Abtreibung - Schwangerschaftsabbruch: Für das Recht auf einen freien Entscheid


Argumentarium gegen die Initiative
Nein zur Initiative - Nein zum Rückschritt (auf facebook)
14. November 2012:
Nationaler Verein "Nein zum Angriff auf die Fristenregelung" gegründet

Kurzfilm "Requiem pour un droit" (französisch)
Video Strassentheater "Nein zur Initiative"
Comité féministe pour le droit à l'avortement

Letzte Aktualisierung:

Embryonale Entwicklung : Biologische Fakten

Begriffserklärungen
Biologische Fakten
Entwicklung des Gehirns/Schmerzempfinden
Grafik Embryo natürliche Grösse
Fotos (stark vergrössert)

ACHTUNG:
o Abtreibungsgegner zielen auf Ihre Emotionen

Die meisten Abbrüche werden in den ersten 5-10 Schwangerschaftswochen (3-8 Wochen nach Befruchtung) durchgeführt. Abtreibungsgegner pflegen Bilder von Föten in einem Entwicklungsstadium jenseits von 12 Wochen zu verwenden. Das soll Emotionen auslösen.
o Begriffsverwirrung und Falschangaben
Schwangerschaftswoche und embryonales Entwicklungsalter werden vermischt. Das stiftet Verwirrung.
o Unpräziser, emotionaler Sprachgebrauch

"Baby" statt Embryo oder Fötus. "Gehirn", "Herz" – wenn erst erste Ansätze dazu vorhanden sind (z.B auch bei www.abtreibung.de).

Begriffserklärungen

FALSCH: "Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Embryo ein Mensch ist"

Die Biologie kann heute exakt beschreiben, was zu welchem Zeitpunkt der embryonalen Entwicklung geschieht. Welche Eigenschaften den Menschen zum Menschen machen bzw. eine Person ausmachen, welcher Stellenwert dem embryonalen Leben im Vergleich mit andern Werten zukommt – das sind philosophisch-ethische Fragen, auf die die Wissenschaft keine Antwort geben kann.

Biologische Fakten

Es ist nicht möglich, einen Augenblick festzulegen, von wo an "menschliches Leben" beginnt. Denn Leben ist ein Prozess. Es beginnt nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern wird von Generation zu Generation weiter gegeben. Jede reife menschliche Ei- bzw. Samenzelle ist "menschlich" und lebendig und enthält je die Hälfte der Chromosomen und der Erbanlagen eines evtl. daraus entstehenden Embryos. Sie ist einzigartig und unterscheidet sich von allen andern Ei- bzw. Samenzellen.

Bei der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle kommen zwei einzigartige genetische Anlagen zusammen. Dieser Vorgang dauert etwa 24 Stunden. Dann beginnt sich die befruchtete Eizelle zu teilen. Erst im Verlauf von 2 bis 3 Tagen wird das neue Genom aktiv, zwischen dem 4- und 8-Zellen-Stadium.

Zu Beginn sind alle Zellen des Prä-Embryos noch undifferenziert, "totipotent". Es ist noch unbestimmt, aus welchen sich der Embryo und aus welchen sich die Plazenta entwickeln wird. Bis zum 5. Tag sterben etwa 60% der Blastozysten spontan ab und werden bei der Menstruation ausgestossen. Niemand würde dies als Tod von "Menschen" bezeichnen.

Mit dem 6. Tag beginnt die Einnistung in der Gebärmutterwand (Nidation). Nach etwa 14 Tagen (d.h. 4 Wochen nach der letzten Periode) ist sie abgeschlossen. Bis dann ist auch die Zwillingsbildung möglich, d.h. aus einer einzigen genetischen Anlage können später zwei (oder mehr) Individuen/Personen werden. Jetzt beginnt die Embryonalzeit.

Die ersten Organanlagen beginnen sich in der 3. Woche zu bilden. Ein rudimentärer Blutkreislauf z. B. funktioniert nach 3 Wochen. Erste Kontraktionen der entstehenden Herzanlage können ca. ab 23 Tagen nachgewiesen werden. 8 Wochen nach der Befruchtung (10 Wochen nach der letzten Menstruation) sind die Anlagen für alle Organe vorhanden, diese sind aber noch lange nicht funktionstüchtig. Insbesondere die Lunge kann frühestens nach 20 Wochen funktionieren, vorher kann daher ein Frühgeborenes auch mit künstlicher Beatmung nicht überleben. Mit der 9. Woche beginnt das foetale Stadium.

Ab der 23. Schwangerschaftswoche (20 Wochen nach der Befruchtung) hat ein Frühgeborenes unter Einsatz aller technischen Hilfsmittel ausserhalb des Körpers der Frau eine minime Überlebenschance. Bei Frühgeborenen vor der 28. Woche besteht jedoch ein Risiko für schwere bleibende Schädigungen von etwa 25%.

Entwicklung des Gehirns

Anfangs der 4. Woche nach der Befruchtung schliesst sich das Neuralrohr (rohrförmige Anlage des Nervensystems), eine Vorstufe zur Bildung des Gehirns und des Rückenmarks. Am Ende der 4. Woche entstehen die ersten Hirnzellen (Neuronen). Vom 33. Tag an wird eine unterschiedliche Entwicklung von Rückenmark und Gehirn festgestellt.

Die Bildung von Hirnzellen erreicht einen Höhepunkt zwischen dem 2. und 5. Monat und dauert an bis mehrere Monate nach der Geburt. Nach ihrer Entstehung wandern die Hirnzellen z. T. während Wochen an ihren Bestimmungsort. Die Bildung und Wanderung der Hirnzellen bewirkt das rasche Wachstum des Gehirns während der ersten Schwangerschaftsmonate.

Die ersten Anlagen der späteren Grosshirnrinde (Kortex) erscheinen nach 6 Wochen. Nach und nach entwickelt sich das Nervensystem. Etwa ab der 9. Woche beginnen die Hirnzellen im Gehirn Synapsen zu bilden, Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen, ohne die keine Zell-Kommunikation möglich ist, d.h. keine Informationen weiter geleitet werden können.

FALSCH:
"Bereits ab der 6. Woche sind Hirnwellen messbar"

Jede einzelne lebende Zelle – z. B. Leberzellen – weist messbare elektrische Schwingungen auf, die jedoch nicht mit regelmässigen Hirnströmen vergleichbar sind. Diese treten nicht vor dem 6. Monat auf.
vgl. Brain_Waves.pdf (engl.) sowie Bundesärztekammer, Seite 10

Entwicklung des Schmerzempfindens

FALSCH:
"Bereits mit 7 Wochen empfindet der Embryo Schmerzen"

Ab der 8. Woche nach der Befruchtung können durch Reizung motorische Reflexbewegungen beim Embryo ausgelöst werden. Ab der 18. Woche wurden hormonelle Stressreaktionen beobachtet. Bewusste Reaktionen oder Wahrnehmungen des Fötus (z.B. bewusste Schmerzempfindungen/Schmerzerlebnis) sind aber nicht vor der 24. Woche möglich, da die Grosshirnrinde (Kortex) des Foetus noch nicht funktionsfähig ist. Bis zu diesem Zeitpunkt sind auch noch keine regelmässigen Hirnströme festzustellen.

Für die Fähigkeit zu irgendwelchen Wahrnehmungen sind eine bestimmte minimale Zahl von Nervenzellen in der Grosshirnrinde, ein bestimmtes Entwicklungsstadium dieser Zellen und eine minimale Zahl von Synapsen (Verbindungen zwischen den Nervenzellen) Voraussetzung. Bei diesen setzt um die 24. bis 30. Woche eine rasante Entwicklung ein.

"Das Kleinhirn erreicht seine endgültige Form im 7. Monat. Die Umhüllung (Myelinisierung) des Rückenmarks und des Gehirns beginnt zwischen der 20. und 40. Schwangerschaftswoche. Diese und andere Entwicklungen des Nervensystems müssen stattgefunden haben, ehe der Foetus Schmerz empfinden kann" (Erklärung der Vereinigung der amerikanischen Frauenärzte). "Vor der 26. Woche ist die Grosshirnrinde nicht funktionsfähig. Deshalb ist es auf jeden Fall unzutreffend, von einer «Wahrnehmung» oder einer «bewussten Reaktion» des Foetus zu sprechen" (Maria Fitzgerald, Prof. für Neurobiologie, London).

Für die Wahrnehmung oder das Bewusstsein von Schmerz muss die sensorische Information an den Thalamus und die Grosshirnrinde (Kortex) übertragen werden. Das ist frühestens ab der 24. Woche möglich. Das Fehlen von Verbindungen zum Kortex bedeutet, dass ein Schmerzempfinden vor 24 Wochen nicht möglich ist. Report of the Royal College of Obstetricians and Gynaecologists, London, 2010

Quellen
www.embryology.ch
Blechschmidt E. "Wie beginnt das menschliche Leben". Christiana Verlag, 1984
British Medical Association BMA 2008 "Fetal experience"
Bundesärztekammer. "Pränatale und perinatale Schmerzempfindung – Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirates", 1991
Derbyshire SWG. "Fetal pain – a look at the evidence". American Pain Society Bulletin, 13:1-12, 2003
Derbyshire SWG. "Can fetuses feel pain?". Brit.Med.Journal, 332:909-912, 2006
Derbyshire S.W.G.,"Foetal pain?" Best Practice & Research Clinical Obstetrics & Gynaecology 24:647-655, 2010
Fitzgerald M. "Foetal pain: an update of current scientific knowledge. A paper for the Department of Health". London, Mai 1995
Fitzgerald M. "The development of nociceptive circuits". Nat Rev Neurosci. 2005 Jul;6(7):507-20.
Gardner C. "Is an Embryo a Person?". The Nation 249:557-559, 1989
Giannakoulopoulos X. et al. "Fetal plasma cortisol and β-endorphin response to intrauterine needling". Lancet 1994;344: 77-81
Glover V, Fisk NM. "Fetal pain: implications for research and practice". Br J Obstet Gynaecol. 1999;106:881-886
Grobstein C. "Science and the Unborn: Choosing Human Futures". New York: Basic, 1988
Hall E. "When Does Life Begin? An Embryologist Looks at the Abortion Debate". Psychology Today 23:42-46, 1989
Jaworski Prod."Thinking about the ‘Silent Scream’ ". Radiodokument mit Aussagen von amerikanischen Wissenschaftern. New York 1986
Lee S.J. et al. "Fetal Pain – A Systematic Mulidisciplinary Review of the Evidence". JAMA 294:947-954, 2005
Lloyd-Thomas AR., Fitzgerald M. "Reflex responses do not necessarily signify pain". British Medical Journal 313:797-798, 1996
MacLaren A. "Prelude to embryogenesis". In: Human embryo research: yes or no? The Ciba Foundation, Tavistock Publ., 1986
Mellor DJ., Diesch T. J. et al. "The importance of ‘awareness’ for understanding fetal pain". Brain Research Review 2005 Nov;49(3):455-71
Report of the Royal College of Obstetricians and Gynaecologists, London, 1997
Report of the Royal College of Obstetricians and Gynaecologists, London, 2010
Sagan C., Druyan A. "Is it Possible to be Pro-Life and Pro-Choice?". Parade 22.4.1990
Sass H.-M. "Wann beginnt das Leben?" Die Zeit, 30.11.90, S. 1044
Zimmermann M. "Schmerz beim Kind und Fetus: Neurophysiologie, Psychophysiologie und Ontogenese" In: Schmerz im Kindesalter. Hrsg. F. Petermann, S. Wiedebusch und T. Kroll. S. 25-45. Hogrefe-Verlag Göttingen 1994

nach oben

Abtreibungsgegner