Liberalere Praxis

Obwohl das Gesetz seit 1942 bis zum 30.9.2002 dasselbe geblieben ist, hat sich die Praxis des Schwangerschaftsabbruchs laufend liberalisiert. Die Zahl der liberalen Kantone ist seit den 70er Jahren von 6 auf 19 angestiegen (inkl. St. Gallen seit dem Jahr 2000 sowie TG und ZG seit 2001). Auch in den weniger liberalen Kantonen wurden immer mehr Frauen behandelt. Nur noch in 3 Kantonen war es im Jahr 2002 unmöglich, einen SA durchzuführen.

 


In den meisten Kantonen wurde in den 90er Jahren der Begriff "Gesundheit" von den ärztlichen Gutachterinnen und Gutachtern im Sinn der Weltgesundheitsorganisation WHO interpretiert:
"Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Krankheit, sondern ein Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens."

So konnte auch unter der alten Gesetzgebung praktisch jede Frau, die eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen wollte, dies auch legal durchführen lassen. Wenn auch noch nicht immer in ihrem Wohnkanton.

Der Abtreibungstourismus von konservativen in liberale Kantone und ins Ausland ist stark zurück gegangen.

Schwangerschaftsabbrüche an Frauen mit Wohnsitz in einem andern Kanton

Kanton VD

Kanton GE

.

Zahl

In % des Totals

.

Zahl

In % des Totals

1977

560

27%

1980

1840

52%

1999

151

9,4%

1999

114

7,2%

Diese positive Entwicklung war mit ein Grund, weshalb schliesslich die Gesetzgebung liberalisiert wurde.  

Schwangerschaftsabbrüche auf 1000
Frauen 15-44-jährig

(in der Schweiz wohnhafte Frauen)

Anmerkungen:
Die Rate pro 1000 Frauen ist aus der Totalzahl der Schwangerschaftsabbrüche im Kanton (inkl. an Frauen aus anderen Kantonen) errechnet, ist aber auf die Frauen mit Wohnsitz im Kanton bezogen. Es handelt sich also nicht um die Rate der Kantonseinwohnerinnen, sondern der "Abtreibungstourismus" ist einbezogen.

1    Schätzung
2    VS: bis 1994 Schätzung. Ab 1996 offizielle Zahl der Gesuche
3    BS/BL: Im Jahr 1998 wurde in BS eine Klinik geschlossen, während in BL eine Tagesklinik eröffnet wurde. Es fand daher eine Verschiebung von der Stadt in einen Vorort statt.

 

Quellen:
– Für 1970: Messaggio al Gran Consiglio, Kt.TI, 5.10.1993
– BFS (Wohnbevölkerung nach Altersklassen)
– Dondénaz et al., Méd.Hyg., 50,1992
– Kantonsarztämter/kantonale Stellen

 

. liberale Kantone
. weniger liberale Kantone
. restriktive Kantone
Kanton 1970 1990 1993 1996 1999 2000

2001

ZH 1 32 17.3 14.6 ? 12.1 12 11.8
GE 36.6 26.2 21.5 20.8 17.9 17 16.4
VD 19.5 12.5 12 11 12.3 13.4 12.9
BE 5.2 5.2 5.4 6 6 6 6.13
BS 3 18.7 19.2 17 15.8 6.8 8.9 10
NE 19 12 11.3 12.1 12.4 11.5 12.1
BL 3 1.8 5.1 ? 6.7 7.1 6.3 6.7
AG 1 3.9 4.6 5.1 6 6 5.9
GL 1.7 4.7 4.3 5 6.7 6.8 5.7
TI 0.4 9.6 10.4 10.2 10.3 9.5 10.4
JU

6 6 8.5 7 8.2 7.6
SH 0.8 4.3 5.5 6.8 7.8 8 7.2
SO 0.1 4.5 4 5.11 6.91 6.51 6.71
GR 0.6 2.1 3 4.4 5.3 5.2 5.1
TG 0.8 2.5 3.1 3.3 3.5 3.4 4.5
SG 0.3 2 2.8 3.4 3.9 4.8 4.9
AR

0.8 0.7 1.8 2 2.2 2.2
LU 0.1 0.9 1.6 2.3 5.2 5.2 4.8
FR 0 2.3 3.3 4.6 4.4 4.2 5.2
SZ

0.3 0.4 1.8 1.5 1.5 1.4
VS 2 0 0.3 1.6 3.3 3.5 3.9 3.8
ZG 0 0.3 0.9 1.7 2.9 3.4 4.6
UR 0 0 0 0 0.4 1.6 2
AI 0 0 0 0.7 0 0 0
OW+NW 0 0 0 0 0 0 0
CH 1 12.1 8.7 8 ? 8 8.1 8.2

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