ACHTUNG:
Eigentlich ist nicht die absolute Zahl der Schwangerschaftsabbrüche massgebend für die Beurteilung der Entwicklung, sondern die Abortrate auf 1000 Frauen im gebärfähigen Alter. Wenn die Abtreibungszahl ansteigt, so kann die Rate trotzdem rückläufig sein, wenn gleichzeitig die Bevölkerungszahl zunimmt!
Auch in den letzten Jahren verlief die Entwicklung in den
europäischen Ländern unterschiedlich (s.
Grafiken
weiter unten):
Während in Dänemark, Deutschland, Italien und der Schweiz sowie in den meisten
osteuropäischen Staaten die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche tendenziell
weiterhin abnimmt (wie übrigens auch in den USA und
Kanada), stagniert sie in den letzten Jahren mit
Schwankungen in Norwegen und Holland. In England, Frankreich und Schweden ist nach einer Periode
der Abnahme oder der Stagnation in den letzten Jahren wieder ein Anstieg
zu verzeichnen.
Da alle diese Länder seit längerer Zeit ähnliche Gesetze haben (entweder Fristenregelung oder weit ausgelegte soziale Indikation), kann die Ursache der unterschiedlichen Entwicklung nicht in der Gesetzgebung liegen. Gründe können sein: anderes Verhütungsverhalten oder starke Einwanderung aus Ländern, wo Verhütung noch nicht verankert ist.
Erstaunlich ist auch das unterschiedliche Niveau und die gegensätzliche Entwicklung in Bezug auf die Teenager-Schwangerschaften. Die niedrigsten Abortraten bei Jugendlichen verzeichnen die Schweiz, Deutschland, Italien und Belgien, mit Werten zwischen 5 und 8 auf 1’000 15-19-jährige Frauen. Die höchsten Raten weisen England und Schweden auf. Während die Rate in Belgien, England, Frankreich und Holland leicht steigt, schwankt sie in Schweden seit 25 Jahren um den Wert von 20 pro 1’000 15-19-jährige Frauen, in Dänemark seit 14 Jahren um 15/1’000. In Norwegen hingegen hat sie mit 16/1’000 den niedrigsten Stand seit 1979 erreicht. In Italien ist die Rate – nachdem sie 10 Jahre lang sank – seit 1992 wieder auf das vorherige Niveau von rund 7,5/1’000 angestiegen.
Schweiz: Bis 2002 unvollständige
Registrierung. Totalzahl wurde geschätzt. Ab 2003 neue Art der
Registrierung, daher mit vorherigen Zahlen nur bedingt vergleichbar.
Deutschland: Ab 1996 vollständigere Erfassung
Frankreich: ab 1990 vollständigere Erfassung