Abtreibung - Schwangerschaftsabbruch: Für das Recht auf einen freien Entscheid


Argumentarium gegen die Initiative
Nein zur Initiative - Nein zum Rückschritt (auf facebook)
14. November 2012:
Nationaler Verein "Nein zum Angriff auf die Fristenregelung" gegründet

Kurzfilm "Requiem pour un droit" (französisch)
Video Strassentheater "Nein zur Initiative"
Comité féministe pour le droit à l'avortement

Letzte Aktualisierung:

Buchhinweis

Erzengelmacherin

Anne-Marie Rey
Die Erzengelmacherin – Das 30-jährige Ringen um die Fristenregelung
Memoiren

Xanthippe Verlag, Zürich
447 Seiten. CHF 34.-, Euro 19.-
ISBN 978-3-905795-02-8
erschienen Oktober 2007


Mit der Annahme der Fristenregelung am 2. Juni 2002 – sie trat am 1. Oktober des gleichen Jahres in Kraft – hat in der Schweiz ein 100-jähriger Kampf für das Recht der Frauen, selbst zu entscheiden, ob und wann sie ein Kind bekommen wollen, sein Ende gefunden. 30 Jahre davon hat Anne-Marie Rey an vorderster Front für dieses Recht mitgekämpft.

In ihrer Autobiografie Die Erzengelmacherin schildert die heute 70-Jährige diesen nervenaufreibenden und langwierigen Kampf. Sie zeichnet damit ein wichtiges Kapitel Schweizer Frauengeschichte nach und zeigt auf, dass man politisch viel bewirken kann, vorausgesetzt man hat einen langen Atem.
Anhand der jüngsten Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, in Osteuropa und Lateinamerika, wo fundamentalistische Christen die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs mit immer schärferem Geschütz attackieren, legt sie dar, dass einmal erkämpfte Rechte keine Garantie für die Zukunft sind, sondern immer wieder aufs Neue verteidigt werden müssen.
In ihren sehr persönlichen Schilderungen führt uns Anne-Marie Rey ausgehend von ihrer Kindheit in Burgdorf, wo ihr Vater, ein Gynäkologe, ungewollt Schwangeren zu einem Abbruch verhalf – und dabei auch in Konflikt mit dem Gesetz geriet –, durch die vielen Etappen der Meinungsbildungsarbeit und die verschiedenen Abstimmungskämpfe.
Sie schildert erschütternde Schicksale von Frauen, die in der Illegalität abtreiben mussten und verurteilt wurden.
Eine Chronologie der Ereignisse rundet die umfangreiche Autobiografie ab, die auch als Mutmacher für Engagierte auf anderen Gebieten gedacht ist.

Anne-Marie Rey, geboren 1937 in Burgdorf. Nach der Matur Studium an der Dolmetscherschule der Uni Genf. 1962-1965 Berufsschulklasse an der Tanzakademie Harald Kreutzberg. 1970 Mitbegründerin der Schweiz. Arbeitsgemeinschaft für Bevölkerungsfragen SAfB (später ECOPOP) und deren Sekretärin bis 1987. 1971 Mitglied des Initiativkomitees für straflosen Schwangerschaftsabbruch. 1973 Mitbegründerin und Vizepräsidentin, später Ko-Präsidentin der Schweiz. Vereinigung für Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs (SVSS). 1980-88 Mitglied des Grossen Gemeinderates von Zollikofen. 1988-1995 Mitglied des Grossen Rates des Kantons Bern. In der Funktion als Ko-Präsidentin der SVSS 30 Jahre lang an vorderster Front engagiert in der Informations- und Lobbyarbeit für die Fristenregelung und in den verschiedenen Abstimmungskampagnen zu diesem Thema 1977, 1978, 1985, bis zum Erfolg 2002. Die Autorin ist verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern.

"Wenn ich an die Millionen Frauen denke in Lateinamerika, Afrika, Asien, die immer noch unter den grauenvollsten Umständen in der Illegalität abtreiben müssen; wenn ich dann zur Kenntnis nehmen muss, dass es noch im Jahr 2006 tatsächlich Parlamente gibt – in Nicaragua, ja sogar im US-Bundesstaat South Dakota –, die Gesetzen zustimmen, welche Abtreibung total verbieten wollen – dann packt mich wieder die Wut …
Nein, der Kampf ist nicht zu Ende. Aber meine Hoffnung bleibt, dass in absehbarer Zeit alle Frauen auf der ganzen Welt das Recht haben werden, über ihren Körper und ihr Leben zu bestimmen. Und: Non, je ne regrette rien …"


Veranstaltungen

Montag, 28. Januar 2008, 19.30 Uhr
eine BERNER Polit-Aktivistin
"Die Erzengelmacherin" – Anne-Marie Rey liest aus ihren Memoiren
ZONTA Bern Ursa, Rest. Vatter, Bern

Mittwoch, 28. November 2007, 20.00 Uhr
Anne-Marie Rey liest aus ihren Memoiren
Gemeindebibliothek, Ziegeleiweg 2, Zollikofen

Montag, 5. November 2007, 19.30 Uhr
LESEN mit: Heidi Witzig, Klara Obermüller, Carola Meier-Seethaler, Anne-Marie Rey, Wilfried Meichtry
Moderation: Patrick Rohr
im Vortragssaal des Kunsthauses, Heimplatz 1, Zürich (Tram 3,5,8,9 oder Bus 31, Haltestelle Kunsthaus)
Eintritt: frei

Sonntag, 14. Oktober, 11 Uhr
Buchvernissage
in der Buchhandlung Langlois, Kronenplatz (Obere Altstadt), in Burgdorf
Einführung
: Leni Robert, alt Regierungsrätin Kanton BE (1986–1990)


Pressestimmen:

Die Standard, Wien, 6.2.2008
Die Erzengelmacherin
Anne-Marie Rey, streitbare Kämpferin für Frauenrechte, beschreibt das 30-jährige Ringen um die Fristenlösung in der Schweiz – ein Buchtipp

Im Oktober 2002 hat in der Schweiz ein 100-jähriger Kampf für das Recht von Frauen, selbst zu entscheiden, ob und wann sie ein Kind bekommen wollen, sein erfolgreiches Ende gefunden: Am 1. Oktober tritt im ganzen Land die Fristenregelung in Kraft, welche einen straflosen Schwangerschaftsabbruch in den ersten zwölf Wochen seit Beginn der letzten Periode ermöglicht. 30 Jahre davon hat Anne-Marie Rey in vorderster Reihe für das Recht mitgekämpft. Fünf Jahre danach ist die Autobiografie dieser außergewöhnlichen Frau erschienen, welche von einem konservativen Nationalrat einst geringschätzig die "Erzengelmacherin" genannt wurde. Diese Titulierung hat die heute 70-jährige Anne-Marie Rey als Titel für ihr Buch gewählt, in welchem sie den nervenaufreibenden und langwierigen Kampf um die Schweizer Fristenregelung beschreibt.
Erste Erfahrungen
Rey schildert ihre Mädchenzeit und ihre ersten Erfahrungen mit Schwangerschaftsabbrüchen, als ihr Vater, ein Frauenarzt, nach illegalen Abbrüchen mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. In der 68er-Zeit war sie eine "fürchterlich brave" Studentin, die keinerlei unbequeme Fragen stellte. Mit Hilfe ihrer Tante, die Reys Kinder versorgte, gelang es der Schweizerin, ihre feministisch-politische Arbeit aufzunehmen.
Von ihrem eigenen Abbruch berichtet Rey: "Damals bäumte sich in mir alles auf gegen diesen Eindringling. Was geht es den Staat an, was in meinem Bauch passiert? Ich fühlte mich im wahrsten Sinn des Wortes als 'Leibeigene', fremdbestimmt und gedemütigt von patriarchalischen Machtstrukturen. Und ich empfand eine ohnmächtige Wut." Diese Wut begleitet die Leserin durch das Buch – besonders stark ist sie bei den Konfrontationen mit der katholischen Kirche. Anne-Marie Rey empfindet die vom Papst und von anderen christlichen Würdenträgern vertretene Sexualmoral schlicht als "pervers".
Zeitgeschichte
Das vorliegende Buch ist nicht nur eine Autobiografie, sondern auch eine zeitgeschichtliche Betrachtung einer sehr mutigen Frau: Vom ungleichen Kampf gegen Staat und die Kirche, von den vielen Etappen der Meinungsbildungsarbeit und von den verschiedenen Abstimmungskämpfen erzählt Anne-Marie Rey lebendig und überzeugend – so, als wäre dies alles erst gestern passiert.
Die Autorin schildert erschütternde Schicksale von Frauen, die in der Illegalität abtreiben mussten und dafür verurteilt wurden. Diesen Frauen, aber auch ihrem Vater, setzt Rey mit diesem Buch ein bedeutendes Denkmal. Eine aufschlussreiche Chronologie der Ereignisse rundet diese lebendige Autobiografie ab, die auch als Mutmacherin für engagierte Frauen auf anderen Gebieten gedacht ist. Aufgezeigt wird nämlich, dass frau gemeinsam mit anderen Frauen politisch viel bewirken kann, vorausgesetzt frau hat einen langen Atem und noch viel mehr Zivilcourage.
Anhand der jüngsten Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, in Teilen Osteuropas und Lateinamerikas, wo fundamentalistische ChristInnen die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs zunehmend schärfer attackieren, sind diese Memoiren – auch als Anleitung zur politischen Arbeit – ein wichtiges Buch; schließlich müssen die Rechte von Frauen auf Selbstbestimmung immer wieder aufs Neue verteidigt werden. (Ruth Devime, dieStandard.at)

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NZZ am Sonntag, 27.01.2008
Die Pionierin für eine Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs schildert ihren Kampf
Der lange Weg zur Fristenlösung
Am 24. März 1970 veröffentlichte Anne-Marie Rey in der Berner Zeitung "Der Bund" einen Artikel mit dem Titel "Ein dringendes Problem: Geburtenregelung in der Schweiz". […] Damit begann ihr jahrzehntelanger Einsatz für eine Regelung des Schwangerschaftsabbruchs, welche auf dem Respekt vor der Entscheidung der schwangeren Frau beruhen sollte. Am 2. Juni 2002 wurden in der Volksabstimmung die revidierten Artikel des Strafgesetzbuches über den Schwangerschaftsabbruch, die sogenannte Fristenregelung, mit 72,2 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Der Kampf war gewonnen!
Die Geschehnisse zwischen 1970 und 2002 sind in dem packenden Erlebnis- und Dokumentarbericht festgehalten. Anne-Marie Rey hat sich alles, was sie jahrelang erstrebte, erkämpfte und erlitt, von der Seele geschrieben. Wir erfahren zunächst einiges über ihren Lebenslauf. […] Aufbäumen gegen eine ungewollte Schwangerschaft, deren Abbruch, in den Jahren darauf Schwangerschaften mit drei Wunschkindern.
Das alles bildete den emotionalen Hintergrund, aus dem sie die Kraft schöpfte, 30 Jahre lang auf ihr Ziel, das Recht auf Selbstbestimmung für die Frau, hinzuarbeiten und sich nicht durch Rückschläge, Anfeindungen und Enttäuschungen vom eingeschlagenen Weg abbringen zu lassen.
Es ist atemberaubend, nochmals mitzuerleben, wie Anne-Marie Rey und ihre Verbündeten auf der einen Seite und die Gegnerschaft einer Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs auf der anderen Seite unter Einsatz aller Instrumente der direkten Demokratie miteinander rangen. Volksinitiativen wurden lanciert und abgelehnt, Bundesgesetze beschlossen und mit Referenden bekämpft. […]
Im Buch finden sich aber auch Begleitthemen wie der Kampf um das Medikament RU 486. Den Rahmen liefert die angefügte Chronologie der Ereignisse von 1889 bis 2007. Gesetzestexte und interessante Statistiken ergänzen den Anhang.
Mit dem Schwangerschaftsabbruch hatte sich Anne-Marie Rey eines der schwierigsten und mit vielen Tabus belegten Themen der schweizerischen Gesetzgebungsgeschichte ausgewählt. Ihr Buch weist aber darüber hinaus und zeigt, wie in unserem Lande mit den Instrumenten der direkten Demokratie, begleitet von intensiver Information der Öffentlichkeit, Veränderungen herbeigeführt werden können – auch ohne Budgets in Millionenhöhe. Gefragt sind inneres Feuer, eine dicke Haut und ein langer Atem. Über diese drei Eigenschaften verfügt Anne-Marie Rey zum guten Glück.
Judith Stamm (1983-99 CVP-Nationalrätin)

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Neue Luzerner Zeitung 27.11.2007
Leben als Kampf
Während dreier Jahrzehnte war ihr Name in der Schweiz untrennbar mit dem Einsatz für die Fristenregelung verbunden. In ihrem 70. Lebensjahr erklärt Anne-Marie Rey, wie sie als dreifache Mutter dazu gekommen ist, ihr Leben in den Dienst eines Kampfes zu stellen, der immer wieder verloren schien bis er mit der Volksabstimmung vom 2. Juni 2002 unerwartet klar gewonnen wurde.
Was illegale Abtreibungen bewirken können, erfuhr die Tochter eines Gynäkologen aus Burgdorf bereits als Kind. Rey schildert erschütternde Schicksale von Frauen. Und ihren eigenen, nervenaufreibenden Kampf, den sie noch nicht beendet sieht, wie sie anhand der jüngsten Entwicklungen in den USA, in Osteuropa und Lateinamerika aufzeigt. Spannende Lektüre für politisch interessierte Frauen und Männer.
eno

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Sonntagszeitung, 7.10.2007
Chronik der Heuchelei
[…] Oft brechen in dieser monumentalen Faktensammlung die Emotionen der heute 70-Jährigen durch, ohne die es in der Schweiz keine Fristenlösung gegeben hätte, jedenfalls nicht schon 2002. […] Ungemein stark ist Reys Buch dort, wo sie die Heuchelei der alten Abtreibungsregelung schildert: die unterschiedliche Praxis der Kantone mit dem geheimen Abtreibungs-Tourismus; den Gewissensterror namentlich in den katholischen Kantonen; die soziale Unempfindlichkeit vieler Ärzte. Bis in die Achtzigerjahre hinein herrschte menschenverachtende Zufallsjustiz. Eindrücklich bleibt das Buch als authentische Dokumentation des unendlich langsamen Mechanismus der direkten Demokratie. Ein guter dokumentarischer Anhang erhöht den Nutzwert.
[…]Karl Lüönd

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Der kleine Bund, 22.9.2007
Nein, ich bereue nichts
Ein SVP-Nationalrat nannte sie einst abschätzig die "Erzengelmacherin". Diese Titulierung hat Anne-Marie Rey als Titel für ihre Memoiren gewählt. Sie blickt darin zurück auf ihren langen Kampf für eine Fristenregelung.
Frau Rey, am 2. Juni 2002 waren Sie nach 30 Jahren am Ziel. Das Volk nahm die Fristenregelung an. War Ihnen danach sofort klar, dass die Zeit für Memoiren gekommen sei?
Nach der Abstimmung führten wir noch ein Jahr den 1973 gegründeten Verein weiter. Und in dieser Zeit habe ich schon gedacht, dass es sich lohnen würde, die Geschichte der 30 Jahre dauernden Kampagne aufzuarbeiten.
Das Buch ist ein Zwitter…
… ja, weder reine Memoiren noch zeitgeschichtliche Betrachtung. Aber diese Schicksale von Frauen, die in der Illegalität abtreiben mussten und verurteilt wurden, haben mich teils so erschüttert, dass ich sie den Leserinnen und Lesern als Dokumente nicht vorenthalten wollte. […]
Die Fristenregelung ist seit fünf Jahren in Kraft. Wie sieht Ihre vorläufige Bilanz aus?
Ich war überrascht und erfreut, wie schnell sich die Regelung eingespielt hat. Der "Abtreibungstourismus" von einem Kanton in den andern ist praktisch verschwunden. Die Willkür und Heuchelei der Begutachtung durch einen zweiten Arzt und die zermürbende Warterei auf Termine: All das ist Vergangenheit.
Im Buch sprechen Sie davon, dass heute noch viele Frauen, gefördert durch Ultraschall- und andere Bilder, ein belastendes "Phantom-Kind" im Kopf haben. Sind diese Tabugefühle ein Indiz dafür, dass hier eben eine Grenze überschritten wird?
Von Grenzüberschreitung würde ich nicht sprechen. Aber die Anfeindungen aus der fundamentalistischen Ecke sind ja massiv, da schweigt frau lieber. […]
Interview: Alexander Sury


LeserInnen meinen :

"Ich habe das Buch wie einen spannenden Politkrimi gelesen, es hat mir vieles bewusst gemacht und bei mir ein Umdenken, mehr Toleranz bewirkt. Und es gab Anlass zu intensiven Diskussionen in der Familie."

"Was mich besonders fasziniert hat, ist die Art, wie geschichtliche Fakten mit ganz persönlichem Erleben verwoben werden. Das Buch liest sich wie ein Krimi."

"Das Buch ist historisch sehr interessant und gut geschrieben. Ich habe es in wenigen Tagen verschlungen, fast wie einen Krimi."

ruth6060 – Rezension auf amazon.de, 12. November 2010
Zeitgeschichtliches und Feministisches birgt das Buch 'Die Erzengelmacherin', in der die streitbare Kämpferin für die Rechte der Frauen Anne-Marie Rey das 30-jährige Ringen um die Fristenlösung in der Schweiz beschreibt.
Im Oktober 2002 hat in der Schweiz ein 100-jähriger Kampf für das Recht der Frauen, selbst zu entscheiden, ob und wann sie ein Kind bekommen wollen, sein erfolgreiches Ende gefunden. 30 Jahre davon hat Anne-Marie Rey in vorderster Reihe für das Recht mitgekämpft. 5 Jahre danach erschien jetzt die Autobiographie dieser außergewöhnlichen Frau.
Ein konservativer Nationalrat nannte sie einst geringschätzig die «Erzengelmacherin». Diese Titulierung hat die heute 70-Jährige als Titel für Ihr Buch gewählt. Sie beschreibt den nervenaufreibenden und langwierigen Kampf um die Schweizer Fristenregelung. Sie zeichnet damit ein wichtiges Kapitel Frauengeschichte nach und zeigt auf, dass frau gemeinsam mit anderen Frauen politisch viel bewirken kann, vorausgesetzt frau hat einen langen Atem und noch viel mehr Zivilcourage.
Anne-Marie Rey schildert ihre Mädchenzeit und ihre ersten Erfahrungen mit der Fristenlösung, als ihr Vater, ein Frauenarzt, nach illegalen Abbrüchen mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Sie erzählt aus der 68 er Zeit, wo sie noch eine 'fürchterlich brave' Studentin war, die keinerlei unbequeme Fragen stellte. Mit Hilfe ihrer Tante, die ihre Kinder versorgte, gelang es ihr, ihre feministisch-politische Arbeit aufzunehmen.
Anne-Marie Rey berichtet von ihrem eigenen Abbruch: 'Damals bäumte sich in mir alles auf gegen diesen Eindringling. Was geht es den Staat an, was in meinem Bauch passiert? Ich fühlte mich im wahrsten Sinn des Wortes als «Leibeigene», fremdbestimmt und gedemütigt von patriarchalischen Machtstrukturen. Und ich empfand eine ohnmächtige Wut.' Diese Wut begleitet die Leserin durch das Buch und besonders stark ist sie bei den Konfrontationen mit der katholischen Kirche. Anne-Marie Rey empfindet die vom Papst und von anderen christlichen Würdenträgern vertretene Sexualmoral schlicht als pervers.
Dieses Buch ist nicht nur eine Autobiographie, sondern auch eine zeitgeschichtliche Betrachtung einer sehr mutigen Frau. Vom ungleichen Kampf gegen Staat und die Kirche, von den vielen Etappen der Meinungsbildungsarbeit und von den verschiedenen Abstimmungskämpfen erzählt Anne-Marie Rey lebendig und überzeugend, so als wäre dies alles erst gestern passiert.
Sie schildert erschütternde Schicksale von Frauen, die in der Illegalität abtreiben mussten und verurteilt wurden Diesen Frauen, aber auch ihrem Vater, setzt sie mit diesem Buch ein bedeutendes Denkmal. Eine aufschlussreiche Chronologie der Ereignisse rundet diese lebendige und überaus spannende Autobiografie ab, die auch als Mutmacherin für engagierte Frauen auf anderen Gebieten gedacht ist.
Anhand der jüngsten Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, in Teilen Osteuropas und Lateinamerikas, wo fundamentalistische ChristInnen die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs mit immer schärfer attackieren, sind diese Memoiren – auch als Anleitung zur politischen Arbeit – ein wichtiges Buch; schließlich müssen die Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung immer wieder aufs Neue verteidigt werden.


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Ein Sonntagskind

  • Glückliche Kindheit
  • Schwärmerei, Flirts und die grosse Liebe
  • Tanzen heisst leben
  • Mir passiert so etwas doch nicht!
  • Einstieg in die Politik
  • Weltanschauung

2. Mein Vater – Frauenarzt in Burgdorf

  • Werdegang
  • Das "abtreibungspolitische" Umfeld 1919–1941
  • Das neue StGB – Wirkung, Revisionsversuche
  • Die Privatklinik Dr. Kühni
  • Vor Gericht
  • Das Ende der Klinik in Burgdorf

3. Verurteilt wegen Abtreibung

  • Zufallsjustiz
  • Neuenburger Affären
  • In den 70er Jahren
  • Die – beinahe – letzten verurteilten Frauen
  • In den 90er Jahren: gewalttätige Männer
  • Im neuen Jahrtausend

4. Der Stein kommt ins Rollen

  • Arbeitsgemeinschaft für Bevölkerungsfragen
  • Abenteuerliche Lancierung einer Initiative
  • Die Wehen von Bundesrat und Parlament
  • Von der Freigabe- zur Fristenlösungsinitiative
  • Aktionen und Querelen
  • Untauglicher Gegenvorschlag
  • Der Abstimmungskampf 1977
  • Das Referendum gegen das Bundesgesetz

5. Rien ne va plus – und doch bewegt sich etwas

  • Das Scheitern der föderalistischen Lösung
  • Ein Neuanlauf scheitert
  • Die Abtreibungsverbots-Initiative Nr. 1
  • Die Praxis in den Kantonen wird aufgeweicht
  • Das HELP-Beratungstelefon
  • Meinungsbildungsarbeit
  • Auch der zweite Neuanlauf versandet
  • Was nun?

6. Die Fäden im Hintergrund

  • Informieren, mobilisieren
  • Einfädeln
  • Netzwerken, lobbyieren
  • Schachzüge
  • Das grosse Umdenken in der CVP
  • Überzeugungsarbeit im Nationalrat
  • Ausserparlamentarische Arbeit
  • Internationale Vernetzung
  • Die Abtreibungsverbots-Initiative Nr. 2
  • Nebenschauplätze

7. Der Kampf um RU 486

  • RU 486 wird zum Politikum
  • Aus erster Hand
  • Lobbyarbeit
  • Unsere Nerven werden weiter strapaziert
  • Mifegyne findet rasche Verbreitung

8. Auf der Zielgeraden: Jetzt oder nie!

  • Die schwierigste Hürde: der Ständerat
  • Rückschlag
  • Differenzbereinigung
  • Das Referendum
  • Deutliche Absage an den Extremismus
  • Die Abstimmungskampagne wird aufgegleist
  • Mit Elan voran
  • "Dreifrontenkrieg"
  • Endspurt
  • Der 2. Juni 2002
  • Danach

9. Die Argumente im Rückblick

  • Zentrale Themen der Argumentation
  • Ärgerliche Desinformation
  • Schmähungen, Drohungen
  • Zustimmung

Schlusswort

Bilder

Anhang

  • Artikel 118–121 StGB, Fassung von 1942
  • Fristenregelung, Art. 118–120 StGB (neu 2002)
  • Verurteilungen wegen Abtreibung
  • Abstimmungsergebnisse 1977, 1985, 2002
  • Chronologie der Ereignisse 1889–2007
  • Abkürzungen
  • Literaturverzeichnis

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Abtreibungsgegner