Letzte Aktualisierung:
Anne-Marie Rey
Die Erzengelmacherin
– Das 30-jährige Ringen um die Fristenregelung
Memoiren
Xanthippe Verlag, Zürich
447 Seiten. CHF 34.-, Euro 19.-
ISBN 978-3-905795-02-8
erschienen Oktober 2007
Mit der Annahme der Fristenregelung am 2. Juni 2002 –
sie trat am 1. Oktober des gleichen Jahres in Kraft – hat in der Schweiz
ein 100-jähriger Kampf für das Recht der Frauen, selbst zu entscheiden,
ob und wann sie ein Kind bekommen wollen, sein Ende gefunden. 30 Jahre
davon hat Anne-Marie Rey an vorderster Front für dieses Recht
mitgekämpft.
In ihrer Autobiografie Die Erzengelmacherin schildert die
heute 70-Jährige diesen nervenaufreibenden und langwierigen Kampf. Sie
zeichnet damit ein wichtiges Kapitel Schweizer Frauengeschichte nach und
zeigt auf, dass man politisch viel bewirken kann, vorausgesetzt man hat
einen langen Atem.
Anhand der jüngsten Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, in
Osteuropa und Lateinamerika, wo fundamentalistische Christen die
Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs mit immer schärferem Geschütz
attackieren, legt sie dar, dass einmal erkämpfte Rechte keine Garantie
für die Zukunft sind, sondern immer wieder aufs Neue verteidigt werden
müssen.
In ihren sehr persönlichen Schilderungen führt uns Anne-Marie Rey
ausgehend von ihrer Kindheit in Burgdorf, wo ihr Vater, ein Gynäkologe,
ungewollt Schwangeren zu einem Abbruch verhalf – und dabei auch in
Konflikt mit dem Gesetz geriet –, durch die vielen Etappen der
Meinungsbildungsarbeit und die verschiedenen Abstimmungskämpfe.
Sie schildert erschütternde Schicksale von Frauen, die in der
Illegalität abtreiben mussten und verurteilt wurden.
Eine Chronologie der Ereignisse rundet die umfangreiche Autobiografie
ab, die auch als Mutmacher für Engagierte auf anderen Gebieten gedacht
ist.
Anne-Marie Rey, geboren 1937 in Burgdorf. Nach der Matur Studium an der Dolmetscherschule der Uni Genf. 1962-1965 Berufsschulklasse an der Tanzakademie Harald Kreutzberg. 1970 Mitbegründerin der Schweiz. Arbeitsgemeinschaft für Bevölkerungsfragen SAfB (später ECOPOP) und deren Sekretärin bis 1987. 1971 Mitglied des Initiativkomitees für straflosen Schwangerschaftsabbruch. 1973 Mitbegründerin und Vizepräsidentin, später Ko-Präsidentin der Schweiz. Vereinigung für Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs (SVSS). 1980-88 Mitglied des Grossen Gemeinderates von Zollikofen. 1988-1995 Mitglied des Grossen Rates des Kantons Bern. In der Funktion als Ko-Präsidentin der SVSS 30 Jahre lang an vorderster Front engagiert in der Informations- und Lobbyarbeit für die Fristenregelung und in den verschiedenen Abstimmungskampagnen zu diesem Thema 1977, 1978, 1985, bis zum Erfolg 2002. Die Autorin ist verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern.
"Wenn
ich an die Millionen Frauen denke in Lateinamerika, Afrika, Asien, die
immer noch unter den grauenvollsten Umständen in der Illegalität
abtreiben müssen; wenn ich dann zur Kenntnis nehmen muss, dass es noch
im Jahr 2006 tatsächlich Parlamente gibt – in Nicaragua, ja sogar im
US-Bundesstaat South Dakota –, die Gesetzen zustimmen, welche Abtreibung
total verbieten wollen – dann packt mich wieder die Wut …
Nein, der Kampf ist nicht zu Ende. Aber meine Hoffnung bleibt, dass in
absehbarer Zeit alle Frauen auf der ganzen Welt das Recht haben werden,
über ihren Körper und ihr Leben zu bestimmen.
Und: Non, je ne regrette rien …"
Montag, 28. Januar
2008, 19.30 Uhr
eine BERNER Polit-Aktivistin
"Die Erzengelmacherin" –
Anne-Marie Rey liest aus ihren Memoiren
ZONTA Bern Ursa, Rest. Vatter, Bern
Mittwoch, 28. November
2007, 20.00 Uhr
Anne-Marie Rey liest aus ihren Memoiren
Gemeindebibliothek, Ziegeleiweg 2, Zollikofen
Montag, 5. November
2007, 19.30 Uhr
LESEN mit: Heidi Witzig, Klara
Obermüller, Carola Meier-Seethaler, Anne-Marie Rey, Wilfried Meichtry
Moderation: Patrick Rohr
im Vortragssaal des Kunsthauses, Heimplatz 1, Zürich (Tram
3,5,8,9 oder Bus 31, Haltestelle Kunsthaus)
Eintritt: frei
Sonntag, 14. Oktober, 11 Uhr
Buchvernissage
in der Buchhandlung Langlois, Kronenplatz (Obere
Altstadt), in Burgdorf
Einführung: Leni Robert, alt
Regierungsrätin Kanton BE (1986–1990)
Die Standard, Wien, 6.2.2008
Die Erzengelmacherin
Anne-Marie Rey, streitbare Kämpferin für Frauenrechte, beschreibt das
30-jährige Ringen um die Fristenlösung in der Schweiz – ein Buchtipp
Im Oktober 2002 hat in der Schweiz ein
100-jähriger Kampf für das Recht von Frauen, selbst zu entscheiden,
ob und wann sie ein Kind bekommen wollen, sein erfolgreiches Ende
gefunden: Am 1. Oktober tritt im ganzen Land die Fristenregelung in
Kraft, welche einen straflosen Schwangerschaftsabbruch in den ersten
zwölf Wochen seit Beginn der letzten Periode ermöglicht. 30 Jahre
davon hat Anne-Marie Rey in vorderster Reihe für das Recht
mitgekämpft. Fünf Jahre danach ist die Autobiografie dieser
außergewöhnlichen Frau erschienen, welche von einem konservativen
Nationalrat einst geringschätzig die "Erzengelmacherin" genannt
wurde. Diese Titulierung hat die heute 70-jährige Anne-Marie Rey als
Titel für ihr Buch gewählt, in welchem sie den nervenaufreibenden
und langwierigen Kampf um die Schweizer Fristenregelung beschreibt.
Erste Erfahrungen
Rey schildert ihre Mädchenzeit und ihre ersten
Erfahrungen mit Schwangerschaftsabbrüchen, als ihr Vater, ein
Frauenarzt, nach illegalen Abbrüchen mit dem Gesetz in Konflikt
geraten ist. In der 68er-Zeit war sie eine "fürchterlich brave"
Studentin, die keinerlei unbequeme Fragen stellte. Mit Hilfe ihrer
Tante, die Reys Kinder versorgte, gelang es der Schweizerin, ihre
feministisch-politische Arbeit aufzunehmen.
Von ihrem eigenen Abbruch berichtet Rey: "Damals
bäumte sich in mir alles auf gegen diesen Eindringling. Was geht es
den Staat an, was in meinem Bauch passiert? Ich fühlte mich im
wahrsten Sinn des Wortes als 'Leibeigene', fremdbestimmt und
gedemütigt von patriarchalischen Machtstrukturen. Und ich empfand
eine ohnmächtige Wut." Diese Wut begleitet die Leserin durch das
Buch – besonders stark ist sie bei den Konfrontationen mit der
katholischen Kirche. Anne-Marie Rey empfindet die vom Papst und von
anderen christlichen Würdenträgern vertretene Sexualmoral schlicht
als "pervers".
Zeitgeschichte
Das vorliegende Buch ist nicht nur eine
Autobiografie, sondern auch eine zeitgeschichtliche Betrachtung
einer sehr mutigen Frau: Vom ungleichen Kampf gegen Staat und die
Kirche, von den vielen Etappen der Meinungsbildungsarbeit und von
den verschiedenen Abstimmungskämpfen erzählt Anne-Marie Rey lebendig
und überzeugend – so, als wäre dies alles erst gestern passiert.
Die Autorin schildert erschütternde Schicksale
von Frauen, die in der Illegalität abtreiben mussten und dafür
verurteilt wurden. Diesen Frauen, aber auch ihrem Vater, setzt Rey
mit diesem Buch ein bedeutendes Denkmal. Eine aufschlussreiche
Chronologie der Ereignisse rundet diese lebendige Autobiografie ab,
die auch als Mutmacherin für engagierte Frauen auf anderen Gebieten
gedacht ist. Aufgezeigt wird nämlich, dass frau gemeinsam mit
anderen Frauen politisch viel bewirken kann, vorausgesetzt frau hat
einen langen Atem und noch viel mehr Zivilcourage.
Anhand der jüngsten Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, in Teilen
Osteuropas und Lateinamerikas, wo fundamentalistische ChristInnen die
Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs zunehmend schärfer
attackieren, sind diese Memoiren – auch als Anleitung zur politischen
Arbeit – ein wichtiges Buch; schließlich müssen die Rechte von Frauen
auf Selbstbestimmung immer wieder aufs Neue verteidigt werden. (Ruth Devime, dieStandard.at)
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NZZ am Sonntag, 27.01.2008
Die Pionierin für eine Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs
schildert ihren Kampf
Der lange Weg zur Fristenlösung
Am 24. März 1970 veröffentlichte Anne-Marie Rey in der Berner
Zeitung "Der Bund" einen Artikel mit dem Titel "Ein dringendes Problem:
Geburtenregelung in der Schweiz". […] Damit begann ihr
jahrzehntelanger Einsatz für eine Regelung des Schwangerschaftsabbruchs,
welche auf dem Respekt vor der Entscheidung der schwangeren Frau beruhen
sollte. Am 2. Juni 2002 wurden in der Volksabstimmung die revidierten
Artikel des Strafgesetzbuches über den Schwangerschaftsabbruch, die
sogenannte Fristenregelung, mit 72,2 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Der
Kampf war gewonnen!
Die Geschehnisse zwischen 1970 und 2002 sind in dem packenden Erlebnis-
und Dokumentarbericht festgehalten. Anne-Marie Rey hat sich alles, was
sie jahrelang erstrebte, erkämpfte und erlitt, von der Seele
geschrieben. Wir erfahren zunächst einiges über ihren Lebenslauf. […]
Aufbäumen gegen eine ungewollte Schwangerschaft, deren Abbruch, in den
Jahren darauf Schwangerschaften mit drei Wunschkindern.
Das alles bildete den emotionalen Hintergrund, aus dem sie die Kraft
schöpfte, 30 Jahre lang auf ihr Ziel, das Recht auf Selbstbestimmung für
die Frau, hinzuarbeiten und sich nicht durch Rückschläge, Anfeindungen
und Enttäuschungen vom eingeschlagenen Weg abbringen zu lassen.
Es ist atemberaubend, nochmals mitzuerleben, wie Anne-Marie Rey und ihre
Verbündeten auf der einen Seite und die Gegnerschaft einer
Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs auf der anderen Seite unter
Einsatz aller Instrumente der direkten Demokratie miteinander rangen.
Volksinitiativen wurden lanciert und abgelehnt, Bundesgesetze
beschlossen und mit Referenden bekämpft. […]
Im Buch finden sich aber auch Begleitthemen wie der Kampf um das
Medikament RU 486. Den Rahmen liefert die angefügte Chronologie der
Ereignisse von 1889 bis 2007. Gesetzestexte und interessante Statistiken
ergänzen den Anhang.
Mit dem Schwangerschaftsabbruch hatte sich Anne-Marie Rey eines der
schwierigsten und mit vielen Tabus belegten Themen der schweizerischen
Gesetzgebungsgeschichte ausgewählt. Ihr Buch weist aber darüber hinaus
und zeigt, wie in unserem Lande mit den Instrumenten der direkten
Demokratie, begleitet von intensiver Information der Öffentlichkeit,
Veränderungen herbeigeführt werden können – auch ohne Budgets in
Millionenhöhe. Gefragt sind inneres Feuer, eine dicke Haut und ein
langer Atem. Über diese drei Eigenschaften verfügt Anne-Marie Rey zum
guten Glück.
Judith Stamm (1983-99 CVP-Nationalrätin)
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Neue Luzerner Zeitung 27.11.2007
Leben als Kampf
Während dreier Jahrzehnte war ihr Name in der Schweiz
untrennbar mit dem Einsatz für die Fristenregelung verbunden. In ihrem
70. Lebensjahr erklärt Anne-Marie Rey, wie sie als dreifache Mutter dazu
gekommen ist, ihr Leben in den Dienst eines Kampfes zu stellen, der
immer wieder verloren schien bis er mit der Volksabstimmung vom 2. Juni
2002 unerwartet klar gewonnen wurde.
Was illegale Abtreibungen bewirken können, erfuhr die Tochter eines
Gynäkologen aus Burgdorf bereits als Kind. Rey schildert erschütternde
Schicksale von Frauen. Und ihren eigenen, nervenaufreibenden Kampf, den
sie noch nicht beendet sieht, wie sie anhand der jüngsten Entwicklungen
in den USA, in Osteuropa und Lateinamerika aufzeigt. Spannende Lektüre
für politisch interessierte Frauen und Männer.
eno
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Sonntagszeitung, 7.10.2007
Chronik der Heuchelei
[…] Oft brechen in dieser monumentalen
Faktensammlung die Emotionen der heute 70-Jährigen durch, ohne die
es in der Schweiz keine Fristenlösung gegeben hätte, jedenfalls
nicht schon 2002. […] Ungemein stark ist Reys Buch dort, wo sie
die Heuchelei der alten Abtreibungsregelung schildert: die
unterschiedliche Praxis der Kantone mit dem geheimen
Abtreibungs-Tourismus; den Gewissensterror namentlich in den
katholischen Kantonen; die soziale Unempfindlichkeit vieler Ärzte.
Bis in die Achtzigerjahre hinein herrschte menschenverachtende
Zufallsjustiz. Eindrücklich bleibt das Buch als authentische
Dokumentation des unendlich langsamen Mechanismus der direkten
Demokratie. Ein guter dokumentarischer Anhang erhöht den Nutzwert.
[…]Karl Lüönd
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Der kleine Bund, 22.9.2007
Nein, ich bereue nichts
Ein SVP-Nationalrat nannte sie einst abschätzig die
"Erzengelmacherin". Diese Titulierung hat Anne-Marie Rey als Titel für
ihre Memoiren gewählt. Sie blickt darin zurück auf ihren langen Kampf
für eine Fristenregelung.
Frau Rey, am 2. Juni 2002 waren Sie nach 30 Jahren am Ziel. Das Volk
nahm die Fristenregelung an. War Ihnen danach sofort klar, dass die Zeit
für Memoiren gekommen sei?
Nach der Abstimmung führten wir noch ein Jahr den 1973 gegründeten
Verein weiter. Und in dieser Zeit habe ich schon gedacht, dass es sich
lohnen würde, die Geschichte der 30 Jahre dauernden Kampagne
aufzuarbeiten.
Das Buch ist ein Zwitter…
… ja, weder reine Memoiren noch zeitgeschichtliche Betrachtung.
Aber diese Schicksale von Frauen, die in der Illegalität abtreiben
mussten und verurteilt wurden, haben mich teils so erschüttert, dass ich
sie den Leserinnen und Lesern als Dokumente nicht vorenthalten wollte.
[…]
Die Fristenregelung ist seit fünf Jahren in Kraft. Wie sieht Ihre
vorläufige Bilanz aus?
Ich war überrascht und erfreut, wie schnell sich die Regelung
eingespielt hat. Der "Abtreibungstourismus" von einem Kanton in den
andern ist praktisch verschwunden. Die Willkür und Heuchelei der
Begutachtung durch einen zweiten Arzt und die zermürbende Warterei auf
Termine: All das ist Vergangenheit.
Im Buch sprechen Sie davon, dass heute noch viele Frauen, gefördert
durch Ultraschall- und andere Bilder, ein belastendes "Phantom-Kind" im
Kopf haben. Sind diese Tabugefühle ein Indiz dafür, dass hier eben eine
Grenze überschritten wird?
Von Grenzüberschreitung würde ich nicht sprechen. Aber die
Anfeindungen aus der fundamentalistischen Ecke sind ja massiv, da
schweigt frau lieber. […]
Interview: Alexander Sury
"Ich habe das Buch wie einen spannenden Politkrimi gelesen, es hat mir vieles bewusst gemacht und bei mir ein Umdenken, mehr Toleranz bewirkt. Und es gab Anlass zu intensiven Diskussionen in der Familie."
"Was mich besonders fasziniert hat, ist die Art, wie geschichtliche Fakten mit ganz persönlichem Erleben verwoben werden. Das Buch liest sich wie ein Krimi."
"Das Buch ist historisch sehr interessant und gut geschrieben. Ich habe es in wenigen Tagen verschlungen, fast wie einen Krimi."
ruth6060 – Rezension auf amazon.de, 12. November 2010
Zeitgeschichtliches und Feministisches
birgt das Buch 'Die Erzengelmacherin', in der die streitbare
Kämpferin für die Rechte der Frauen Anne-Marie Rey das
30-jährige Ringen um die Fristenlösung in der Schweiz
beschreibt.
Im Oktober 2002 hat in der Schweiz ein 100-jähriger Kampf für
das Recht der Frauen, selbst zu entscheiden, ob und wann sie ein
Kind bekommen wollen, sein erfolgreiches Ende gefunden. 30 Jahre
davon hat Anne-Marie Rey in vorderster Reihe für das Recht
mitgekämpft. 5 Jahre danach erschien jetzt die Autobiographie
dieser außergewöhnlichen Frau.
Ein konservativer Nationalrat nannte sie einst geringschätzig
die «Erzengelmacherin». Diese Titulierung hat die heute
70-Jährige als Titel für Ihr Buch gewählt. Sie beschreibt den
nervenaufreibenden und langwierigen Kampf um die Schweizer
Fristenregelung. Sie zeichnet damit ein wichtiges Kapitel
Frauengeschichte nach und zeigt auf, dass frau gemeinsam mit
anderen Frauen politisch viel bewirken kann, vorausgesetzt frau
hat einen langen Atem und noch viel mehr Zivilcourage.
Anne-Marie Rey schildert ihre Mädchenzeit und ihre ersten
Erfahrungen mit der Fristenlösung, als ihr Vater, ein
Frauenarzt, nach illegalen Abbrüchen mit dem Gesetz in Konflikt
geraten ist. Sie erzählt aus der 68 er Zeit, wo sie noch eine
'fürchterlich brave' Studentin war, die keinerlei unbequeme
Fragen stellte. Mit Hilfe ihrer Tante, die ihre Kinder
versorgte, gelang es ihr, ihre feministisch-politische Arbeit
aufzunehmen.
Anne-Marie Rey berichtet von ihrem eigenen Abbruch: 'Damals
bäumte sich in mir alles auf gegen diesen Eindringling. Was geht
es den Staat an, was in meinem Bauch passiert? Ich fühlte mich
im wahrsten Sinn des Wortes als «Leibeigene», fremdbestimmt und
gedemütigt von patriarchalischen Machtstrukturen. Und ich
empfand eine ohnmächtige Wut.' Diese Wut begleitet die Leserin
durch das Buch und besonders stark ist sie bei den
Konfrontationen mit der katholischen Kirche. Anne-Marie Rey
empfindet die vom Papst und von anderen christlichen
Würdenträgern vertretene Sexualmoral schlicht als pervers.
Dieses Buch ist nicht nur eine Autobiographie, sondern auch eine
zeitgeschichtliche Betrachtung einer sehr mutigen Frau. Vom
ungleichen Kampf gegen Staat und die Kirche, von den vielen
Etappen der Meinungsbildungsarbeit und von den verschiedenen
Abstimmungskämpfen erzählt Anne-Marie Rey lebendig und
überzeugend, so als wäre dies alles erst gestern passiert.
Sie schildert erschütternde Schicksale von Frauen, die in der
Illegalität abtreiben mussten und verurteilt wurden Diesen
Frauen, aber auch ihrem Vater, setzt sie mit diesem Buch ein
bedeutendes Denkmal. Eine aufschlussreiche Chronologie der
Ereignisse rundet diese lebendige und überaus spannende
Autobiografie ab, die auch als Mutmacherin für engagierte Frauen
auf anderen Gebieten gedacht ist.
Anhand der jüngsten Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, in
Teilen Osteuropas und Lateinamerikas, wo fundamentalistische
ChristInnen die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs mit
immer schärfer attackieren, sind diese Memoiren – auch als
Anleitung zur politischen Arbeit – ein wichtiges Buch;
schließlich müssen die Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung
immer wieder aufs Neue verteidigt werden.
Vorwort
1. Ein Sonntagskind
2. Mein Vater – Frauenarzt in Burgdorf
3. Verurteilt wegen Abtreibung
4. Der Stein kommt ins Rollen
5. Rien ne va plus – und doch bewegt sich etwas
6. Die Fäden im Hintergrund
7. Der Kampf um RU 486
8. Auf der Zielgeraden: Jetzt oder nie!
9. Die Argumente im Rückblick
Schlusswort
Bilder
Anhang