Schwangerschaftsabbruch
mit Mifepriston (Mifegyne) und Misoprostol in Österreich – erste Erfahrungen
Peter Safar, Christian Fiala, Abteilung für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Allgemein öffentliches Krankenhaus Korneuburg / Österreich
Aus: FRAUENARZT 41 (2000) 325-330, Nr. 3. Mit freundlicher
Genehmigung der Autoren und des Verlags.
Zusammenfassung :
Der Schwangeschaftsabbruch ist in Österreich seit
Januar 1974 strafrei, wenn er innerhalb der ersten drei Monate von einem Arzt nach
vorhergehender Beratung durchgeführt wird.
Bisher stand lediglich der chirurgische
Schwangerschaftsabbruch mittels (Saug-) Curettage, meistens in Allgemeinnarkose zur
Verfügung. Seit Januar 1999 wenden wir an der Abteilung für Frauenheilkunde und
Geburtshilfe des A.ö. Krankenhauses Korneuburg in Niederösterreich auch Mifepriston
(Mifegyne®) in Kombination mit dem Prostaglandin E1 Misoprostol (Cyprostol®/ Cytotec®)
an, und es steht den betroffenen Frauen somit auch der medikamentös induzierte
Schwangerschaftsabbruch als Alternative zur konventionellen Saugcurettage zur Auswahl.
Fragestellung :
Die Kombination von Mifepriston mit einem Prostaglandin wird seit mehreren Jahren in
einigen europäischen Ländern (Frankreich 1988, Großbritannien 1991, Schweden 1993) und
in China erfolgreich zum Abbruch einer Frühschwangerschaft eingesetzt. Wir berichten
über unsere Ergebnisse hinsichtlich der Effektivität, der Anzahl der trotzdem
durchgeführten Curettagen, der Nebenwirkungen und der subjektiven Zufriedenheit der
Patientinnen.
Methodik :
Frauen, die sich zu einem Schwangerschaftsabbruch entschieden hatten, wurden zunächst in
einem ausführlichen Gespräch über die Vor- und Nachteile des chirurgischen und des
medikamentös induzierten Schwangerschaftsabbruchs, sowie allfällige Kontraindikationen
aufgeklärt. Bei allen Frauen wurde danach eine vaginale Ultraschalluntersuchung,
Blutgruppen-, Blutbild- und ß-HCG-Bestimmung vorgenommen. Falls die Schwangerschaft nicht
älter als 49 Tage pm war, erhielten die Frauen anschließend, nach schriftlicher
Einwilligung, 600 mg Mifepriston (3 Tabletten Mifegyne®) und zwei Tage später 400 µg
Misoprostol (2 Tabletten Cyprostol®/Cytotec®). Danach wurden sie für etwa drei Stunden
beobachtet und sechs bis zehn Tage später zu einer erneuten Kontrolle des
Ausgangsbefundes (Ultraschall beziehungsweise ß-HCG) bestellt. Die gesamte Behandlung
fand unter ambulanten Bedingungen statt. Zwischen 27. Januar und 20. Dezember 1999 wurde
an unserer Abteilung die Therapie bei 480 Frauen abgeschlossen.
Ergebnisse:
Alle Frauen führten die begonnene Behandlung zu Ende. Bei 467 Frauen (97,3 %) kam es nach
dem oben genannten Schema zu einem vollständigen Schwangerschaftsabbruch ohne die
Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention. Bei 13 Frauen mußte eine Curettage wegen
weiterhin persistierender Schwangerschaft, nicht erfolgtem Abort oder wegen starker
Blutung durchgeführt werden. Nur fünf Frauen erschienen nicht zum vereinbarten
Kontrolltermin.
Schlußfolgerung:
Da wir das in Frankreich seit mehreren Jahren angewandte Behandlungsschema benutzten,
unterschieden sich auch unsere Ergebnisse kaum von den dort gewonnenen. Die hohe Akzeptanz
dieser Methode und die subjektive Zufriedenheit erklären wir auch mit der intensiven
vorherigen Aufklärungs-, Beratungs- und späteren Begleitungstätigkeit.
Einleitung
Bis Herbst 1997 stellte die Firma Russel-Uclav in Frankreich, eine
Tochterfirma der Hoechst AG, die Substanz Mifepriston (RU 38486 nach einer internen
Numerierung) her. Seither ist die Firma Exelgyn, Paris, im Besitz der Rechte. In
Deutschland, Österreich und Holland wurde der Vertrieb im Jahr 1999 von der Firma Femagen
übernommen.
Bis jetzt ist Mifepriston unter dem Handelsnamen Mifegyne® in
Frankreich seit 1988, in Großbritannien seit 1991, in Schweden seit 1992 und in China
seit 1988 zugelassen. (1) Auch in den USA gibt es erste Erfahrungen (2) und eine Zulassung
steht unmittelbar bevor. Das Präparat wird in Kombination mit einem Prostaglandin E 1
(Misoprostol oder Gemeprost) angewandt. (3,4) Damit haben nach Angaben des Herstellers
bisher über 500.000 Frauen in Europa eine Schwangerschaft abgebrochen.
Im Rahmen der gegenseitigen Anerkennung wurde Mifepriston im Sommer
1999 in fast allen übrigen europäischen Ländern für folgende Indikationen zugelassen
(5):
- Medikamentöse Beendigung einer intakten intrauterinen
Schwangerschaft bis zu 49 Tage AD.
- Erweichung und Dilatation der Cervix uteri vor einem chirurgischen
Abbruch während des ersten Trimenons.
- Vorbereitung der Wirkung von Prostaglandinanaloga bei medizinisch
begründetem Abbruch jenseits des ersten Trimenons.
- Einleitung der Wehentätigkeit zur Ausstoßung eines intrauterin
abgestorbenen Fetus, wenn Prostaglandine oder Oxytocin nicht angewendet werden können.
Weitere teilweise vielversprechende Anwendungsgebiete befinden sich
im Stadium klinischer Studien. (6)
Im A.ö. Krankenhaus Korneuburg bei Wien, führen wir seit Januar
1999 Schwangerschaftsabbrüche nach dem in Frankreich gebräuchlichen Schema durch. (1)
Das Präparat beziehen wir mittels einer Einfuhrgenehmigung des zuständigen Ministeriums
direkt vom Hersteller, da es bis Januar 2000 in Österreich nicht erhältlich war.
Auf die Aspekte der Beratung vor und die Betreuung während der
Behandlung gehen wir nicht näher ein, da diese bereits publiziert wurden. (7)
Pharmakologische Aspekte
Mifepriston ist ein Norethisteron-Derivat mit hohem
Antiprogesteroneffekt (fünffach höhere Affinität zum Progesteronrezeptor als
Progesteron) und Antiglucocorticoideffekt (dreifach höhere Affinität zum
Glucocorticoidrezeptor als Dexametason).
Mifepriston wird nach oraler Gabe vollständig im
Gastrointerstinaltrakt absorbiert. Nach einer Einzeldosis von 600 Miligramm wird eine
maximale Plasmakonzentration von etwa 2 Miligramm pro Liter nach 1.35 Stunden erreicht. Es
wird zu 98 % an das Plasmaprotein gebunden, zu einem geringeren Prozentsatz an
Erythrozyten und hepatisch metabolisiert. 10 % werden im Urin und 90 % mit den Fäces
ausgeschieden. Die Elimination dauert 6 bis 7 Tage, die Halbwertzeit beträgt etwa 18
Stunden. (6,8)
Untersuchungen über die Teratogenität sind grundsätzlich
schwierig bei einem Präparat das in einem hohen Prozentsatz einen Abort induziert.
Diesbezügliche Aussagen basieren deshalb auf der sehr geringen Anzahl an persistierenden,
evolutiven und in der Folge ausgetragenen Schwangerschaften. Dabei ergab sich bisher kein
Anhaltspunkt für eine Teratogenität in der von uns angewendeten Kombination. Einige
wenige Mißbildungen wurden in der Kombination mit Gemeprost beobachtet. (9)
Behandlungsschema
Frauen, die den Abbruch einer
Schwangerschaft in Erwägung ziehen, melden sich zunächst bei einem eigens dafür
eingerichteten Beratungstelefon. Dabei werden zunächst folgende Punkte geklärt:
- Liegt tatsächlich eine Schwangerschaft vor?
- Inwieweit ist die Gestationsdauer gesichert (unter 49 Tagen)?
- Hat die Frau die Situation mit jemandem besprechen können?
- Hat sie bereits eine Entscheidung zum Abbruch treffen können?
Wenn diese Fragen geklärt sind, wird das weitere Vorgehen mit der
Frau besprochen. Sie erhält Informationen über alle drei Methoden des
Schwangerschaftsabbruches (Saugcurettage in Allgemeinnarkose oder in Lokalanästhesie
sowie den medikamentösen Abruch). Die jeweiligen Vor- und Nachteile, einschließlich der
Kontraindikationen werden ausführlich diskutiert. Dabei wird besonders auf den größeren
Zeitaufwand bei dem medikamentös induzierten Schwangerschaftsabbruch hingewiesen. Dabei
ist auch wichtig, falsche Vorstellungen bezüglich des chirurgischen Abbruchs zu
korrigieren und auch auf die Möglichkeit der Lokalanästhesie hinzuweisen.
Anschließend werden allfällige bisherige Erfahrungen sowie
Ängste, Vorbehalte und Phantasien gegenüber den jeweiligen Methoden mit der Frau
besprochen. Falls sie sich am Ende des Gesprächs für einen Abbruch mit Mifegyne®
entscheidet, erhält sie die drei Termine im Krankenhaus Korneuburg, zu denen sie
möglichst eine Vertrauensperson begleiten sollte. Auffallend ist, daß etwa 90 Prozent
der Frauen von ihrem Partner begleitet wurden.
Wir informieren weiters, daß wir während des gesamten
Therapieverlaufes telefonisch jederzeit erreichbar sind und in Notfällen ein Facharzt
für Geburtshilfe und Gynäkologie an unserer Abteilung Dienst hat.
Falls im Verlauf des Gespräches irgendwelche Zweifel auftreten,
wird die Frau an eine der eigends dafür eingerichteten Beratungsstellen verwiesen, die in
Österreich flächendeckend vorhanden sind.
Tabelle 1:
Kontraindikationen (Mifepriston und Misoprostol) |
1. Schwangerschaft älter
als 49 Tage AD
2. Liegendes IUD
3. Diagnostizierte extrauterine Schwangerschaft
4. Bekannte Risken für die Einnahme von Prostaglandinen
5. Nebenniereninsuffizienz
6. Schweres unzureichend behandeltes Astma
7. Bekannte Unverträglichkeit gegen eines der Präparate |
Tabelle 2: Besondere Vorsicht
(Mifepriston und Misoprostol) |
1. Alter >35 und regelmäßiger
Zigarettenkonsum > 10 Zig./Tag
2. Chronische Krankheiten (DM mit Insulin behandelt,schwere Nieren- oder Lebererkrankung,
Asthma unter Therapie)
3. Unterernährung
4. Störung der Blutgerinnnung |
Beim ersten Termin im Krankenhaus wird zunächst eine Vaginosonographie durchgeführt, um
das Alter der Schwangerschaft zu bestimmen. Ergibt sich dabei, daß die Gestationsdauer
bereits 49 Tage überschritten hat, so wird die Frau zu einem chirurgischen Abbruch
weiterverwiesen. Falls eine intrauterine Schwangerschaft nicht mit Sicherheit
sonographisch diagnostiziert werden kann (Fruchtsack ohne Dottersack oder kein eindeutiger
Fruchtsack), weisen wir die Frau auf das sehr geringe Risiko einer extrauterinen
Schwangerschaft (etwa ein Promille) und deren Therapie hin.
Nun werden alle medizinischen Aspekte der Behandlung mit Mifepriston
und Misoprostol ausführlich erörtert. Die Frau erhält alle Informationen auch
schriftlich. Wir bestimmen in allen Fällen ß-HCG quantitativ und die Blutgruppe, falls
diese nicht bekannt ist. Danach bieten wir den Frauen ein Gespräch über den Entschluß
zum Abbruch und die gesamte persönliche Situation an. Ist die Entscheidung zum
medikamentös induzierten Abbruch gefallen, unterzeichnet die Frau eine
Zustimmungserklärung, nimmt 600 mg Mifepriston (drei Tabletten Mifegyne), und geht nach
Hause.
Zwei Tage später kommt sie neuerlich in unsere Ambulanz. Etwa fünf
Prozent haben den Fruchtsack bereits ausgestoßen und bringen ihn mit. Für sie ist die
Behandlung abgeschlossen. Alle anderen Frauen nehmen 400 Microgramm Misoprostol oral (zwei
Tabletten Cytotec® in Deutschland und in der Schweiz, Cyprostol® in Österreich).
Rhesusnegative Frauen erhalten eine Rhesusinkompatibilitätsprophylaxe. (Diesbezüglich
ist anzumerken, daß Studien über die Notwendigkeit dieser Maßnahme in einem so frühen
Stadium der Schwangerschaft bis dato noch ausständig sind.)
Anschließend bleiben die Frauen etwa drei Stunden in ambulanter
Kontrolle. Falls notwendig erhalten sie Analgetika nach einem Dreistufenschema (siehe
Tabelle 3) und gelegentlich auch kreislaufstabilisierende Mittel, in seltenen Fällen
Antiemetika. Sollten nach dieser Zeit noch keine Blutungen aufgetreten sein, erhalten sie
nochmals zwei Tabletten Misoprostol. (1) Antzumerken ist, dass es in dieser Zeit in keinem
Fall zu einer medizinischen Notfallsituation gekommen ist.
Tabelle 3: Stufenschema zur
Schmerzbehandlung |
1. Paracetamol
2. Stärker wirksames NSAP (Ibuprofen, Diclofenac)
3. Leicht wirksames Opioid (Tramadol, Codein) |
Sechs bis zwölf Tage später wird der Ausgangsbefund bei einer
Kontrolluntersuchung mittels Ultraschall oder ß-HCG überprüft. Als Therapieerfolg
werten wir den Abbruch der Schwangerschaft ohne die Notwendigkeit einer chirurgischen
Intervention. Eine abgebrochene Schwangerschaft lag vor, wenn wir einen komplett
ausgestoßenen Fruchtsack sahen, sonographisch kein Fruchtsack mehr nachweisbar war oder
das ß-HCG auf unter 20 Prozent des Ausgangswertes abgefallen war.
Falls die Ausstoßung unvollständig war, wurde in Abspache mit der
Patientin zunächst eine Hormonentzugsblutung abgewartet. Diese wurde entweder durch
Absetzen der Pille nach der 14. Tablette oder durch eine zehntägige Gabe einer
Östrogen-Gestagen-Kombination induziert.
Eine Kürettage wurde durchgeführt, bei persistierender evolutiver
Schwangerschaft, falls die Patientin dies gewünscht hat und bei starker Blutung mit
Abfall des Hämoglobins. Selbstverständlich erhalten alle Frauen abschließend nochmals
das Angebot zu einem Gespräch, eine psychische Weiterbetreuung wird bei Bedarf
vermittelt. Wir empfehlen allen Frauen eine Kontrolluntersuchung beim niedergelassenen
Facharzt nach vier bis sechs Wochen.
Ergebnisse
Im Zeitraum von etwa 10 Monaten wurde die Behandlung
bei 480 Frauen abgeschlossen. Das Alter der Frauen lag zwischen 18 und 46 Jahren, wobei
die Altersgruppe zwischen 30 und 35 Jahren mit 31% am stärksten repräsentiert war. Die
Gestationsdauer basierend auf dem Ultraschallbefund lag zwischen 5.1 und 7.0 SSW
(Durchschnitt 6+3). Bei 65% lag eine sehr frühe Schwangerschaft vor, so daß im
Ultraschall noch keine SSL darstellbar war. 157 Frauen waren Primigravidae, 319
Multigravidae, 113 hatten bereits einen (chirurgischen) Schwangerschaftsabbruch.
Alle Frauen kamen zum vereinbarten 2. Termin. Fünf
Frauen erschienen nicht zur vereinbarten dritten Kontrolluntersuchung, wobei wir mit einer
zumindest einen telephonischen Kontakt hatten. So daß wir derzeit 475 komplette
Behandlungsverläufe dokumentieren können. Bei 97,3 Prozent konnte die Behandlung ohne
chirurgischen Eingriff abgeschlossen werden. Anrufe während des Nacht- und
Wochenenddienstes waren selten und in keinem Fall handelte es sich um einen medizinischen
Notfall.
Curettage
Bei 13 Frauen mußten wir eine Curettage
durchführen. Interessanterweise waren 7 davon unter den ersten 100 Patientinnen. Seither
liegt die Rate bei 1,3 % (6 Cürettagen auf 380 Behandlungen). Die Gründe dafür sind in
Tabelle 4 aufgeführt. Die Curettage mußte nie im Nachtdienst oder notfallsmäßig
vorgenommen werden und es traten im postoperativen Verlauf keinerlei Komplikationen auf.
Tabelle 4 :
Ergebnisse |
Anzahl der behandelten Frauen |
480 |
. |
Anzahl der durchgeführten
Curettagen |
13 |
2,7% |
Persistierende, evolutive SS |
4 |
0,83 |
Persistierende nicht evol. SS |
3 |
0,63 |
Blutungen |
5 |
1,04 |
Übelkeit |
1 |
0,21 |
Nebenwirkungen
Blutung
Von den Nebenwirkungen während der Behandlung ist vor allem die Blutung zu nennen, die
aber natürlich auch als Konsequenz eines Schwangerschaftsabbruches zu sehen ist, und bei
allen Frauen auftrat.
Bei 70% war die Blutung stärker als die gewohnte
Regelblutung, bei den restlichen Frauen gleich oder schwächer. Die Blutungsstärke
normalisierte sich jedoch meistens innerhalb eines Tages. Schmierblutungen bis zur
Kontrolluntersuchung waren häufig und wurden gelegentlich bis zu vier Wochen beobachtet.
Sie waren jedoch nie Grund einer Intervention.
Schmerzen
Etwa 75 % der behandelten Frauen berichteten über Schmerzen. 43% benötigten Analgetika,
meist oral, selten als Suppositorien. In keinem Fall mußte eine Frau wegen der
Schmerzsymptomatik stationär behandelt werden, auch eine parenterale analgetische
Therapie war nie notwendig. In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, daß etwas mehr als 50
Prozent der von uns behandelten Frauen üblicherweise Regelschmerzen verspüren. Die
meisten haben auch Analgetika zu Hause und sind den Umgang mit diesen gewohnt.
Übelkeit
In einem Fall war die Übelkeit so stark, daß die Patientin während der Behandlung eine
Cürettage wünschte, wonach sich die Symptomatik rasch besserte. Bereits vor
Therapiebeginn berichteten 40 Prozent der Frauen über schwangerschaftsbedingte Übelkeit.
Bei 12 Prozent kam es zu einer Verstärkung der Symptomatik nach Einnahme von Mifegyne,
beziehungsweise zu einem erstmaligen Auftreten. Durch die Differenzierung von
schwangerschafts- und therapiebedingter Übelkeit erklären wir die, im Gegensatz zu den
bisherigen Literaturangaben, niedrige Inzidenz.
Andere Nebenwirkungen
Endometritis
Eine Frau wurde wegen einer Endometritis stationär mit Antibiotika behandelt. Die
Häufigkeit von anderen Nebenwirkungen (Diarrhoe, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme) war
gering.
Therapiekontrolle
Die Therapiekontrolle basiert auf dem Vergleich des
Ausgangsbefundes. (Ultraschall, bzw. ß-HCG). Bei 82%, war der sonographische Befund
alleine aussagekräftig, sonst zeigte der deutliche Abfall des ß-HCG-Wertes auf weniger
als 20 Prozent des Ausgangswertes den Therapieerfolg an. Der Abfall erfolgt jedoch
verschieden rasch, sodaß wir bei einigen Frauen weitere Blutabnahmen vornahmen, um den
Therapieerfolg endgültig bestätigen zu können. Auch sollten die Frauen darauf
hingewiesen werden, daß die handelsüblichen Tests gelegentlich auch noch nach einem
Monat positiv sind. Über die individuellen Unterschiede im Rückgang des ß-HCGs wären
weitere Untersuchungen wünschenswert.
Rückmeldungen
Im Anschluß an die Behandlung führten wir eine schriftliche Befragung durch. Die
Patientinnen erhielten nach der Verabschiedung einen Fragebogen und hatten die
Möglichkeit diesen anonym vor Verlassen des Krankenhauses zu hinterlegen. Dabei gaben sie
folgende Gründe für ihre Entscheidung zum medikamentösen Abbruch an:
Tabelle 5:
Gründe für die Entscheidung zum medikamentösen Schwangerschaftsabbruch |
– bereits sehr früh möglich |
68% |
– keine OP notwendig |
57% |
– keine Narkose notwendig |
51% |
– möchte es bewußt erleben |
15% |
– möchte nicht ausgeliefert sein |
4% |
– hatte bereits schlechte
Erfahrung |
3% |
Befragt darüber, für welche Methode sie sich
entscheiden würden, für den Fall, daß sie wieder in eine derartige Situation kämen,
ergab sich folgendes Bild:
Tabelle 6: Im Falle eines
neuerlichen Schwangerschaftsabbruches würden sich entscheiden: |
wieder Mifegyne |
93% |
Mifegyne oder eine Curettage in
Lokalanästhesie |
3% |
Curettage in Lokalanästhesie |
1% |
Curettage in Vollnarkose |
3% |
Auch unter denjenigen Frauen, welche bereits einen
chirurgischen Abbruch hinter sich hatten und somit über einen gewissen Vergleich
verfügen, würden sich etwa 90 Prozent wieder für einen medikamentösen Abbruch
entscheiden. Damit werden die bereits publizierten Erfahrungen über die psychische
Belastung bestätigt. (10-17) Demnach ist eine ungewollte Schwangerschaft eine äußerst
belastende Situation, für die es keine schmerzfreie Lösung gibt. Die schwere Phase der
Entscheidung über das weitere Vorgehen wird meist abgelöst von einer deutlichen
Erleichterung nach Beendigung des Abbruchs.
Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, können Frauen den
Abbruch einer Schwangerschaft überwinden und ihr Leben weiterführen, ohne wesentliche
psychische Beeinträchtigung. Vorraussetzung dafür ist jedoch eine freie Entscheidung,
sowohl bezüglich des Abbruch, als auch der Methode, das Angebot zur Beratung vor und
einer Betreuung während des Abbruchs, sowie ein verständnisvolles und unterstützendes
Umfeld.
Diskussion
Wir konnten die in Frankreich nach elfjähriger Erfahrung
gewonnene und international publizierte Erfahrung bestätigen, daß ein medikamentös
induzierter Schwangerschaftsabbruch mit Mifepriston und Misoprostol bis zu einer
Amenorrhoedauer von 49 Tagen in mehr als 95 Prozent der Fälle durchführbar ist. Bei den
bei uns behandelten Frauen mußte in 13 Fällen, also in 2,7 Prozent eine Curettage
durchgeführt werden. Dabei zeigte sich unter den ersten 100 behandelten Frauen eine Rate
von 7 Prozent. Seither haben wir weitere 380 Frauen behandelt, wobei lediglich in 1,3
Prozent eine Curettage notwendig war. Die abnehmende Häufigkeit eines chirurgischen
Eingriffs spiegelt die zunehmend bessere Interpretation des gelegentlich unklaren
Ultraschallbefundes wieder.
Die hohe Zufriedenheit sehen wir auch im
Zusammenhang mit dem Angbot zu einer ausführlichen Beratung vor und einer Betreuung
während der Behandlung, ohne daß dies einen Zwangscharakter hat.
Zusammenfassend können wir sagen, daß die
vorgestellte Methode für viele, wenn auch nicht für alle Frauen eine sinnvolle, überaus
sichere und wirksame Alternative zum chirurgischen Schwangerschaftsabbruch ist.
Die von uns behandelten Frauen legten insbesondere Wert
darauf, den Abbruch so früh als möglich durchzuführen. Deshalb sollten bei der
Organisation des Ablaufes unnötige administrative Hürden und andere Verzögerungen
vermieden werden. Zukünftige Untersuchungen sollten noch andere ungeklärte Fragen
beantworten und auf eine weitere Optimierung des Behandlungsschemas hinarbeiten, um den
betroffenen Frauen mehr Autonomie zu geben, wo dies medizisch vertretbar ist. (18-20)
Weiterführende Literatur:
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grossesse par mifépristone (RU 486) associeée à un analogue de prostaglandine.
Contracept Fertil Sex Vol 25 No 10 (1997) 777-81
2.) Spitz I. et al.: Early Pregnany Termination with Mifepristone and Misoprostol in the
United States. NEJM Vol 338 No 18 (1998) 1241-7
3.) Sitruk-Ware R.: Medical recommendations for the safe use of mifepriston. Reproductive
Medicine- A Millennium Review The Parthenon Publishing Group New York-London (1999) 288-99
4.) Urquhart DR. et al.: The Efficacy and Tolerance of Mifepristone and Prostaglandin in
Termination of Pregnancy of Less Than 63 Days Gestation; UK Multicentre Study – Final
Results. Contraception 55 (1997) 1-5
5.) Fachinformation Mifegyne®, November 1999
6.) Damodar K. and Steve N.: Mifepristone (RU486): a review. Fertility and Sterility Vol
68 No 6 December (1997) 967-76
7.) Akinyemi L. et al.: Schwangerschaftsabbruch mit Mifegyne – Beratung und Begleitung,
Pro Familia Magazin 3 (1999) 32-5
8.) Baulieu E.: RU 486 (Mifepristone) A Short Overview of Its Mechanisms of Action and
Clinical Uses at the End of 1996. Annals New York Academy of Sciences. 828 Sep 26 (1997)
47-58
9.) Sitruk-Ware E.: Safety Report – Birth defects in ongoing pregnancies after medical
termination with Mifepristone and Prostaglandins – Overall 10 years follow-up 1987-1998.
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10.) Petersen P.: Seelische Verarbeitung des Schwangerschaftsabbruchs bei der Frau.
Geburtshilfe und Frauenheilkunde 55 (1995) M143-5
11.) David H.: Postabortion Psychological Responses. Abortion Matters – Proceedings,
Amsterdam; Stimezo Utrecht (1995) 341-5
12.) Urquhart DR, Templeton A.: Psychiatric morbidity and acceptability following medical
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13.) Howie F et al.: Medical abortion or vacuum aspiration? Two year follow up of a
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14.) Slade P. et al: A comparison of medical and surgical termination of pregnancy:
choice, emotional impact and satisfaction with care. British Journal of Obstetrics and
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15.) Holmgren K.: Women’s evaluation of three early abortion methods. Acta Obstet Gynecol
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16.) Henshaw R. et al.: Psychological responses following medical abortion (using
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randomised prospective study. Acta Obstet Gynecol Scand 73 (1994) 812-8
17.) Winikoff B et al: Acceptability and Feasibility of Early Pregnancy Termination by
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Fam Med. 7 (1998) 360-6
18.) Ashok P.W. et al.: An effective regimen for early medical abortion: a report of 2.000
consecutive cases. Human Reproduction Vol 13 no 10 (1998) 2962-5
19.) Schaff E. et al.: Vaginal Misoprostol Administered at Home After Mifepristone (RU
486) for Abortion. The Journal of Family Practice Vol 44 No 4 (1997) 353-60
20.) Ellertson C et al.: Can Women Use Medical Abortion Without Medical Supervision?.
Reproductive Health Matters 9 (1997) 149-61
Homepage SVSS / USPDA
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