterung). Deshalb habe ich am 27.01.06 auch einen Tag Urlaub
genommen, weil ich mich erholen wollte.
Ich bin dann spontan zum Frauenarzt. Er sagte mir, dass ich schwanger
sei. Ich war geschockt. Ich bin in der Ausbildung, mein Freund studiert
noch. Es war ein so schlechter Zeitpunkt für so etwas! Mein Arzt gab mir
die Adresse von Profamilia, da ich sofort sagte, dass ein Abbruch nötig
sein wird. Ich war mir sicher, dass mein Freund der selben Meinung sein
würde. Er liebt mich, da bin ich mir sicher. Wir sind seit 4 Jahren
zusammen und immer noch verliebt wie am ersten Tag, aber der
Zeitpunkt… der war einfach nicht der richtige.
Abends erzählte ich meinem Freund alles. Er war geschockt, aber
unendlich lieb! Wir hatten keine Wahl, das wussten wir. Von meinem Vater
ist keine Unterstützung zu erwarten, er ist Pakistaner und sauer, dass
ich die deutsche Lebensweise meiner Mutter angenommen habe, und meine
Mutter ist durch ihr Asthma Frührentnerin und lebt 600km von mir
entfernt. Bei den Eltern meines Freundes ist es so, dass seine Mutter
sehr nett ist, sein Vater mich aber hasst. Wahrscheinlich bin ich nicht
gut genug für seinen Sohn, der seine Diplomarbeit schreibt und dann
Ingenieur ist. Ich bin nur eine „einfache“ Bürokauffrauauszubildende im
ersten Lehrjahr. Na ja… wir wussten also, wir hatten keine Hilfe.
Montags war das Profamilia-Gespräch. Sie waren sehr nett und gaben mir
die Adresse eines Arztes, der den Abbruch durchführen würde. Das Problem
war, ich war schon in der 13.Woche. Dieser Arzt macht eigentlich keine
so späten Abbrüche. Er war sehr zurückhaltend und strahlte etwas
Negatives aus. Ich erhielt einen Termin für den 03.02.06. Erst mal kam
der Anästhesist, erklärte mir in Ruhe die Narkose und dann holte mich
eine OP-Schwester ab. Ich lag dann auf dem OP-Stuhl und der Anästhesist
bereitete alles für die Narkose vor. Ich bat ihn, mir den Eingriff zu
erklären, was er auch tat. Ich war so dankbar! Das letzte, an das ich
mich erinnere ist, wie mein Arzt hereinkam, „hallo“ sagte, und dann
wurde alles schwarz.
Nach der OP sah ich den Arzt erst wieder, nachdem ich aufstehen durfte
und wir ein kurzes Nachgespräch hatten, in dem er mir sagte, dass alles
„soweit ganz gut“ gelaufen sei. Er gab mir Antibiotika und etwas gegen
starke Blutung mit und schon war er wieder weg. – Ich hatte keine
Schmerzmittel bekommen.
Und die Schmerzen wurden sehr schlimm!!! Mein Freund hat mir seine Hand
gegeben, damit ich sie drücken kann. Er tat mir echt leid, denn ich habe
gedrückt und zwar fast ununterbrochen mit aller Kraft.
Ich rief in meiner Verzweiflung meinen Frauenarzt an. Er sagte mir
sofort, welches Medikament mein Freund aus der Apotheke holen könnte.
Die Tabletten haben die Schmerzen Gott sei Dank etwas gemildert.
Mittlerweile bereue ich den Abbruch zum Teil auch – ich weiß, das ist
unverantwortlich, ich weiß, ich hätte dem Kind nichts bieten können,
aber ich werde mein Kind niemals vergessen. Mein Freund und ich kaufen
einen Stern, damit unser Stern für immer für uns vom Himmel strahlen
kann.
Lisa, 17
Ich habe Ende Dezember gemerkt, dass ich wohl schwanger bin, wollte es
aber nicht wahrhaben und verdrängte den Gedanken erst einmal. Doch mein
Freund drängte mich, einen Schwangerschaftstest zu kaufen, da er sich
sicher sein wollte. Ich machte diesen und hab auch nach ein paar
Sekunden ein eindeutiges Ergebnis gesehen, ich war wirklich schwanger.
Meinem Freund und mir war gleich klar, dass ich das Kind nicht bekommen
kann, da ich erst 17 bin und in die Schule gehe und er auch erst im 1.
Lehrjahr ist. Also machte ich einen Termin bei meiner Frauenärztin und
die bestätigte mir das Ergebnis. Ich war in der 7. Woche. Sie sagte mir,
ich müsse ein Beratungsgespräch führen (in Deutschland obligatorisch)
und solle mich dann wieder melden. Ich habe mir nach dem Gespräch noch
eine Woche Zeit gelassen, da ich mir dann doch nicht mehr so sicher war.
Doch dann stand der Entschluss fest! Ich rief den zuständigen Arzt an
und bekam auch gleich einen Termin.
Heute früh um 7.00 Uhr war es dann soweit. Ich war in der Klinik, alle
waren sehr nett zu mir. Um 7.45 Uhr kam ich in den OP-Saal und bekam
eine Vollnarkose. Der Eingriff selber dauerte nicht lang und ich bin
gleich nach 5 Minuten wieder aufgewacht und kam in mein Zimmer, in dem
auch schon mein Freund auf mich wartete. Mir ging es nach der OP sehr
gut, hatte kurz Bauchschmerzen, aber die vergingen schnell wieder.
Erstmal hatte ich Hunger und Durst. Mein Freund hat mir alles gebracht
und war für mich da, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Es war die richtige
Entscheidung und in einigen Jahren werde ich dann ein Wunschkind zur
Welt bringen.
Ich bin froh, dass alles so gut verlaufen ist, denn ich hatte große
Angst vor dem Eingriff, da ich gestern auf dieser Seite gelesen habe,
dass viele Frauen große Schmerzen hatten. Aber jetzt bin ich glücklich
und mir geht es gut.
Edith
Gespürt hatte ich schon lange, dass ich schwanger bin, dass etwas nicht
stimmt mit mir. Nur wahrhaben wollte ich es nicht. Ich habe mich
schuldig gefühlt und dachte, der Arzt würde mich verurteilen, wenn ich
abtreiben wollte. Doch es gab keine andere Möglichkeit, denn ich wollte
dieses Kind um keinen Preis, ich bin doch erst 20 und mache gerade mein
Abitur und überhaupt habe ich noch keinen Bezug zu Kindern. Eher, auch
wenn es sich grausam anhört, hatte ich eine Wut auf das, was da in mir
heranwuchs, weil ich es nicht wollte. Es kam mir vor wie ein
Schmarotzer. Ich wollte nicht mal essen, um es nicht nähren zu müssen.
Auf den letzten Drücker, kurz vor Weihnachten bin ich dann zum Arzt und
ich war in der 13! Woche. Die Frage war, ob eine Abtreibung noch möglich
war. Der Arzt war sehr nett und hat mir sehr geholfen, er hat mich noch
am selben Tag zu ProFamilia geschickt, wo die Leute auch sehr
verständnisvoll waren. Direkt danach bin ich zur aok
(Versicherungskasse), um mir den Schein zu holen, was auch kein Problem
war. Ich musste nach Stuttgart fahren zur Abtreibung, da es in meinem
Ort so kurz vor Weihnachten nicht möglich war. Auch dort waren die Leute
sehr nett und haben mich freundlich aufgenommen. Nach dem Eingriff gings
mir gut und ich war erleichtert. Gesundheitliche Probleme hatte ich
nicht, ausser ein paar Blutungen, keine Schmerzen, nichts, ausser dass
die Last weg war.
Ich würde mir von keinem reinreden lassen und wieder abtreiben, falls
ich wieder in eine solche Situation käme. Schön war auch, dass meine
Mutter zu mir stand und viel Verständnis hatte sowie auch mein Freund,
das ist sehr wichtig. Bereuen tue ich nichts, denn ich habe in erster
Linie an meine Zukunft gedacht.
Kathleen
Es war im letzten Jahr, vor meinem Urlaub. Ich hatte ziemlich bald das
sichere Gefühl, schwanger zu sein. Ich bestellte mir Kataloge für
Schwangere und Babymode. Eine Woche lang war ich glücklich mit dem
Gedanken, ein Baby zu bekommen. Dann überfielen mich große Zweifel: ist
mein 5-jähriger Sohn der Situation gewachsen? Kann ich ihm die
notwendigen Dinge fürs Leben kaufen? Werde ich jemals genug Geld haben,
um auch nur zum Friseur gehen zu können – sei es auch nur ein mal im
Jahr? Was wird, wenn wir die Raten für unseren Hauskredit nicht mehr
aufbringen können und wir in eine kleine Wohnung ziehen müßten? Werde
ich auf meiner Arbeit jemals wieder solche Chancen bekommen?…..
Alle diese Fragen hatten einen schlechten Beigeschmack, der blieb. Die
Antworten waren niederschmetternd. Mir war so schlecht, dass ich nicht
mehr arbeitsfähig war. – Dann sprach ich den Gedanken aus…..
Ich ging zum Arzt und danach funktionierte ich wie ein Uhrwerk. Meine
Erfahrungen, die Menschen betreffend, die mit mir durch diese Hölle
mußten, sind begrenzt, da nur mein Mann und meine Freundin davon wußten.
Die behördlichen Stellen (Krankenkasse und Beratungsstelle pro familia)
waren supernett und verständnisvoll. Mein Frauenarzt ist der beste, lieb
und auch ehrlich, ohne Kompromiß.
Als ich die OP überstanden hatte (ambulant), war ich hungrig und froh,
dass mir nicht mehr schlecht war. Der Katzenjammer überfiel mich nicht
wirklich, ich habe einen gut funktionierenden Verdrängungsmechanismus.
Ich gehe arbeiten, ich lache und weine wie sonst auch, aber ich bin und
bleibe eine Mutter, die abgetrieben hat, weil sie solche Angst vor einer
ungewissen Zukunft hier in Deutschland hatte. Ich würde es in der
damaligen Situation wieder tun.
Ich grüße alle ganz lieb, die auch durch dieses Chaos mußten und müssen
und möchte euch sagen, egal welche Entscheidung ihr trefft, IHR trefft
die Entscheidung und sie ist richtig, wenn sie für Euch stimmt.
Doreen
Ich bin 25 Jahre und habe im November 2005 erfahren, dass ich trotz
Pille schwanger bin und wollte es nicht wahr haben. Ich wusste es erst,
als ich nach einigen Anzeichen (wie ständiges Brustziehen, Ausfall der
Periode) einen Schwangerschaftstest kaufte. Dort konnte man schon nach
einigen Sekunden sehen, wie der Strich in dem Feld "positiv" zum
Vorschein kam. Ich habe gleich einen Termin beim Frauenarzt vereinbart,
wo es mir 100 %ig bestätigt wurde. Ich war total fertig. Aber es gab so
viele Dinge, die gegen ein Kind sprachen. Nachteile in meinem Leben, der
Mann, von dem das Kind war, wollte es nicht. Das lag auch daran, dass
wir nur eine Affäre hatten. Er ist in einer Beziehung und dies wusste
ich, aber meist spielen die Gefühle ihr eigenes Spiel.
Am 30.11.2005 hatte ich einen Termin zur Voruntersuchung und am
1.12.2005 einen Termin im Krankenhaus zur ambulanten Operation. Es wurde
mit der Absaugmethode durchgeführt. Ich lag vor dem Eingriff ca. 3 h in
meinem Bett, hatte nichts zu lesen, keine Musik, kein TV. Einfach nur
Stille und die Schatten an der Wand, die sich aus der strahlenden Sonne
und den wippenden Ästen der Bäume bildeten. Ich muss sagen, es war eine
schwere Entscheidung, die schwerste in meinem bisherigen Leben. Bis kurz
vor dem Eingriff, habe ich überlegt, ob dies der richtige Weg ist, aber
die Vernunft siegte.
Man denkt noch oft daran, z. Bsp. wie hätte das Kleine wohl ausgesehen,
wären wir klar gekommen, was hätte sich in meinem Leben verändert, wäre
es schöner oder schlechter geworden … ? Auch wenn man Kinder sieht,
denkt man daran. Aber ich denke / hoffe, dass dies mit der Zeit vergeht.
Ich habe oft geweint und mich bei meinem kleinen Stern entschuldigt. Ich
weiß, dass wenn ich einmal ein Kind bekomme, dann wird es dieser Stern
sein, den ich in meinen Armen halte. Er weiß dass es so das Beste war!
Ich habe meine Gedanken in einem Brief niedergeschrieben und ihn mit ein
paar persönlichen Dingen von mir in eine Schachtel gelegt…
Ich finde es übrigens toll, dass es so eine Seite gibt, denn ich bin auf
andere Homepages gelangt, wo man in Tränen ausbricht und denkt, dass man
der größte Straftäter ist. Danke!
Sonja
ja, ich dachte, dass das Leben nicht mehr
weiter gehen werde, als mir mein Frauenarzt mitteilte, dass mein
ungeborenes Mädchen die Trisomie 21 hat; besser bekannt als Down
Syndrom… Sonja musste mit dem Kopf entscheiden. Sie hatte sich über
die Schwangerschaft gefreut, aber da gab es Hindernisse… sie entschied
sich zum Abbruch im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft…
weiter zur bewegenden Geschichte von Sonja
Christine
38 Jahre, mit Tochter von 15 Monaten, die immer noch gestillt wird. Bei
mir ist es 10 Tage her, dass ich den medikamentösen
Schwangerschaftsabbruch hatte. 2 Tage vor dem Abbruchtag nahm ich beim
Arzt 3 Tabletten ein, 2 Tage später gab er mir nochmals 2 Tabletten und
nach 2 Stunden hatte ich heftigen Auswurf in der Toilette. Es blutete
stark, auch danach. Ich war nur noch am Binden wechseln. Ich fühlte mich
total erschöpft und schlief dann nur noch den restlichen Tag. Mein Kind
war immer bei mir. Sie gab mir Halt. Denn ansonsten sind wir alleine.
Mein Mann arbeitet im Ausland. Ich habe immer noch heftige Blutungen und
wundere mich, wann es endlich besser wird. Sind nun ja schon 10 Tage
her. Dazu kommt ich bin Diabetikerin und habe ein wenig Angst, dass dies
für mich die falsche Methode war. Ich fühle mich generell sehr schlapp
(obwohl ich eine Powerfrau bin). Ich denke der Arzt war nicht der Beste,
er entliess mich ohne weiteren Rat. So suche ich nun im Internet nach
Abhilfe und werde in wenigen Tagen einen anderen Arzt um Rat bitten.
Möchte noch erwähnen, ich war in der 8. SSW und ein weiteres Kind wird
ausgeschlossen. Ich habe seelisch mit der Situation kein Problem, doch
wenn ich um Jahre jünger wäre, keine finanziellen Sorgen hätte und keine
Diabetes, dann hätte ich das Baby gewollt…
Kommentar: Diabetes ist keine Gegenindikation zu Mifegyne. Starke Blutungen bis 12 Tage können durchaus vorkommen, das ist im Rahmen des Normalen, besonders wenn es schon die 8. SSW war. Allerdings hätte der Arzt Christine besser informieren sollen. Eine Nachkontrolle ist jetzt unbedingt nötig.
Yvonne
Ich war 17 Jahre alt, als ich schwanger wurde. An einem schönen Abend
liebten mein Partner und ich uns. Doch unglücklicherweise riss das
Kondom. Am nächsten Morgen nahm ich sofort die Pille danach und dachte:
"Jetzt kann nichts mehr passieren." Doch leider stellte sich ca. 3
Wochen danach, als meine Periode nicht einsetzte, heraus, dass ich
doppelt Pech hatte. Für mich brach eine Welt zusammen. Zum Glück war
meine beste Freundin bei mir, die mich tröstete. Dass ich das Kind nicht
wollte, war sofort klar, denn ich besuchte noch das Gymnasium und stand
finanziell und was meine Zukunft betrifft noch im Nirgendwo.
Wenn ich mal ein Kind kriege, was ich unbedingt will, denn ich bin ein
Familienmensch, dann will ich meinen Kindern etwas bieten und vor allem
sagen können, sie seien Wunschkinder. Ausserdem war meine Beziehung sehr
instabil. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er der Mann fürs Leben
sei. Auch er war für die Abtreibung. Doch er liess mich mit meinen
Sorgen alleine. Ich machte deshalb Schluss und von da an verarbeitete es
jeder auf seine Weise. Er war damals 20 und hatte nur Frauen, Sex,
Partys im Kopf.
Mein anderes Problem war, dass ich den Mut nicht hatte, es meiner
Familie zu erzählen. Ich beichtete es schliesslich meiner 5 Jahre
älteren Schwester, die mich nicht wirklich in meiner Entscheidung
unterstützte. Sie war dafür, dass ich das Kind austrage, doch sie
akzeptierte meine Entscheidung. Schliesslich sagte ich es auch meiner
Mutter, die überhaupt nicht wusste, dass ich sexuell aktiv bin. Sie fing
an zu weinen, nahm mich in den Arm und sagte, sie ist für mich da, egal
was ich mache, doch sie sei meiner Meinung. Sie kam dann mit in die
Praxis, als es soweit war. Mein Vater weiss es bis heute nicht, ich will
nicht, dass er von mir enttäuscht ist…
Ich entschied mich für die Absaugmethode. Die medikamentöse kam für mich
nicht in Frage, weil erstens ich den Medikamenten nicht mehr traute
(Versagen der Pille danach) und zweitens, weil ich zu einem anderen Arzt
hätte gehen müssen. Meine Frauenärztinnen waren super (ich bin in einer
Praxis, wo es nur Gynäkologinnen gibt). Sie haben mich spitzenmässig
beraten, haben meine Meinung unterstützt, haben mir Mut gemacht etc. Das
beste war, dass der Abbruch in der Praxis durchgeführt wurde. Ich hatte
fürchterliche Schmerzen und war froh, dass meine Mutter bei mir war.
Obwohl ich meinen Entscheid nie bereut habe, hatte ich recht Mühe, mit
der Situation fertig zu werden. Vor dem Abbruch waren alle für mich da
und nachher war das Thema wie abgehakt. Meine Mutter und Schwester
erwähnten es nie mehr und fragten nicht, wie es mir gehe. Auch von
meinen Freundinnen hätte ich mehr erwartet. Ich weiss nicht, ob sie mich
schlicht nicht daran erinnern wollten oder ob es sie peinlich berührte,
mit mir darüber zu sprechen, ich fühlte mich alleingelassen. Meine
schulischen Leistungen gingen zurück, ich begann öfter zu schwänzen und
wurde irgendwie von Schuldgefühlen begleitet. Ich steigerte mich in eine
depressive Stimmung hinein (auch andere Gründe kamen dazu). Nach 17-
jährigem sorgenlosem Leben explodierte die Bombe.
Doch es wurde bald wieder besser. Heute bin ich 19, es ist also fast 2
Jahre her. Ich habe bald Maturprüfung und nehme schwache Antidepressiva.
Seit ca. einem Monat bin ich wieder mit meinem damaligen Freund
zusammen. Es ist Gras darüber gewachsen, wir hatten gute Gespräche und
haben gemerkt, dass wir ohne einander einfach nicht können. Nach der
Matur werde ich die Antidepressiva absetzen. Ich fühle mich glücklich
und noch glücklicher, dass ich diese Seite entdeckt habe, denn Ihr habt
meinem guten Gefühl noch den letzen Schliff gegeben. Ich bin froh, dass
ich abtreiben durfte!!! Danke für die Hilfe!
Emma
Ich habe vor 2 Wochen mit Mifegyne abgetrieben und weiß bis heute nicht,
wie es mir geht oder gehen sollte.
Ich bin schwanger geworden, weil ich nicht verhütet habe. Ich bin seit 5
Monaten verheiratet und wollte immer ein Kind mit diesem Mann, zumindest
habe ich mir das gedacht. Er wusste nicht, dass ich nicht verhüte und
dann bin ich auch gleich schwanger geworden. Als der Test positiv war,
war ich überhaupt nicht froh. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass das
das schönste Gefühl auf Erden sein müsse – es war es nicht. Ich bekam
auf einmal Panik und begann da erst zu realisieren, was ich eigentlich
gemacht hatte und was das für Konsequenzen für mich und meinen Mann
haben würde. Ich konnte es mir plötzlich überhaupt nicht vorstellen, ein
Kind jetzt zu bekommen. Unsere finanzielle Situation ist alles andere
als rosig und der Vertrag meines Mannes läuft aus, 2 Wochen vor dem
voraussichtlichen Geburtstermin. Ich wusste weder ein noch aus.
Die Reaktion meines Mannes war auch so gar nicht, wie ich ihn
eingeschätzt hatte. Er liebt Kinder und ist vernarrt in seine kleine
Nichte, und ich dachte immer, er würde sich genauso freuen, wenn er
selbst eines bekäme, auch ungeplant. Nur war es nicht so. Es war das
Gegenteil von dem was, ich erhofft bzw. erwartet hatte. Er war total
negativ eingestellt, es bedeute das Ende aller seiner Träume etc. und
wollte von Anfang an die Abtreibung. Ich hab es dann meiner Mutter
erzählt und die hat genauso negativ reagiert, mehr noch, sie begann zu
weinen, weil ich ihr leid tat, und am Ende musste ich sie aufbauen.
Ich hab immer wieder versucht mit diesem "Etwas" Kontakt aufzunehmen,
aber ich hab mich nie damit verbunden gefühlt. Nach 2 Wochen der
Diskussionen und Streits und nachdem ich meinem Mann mitgeteilt hatte,
dass ich dieses Kind bekommen will, hab ich mich dann eher plötzlich
entschlossen, doch abtreiben zu lassen. Ich war nervlich am Ende, konnte
nicht mehr schlafen, kotzte die ganze Zeit und wusste einfach nicht mehr
weiter. Ich bin 25 Jahre alt, verheiratet, Sozialpädagogin, habe einen
Job und hätte niemals im Leben daran gedacht abzutreiben, überhaupt
jemals in so eine Situation zu kommen. Dennoch hab ich mich bewusst in
so eine Situation versetzt und konnte am Ende nicht damit umgehen.
Ich konnte für dieses Kind nicht kämpfen, weil ich selbst nicht wusste,
ob ich es überhaupt wollte. Vielleicht wäre meine Entscheidung eine
andere gewesen, wenn die Reaktionen aus meinem Umfeld positiver gewesen
wären. So fühlte ich mich nur allein. Ich habe im Endeffekt alleine
diese Entscheidung getroffen, doch war sie sicherlich beeinflusst.
Jetzt, nach 2 Wochen, bin ich einerseits froh, dass ich es gemacht habe,
weil es wahnsinnig schwierig geworden wäre, andererseits tut es mir auch
leid und ich möchte nie wieder in so eine Situation kommen. Ich wollte
die Abtreibungspille nehmen, weil ich es miterleben wollte und es war
gut für mich. Ich hatte nach der Einnahme des Prostaglandins sehr starke
Blutungen, aber der Fruchtsack ist erst 3 Tage später abgegangen. Ich
habe ihn dann in meinem Garten begraben.
Mein Mann hat mich in den ersten Tagen sehr unterstützt, doch nach ca. 1
Woche begann ich ihm starke Vorwürfe zu machen. Ich weiß noch nicht, wie
es weitergehen wird und manchmal hoffe ich nur, dass ich das alles
vergessen kann. Trotzdem ist es gut, die Entscheidungsfreiheit zu haben
und ich werde nie wieder eine Frau verurteilen, die abtreibt.
Wie es schon in einem anderen Bericht steht: Ich werde immer schon
einmal schwanger gewesen sein, aber falls ich es je wieder sein sollte,
werde ich mich zu diesem Kind bekennen. Danke, dass es diese Seite gibt.
Käthe
Um diese Jahreszeit geht es mir immer schlecht. Meine Schwangerschaft
jährt sich zum 3mal und ich bin noch nicht weiter.. Ich habe mir immer
Kinder gewünscht, ich hätte gerne eine ganze Schar Kinder aber dazu
gehört ein Mann, den man liebt und dem man vertraut. Schwanger wurde ich
von einem Mann, der nicht mehr als eine Affäre war. Ich war 27 Jahre
alt, wir trafen uns, gingen aus und liebten uns manchmal. Verhütet haben
wir mit Kondomen, denn ich habe die Pille abgesetzt, als meine
langjährige Beziehung auseinander ging. In der Neujahrsnacht meinte
meine beste Freundin, dass mein Busen aussehe, als hätte ich einiges
dafür bezahlt und auch mir war es schon aufgefallen, dass meine Brust
gross und härter geworden war. Wir redeten die nächsten Tage einige Male
darüber und am 6. Januar machte ich einen Test – ich war überzeugt, dass
das Ergebnis nicht stimmen konnte. Einen Tag später hat mich der
Frauenarzt getestet und, ich WAR schwanger. So wie viele hier berichten,
ist auch für mich eine Welt zusammen gebrochen!! Wie konnte ich nur
schwanger werden? Ich hatte nur noch Angst und in meinem Kopf hämmerte
es nur noch "nicht so!" Eine Freundin von mir zieht ihr Kind alleine
gross und ich wollte mir und meinem Kind nicht das gleiche antun. Einen
Tag nach dem Bescheid meiner Frauenärztin hatte ich im Spital einen
Untersuch und anschliessend das Gespräch. Ich fühlte mich voll
überfordert und ich schämte mich so sehr. Wieder einen Tag später
schluckte ich die ersten beiden Pillen und wieder 2 Tage später die
nächsten beiden. Meine Freundin umsorgte mich und brachte mich nach den
4 Std. im Spital nach Hause in mein Bett. Ich wollte nur noch alleine
sein und kaum hatte sie meine Wohnung verlassen, ging die Frucht in der
Toilette ab. Ich weiss nicht mehr wie lange ich dastand, ich konnte es
nicht glauben, was ich getan habe. Ich hatte zuwenig Zeit… bis ich
realisiert habe was geschehen ist, hatte ich die Pillen bereits
geschluckt.
Das heisst nicht, dass ich meinen Entscheid bereue, ich wünschte nur,
ich hätte mehr Zeit gehabt. Seit diesem Eingriff hat sich so vieles
verändert. Ich verjage alle Männer, hatte keinen Sex mehr. Ich bin heute
noch böse auf mich, dass ich schwanger wurde und dass ich diesen
Entscheid fällen musste. Ich bin froh, dass ich Menschen um mich habe,
mit denen ich reden kann und ich mich auch heute noch ausweinen kann.
Katy
Ich hatte bis jetzt, Gott sei Dank, noch keinen Schwangerschaftsabbruch,
jedoch musste ich leider schon die "Pille danach" nehmen. Für mich ist
diese Pille noch heute mein Retter, da ich zu der Zeit 15 Jahre alt war
und noch nicht mal wagte daran zu denken, ein Kind zu bekommen. Für mich
persönlich war es die schlimmste Erfahrung, die ich jemals gemacht habe.
Das Schlimme war nicht die Pille zu nehmen, sondern die Tatsache, dass
ich möglicherweise schwanger war.
Als ich die zwei Pillen nahm, dachte ich nicht daran, was in meinem
Körper passiert. Es war mir eigentlich auch egal. Ich hätte fast alles
getan, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.
Zu dieser "Schwangerschaft" kam es nicht, weil ich ohne Kondom Sex
hatte, sondern weil das Kondom gerissen war. Bis heute habe ich
kein Vertrauen mehr in dieses Verhütungsmittel.
Tanja
Ich möchte hier meine Erlebnisse schildern, da ich selbst froh war, auf
dieser Seite Berichte zu finden, die nicht mit dem Ziel der Verhinderung
einer Abtreibung veröffentlicht wurden.
Ich komme aus Deutschland und bin 23 Jahre alt. Ich wurde durch das
Zusammenwirken mehrerer Faktoren ungeplant schwanger. Da ich wegen der
plötzlichen Häufung von Besenreissern (geplatzte Äderchen) vor etwa 2
Jahren die Pille absetzte, verwendeten wir zur Verhütung Kondome und ich
kontrollierte meinen Zyklus mit Hilfe von Persona (Apparat zur
Feststellung der "fruchtbaren" Tage). Leider verschob sich im letzten
Zyklus mein Eisprung um ca. 3 Tage nach vorne. Obwohl wir ein Kondom
benutzten (was wir bei den grünen Tagen vor dem Eisprung immer taten –
während der roten Tage verzichteten wir auf Geschlechtsverkehr) blieben
meine Tage aus, am vierten Tag holte ich einen Urintest aus der
Apotheke. Der schlug auch sofort eindeutig an und ich war total
geschockt und heulte erstmal richtig.
Sofort weckte ich meinen Freund und heulte ihm alles vor und sagte auch
gleich, dass ich das nicht will! Wir waren uns sofort im Klaren darüber,
dass wir abtreiben würden, da wir beide keine Zeit für dieses Kind haben
würden. Ich würde bei Geburt des Kindes 6 Monate vor dem Examen stehen
und mein Freund will das Abitur nachholen, so dass auch die finanzielle
Situation äußerst schwierig würde.
Wir haben uns auch über staatliche Hilfen informiert, aber 1
zusätzliches Semester Bafög (Stipendium) und Erziehungsgeld sowie
Sozialhilfe für das Kind (von der das Kindergeld wieder abgezogen wird)
reichen nicht aus, um dem Kind das bieten zu können, was es verdient
hätte. Wir beide wären gezwungen, irgendwie Geld dazu zu verdienen und
damit wären wir wieder beim zeitlichen Faktor. Alles würde darauf
hinauslaufen, dass dieses Kind nichts von seinen Eltern hätte, die doch
so wichtig für seine gute Entwicklung sind.
Da der Entschluss gefasst war, ging ich direkt am nächsten Tag
(Dienstag) zu meiner Frauenärztin, die die Schwangerschaft mit
Ultraschall bestätigte. 5te SSW. Sie überwies mich zu einem Arzt, der in
seiner Praxis ambulante Operationen durchführt. Am Donnerstag lernte ich
ihn dann kennen. Er war sehr sympathisch und ging sehr entspannt mit mir
um. Da ich mich für einen medikamentösen Abbruch entschieden hatte, die
Beratung am Freitag stattfinden sollte, bekam ich für Montag Abend einen
Termin für die ersten Medikamente.
Die Frau in der Beratungsstelle war auch sehr nett und ruhig. Wir haben
mit ihr über unsere Gründe gesprochen und von ihr dann auch noch ein
paar Tipps zur Verhütung bekommen, wobei uns alles, was sie dazu zu
sagen hatte, schon klar war. Na ja, sie hat sich bemüht, und wer weiß,
welche Leute sonst da sitzen…
Am Montag bekam ich abends nach einem Ultraschall drei Tabletten
Mifegyne. Ich nahm sie im Beisein meines Freundes und wir
verabschiedeten uns von der kleinen Seele, der wir sagten, sie solle in
etwa vier Jahren nochmal vorbeischauen.
Ab da schaltete sich meine Psyche ein. Am nächsten Morgen ging es mir so
schlecht (Übelkeit, gereizter Magen), dass ich nicht zur Uni fuhr.
Mittags musste ich mich übergeben. Den ganzen Tag verbrachte ich auf dem
Sofa.
Heute morgen sollte ich dann das Prostaglandin bekommen, das die
Blutungen auslöst. Die Tabletten konnte ich nicht bei mir behalten.
Zweimal übergab ich mich in der Praxis. Dazu bekam ich starke
Bauchkrämpfe. Der Arzt sagte, die Symptome seien eindeutig psychischer
Natur und riet mir, eine Stunde spazieren zu gehen und dann würden wir
es noch mal versuchen.
Mir ging es aber so schlecht, dass ich nicht raus wollte und er bot dann
an, die ganze Aktion abzubrechen und – wenn ich das wollte – zu
operieren. Ehrlich gesagt war ich echt froh, dass diese Möglichkeit
bestand. Glücklicherweise war heute OP-Tag in der Praxis und ich war
noch nüchtern. Ich war als Erste dran. Als mir die Narkose gesetzt wurde
und ich einschlief, dachte ich nur "Gott sei Dank!".
Alle beteiligten Personen in der Praxis waren sehr verständnisvoll,
fürsorglich und ruhig. Keiner hat komisch geguckt.
Nachdem mein Kreislauf durch Infusionen wieder halbwegs hergestellt war,
konnte ich nach Hause gehen. Alles ist gut gegangen, direkt nach der OP
hat der Arzt nochmal geschallt und festgestellt, dass alles "weg ist".
Ein paar Krämpfe hatte ich noch, die aber im Laufe des Tages stetig
leichter wurden. Ich habe zu Hause sofort ca. 5 Stunden geschlafen und
jetzt am Abend geht es mir gut.
Ich habe noch leichte Blutungen, aber die sollten in den nächsten Tagen
verschwinden. Der Arzt sagte, dass sich alles im Rahmen halten wird, da
es noch sehr klein war. Ich bin jetzt froh, dass ich alles hinter mir
habe und muss sagen, dass für mich wohl von Anfang an der operative Weg
besser gewesen wäre. Auch wenn ich vom Vorgang her den medikamentösen
Abbruch besser finde, da er naturnaher ist.
Ich hätte auch nicht gedacht, dass mich das alles psychisch so belastet.
Als Fazit für mich kann ich festhalten, dass ich eine solche Situation
nicht mehr erleben möchte und mich über die nächste Schwangerschaft
freuen will.
Trotzdem bin ich froh, dass ich die Möglichkeit hatte, mich gegen das
Austragen zu entscheiden und bereue die Entscheidung – auch im Interesse
des Kindes – nicht und danke insgeheim allen, die sich für die
bestehende Gesetzesregelung zur Abtreibung eingesetzt haben!
Claudia
Seit einer Stunde lese ich die Berichte der Frauen auf diesen Seiten und
es geht mir schon wesentlich besser ! Ich weiss jetzt, dass ich nicht
alleine bin!… Zuvor landete ich auf den Gegnerseiten und brach mal
wieder in Tränen aus, wie des öfteren in den vergangenen Tagen. Letzten
Montag ging ich zum Frauenarzt – meine beste Freundin drängte mich dazu,
weil sie annahm, dass ich vielleicht eine Zyste hatte, denn sie hatte
festgestellt, dass ich irgendwie anders aussah… beim Arzt ist dann
eine Welt für mich zusammengebrochen – Schwanger – das kann einfach
nicht sein. Ich sass eine Dreiviertelstunde weinend im Behandlungszimmer
und konnte es nicht fassen. Mein Arzt ist wunderbar – er hat sich
unheimlich viel Zeit für mich genommen und alles in die Wege geleitet.
Zwei Besuche bei pro familia, nette Menschen, die für meine Situation
Verständnis aufbrachten.
Ich bin 31 Jahre jung, habe vor einer Woche meinen Lebenstraum erfüllt
bekommen. Ein Freund hat mit mir einen Laden eröffnet, in dem ich
sozusagen meine eigene Chefin bin und alleine arbeite. Ich bin in der
17. Woche schwanger! von einem Mann, mit dem nicht mehr als Petting
gelaufen ist, den ich einmal und gottseidank nie wieder gesehen habe –
es war grauenhaft – ich hatte eine Beziehung mit einer Frau zu dem
Zeitpunkt als es passierte… Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich
meinen Körper ignoriere und nicht das geringste bemerkt habe, ich habe
alles nur auf die momentane Stresssituation mit dem Umbau des Geschäfts
und die privaten Probleme geschoben – in Zukunft werde ich wohl
sensibler sein und mich mehr spüren.
Dann der Termin beim Arzt, der die Abtreibung vornimmt. Ich kam mir vor
wie der schlechteste Mensch auf Erden. Man sitzt vor dem Schreibtisch,
es werden zig Rezepte ausgedruckt, das wird aber sehr teuer für sie…
wollen sie das Kind nicht doch lieber zur Adoption freigeben? Wir haben
hier mindestens 12 Stunden Arbeit mit ihnen die uns nicht bezahlt
werden… das wird sehr schmerzhaft für sie, das ist ihnen ja wohl
klar… unterschreiben… hier und da… bis Montag haben sie noch Zeit
zu überlegen, da holen sie sich ihre Medikamente, am Mittwoch ist der
Eingriff… früher ist es nicht möglich, der Anästhesist am Montag ist
gegen das, was sie vorhaben… dreht sich um und geht, ohne sich zu
verabschieden.
Ich weiss, dass ein Kind für mich auf keinen Fall in Frage kommt, gerade
jetzt wo es endlich mal bergauf geht. Adoption ist meiner Meinung nach
sehr viel schlimmer – nicht für mich, sondern für das Kind – ich habe
lange überlegt und bin mir meiner Sache sicher, aber ich habe Angst,
mich in die Hände dieses Menschen zu begeben, den meine Situation nicht
im geringsten interessiert hat.
5 Tage später
Morgens um halb neun war der Termin angesetzt, die Stunden, bis es
soweit war, wollten gar nicht vergehen. Ich war so froh, dass ich zur
Unterstützung meine Mutter bei mir hatte. Auch grosse Kinder brauchen
gelegentlich mal die Mama zum Händchenhalten…
Um zwölf Uhr war es endlich soweit – ich habe gezittert vor Angst. Der
Narkosearzt war der einzig nette Mensch in dieser Praxis, er hat mir die
Angst genommen und eine halbe Stunde Tiefschlaf geschenkt. Man bekommt
wirklich gar nichts mit –
ein paar Stunden später konnte ich schon wieder nach Hause fahren… ich
habe die letzten zwei Tage fast nur geschlafen. – Morgen werde ich ein
wenig arbeiten gehen und mich am Wochenende von meiner besten Freundin
ablenken lassen.
Schuldgefühle habe ich keine. Es war genau die richtige Entscheidung.
Sollte ich in diesem Leben Kinder haben wollen, dann kann das auch noch
in 10 Jahren sein – wenn der richtige Partner an meiner Seite ist und
die Situation es zulässt…
Ich bin froh, diesen Schritt getan zu haben. Meine Angst davor war
unberechtigt – es geht mir gut! Ich hätte mir nur einen einfühlsameren
Arzt gewünscht, aber das konnte ich mir leider nicht mehr aussuchen,
dafür war es schon zu spät… beim nächsten Mal weiss ich, wie es sich
anfühlt, aber dann wird es so sein, dass ich mir das Kind wünsche und
auch bekomme. In Zukunft werde ich besser auf mich und meinen Körper
achten…
Ines
Ich bin 21 Jahre und hab am 14.09.05 erfahren, dass ich trotz Pille
schwanger bin. Nachdem meine Periode 1 Woche überfällig war, machte ich
einen Test, der auch gleich im Feld "schwanger" zu leuchten begann. Ich
wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich habe zwar eine
4-jährige Beziehung mit meinem Freund, die super läuft, doch war ich mir
nicht sicher. Am folgenden Montag ging ich gleich zum Frauenarzt. Dieser
bestätigte meine Schwangerschaft in der 5. Woche. Nun ging das Grübeln
los. Eigentlich hätte ich alle Voraussetzungen gehabt, ein Kind gross zu
ziehen. Ich habe eine super Beziehung, die Unterstützung meiner Eltern
und ich liebe Kinder über alles. Doch JETZT eine so grosse Verantwortung
zu übernehmen, dazu war ich noch nicht bereit.
Ich redete mit meinem Freund und meinen Eltern. Keiner von beiden
beeinflusste mich in meiner Entscheidung. Es wurde mir nur Hilfe
angeboten, bei dem Kind oder nach der Abtreibung. Das gab mir viel Mut
und Kraft. Ich bin dann auch gleich zu einer Beratungsstelle gegangen.
Dort waren alle ziemlich freundlich. Auch hier beeinflusste mich keiner.
Im Gegenteil, auch hier wurde mir Hilfe bei dem Kind oder nach der
Abtreibung angeboten. Nach dem Beratungsgespräch machte ich gleich einen
Termin ab bei einem Arzt, der Abtreibungen vornimmt. Ich wusste ja, dass
ich jederzeit meine Entscheidung ändern konnte.
Am 28.10.05 fuhren wir (ich, meine Schwester und mein Freund) in die
Klink. Ich hatte ziemlich Angst vor allem, was mich dort erwartet. An
der Rezeption wurde mir ein Formular in die Hand gedrückt, das ich
ausfüllen sollte. Als dies erledigt war, wurde ich aufgerufen, einer
Ärztin ins Beratungszimmer zu folgen. Ich durfte eine Person mitnehmen,
die aber nach dem Gespräch den Raum verlassen musste. Wir setzten uns in
das kleine, gemütliche Zimmer. Als erstes kam eine Sprechstundenhilfe,
die einige Dinge über mich wissen wollte, meinen gesundheitlichen und
psychischen Zustand. Nach diesem Gespräch folgte das nächste mit dem
durchführenden Arzt. Dieser klärte mich über den Vorgang auf und fragte
mich 2 mal ob ich mir sicher bin, das Kind nicht zu behalten. Es folgte
noch ein Gespräch mit der Anästhesistin. Nach gut 15 min. waren alle
Gespräche erledigt. Ich verabschiedete mich von meinem Freund und wurde
in ein Zimmer gebracht, in dem ich mich umziehen sollte. Danach ging's
ins Behandlungszimmer. Ab diesem Zeitpunkt bekam ich nichts mehr mit, da
ich unter Vollnarkose abtreiben liess. Nach 5 min. wurde ich aus der
Narkose geholt und ins Aufwachzimmer gebracht. Hier befanden sich ca. 8
Frauen, die die Abtreibung bereits hinter sich oder noch vor hatten.
Da ich so schnell wie möglich raus wollte, nahm ich meine ganze Kraft
zusammen und lief etwas müde zum Ausgang, wo bereits meine Schwester und
mein Freund auf mich warteten. Wir fuhren gleich nach Hause und ich war
froh, dass alles vorbei war. Mir ging es prima. Ich hatte auch keine
Schuldgefühle, da ich mir 100% sicher war. In der Klinik selber ging es
zu wie in einer ganz normalen Praxis, alles lief sachlich ab. Es war ein
Kommen und Gehen der Frauen.
Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, wenn sich Frauen zu einer
Abtreibung entschliessen, sollte die Entscheidung 100% sein, dann
braucht sich keine Frau irgendwelche Vorwürfe zu machen. Und es sollte
sich keine Frau zu ihrer Entscheidung zwingen oder überreden lassen.
Nicola
Als ich 19 war, wurde ich von meiner ersten großen Liebe schwanger, er
setzte mich brutal unter Druck, das Kind nicht zu bekommen. Ich wollte
auch kein Kind, aber, streng katholisch aufgewachsen, war ein Abbruch
das schlimmste für mich, und das letzte, was ich wollte. … als ich
erneut schwanger wurde, bekam mein Gatte wieder einen Tobsuchtsanfall.
Mir war klar, nach alledem will ich mit diesem gewalttätigen Mann nichts
mehr zu tun haben…
Ich lernte einen anderen Mann kennen, obwohl ich nie wieder eine feste
Beziehung eingehen wollte. Fatalerweise vertrage ich keine Pille und
auch die Spirale wurde von meinem Körper ausgestoßen. Ich wurde
schwanger, und ohne zu wissen, wie der Mann reagieren würde, entschied
ich mich, das Kind zu bekommen, … und wir sind jetzt seit 17 Jahren
ein glückliches Paar…
Jetzt bin ich 38, und nach 11 Jahren musste ich zu meinem Entsetzen
feststellen, dass die Verhütung versagt hat, … Inmitten der
Verzweiflung sagte mir eine innere Stimme, dass, wenn es doch so
furchtbar für mich sei, ich das Kind nicht austragen müsse! … Ich bin
froh und dankbar, dass ich in einem Land lebe, wo ich souverän
entscheiden kann…
Zur Geschichte von Nicola im vollen Wortlaut
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